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Donnerstag, 9. Mai 1985 - D * * *
«ggEfci£JBJ»a» »: T d. . M 54 11.
3M-I t AnaigenaiuutaMKetoSi!^ E
H^nbur, WO) 347-1 , S£S£^SSSSS£
DIE
WELT
UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Nr. 107- 19. W.- Preis 1,20DM- I H7109A
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tagesschai
POLITIK
Besuch ans Peking: Im Rahmen
eine- Europareise besucht Chinas
Regierungschef Zhao Ziyang vom
8. bis 16. Juni die Bundesrepu blik.
Er folgt einer Einladung von
Kanzler Kohl, der im Oktober in
China war. ;
Finanzausgleich: Nordrhein-
Westfalen sucht eine politische
Lösung für eine Neuregelung des
Bund-Länder-Kn anzansgW hs.
Auf Vorschlag von Ministerpräsi-
dent Rau soll sich die Konferenz
der Landerchefs am 14. Juni mit
diesem Thema befassen. CS. 9)
Kritik: Als „nicht akzeptabel“ ha-
ben die ARD-Inteodanten auf ih-
rer Sitzung in Saarbrücken die in
der umstrittenen WDRrSendung
„Mai-Revue“ vorgenommene
„Vermischung von journalisti-
scher Reportage und Satire" ange-
sehen. Nach Angaben des ARD-
Vorsitzenden Rauker sei ein förm-
licher Beschluß jedoch nicht ge-
faßt worden. Der Vorgang werde
vom WDR noch geprüft
Brandt: Der SPD-Vorsitzende
wird bei einem Besieh in Moskau
Ende Mai auch von Parteichef
Gorbatschow empfangen.
Wohin mit dem Geld? Die Grü-
nen, denen allein 1983 fest 20 Mit
honen Mark znflnssgn, kaufen
Sac h werte auf- In Kaiirar erwar-
ben sie für 150000 Mark ein
Grundstück, das direkt an den
von ihnen bekämpften Kernreak-
tor angrenzt (S. 8)
Sacbarow: Als Testfell und Prüf-
stein für die Regierung Gorba-
tschow bezeichnet der in Köln
lebende sowjetisdte Schriftsteller
Lew Kopetew den Fhü Sacharow.
Am Verhalten gegenüber Sacha-
row könne man die Vertrauens-
würdigkeit der veijüngten sowje-
tischen Regierung ahmessen.
Moskau dementierte inzwischen
Berichte, wonach der nach Gorki
verbannte Nobelpreisträger in
den Westei reisen durfte.
Flucht Ein Posaunist des Berli-
ner Symphonie-Orchesters aus
der „DDR“ hat sich während ei-
nes Konzerts in Wales abgesetzt
In der Harz-Region gelang einem
24jährigen Kranführer die flucht
nach Niedersachsen.
Terrorismus: Bei Spreng-
s tnffimsrhlag ai if «t) a S tgrlrptp im-
leitung in Luxemburg wurden
fünf Personen verletzt Ein große-
Teil der Hauptstadt war stunden-
lang ohne Strom.
Neukaledonien: Nach eine Stra-
ßenschlachl in der Hauptstadt No-
nmwij bei der ein er-
schossen und 65 Personen verletzt
wurden, ist die näpMlirhp Aus-
gangssperre wiede- in Kraft ge-
setzt worden.
Nahost: Moskau hat Syrien nach
jgraplisrhAn Berichten die Kon-
trolle über die im Land stationier-
ten Flugabwehrraketen SAM-5
übertragen. 2000 Militärberater
seien abgezogen worden
ZITAT DES TAGES
99 Fragen von zentraler Bedeu-
tung wie die Menschenrechte kön-
nen und dürfen nicht ai
mert werden, nur weü sie
sin d und zu Meinungsverschie-
denheiten zwischen Regierungen
führen können 99
Joe Clark, famarffanTw Außenminister; in
«rinw Bf Mhmng wwAi h wm kslut -Fhlp-
treffen in Ottawa FOTO SVEN SIMON
WIRTSCHAFT
Apotheken: Etwa 40 Prozent der
17 340 Apotheken in der Bundes-
republik schreiben nach Darstel-
lung der Bundesvereämgung
ABDA „rein betriebswirtschaft-
lich gerechnet rote Zahlen“. Die
Gründe: Verfall der Handelsspan-
nen, steigende Kostenhefastun-
gen und die steigende Zahl von
Neugründungen. (S. 11)
Baugewerbe: Die Zahl der Auf-
tragseingänge sackte im Januar
und Februar um jeweils 45 Pro-
zent gegenüber den Vorjahresmo-
naten. Die Beschäftigtenzahl ver-
ringerte sich im Februar um wei-
tere 40 000 auf 940000.
Autoindustrie: Einen Rekordäus-
stoß von 11,6 MiDinnen Einheiten
veraächneten die japanischen Fir-
men im Wirtschaftsjahr 1983/84 -
3,4 Prozent mehr als im Vorfahr.
Boise: Gewinnmitnahmen brem-
sten den Anstieg der Bankenkur-
se, ansonsten w aren die Aktien
kaum verändert WELT-Aktienin-
dex 179,9 (180, IX Am Benteß-
markt tendierten öffentliche An-
leihen freundlich. BHF-Rentenin-
dex 10X987 (10L839). Perfor-
mance-Index 101,717 (101.54IX
Dollar-MSttelkurs 3,1878 (3,1960)
Mark. Goldpreis je Femunze
31235 (313,50) Dollar.
KULTUR
Provisorium beendet: Das Berli-
ner Kunstgewerbemuseum hat ei-
ne Heimstatt gefunden. Die reiche
Sammlung von Zeugnissen des
europäischen Kunsthandwerks,
von der bislang nur ein kleiner
Teil im Schloß Chartottenburg
ausgestellt wurde, ist jetzt in ei-
nem Neubau am Tiergarten unter-
gebracht (S. 21)
iHwiaifc Auf drastische Weise
zeigt sich die künstlerische Aus-
zehrung, unter der der Broadway
leidet Bei den traditionsreichen
n Tony“-Aus 2 eichnimgen für Mu-
sicals und Schauspiele wurde die-
ses Jahr auf die Preis-Vergabe in
den Musical-Kategorien Choreo-
graphie, männlicher und weibli-
cher Haiptdarstelkr verachtet
SPORT
Spertföfdenmg: Das Präsidium
des DSB hat auf einer Sondersit-
zung einstimmig einen „Perspek-
tivplan für den Spitzensport“ ver-
abschiedet. (S. 20)
Tischtennis: Der deutsche Ver-
band überlegt, den Einsatz aus-
ländischer Spitzenspieler in der
Ersten Bundesliga von der Saison
1986/87 an zu verbieten. (S. 20)
AUS ALLER WELT
Gortmnflä: Heftigen Wider-
spruch bei Juristen und Vericehrs-
experten löste die Entschei d un g
eines Amtsrichters in Albstadt
aus, einen im Straßenveitehr
nicht angegurteten Autofahrer
freizusprechen. (S. 22)
Ariane: Die Leistungsfähigkeit
der europäischen Trägerrakete
hat sich erneut bestätigt Zum
acht en Mal hintereinander g e la n g
in Kourou ein erfolgreicher Start
Zwei FemmeldesateDiten wurden
im Weltraum ausgesetzt
Wetten Stark bewölkt zeitweise
Schauer . 13 bis 19 Grad.
lasm Sie in dies er Ansgabe:
Meinungen: Zum Moskauer Be- Nicaragua: Seg f&r Shute - USA
SÜ* Privatster zu er- ^
hüben- Von C.G.Ströhm S.2 fülltHandelsloch S.W
Na ttmaHd entaaäle r : Bismarck in
Hamb urg - Hüter des Reiches mit
Blick izidifi Welt S.3
Umwelt - Forschung - Technik:
Alternative Tests ersetzen Tierver-
suche -Von A. Noldechen S.7
Forum Personalien und Leser-
briefe an die Redaktion der
WELT. Wort des Tages S. 8
Marokko: Die PoHsario unterlag
im Wüstenkrieg - Geheüngespra-
che- Von Achim Hemde S.9
WELT-Report Portugal: Europa
als Nagel gegen den Absturz in die
Dritte Welt S.17bfal9
Fernsehen: Der Computer als Ani-
mateur - Zeichentrickfilme erle-
ben eine neue Blütezeit S.38
Essen: Das Folkwang-Museum
zeigt zeitgenössische „Fotografie
ausSpamen“ S- 81
Spargel: Vom Nimbus einer bläß-
lichen und wässri^n Angelegen-
heit -Von Hans Otzen 5.ZZ
Weizsäcker am 8. Mai: Poiitiker
sollen ein Beispiel geben
„Ein Tag der Befreiung, doch für uns Deutsche kein Tag zum Feiern“
THOMAS KIEUNGER, Bonn
In einein großangelegten Versieh,
die Parteien der Bundesrepublik
Deutschland in dar S tand e der Erin-
nerung an den 8. Mai 1945 neu zusam-
menaiführen und miteinander zu
versöhnen, rief Bundespräsident Ri-
chard von Weizsäcker in der gestri-
gen Gedenkstunde im Deutschen
Bundestag dazu auf , „sieh auf die ge-
schichtliche Wahrheit nüchtern und
nhnp ifiTiggitigipdt emadassen, ohne
Flucht in utopische Beüstohrea, aber
auch ohne moralische Überheblich-
keit“ Vor dem Hintergrund des zwi-
schen den Unionsparteien und der
SPD ausgebrochenen Streits um die
geistigen Folgerungen aus dem 8. Mai
erweiterte der Bundespräsidenten ei-
ne Mahnung an die Jugend, die in
dem Satz gipfelte: „Lernen Sie, mit-
einander zu leben, nicht gegeneinan-
der“, um den in dem offiziellen Rede-
text nicht ausgedruckten Satz: „Las-
sen Sie auch m» als demokratisch
gewählte Politiker dieses beherzigen
und anderen ein Beispiel geben.“
Von Weizsäckers Rede bildete das
Kernstück der BundestagGedenk-
stunde, an der neben dm Abgeordne-
ten und dem Bundesrat auch die Spit-
zen do: Kirchen, der Verbände, der
Verfassungsorgane, der Arbeitgeber-
und Arbeitnehmerorganisationen
teflnahmen Der Plenarsaal war fest
bis auf dm letzten Platz gefüllt Auf
den Zuschauertribünen drängten
sich vor allem junge Menschen, dar-
unter ganze Schulklassen. Ein Groß-
teil des Diplomatischen Korps folgte
von der Ehrentribüne den Anspra-
chen von Bundestagsprasident Jen-
tifngpr ur*d B undes p rasidentea
Als „Tag der Befreiung" wußte der
Bundespräsident den 8. Mai 1945 ver-
standen wissen, „doch für uns Deut-
sche kein Tag zum Feiem“. In großen
Themenstüctea behandelte von
Weizsäcker die Ursachen der Tragö-
die, die Tran» 1 um die Verluste, die
Dialektik von Erinnerung und Ver-
söhnung sowie die Perspektive der
SEITE 2:
ftbwV n ateo U rag
SEITE 4:
^
Zukunft, cte Jugend. Eigens würdig-
te er die Kauen, die „den vielleicht
größtem Teil dessen, was den Men-
schen aufgeladen war, getragen“ hat-
ten. In seiner Analyse, passagenweise
einem Geschichtsdozenten ähnelnd,
wich von Weizsäcker historischen
Deutlichkeiten nicht »»g „Allen poli-
tisch denkenden Menschen jener Zeit
war klar“, so referierte er im Rück-
blick auf das Jahr 1939, „daß der
deutsch-sowjetische Pakt lüttes Ein-
marsch in Polen und damit den Zwi-
ten Weltkrieg bedeutete“. Damit sei
zwar die deutsche Schuld am Aus-
bruch des Krieges „nicht verringert“;
aber Weizsäcker formulierte: „Die So-
wjetunion nahm ^ K r jfc g anderer
Völker in Kauf; um sich am Ertrag zu
beteiligen.“
Doch stand im Mittelpunkt der Re-
de dar Gedanke der Aussöhnung und
der Verständigung. „Wenn wir flawm
denken, was unsere östlichen Nach-
barn im Kriege zu erleiden hatten,
werden wir verstehen, daß der Aus-
gleich, die Entspannung und die
friedliche Nachbarschaft mit
Landern zentrale Aufgabe der deut-
schen Außenpolitik bleiben“, rief der
Bundespräsident unter d em Reifen
des gesamten Hauses. Auch den Be-
griff der Heimat und der Heimatliebe
hob der Präsident in die Ebene der
Versö hn l ich k e it: „Wer könnte dar
Friedensliebe eines Volkes vertrauen,
das imstande wäre, seine Heimat zu
vergessen?“ Wie als Replik auf die
vor einem Jahr von Moskau inspirier-
te Revanchismus-Kampagne kam der
stark beklatschte Satz: „Heimatliebe
eines Vertriebenen ist kern Revan-
chismus.“
Aber von Weizsäcker e rinner te
auch daran, daß sich „auf vielen alten
Friedhöfen im Osten heute schon
• Fort Mto BflSshaS
Reagan macht den Europäern Mut
In seiner Straßburger Rede erinnert der Präsident auch an Afghanistan und Nicarag ua
DW. Straßbarg
US-Prasident Reagan hat in «»mw
Rede vor dem Europaparlament in
Straßburg der Sowjetunion prakti-
sche Schritte zur Verbesserung der
Beziehungen vorgeschlagen und zu-
gleich den Wester zu einer Besin-
nung auf die den Demokratien zu-
grundeliegenden Wate aufgefordert
In den 70a Jahren, e rinner te Reagan
die Abgeordneten, hatten die USA
große Anstren gung en unte rnommen,
um ihre Programme für strategische
Waffen einseitig zu begrenzen. Da-
mals sä man überzeugt gewesen, daß
die Sowjetunion sich Ihrerseits an be-
stimmte Regeln halten würde - „Re-
geln wie den Veracht jeder Seite, auf
Kosten der anderen einen einseitigen
Vorteil zu erreichen suchen". Jene
Bemühungen hätten auch zu gewis-
sen Verbesserungen geführt, das
Vtemächtpahkommen für Baiin sä
das beste Beispiel. „Aber die Hoff-
nungen auf eine umfassendere und
dauerhaftere Mäßigung im Wettstreit
zwischen Ost und West zerbrachen in
A ngol a , Äthiopien, Afghanistan und
Nicaragua.“
Im pjnarfnm unterbreitete er fol-
gende Vorschläge:
L Zwischen den Generalstäben bei-
der Staaten sollte eine direkte Verbin-
dung in Form einps „ hriBpn Drahts“
eingerichtet werden.
mäßig Beobachte ausgetauscht wer-
den.
3. Zwischen den höchsten Militär-
dienststellen sollten regelmäßige
Kontakte stattfinden.
4. Die amgrikanigphp Regierung ist
berät, über die sowjetischen Vor-
schläge zur Nichtanwendung von Ge-
walt zu diskutieren, von ripngn Mos-
kau säne Zustimmung zu Vertrauens-
bildenden Maßnahmen abhängig
macht
Dem Wettrennen bei da Aiamiü-
stung setzte Rpagan seinen Vor schlag
emer Stra teg is c h en Verteidigungsin-
itiative (SDI) entgegen. Angesichts
der Entwicklung änps neuen mobi-
len Raketensystems mit nuklearen
Mehrfachsprengköpfen durch die So-
wjets, das eindeutig als „Erstschlag-
waffe“ angelegt sei, plädierte er für
die Erforschung da MögHchkpiton
Hpt Rak#4^p ahivphr im Wpltranm
Reag an erinnerte an die großen
Leistungen Europas nach dem Krieg
und ging dann auf Stich WOfte wie
JEurop egsünistnu s" und JSuropara-
lyse“ ein. Den Zweiflern rief a zu:
„Europa, geliebtes Europa, du tust
größer als du glaubst Du bist da
jahrhunder tealte Hort westlicher
Ideen und westlicher Kultur, du bist
da Ursprung da westlichen HmIp
und da Quäl des westlichen Glau-
bens. Europa, du hast Macht und
Ruhm des Westens verkörpert und
daraus entsprang d**in moralischer
Erfolg. In < ton Schrecknissen nach
dem Zweiten Weltkrieg hast du den
Totalitarismus zurückgewiesen, du
hast den Verheißungen des neuoi
.Übermenschen' und des »neuen kom-
munistischen Menschen' widerstan-
den. Du hast bewiesen, daß du ein
großer moralischer Erfolg warst -
und hist“
Honecker erwägt , Arbeitsbesuch 6 in Bonn
Z wHch e n b n i ta ig nach Teflrabme an XJNO-Versamminng bedürfte keiner langwierigen Vorbereitung
hrfc/Co. Berlin/Botm
SEDUhef Erich Honecka erwägt
Ende Septemba nach einer mögli-
chen Teilnahme an da UNO-Vollver-
sammlung auf dm Rückflug von
New York in Bonn zwischenzulan-
den, frwr einen l m r yp „Aibeits-
besuch“ zu absolvieren. Dies wurde
aus diplomatischen Kreisen in West-
Balm und am Rande der Feierlich-
keiten zum 8. Mai in Ost-Berlin be-
kannt
Ein solchg Aufenthal t mit st raften
Programm würde dem Besuch weit-
gehend die dramatischen Umstan-
' de“ da abgesagten Visite vom Som-
mer 1984 nehmen.
Allerdings ist im Bundeskanzler-
amt über derartige Rane nichts be-
kannt Auch da Ständigen Vertre-
tung Bonns in Ost-Berlin sind bisher
ltww» Informationen darüber zuge-
gangen. Deshalb konnte noch kei-
nerlei Verabredungen getrof fen wer-
den. Bonner Itegiernngskreise haben
Jaruzelski
grenzt Willen
zum Dialog ein
DW. Warschau
Da polnische Parteichef General
Jaruzelski hat die Dialog-Bereitschaft
Warschaus gegenüba Bonn scharf
eingegrenzt Auf einer Feier zum 40.
Jahrestag da „Wiedergewinnung“
da Oder-Neiße-Gebiete rühmte Jaru-
zelski in Breslau die „wirkliche Ver-
söhnung“, die Polen mit da „DDR“
gelungen sei.
M"" sehe in Polen auch, daß es
westlich der Hbe „nicht mir Sprecher
da Vergeltung sowie Revisionismus
und Militarismus gibt“. Man schätze
die Haftung all derer, die „die Unan-
tastbarkeit der bestehenden Realitä-
ten anerkennen“. Auf dieser, „und
nur auf diese? Ebene“ sä Warschau
zu pmem Dialog mit da Bundesrepu-
blik Deutschland bereit Da General
leugnete die Existenz einer deut-
schen Minderheit in Fatei.
Sette ifcGonmlka
nur gerüchteweise erfahren, daß sich
Honecker angesichts da geplanten
Reise des sowjetischen Generalsekre-
tärs Michail Gorbatschow zur UNO
ebenfalls mit dem Gedanken eines
Fluges nach New York trage:
Da da „DDR“-Staatsratsvorsitzen-
de sämtliche Ost-West-Schritte nur in
pngsr Tgftijrthpr Anlehnung an Akthd-
tate Gorbatschows unternehmen
kann, spräche - wie man in Ost-Ber-
lin hören kann — T prhtR gfi g pn pme
solche Absicht Bä dieser Gelegen-
heit wäre sogar eine kurze Begeg-
nung zwischen Honecka und dem
anyjrifamigrhgn Präsi denten Ro nald
RAag an denkbar.
Auf da Rückreise nach Ost-Berlin
könnte Honecka dann zu emem „Ar-
beitsstopp“ in Bonn landen. Dies
würde nach Ansicht Ost-Berlins kei-
ner langwierigen und da Sache bis-
her stets abträglichen Vorbereitung
bedürfen. Neben Gesprächen mit
Tb inripglranrier Holmirt Knhl und ei-
Albanien will
Beziehungen zu
Italien ausbauen
DW.Rom
Albanien wünscht eine Jronstruk-
tive und fruchtbare Entwicklung“
seines Verhältnisses zu Italien. Diese
Formulierung enthält ein Schreiben
des albanischen Ministerpräsidenten
Alrifl Ca rami an den italteiischen ~Ra-
gerungsefaef Bettino Craxi Wie ge-
stern in Rom mitgeteilt wurde, wa-
den in dem Brief auch „Gefühle von
Sympathie und Freundschaft* gegen-
über Italien ausgedröckt Beobachter
werten das Schreiben als erstes An-
zeichen für eine Öffnungspolitik des
Landes gegenüber Europa nach dm
Tode Enver Hodschas. Sein Nachfol-
ger, Ramiz Alfa, batte allerdings dar-
auf behairt, daß keine Verbesserun-
gen da Beziehungen zu Washington
oder Moskau zu e rwar t e n sind. Ein
BaiMdstpipgramm Moskaus Mim To-
de Hodschas war von Tirana sogar
zmückgewiesen worden.
ner Begegnung mit Bundespräsident
Richard von Weizsäcker wäre ein Ab-
stecher zum Kari-Marx-Haus in Trier
denkbar. Weitere Unternehmungen,
etwa eine Fahrt in Honeckers saarlän-
dische Heimat, könnten Hann - folgt
man Hipgpn Üb erleg un g en — bä ei-
nem späteren umfangreicheren Be-
such nachgeholt werden.
Ein früherer Termin als Septemba
1985 kommt für Honecka schon des-
halb nicht in Betracht, weil Ost-Ber-
lin eine Fülle wichtiger Besucher er-
wartet In Kürze soll der rumänische
Partei- und Staatschef Nicolae Ceau-
sescu säne mehrfach verschobene
„DDR“-Visite nachholen. Anfang Ju-
ni steht eine Tagung des Internationa-
len Olympischen Komitees in Ost-
Berlin an. Am 10. und 11. Juni wird
sich Frankreichs Pr emi e rminis ter
Laurent Fabius in Ost-Botin aufhal-
te Noch im Sommer könnte der ver-
einbarte Besuch des spanischen Kö-
nigs Juan Carlos stattfinden.
Bei Erwähnung
Stalins gab es
Beifall im Kreml
DW. Moskau
Bä da Festsitzung zum 40. Jahres-
tag des Sieges da UdSSR im Mos-
kauer Kreml hat gestern da sowjeti-
sche Partächef Michail Gorbatschow
davor gewarnt, die „Gefährlichkeit
des westdeutschen Revanchismus"
zu unterschätzen Er beschuldigte die
Vereinigten Staaten, maßgeblich an
der Wiederbelebung dieses angebli-
chen Revanchismus beteiligt zu sein
und kritisierte auch den Besuch Prä-
sident Reagans in Bitburg. Die Teil-
nehmer der Sitzung gedachten da 20
Mnticmm Taten, die die UdSSR im
Zweiten Weltkrieg zu beklagen hatte.
Als Gorbatschow den Diktator Josef
Stalin erwähnte, gab es im Saal anhal-
tenden Beifall. Da Parteichef erklär-
te, die Sowjets hätten dem deutschen
Volk nach dem Sieg über den Fa-
schismus beim Wiederaufbau gehol-
fen.
DER KOMMENTAR
Vision
FRITZ WIRTH
D ie Arbeit, die vor uns liegt
gleicht dem Bau einer gro-
ßen Kathedrale. Die Arbeit ist
langsam, kompliziert, mühsam.
Sie wird von Generation zu Gene-
ration weitergereicht Die Resulta-
te mögen sich dem Auge nur all-
mählich öffnen, doch unsere
Nachfahren werden den Glauben,
die Hingabe und die Liebe erken-
nen, mit da sie geschaffen wur-
den. Meine Freunde, Europa ist
eine Kathedrale.“
Diese Satze des amerikani-
schen Präsidenten in Straßburg
tennzeichnen Thema, Vision und
Sti mm ung einer bemerkenswa-
ten Rede, einer Laudatio auf Eu-
ropa. wie sie in diesem Jahrhun-
dert noch von keinem anderen
amerikanischen Präsidenten ver-
nommen wurde- einem Präsiden-
ten wohlgemerkt, dem Kritiker
nachsage n , daß die Jahre an da
Westkürte seine Politik pazifisch
angehaucht hätte
Er strafte sie Lügen mit einem
Bekenntnis von simpler, aber ein-
dringlicher Klarheit- Die USA
sind nicht nur der Sicherheit und
Partnerschaft Europas verpflich-
tet, sondern auch da Beendigung
da künstlichen Teilung dieses
Kontinents mit redlichen Mitteln
Und a sagt den Europa-Pessi-
misten ins Gesicht „Europa, mein
geliebtes Europa, du bist größer
als du denkst“ Diese Baumei-
ster-Thematik, diese Betonung
des Konstruktiven, zieht sich als
Leitmotiv durch seine gesamte
Rede, auch dort, wo er sich mit
da Macht auseinand ersetzt, die
die Teilung Europas zu verant-
worten hat mit der Sowjetunion.
Reagan erläutert in sechs Thesen,
die sein Sicherheitsberater
McFariane die Stützpfeiler der
amerikanischen Ostpolitik nennt,
den Goodwill, die Zielrichtung,
aber auch die Grenzen da Belast-
barkeit seines Verhältnisses zu
Moskau.
Sie enthalten keine Drohungen
und keine ultimativen Ansprüche.
Sie sind vielmehr ein Bauplan für
ein realistisches, friedenssichern-
des Verhältnis zum Kreml.
Das Konzept ist nicht neu. Neu
aber ist da Adressat, Michail Gor-
batschow. Er kennt mit dieser Re-
de das .Fundament, von dem aus
Ronald Reagan den beabsichtig-
ten Dialog mit ihm zu führen ge-
denkt „Wir können und sollten
unsere Freiheit und unseren Frie-
den nicht auf da Basis ständig
wachsender Nukleararsenale auf-
bauen. Wir müssen nicht den end-
losen Prozeß eines nuklearen Rü-
stungsrennens akzeptieren.“
E s war sein bisher eindrucks-
vollstes öffentliches Credo
zur nuklearfreien Weltraum vertei-
digung, zum SDI-Programm. Er
kehrte damit logisch und konse-
quent zum Ausgangspunkt seiner
Straßburger Rede zurück: Kathe-
dralen sind Werke des Friedens.
„Die Steuerzahler nicht im
nachhinein zur Kasse bitten“
Professor Hein beklagt Versäumnisse der Fmanzverwaftang
KAREN SÖHLER, Bonn
Die Finanzverwaltungen trügen
Schuld an den Problemen, die sich im
Zusammenhang mit Parteispenden
ergeben haben: aus Grund
dürfe da Steuerzahler nicht nach-
träglich zur Kasse gebeten werden.
Diese Auffassung bekräftigte der
Präsident des Bundesfinanzhofs,
Professor Franz Klein, gestern erneut
auf dem Deutschen Steuerberater-
kongreß ’85. Die Bürger hätten nach
Treu und Glauben gehandelt
Klein gründet seine Überzeugung
auf wnp Entscheidung des Bundes-
verfassungsgerichts aus dem Jahre
1958. Damals war ein Paragraph ge-
ändert worden, da in seiner Neufas-
verwehrte, Spenden an politische
Parteien weiterzugeben- Eine Verord-
nung aus dem Jahr 1956, die die Ab-
zugsfShigkeit von Spenden für
staatspolitische Zwecke regelte, wur-
de jedoch nicht an die veränderte Ge-
setzgebung angepaßt
Und so folgten beispielsweise die
Staatsbürgeitidte Vereinigung, Kohl,
oder die Deutsche Wählergesell-
schaft, Frankfurt, nicht da neuen
Rechtsprechung. Sie führten ihre Ge-
schäfte fort wie bis dahin. An diesem
Punkt setzt Kleins Begründung für
seine Auffassung am Tages- und Wo-
chenpresse als auch die Wissenschaft
hätte von diesem gesetzwidrigen
Verhalten gewußt „Die Rechen-
schaftsberichte da Staatsbürgerli-
chen Ve reinigu n g enthi elten stets die
Zuweisungen an die Ifarteien; die Be-
richte winden wiederum von Wirt-
schaftsprüfern geprüft und die Fi-
nanzämter nnhrnpn die Sp end^nq uit.
tungen in Tausenden von Fällen als
Belege für abaigsfahige Ausgaben
unbeanstandet an“, obwohl Bundes-
anzäger von Staatsbürgerlichen Ver-
einigungen die Weiterleitung an die
Parteien veröffentlichten, soweit die
Spendengrenze des Parteiengesetzes
überschritten war.
25 Jahre wurden diese finanzgeba-
ren nicht bemängelt Einen Schluß-
strich zog erst das Parteifinanzie-
rungsgesetz von 1984. Klein zieht dar-
aus den Schluß, daß da Steuerpflich-
tige bis zu dem Zeitpunkt davon aus-
gehen mußte, daß Parteispenden, die
zunächst an begünstigte Körper-
schaften gezahlt wurden, nach wie
vor steuerlich absetzbar säen.
Dieses Vertrauen des Bürgers ist
im Steuerrecht geschützt Jedoch
nur, wenn das geltende Recht keine
Verwirrungen weckt Denn in Zwei-
felsfallen darf da Gesetzgeba die
Rechtslage rückwirkend klaren. Mit
einem Rückschluß begründet da
Präsident des Bun desfinanzhö fe, daß
diese notwendige Klarheit aus da
Sicht des Bürgers im Fall Parteispen-
den jedoch bestand: Steuerbegün-
stigt wurden Vereinigungen, die ei-
nen staatspolitischen Zweck erfüll-
te Die Parteien sind verfassungs-
rechtlich aufgefordert mit ihrer Ar-
beit solchen Zielen zu dienen.
Seinen Vorwurf richtet Klein an
den Gesetzgeba, die Gerichte und
die Verwaltung, die es versäumt hät-
ten, die Rechtsverordnung über die
Spendenbegünstigung von 1956 an
die Entscheidung des Bundesverfas-
sungsgerichts von 1958 anzupassen.
Seite fc SteuersehraubenwIndungeD
Appell an Gorbatschow:
Regimegegner freilassen
KSZE-Rnnde über Menschenrechte begann mit Verzögerung
DW. Ottawa
Ein«» amerikanische Menschen-
rechtskommission hat anläßlich da
seit gestern in Ottawa tagenden
KSZE-Runde in einem offenen Brief
an den sowjetischen Parteichef Mi-
chail Gorbatschow appelliert, alle po-
litischen TBftlfnp » freizulassen und
die Ausreisebestimmunggn zu
lokckern. Da Kommission sitzen da
republikanische Senator d’Amato
und da demokratische Abgeordnete
des Repräsentantenhauses, Hoya,
vor. Das Schreiben soll den Vertre-
tern da 35 Länder vorgelegt werden,
die vor zehn Jahren in Helsinki die
Schlußakte über Sicherheit und Zu-
sammenarbeit in Europa (KSZE) un-
terzeichnet hatten.
Vor Beginn der Konferenz hatte
sich auch 21 Ehefrauen von US-Par-
lamentariera für die politischen Ge-
fangenen in da Sowjetunion einge-
setzt Sie waren mit da Ankündigung
an die Öffentlichkeit ge t r e t e n, sie hät-
te je einen inhaftierte Regimegeg-
ner „adoptiert“, für domsen Freilas-
sung sie sich einsetzen wollten.
Die Konferenz in da kanadischen
Hauptstadt, die noch bis zum 17. Juni
dauert, ist die erste ihrer Art außer-
halb Europas und auch die erste, die
sch ausschließlich mit Fragen da
Menschenrechte befaßt Zu Beginn
der Konferenz hatte es die ersten Aus-
einandersetzungen zwischen östli-
chen und westlichen Staate gege-
ben. Weil sich die Teilnehmer nicht
auf eine Tagesordnung einigen konn-
ten, wurde die erste Sitzung mit sie-
benstündiger Verspätung begonnen.
Hauptstreitpunkt war die Frage, in
welchem Umfang die Sitzun gen da
Öffentlichkeit zugängig sein sollten.
Die NATO-Staaten wollten ganz offen
über Verletzung von Menschenrech-
ten sprechen. Der sowjetische Chef-
delegierte Wsewolod Sofinsky regte
dagegen an, die Gespräche nicht öf-
fentlich zu führen. Er sagte: „Diskus-
sionen üba die Menschenrechte in
anderen Ländern führen cur zu Kon-
frontationen.“
Die letzte KSZE-Runde vor Ottawa
hatte 1983 in Madrid stattgeftmden
und war durch den sowjetischen Ab-
schuß eines südkoreanischen Passa-
gierflugzeuges überschattet worden,
bei dem 269 Menschen ums Leben
kflmpn
G
2
MEINUNGEN
DIE WELT - Nr. 107 - Donnerstag, 9. Mai 1985
DIE m WELT
UNABHÄNGIGE TAGESZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND
Uber Verantwortung
Von Wilfried Hertz-Eichenrode
E ine Geschichtsstunde „unter uns“ hielt der Bundespräsi-
dent am 8. Mai im Deutschen Bundestag, eine Stunde
redlicher Darstellung der Fakten von 1933 an, und auch eine
Stunde einiger mutiger Einsichten. So etwa das Wort, es gehe
nicht darum, Vergangenheit zu bewältigen; denn die Vergan-
genheit lasse sich ja nicht nachträglich andern oder ungesche-
hen machen. Oder das Wort vom Erinnern, mit der Herleitung
aus der jüdischen Religion: „Das Vergessenwollen verlängert
das EyTI, und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“.
Es war eine Geschichtsstunde Respekt gebietender menschli-
cher Hinwendung zu allen Völkern und allen Randgruppen,
die Hitler in das Unheil gerissen hat
Mutig auch das vom Abgeordneten Hupka applaudierte
Wort, Gewaltverzicht heiße „den widerstreit e nden Rechtsan-
sprüchen das Verständigungsgebot überzuordnen“, obschon
die Aussage, daß nicht ein Europa der Mauern sich versöhnen
könne, sondern ein Kontinent, der seinen Grenzen das Tren-
nende nehme, hier und nicht erst später hätte anschließen
sollen. Nicht alle werden auch den Satz, „daß der Ausgleich,
die Entspannung und die friedliche Nachbarschaft“ mit unse-
ren östlichen Nachbarn „zentrale Aufgabe der deutschen Au-
ßenpolitik bleiben“, ohne weiteres unterschreiben; denn der
ungetrübte Blick in die Gegenwart zeigt, daß die wirklich
„zentrale Aufgabe“ immer noch die Bewahrung unserer Frei-
heit sein muß. Das schmälert nicht unseren Friedenswillen in
Richtung Osten.
So scharf das Auge zu Recht auf die Vergangenheit gelenkt
wird, so sehr verblaßt die Sehschärfe des Blicks auf die Gegen-
wart Im Grunde wird in der Rede alles, was gesagt werden
muß, gesagt; aber die Aussagen zur Gegenwart gewinnen keine
Kontur. Das betrifft unsere Partnerschaft im Westen, beson-
ders mit Amerika, gteicherrnaBpn wie die Diktatur im Osten.
Erkennbar bat von Weizsäcker in dieser Weise gesprochen,
weil er dem Wort des Bundespräsidental integrative Kraft
verleihen wollte; dazu besteht auch jeder Grund. Doch wie
kann man der Jugend „die Verantwortung für das, was in der
Geschichte daraus (aus dem, „was damals geschah“. Die Red.)
wird“, auf die Schultern legen, wenn man ihr den Blick in die
Gegenwart verschleiert?
Steuerschraübenwindungen
Von Peter Gillies
J ede Debatte über Steuern - zumal zum Zwecke ihrer Sen-
kung - ist willkommen. Besonders vor Wahlen schwellen
diese Reden an. Weil der Bundesfinanzminister dies witterte,
placierte er Anfang der Woche eine Mahnung: Man könne nicht
überall kostspielige Projekte finanzieren und gleichzeitig die
Zwanzig-Milliarden-Steiierreform komplett auf 1986 vorzie-
hen. Vom Zwang der Konsolidierung sei man noch nicht erlöst
Die noch immer steigenden Bundesschulden (mit der ent-
sprechenden Zinslast) lassen es verwegen erscheinen, den
Sparkurs für beendet zu erklären. Indes bedeutet es einen
qualitativen Unterschied, ob der Staat auf Steuereinnahmen
verzichtet oder ob er für irgendwelche Zwecke mehr ausgibt
und subventioniert Steuersenkung setzt dynamische Kräfte
frei, regt zur Leistung an, stellt einen Beifrag zur Bekämpfung
von Schwarzarbeit dar, eine Art Weckamin für Wirtschaft und
Arbeitsmarkt
Dies rückt in den Voitiergmnd, wenn die Konjunktur Ermü-
dungserscheinungen zeigt Das sei jetzt der Fall, glauben maß-
gebende FDP-Politiker (und auch einige aus dem Unionsla-
ger). Dabei stehen sie allerdings auf recht wackeligem statisti-
schem Grund. Dieselben Politiker, die sich jetzt klüger geben,
hatten dem Plan zugestimmt, die Steuerentlastung in zwei
Stufen - 1986 und 1988 - vorzunehmen.
Nun wäre Klotzen statt Kleckern von jeher sinnvoller gewe-
sen. Verzagtheit widerspräche auch der Wendephilosophie der
bürgerlichen Koalition Aber diejenigen, die just vor einem
Wahltermin um so vieles klüger sind, sollten ihre eigenen
Beschlüsse und den absehbaren Widerstand des Bundesrates
bedenken Im übrigen hat gestern auch de- Bundesbankpräsi-
dent durch seinen Ruf nach Abbau hemmender Uuteraeh-
raenssteuem verdeutlicht, daß die Debatte mit dem bloßem
Vorziehen auf 1986 nicht ausgestanden wäre. Sie öffnete sich
weiter und bezöge den Dauerarger „Subventionsabbau“ ein
Steuerpolitik ist weder ein „Blauer“ in der Tasche, noch das
Blaue vom Himmel Die Bonner Helfer in Steuersachen sollten
klaren Kurs steuern
Nürnberger Geister
Von Peter Schmalz
D as „Nürnberger Friedensgespräch“, auf dem Sozialdemo-
kraten „politische Gespräche über die Umrisse einer
neuen Friedenspolitik“ führen wollten, (O-Ton Willy Brandt),
sind gelaufen, aber ihr Geist wird nicht so schnell verfliegen.
Das wäre auch gut so, waren sie beseelt gewesen von einem tief
und ehrlich empfundenen Wunsch nach Frieden und gegensei-
tigem Verständnis.
Die SPD hat aber in Nürnberg einen anderen Geist beschwo-
ren. Unter dem Vorwand eines Gedenkens des Kriegsendes
erlebte man die femsehgerechte Präsentation östlicher Polit-
Propaganda gegen den Westen. Kein Sozialdemokrat wider-
sprach, als der Vertreter von Wolgograd, dem einstigen Stalin-
grad, den Friedensgedanken Lenins rühmte, dem jetzt die
UdSSR nacheifere. Keiner in der Nürnberger Meistersinger-
balle hat nachgefragt, was es denn mit dem frieden m Afghani-
stan auf sich habe.
Kein Sozialdemokrat meldete einen Zweifel an, als die Ver-
treterin aus dem tschechischen Lidice die „konsequente und
langfristig orientierte Friedenspolitik der UdSSR“ lobte und
„unserem Befreier, der sowjetischen Armee“, gedachte. Koner
wagte einen Hinweis auf die „Befreiung“ Nummer zwei vom
20. August 1986.
Da gab es keine klare Stellungnahme für das Bündnis, dem
die SPD ihre Freiheit verdankt Da trat kein SPD-Mitglied als
Zeuge auf; das in den „DDR“ -Zuchthäusern gesessen ist, kein
Zeuge aus Katyn oder aus dem GULag. Dresden und Coventry
wurden in einen Topf geworfen, Königsberg - oder muß man
sagen: „Kaliningrad“? - war nicht vertreten.
Dies sei ein Tag, andern die Sozialdemokraten nicht schwei-
gen dürfen, hatte Willy Brandt in die Einladung geschrieben.
Aber es wurde der Tag, an dem sie so sehr schwiegen, daß es
einem die Kehle schnürte. Sie schwiegen und klatschten. Egon
Bahr suchte sich und der Versammlung noch Absolution zu
erteilen, indem er meinte, „wir müssen nicht jeden Satz unter-
schreiben, den unsere Gaste gesagt haben“.
Wir müssen jedes Wort sorgfältig prüfen, das die Nürnberger
Meisterklatscher da feierten. Und jedes, das sie sich versagten.
Treu und Glauben
Von Enno v. Loewenstem
Z unächst freut man sich ange-
sichts der glasklaren und glas-
klar raisonnierten Darstellung des
flnanzhof-Präsidenten Franz Klein
zum Stichwort „Treu und Glau-
ben“ über den Mut des obersten
Steuerbürgerschützers:
„Ein Spender, der im guten
Glauben auf die im Zeitpunkt der
Hingabe bestehende Steuerbefrei-
ung eine Spende zu wendet, muß
Sich darauf v erlassen können, daß
die Steuerbefreiung nicht rückwir-
kend entfällt, “
„Da der Gesetzgeber erst 1984
T>t W»Manfep end e n für staatspoliti-
sche Zwecke für unzulässig erkiar-
te und das finanzgebaren fünfund-
zwanzig Jahre nicht beanstandet
wurde, konnten die Steuerpflichti-
gen davon ausgehen, daB hier ein
zulässiger Weg gegeben sei, Spen-
den an Parteien steuerlich abzuset-
zen.“
JEs ist dem Bürger nicht zuzu-
muten, die mittlerweile siebzig
Ttändp des Bundesverfassungsge-
richts durchzulesen, ob darin eine
Entscheidung enthalten ist, daß die
Rechtsnorm nicht so, sondern an-
ders zu verstehen ist“
Wie anders? Auch das klärt
Klein auf. Es gab eine Karlsruher
Entscheidung, die Zuwendungen
an Parteien «inschränkte. „Die
Weitergabe von Spenden war aber
gerade das, was die Staatsbürgerli-
che Vereinigung bis riahm getan
hatte und auch weiterhin tat
. . . Die Rechenschaftsberichte der
Staatsbür gerlichen Vereinigung
enthielten stets die Zuweisungen
an die Parteien; die Berichte wur-
den wiederum von Wirtschaftsprü-
fern geprüft und die Finanzämter
nahn^dteSpenderuiufttungenin
Tausenden von Fällen als Belege
für ahzugsfähige Ausgaben unbe-
anstandet an . . .“
Und nun spricht er das Wort aus,
auf das man gewartet hat: „Grauzo-
n e“.^Der zi^nd^^R^e rei ^mi
sterialrat Dr. TroH, habe in einem
Leserbrief bestätigt, daß man von
ihr wußte. „Weder der Bund noch
die Land«: haben sich bemüht, die
Zweite Verordnung über den Ab-
zug von Spenden zur Förderung
staatspolitischer Zwecke vom 23.
Oktober 1956 aufruheben, obwohl
die Arbeitsweise der Vereinigung
der flnanzverwaltung mindestens
seit Ende der siebziger Jahre be-
kannt war, nachdem die Fmanzver-
waltung durch die Steuerfahndung
St Augustin die Tätigkeit geprüft
hatte.“ Erst die Neuregdung 1984
habe Abhilfe geschaffen.
Mit der trockenen Note, daß sich
„ein Verschulden der Verwaltung
nicht narbtrSglirh Mim Nachteil
des St ff teFp fltehtig pn auswirken
darf*, schließt Professor Klein -
und mehr muß ein Finanzrichter ja
wohl auch nicht sag&L Dafür sagte
es ein Politiker, der auch Mut hat
Staatssekretär B enno Erhard erin-
nerte daran, daß es bereits eine Fül-
le von Strafurteilen gegen Spender
gibt Sie ergingen, die ein Finanz-
gericht entschieden hat, ob auch
nur objektiv eine Steuerschuld ver-
ließt geschweige denn subjektiv
ein Verschulden des Spenders.
Und er spach vom „Geruch“ eines
„politisch m o t iv ie rt en Handelns“.
Was veranlaßt ihn dazu? Begin-
nen wk mit dem erstaunlichen Vor-
gang, „Grauzone“ genannt, daß die
Verwaltung sich viele Jäte» über
ein Urteil des Bundesverfassungs-
Diese Befürchtung wurde von
der SPD viele Jahre lang hausiert ;
daß sie ein Unsinn ist, zeigt eben
die grauschfllemde Prions der wei-
land Zweiten Verordnung; Alle har
ben kassiert und die Durch-
laufspenden samt Belegen geseg-
Wovon Steuerpflichtige ausgehen
konnten: Klein foto;]uppdarchingbi
net Auch die SPD. Also war jenes
Urteil von 1958 zwar gut gemeint,
aber als Schutz für die SPD über-
flüssig. Was die SPD dadurch do-
kumentierte, daß sie in Gestalt der
Düsseldorfer Regierung den Steu-
erfehnder Förster von St Augustin
erst einmal nachdrücklich deckel-
te, als er, wie das Kind im Märchen,
des Kaisers Durchlauferhitzer ein*
fach deshalb beanstandete, weil
nicht sein darf, was nicht sein darf
Aber weil dieser Förster nicht zu
bremsen war, ergab sich die Frage,
was zu tun sei In einem richtigen
Rechtsstaat hatte man gesagt
Recht hat er, selbst warn das Urteil
von 1958 auf zweifelhaften Voraus-
setzungen beruht; von jetzt an wird
nur noch im ertaubten Mini-Rah-
men begünstigt Man hatte allen-
falls noch prüfen können, obNach-
gahhing verlangt werden soll
Stattdessen schickte man die
Staatsanwälte derselben Regie-
rung los, die eben noch Erster un-
recht zu geben sutiite, um alle jene
fer SFD-Regterung. Fragen wir nur
nach ihrem Kamikaze-Unterneh-
men, durch Strafprozesse nicht nur
die anderen Parteien, sondern auch
die eigene Rutei bloßzustellen.
Da aber finden wir, daß Union
und FDP mit der ihnen eigentümli-
chen Arglosigkeit den Behörden
ihre Spendenlisten ausgeliefert
hatten, während Genosse Alfred
Nau viele Namen für sieh behielt
und sie n icht einma l se i nen ! Nach-
feiger an vertraute. S odaß irgend-
wie, auch wenn die SPD da und
dort ins Gerede kam , « fas Schmäh-
wort vom „großen Geld“ bei Union
und FDP hangenbüebund Lafon-
taine de 11 j gfcri gen KoaliÜonsp artei-
en sogar den Begriff „Flick-Pär-
teien " Anhängen konnte, mit denen
die SPD (!) sich nicht einlassen
könne. Wie immer der Jurist Klem
Treu und fHanh en audeg en mag, m
der Politik war Alfred Nau seiner
Partei treu und die anderen Schatz-
meister handelten in gutem Glau-
ben. Und nur Benno Erhard kann
sich noch über diese Geschichte so
aufregen» daß er dies Handeln beim
treffenden Namen nennt
gerichts hinweggesetzt hat - offen-
bar, weil sie es für weltfremd hielt
Das Gericht fürchtete, warn man
Spenden in voller Höhe begünsti-
ge, würden unternehmemahe Par-
teien mehr kriegen als arbeitneh-
memahe Parteien.
an den Pranger zu stehen, die mit
ihr Förster umecht gegeben batten.
Und .es fanden sich Richter dafür.
Fragen wir hier nicht nach ihnen.
Fragen wir nicht einmal nach dem
Rechtsverstandnis der Düsseldor-
IM GESPRÄCH Richard Arrington
Neubeginn für Birmingham
Von Detlev Ahlers
S elten laßt sich ein geschichtlicher
Wandel so deutlich an einer Per-
son ausmachen wie die Rassen-
Gleichberechtigung im Süden der
Vereinigtes Staaten an Richard Ar-
rington, dem Bürgermeister von Bir-
mingham, der größten Stadt in Alab-
ama. Er ist schwaiz. Ein Komitee der
führenden weißen Geschäftsleute
versuchte seine Wähl 1979 zu verhin-
dern. Ein ahntichfs Komitee unter-
stützte 1983 seine Wiederwahl.
Birmingham hat mit seinen 250 000
Einwohnern, zur Hälfte schwarz und
weiß, zu Beginn der sechziger Jahre
eine traurige Rolle gespielt in der
A uaeman deraetamg der Tkre<u»n - vor
ei fern im Fernsehen. Hhnde, die auf
Schwarze gehetzt wurden, brutale
Klu-Khix-KIan-MitgUeder, Weiße, die
mit Waffen ihre Schulen gegen Ras-
senintegration verteidigten, rin Bom-
benattentat auf eine l&nntagsschule,
bei dem vier sc h w a rze Mädrhen star-
ben, die heißesten P wnnn« t ra ti o"«*
Martin Tjitiw King * - Arrington @0)
spricht darüber, als sei dies alles Ge-
schichte.
Bk hat bereits den „zweitel großen
Wandel" seiner Stadt angepackfc den
Übergang von der stabenden Stahl-
industrie, die ein Jahrhundert lang
Birmin gham beherrschte und eine
hohe Arbeitslosigkeit (zwei Prozent
über dem US-Durchschnitt) hinter-
ließ, zu einen modernen technologi-
schen Zentrum des Südens. Deswe-
gen hat er jetzt die von Weißen be-
herrschte Geschäftswelt hinter sich:
Es wurden in diesem Jahrhundert
noch nie so viele Hochhäuser gebaut
in Bi rn^gham, nnrh pfr» so viele Un-
ternehmen angesiedelt, übrigens
auch noch nie so viele Bäume ge-
pflanzt wie in der Amtszeit Arring-
tons.
Er wuchs auf dem Lande auf; wo
sein Großvater Sklave war. Das Stu-
dium (Biologie und Zoologie) finan-
zierte er als Wäscbereiarbeiter, er
wurde Lehrer, dann Rektor eines Col-
lege. 1971 wurde er der zweite ferfaige
Stadtrat in der Geschichte Birming-
hams. Als solcher hatte er vor allem
zu tun mit der Brutalität der Polizei
gegenüber Farbigen - nirgendwo
wurden in den siebziger Jahren mehr
Farbige „auf der Flucht erschossen“.
Wie das Attentat auf eine Sonntags-
schule 1963 die Mehrheit der Weißen
so erschreckte, daß ein Wandel mög-
lich wurde, so brachte 1978 die grund-
lose Erschießung einer Farbigen Ar-
Wfe man eins StaW-Stadt «ntwfk-
keh: Arrington FaiacwEwaT
rington die weißen Stimmen zu sei-
nem knappen ersten Wahlsieg. Er ver-
bot der Polizei, auf flüchtige Ver-
dächtige zu schießen - Waffen darf
die Polizei nur zur Gefahrenab*
wehr entsetzen.
Es mag absurd sein, aber zu Arring-
tons größten Problemen gehören Pro-
zesse wegen — Rassendiskriminie-
rung. Aber andersrum. Mit Unterstüt-
zung der Bundesregierung für diese
Politik stellt Bi rmingham im öffentli-
chen Dienst vor «hpm Farbige und
Frauen ein, die dort bisher kaum ver-
treten sind. Öffentliche Aufträge wer-
den nur an Unternehmen vergeben,
die eiryp bes timmten Prozentsatz far-
biger Arbeitnehmer haben. Jetzt kla-
gen einig e marmHriie Weiße wegen
Disk riminier ung.
Arrington ist harte einer der wich-
tigsten farbigen Politiker der USA.
Auf dem Wahl parteitag der Demokra-
ten hielt er im verga n genen Jahr die
Eröffiurngsrede. Er habe keine Pläne,
für den Senat in Washington zu kan-
didieren, sagt der Vater von sieben
Kindern , dam sei er zu sehr in Ala-
bama verwurzelt Würde er es versu-
chen, müßte man ihm große Chancen
einräumen, der erste farbige Südstaa-
ten-Senator dieses Jahrhunderts zu
werden (es gab zwei kurz nach dem
Bürgerkrieg)- Er hat neben den Stim-
men der Schwarzen eine stetig wach-
sende Unterstützung der Weißen si-
cher, weil er in Bi rmingham ein Kli-
ma garantiert, das man braucht um
da- I .iehhngshesriwftigimg Ameri-
kas und der übrigen Welt nachzuge-
hen: Geld verdienöl.
DIE MEINUNG DER ANDEREN
LE MAHN
Die fkzlser Eettuff wertet Kcacax» Anf-
tritünStnOms:
Reagan am 8. Mai 1985 vor dem
Europäischen Parlament Ein sym-
bolbeladenes Ereignis. Der Verbün-
dete, ohne den es vor 40 Jahren keine
Befreiung Europas gegeben hätte,
der mächtige Beschützer, der das nü-
litärische Gl ei c h gewicht gegenüber
der UdSSR sicherstellt, der beherr-
schende Konkurrent, der dem Alten
Kontinent sein Gesetz aufzwingen
will, tritt Tum in der Gestalt eines
«Prahlenden und wie Fm Fflms tar be-
liebten Präsidenten einem Parlament
mit begrenzten Vollmachten gegen-
über. Eine entscheidende hi storisc he
Konfrontation.
STUTTGARTER
NACHRICHTEN
Harte Zeiten für die GEW in Ba-
den-Württemberg. Die Lehrerge-
werkschaft hat innerhalb von nur vier
Jahren 4400 ihrer Mitglieder wehen
lassen müssen, mithin gut zwölf Pro-
zent ihres Bestandes Valoren. Das ist
erstaunlich viel Kein Wunder, daß
die GEW-Funktionäre erhebliche
Probleme h ab e n, der Ursache dieses
Fiaskos auf die Spur zu kommen. Die
Erklärungs-Versuche für denMkghe-
der-Exodus feilen denn auch reich-
lich dürftig aus. Von den sinkenden
EmstfiUungsquoten ist da die Rede,
von finanziellen Gründen (bei durch-
aus wohlbestallten Beamten?) und
von piww gTlgemeinen Verunsiche-
rung, die die Politik des Kultusmini-
sters hervorrufe. Die GEW flüchtet
sich auf Nebenschauplätze. Der wah-
re Grund für die Massenflucht aus der
Lehrergewerkschaft dürfte vielmehr
im Ton zu suchen sein, dm die GEW
seit geraumer Zeit anzuschlagen be-
liebt ... So gesehen spricht es für die
Lehrer, wenn sie die laute Musik ihrer
G ewerks chaft night stumm begleiten
wollen. Für die GEW spräche es,
wenn sie ihre Lehren zöge.
3fefHäiirdie3ila(hririi(m
Die BUmtemntr Zettac vcqMcU
n— <«■ musetamer MAn mit «<*»■
Kate tat Betgen-Beteen:
Kaum jemand hätte es gewagt,
Brandts Handeln öffentlich in Zwei-
fel zu ziehen. Bundeskanzler Helmut
Kohl kann heute dasselbe in Worten
und Gesten bekräftigen, seine Kriti-
ker zerreden es. Dabei ist seine Aus-
sage von Bergen-Belsen ebenso un-
mißverständlich; Deutschland trägt
für die Untaten dar NS-Gewaftherr-
schaft die Verantwortung vor der Ge-
schichte. Diese Verantwortung äu-
ßert sich in nie verfahrender Scham.
Und wenn sie mehr anbauen dürfen - lohnt es denn?
Zum Moskauer Beschluß, mehr Privatäcker zu erlauben / Von Carl Gustaf Strohm
T"\ er jüngste Beschluß des sowje-
tischen Politbüros, ab kom-
mendem Jahr den Anteil des „pri-
vaten“ Hbf- und Gartenlandes der
Bauern zu erhöhen und damit in
der Sowjetunion eine etwas größe-
re bäuerliche Privatinitiative zuzu-
lassen, ist ein Eingeständnis der
permanenten Krise des Kolchos-
Systems. Dieses System, das den
Bauernstand als Faktor in Rußland
augerottet hat, trägt die Hand-
schrift Josef Stalins.
Entg e g en aller Ve rnunf t winde
zu Beginn der dreißiger Jahre die
Landwirtschaft „kollektiviert“.
Stalins Ziel war es, erstens eine
„Reservearmee“ an Arbeitskräften
für die Industrie freizusetzen. Zum
anderen hatte schon Lenin vor
handwerklichem und bäuerlichem
Kleineigentum gewarnt, weil es un-
ablässig den „Kapitalismus ge-
biert“. Anders gesagt: Privateigen-
tum, imd sd es nur em Meiner Ckir-
ten, schafft politisch unerwünschte
Freiräume.
Um den Primat der Politik vor
der Wirtschaft durchzuhalten, nah-
men die sowjetischen Kommuni-
sten nicht nur die Zerstörung der
russischen Dörfer, Massenver-
schleppungen und wne Hungers-
not mit Millionen von Todesopfern
in Kauf. Sie zerstörten auch die
agrarische Struktur und damit die
geregelte Nahrungsmittelversor-
gung. Wenn es vierzig Jahre nach
Kriegsende in der Sowjetunion im-
mer noch Kan fersehlang en vor den
Geschäften gibt, wenn das Politbü-
ro vor jeder „Mißernte“ zittern
muß, wenn amerikanisch er Weizen
das russische Volk ernähren muß,
so sind dies Wirkungen einer buch-
stäblich über Leichen gegangenen
Agrarpolitik.
Am Ende der von Lenin nach
dem Scheitern des radikalen
„Kri eggknrninii n ism ns“ verkünde-
ten „Neuen Ökonomischen Poli-
tik“ (NEP) um das Jahr 1928 gab es
in der Sowjetunion 25 Millionen
Bauernhöfe und, wie Stalin auf
dem 17. Kongreß der KPdSU 1934
berichtete, 70,5 Millionen Stück
Rindvieh - nach der Kollektivie-
rung 1933 waren es nur noch 38,4
Malignen. Bei Schafen und Ziegen
war der Rückgang noch drasti-
schen von 146,7 Millionen auf 50,2
Millionen. Die Zahl der Pferde -
damals als Zugtiere lmenthehrtich
- verringerte ach von 33J5 auf 16,6
Millionen.
Tn dipspm ft nsammenha ng muß
man die jüngste Maßnahme des Po-
htbüros sehen. Die Erweiterung
des privaten Hoflandes, die Ermu-
tigung intensiver Agrarproduktion
auf privaten Boden mit privaten
Mitten ist offensichtlich eine Idee
des neuen Parteicbefe Gorba-
tschow, der in den vergangenen
Jahren bereits die wenig dankbare
Aufgab e hafte, innerhalb der ober-
sten Führung fer die Landwirt-
schaft zu s tändig zu sein.
Allerdings kommt das, was Gor-
batschow jetzt anbietet, allenfalls
einem Tropfen auf den heißen
Stein gleich. Schon seit Chru-
schtschow hat man davon abgelas-
sen, die private Produktion der
Bauern zu schikanieren. Es stellte
sich nämlich heraus, daß die Bau-
ern auf ihren höchstens 0,5 Hektar
großen privaten flächen vieles von
dem produzierten, was die riesigen
Kolchosen und Sowchosen (Staats-
güter) nicht zustande brachten -
ein bis sogar zwei Drittel der Ge-
samtproduktion der verschieden-
sten Waren.
Das Problem ist aber nicht damit
gelöst, das Hofland zu erweitern -
so richtig dies er Schritt im Ansatz
auch sein mag, SO linftnehthnr es
auch sein mag, in diesem Zusam-
menhang zu witzeln, da fl der Kom-
munismus eben nur überleben
kann, wenn ihn die Kapitalisten in
die Hand nehmen. Zwar lautet eine
beliebte ^chmärichenreehniiiTg-
Wenndie Bauern auf ihrem bisheri-
gen Hofländern Drittel der sowjeti-
schen Fleischproduktion liefern
konnten, dann braucht man nur
das Hofland zu verdreifachen «nd
sie liefern hundert Prozent. Aber in
der Praxis erhebt sich die Frage,
was der private Agraiproduzent
mit seinen Rubeln anfangen kann,
wenn er einmal viel verdient Nicht
nur gib t. bs in den Latten niehfa a j
kaufen, so daß der „Nebenher-Pro-
duzent“ bisher schon nicht ver-
sucht war, über eine bestimmte
Summe hinaus dazuzuverdtenen.
Er bewegt rieh auch nach sowjeti-
schen Gesetzen eben deshalb stän-
dig am Rande der TiWf nH t Pt und
des Gefängnisses.
Denn erstens kann es Ha B
ein tüchtiger Landwirt privat so
viel verdient, daß ihn der Arbeits-
lohn mit allen Prämien nicht inter-
essieren muß und er dadurch in die
Lage gerät wie jene zwei erfolgrei-
chen Schweinezüchter in Grusi-
nien, die jüngst als „Parasiten“ vor
Gericht gestellt wurden. Und zwei-
tens kommt eben bald der Punkt
wo man nicht mehr legal oder qua-
siteg ai auf dem „Grauen Markt“
verkauft sondern schwarz Waren
eintauscht die man auch fürs täg-
liche Leben braucht die aber auf
keinem Bauernhof wachsen -
Glühbirnen, Naget Autoersatztei-
le. Kurz, mehr Marktwirtschaft ist
schon gut doch es genügt nicht, sie
auf den Lebensmittehnarkt zu be-
schränken. Wer aber diese Frage
stellt stellt das System in Frage.
DIE m WELT
Donnerstag, 9. Mai 1985 „ Nr, 107
n <>u ^ Bambergs
riskanter
Blick zurück
Von PETTER PHILIPPS
S chuld und Sühne - dies sind die
Säcbworte, die im Zusammen-
hang mit dem 8. Mai seit Monaten das
Bild des Jahrestages in der Öf&nt-
fcfakeit geragt habe®. Die Deut
sehen begaben sich verstärkt auf die
Suche nach dem besseren Teü ihrer
*
.... .. '««Tu
‘.üts
; v.-«*
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! MT.cr.ij.
"•lf L"k*.
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ärSds
i -~ :sse?
•> -.sdi
sv'. jCi
DI. Rt
und Widästands-Kämpfem,
Bamberg, als „deutscheste aBer
Städte“ besungen und von dm
•Kpegsteiden weitgehend verschont,
kQQnte da wenig bieten und melde te
sich mit einem Kontrapunkt Bam-
berg erinner t sich seit gestern dar
Mehrheit in den Jahren 1933 bis 1945,
sagt in der Staatsbibliothek fougnfa-
se des Wirkens des „Bamberger Dich-
terioras“, jener 20 Autoren, die aus
aßen „Gauen Großdeutschlands“ in
die Metropole der deutschen Roman-
tik gekommen waren.
Es ist nicht ohne Risiko, sich dieses
Kapitels dar deutschen Literaturge-
schichte aTV7nru»hmor\ hn scharfen
Kontrast zu allen übrigen Gedenkfei-
ern. Es erfordert neben Ungerspit-
zengefühl auch Mut, hier nicht durch
krampfhaftes Schweigen die Wirk-
lichkeit zu verfälschen, auch wenn
der Jugend die Namen jene: Bam-
berger Dichter heute nur noch wenig
ragen Denn Stefen Andres und Max
-Barthel, Bruno Brefam, Otto Gmehn
und Emst Ludwig ScheHenberg, die
rieh sät 1936 regelmäßig zu Lesun-
gen und Geselhgkeft trafen, sind
weitgehend m Vraggfisenbrit ge »raton
• Dennoch, das Unterlängen der
Bamberger, die riskante Gratwande-
rung, scheint gelungen zu s™ An-
hand dieses konkreten Botels des
P fehtakrdae a wird auch Anflda -
rong, Geschichtsunterricht betrie-
ben, wird dem Betrachter heute ein
Einblick gegeben in die Praxis des
htBarischraiLebenszurZeitundim-
terden Bedingungen des Nationalso-
zialismus. Von der Gegenwart aus ge-
säuen sind die Dokumente über das
Selbstverständnis der von den
Machthabern gestreichelten Autoren
und Aber äff damaliges Echo manch-
mal heüenxmend-, Doch sie korrigie-
rendem Eindruck, als ob in den NS-
Jahrm das geschriebene deutsche
Oeovte rau ms „Völkischem Beob-
aditH^ündBöl-Liteiatur bestanden
hatte.
Bismarck - Hüter
des Reiches mit
Blick in die Welt
In Bismarck fand das
bÜfg^rlich-repnhTfbtmg^hA
Element seine Identität So ist
es nur natürlich, daß der
nEiserue Kanzler“ in der Freien
morrnrnentalstes Denkmal
erhielt
Von LOTHAR
SCBMIDT-MÜHLISCH
dbst historisch gebildete Ham-
burger halben immer wieder be-
ihr Hi «anarc k-D wilfmal
sei von den Bürgern der Stadt nie
geliebt worden. Dem ist zdcM so: Sie
haben es selber gewünscht und auch
auf Heller und Pfennig aus eigener
Tasche bezahlt Und als im Jahr 1901
der damalig» WiTrggrmnägter Mnnrfro .
berg als Standort die JFo n te n ay"
em pfahl^ dr m i w r t p ww Hamburger
Zeitung; „Das Denkmal sdü der Öf-
fentlichkeit entzogen werden - nur
die Schwäne der Aoßenalster sollen
ihre Freude daran haben» Unser
Rt ächskaT izLer gehört nöt te ahinäP in
den pochenden Pulsschlag der Welt-
stadt“
So steht dam der Eiserne Kanzler
seit 1906 auf dem Elbhügel bei den
Landmigsbrücken und „übersieht“
geflissentlich das Sündenbabel St
Panh zu stauen Füßen. Er schaut, so
wirrt nntSh fmrrmr linhgTrr har h phnii| v.
tet, nach tte gfend hinüb», obwohl
dies denn doch wohl eher eine Legen-
de aus Zeiten des Enten Weltkriegs
ist
Daß ausgerechnet Hamburg, die
Stadt der Bismarck zugunsten des
Reiches so manches hanseatische
Sonderrecht nehmen mußte, das
wohl bedeutendste Bismarck-Natio-
naldenkmal beratet ist ganz und gar
kein Zufall Zwar ist der Begründ»
des Zweiten Deutschen Reiches zwi-
schen Bayern und Schleswig-Hot
stein (ja, sogar in Afrika) über 120mal
zu Denkmalsehren gekommen. Zwar
wurde das raste dieser Erinnerungs-
zeichen in Berün vor dran Reichstag
errichtet — aflrartrt^gs rin weni g kfrm-
meriieh und im tändelnden Barock-
Von GERD BRÜGGEMANN
D ie Illusion ist nahezu perfekt
Der blaue Mercedes 380 SE
verhalt sich wie eine Auto im
Straßenverkehr, es beschleunigt, laßt
sich abbremsen, lenken und schteu-
' dert auf eisglatt» Fahrbahn rmtaflgn
■ ' ■ dazugehörenden Bewegungen. Auch
1 die Fahrgeräusche, vom Aufheufen
- • - •-*- des Motors bei unsachgemäßem An-
•"’V 1 fahren, quietschenden Reifen bei
schneller Kurvenfahrt und Crash-
' Lärm beim Anf t frhmnfaTl ripd un-
• ■• ••' verkennbar. Pässierrai kann aller-
*-'• dings nichts, denn das Luxusauto aus
y"- Stuttgart bewegt steh gar nicht vom
- Fleck. Es steht in einem Fahreimuls-
.. tor, den die Daimler Benz AG Sr 25
Millionen Mark in ihrem Werkin Ber-
v- En enichtet hat
Der Fahrer des Wagens, erlebt eine
wirkliche Fahrt in BQd und Bewe-
j t - 1 wgung. Dabei befindet er steh in einer
: \ frU«'* ^ Simulator-Kapsd von 7,40 Meter
^Durchmesser, die auf sechs in aßen
-cBichtungen beweglichen Hydraulik-
“V. ^ r Armen steht Die Kapsel hat Ahn*
.r.ächkeit mit den Simulatoren, in de-
nen üuggeseBscbaften ihre -Piloten
schuten, ist aber rahebüch aufwendi-
ger und hat auch andere A ufgabw*-
Fahrpr soltea an ihm j wtenfafls röcht
ausgebildet werdraL Nach den Vor-
steöangen von Daindra BenzrFor-
schungskäter Prot Hubertus Christ
soll der Simulator Forschungsinge-
nieuren die Möglichkeit bieten, aus
einer Fülle von Ideen und Lösungs-
ansätzen die geeignetsten hsauszu-
fatem. Der Versudisingemear kann
neue Fahrzeugkonzepte, mue Aggre-
gate oder Tralkoinponenten testen,
selbst wenn säe nur gedanklich exi-
stieren. Es genügt, ihre Funktion ma-
tbemarisch zu definieren, und sie
kühnen probeweise erfahren weiden.
Herzstück des Simulators ist ran
aufwendiges Rechensystem, in dem
das jewrähge Fahrzeug in Form eines
mathe matischen MnripTk gps p eirhg rt
ist Parameter wie Straßenbescbaf-
fenheit oder einzelne Fabrzeugrageo-
schäften lassen sich beliebig verän-
dern. Der Rechner kann jeweils 2000
wfwriiAmn tis che Gleichungen zur Dar-
stiL Aber seiner ganTpri Symbolkraft
nach gehörte der Kanzler, der dem
deutschen Bürgertum die Rechts-
und Wirtschaftseinhöt gebracht hat-
te, an Deutschlands „Tor zur Wäf,
Pl v*r> iw*h T?amh »irg
Ba tte n die unzähligen Kaisra-WH-
hdm-Denkmäter, die zur glichen
Zeit entstanden, eher eine politisch-
dynastische Fraktion mit der Ver-
mittlung von Gefühlswerten übrar den
Kais«- »te Landesvater, so stand Bis-
marck für etwas anderes: In ihm fand
riaa bür geriteh- re pubfikanische E3&-
menl seine Identiföt Bismarck sym-
bolisierte die nationale Einheit, die
Förderung der Wirtschaft, die Wir-
kung Deutschlands nach außen, er
war „der Hüter des Reiches“.
Deswegen unterscheiden sich die
Kaisrar-Denkmaler der Jahrhundert-
wende aneh deutlich von den Kanz-
W.T VpwVmnlpm W ilhrfm wurde als
historische Figur nnd indi vid ueller
dargestellt Bismarck-Denkmäler
sind meist weitaus embleinatischer,
tpMwrigp'hffr. T ^ nfi g R rsrfwnnt. pt— an
anyb in Hamburg— als Rolandsfigox^
steht er, ähnlich wie jener in Bremen,
ran „Standhild so standhaft und fest“.
Hnlänif ist «^rf: Hpto ’MrttpliiTtpp Sinn .
hüd für dte Bewahrung eigraier städ-
tischer Geridäsbarkeat, rigpaw
Maifchedite
Tk>g gp riflht haDSeatisdie T raHWfwi
an Und in dipsem eher pragmati-
schen Sinne vrar auch die Bismarck-
Symbohk gemeint Ihn, der nie ein
Ifiisterdeomkrat war und sein wollte,
rrKjmte mim rrir»M SO Sehr prasÖhUdh.
Die innrae Emig»Tng Deutschlands
ößhete ja aiÄh Perspektiven nach au-
ßen. Weltmärkte zum Beispiel Das
war fite KaufleUlE ^ gichtig Hamh itfg
war sich dessen bewußt
Bismarck war gerade eine Woche
tot, als -«w*h am 7. An^^st i gpa m der
Hamburger HandriskamraRr ein
Denkmatekomitee konstituierte. En
Spendenauftuf erging. Und auf An-
hieb flössen 453 063 Mark-Kaufleote
sind sehr genau - in (fie Kasse. Alle
Bildhauer Deutschlands wurden auf-
^fordßrt, Entwürfe emzusenden. 219
Vorschläge zahlte »”» am
Standboft rad fest wie der BokaNl zo BtomMc 1
Ausgerechnet zwei Nicht-Hanseaten,
Lederer und der Berliner Architekt
Bmil Scbaudt, mit, dar han -
’ RnTanrissymhftKlr den er-
sten Pros von 10 000 Mark.
So sehr den Honoratioren diese
Symbolik rangeileuchtet hatte dem
Volk gefiel sfe offenbar weniger. Wo-
chenlang wurden die Zeitungen mit
empörten Zuschriften bombardiert.
Man wollte ffom Kanriw lieber mit
Pickelhaube und Kfirassira-Unifbnn.
Man kritisierte die ^treng^ steife Er-
schrämrog“, die „kmdrabangema-
f-hwiHwi Augen“. Die Forderung lau-
tete; „Wir wollen unseren lieben
treuen Bfcmarrlr hflhi»n * Und: „Gebt
um einen Bismarck, den wir ken-
nen!“ Woran man sieht, daß heutige
Bürgermeister mit ihrer Forderung
•narti „erkennbaren Theaterstücken“
in Hamburg Tradition haben.
Der Dentanalsausschuß setzte sich
mit der „modernen“ TAamg durch.
Nachdem auch der felgende Streit
um den Standort ausgestanden war;
wurde am 24. April 1903 der Grund-
stein gelegt Zu Bismarcks 90. Ge-
burtstag am L April 1905 wollte man
fertig sein. Aber die Lieferung der
großen Granitblöcke ans dem
Schwarzwald geriet ins Stocken. Und
Bildhauer Lederer behauptete, er
könne die Adler zu F oton des Kana-
lers nicht ohne Modell anfertigen, so
daß ihm erst ein sibirischer G oldadler
beschafft weiden mußte Und
schließlich änderte er auch noch Bis-
marcks Gesicht Der trotzige sollte
rfnem naehdenküchei ep Ausdruck
weichen.
. Am 2. Juni 1906 war es dann doch
soweit Das 34 Metra hohe, 3 350 000
Kilo g r a m m srfiwPigT ynltTnal lrnnwte
mit einem Volksfest eingeweiht wer-
den. Kaiser Wilhdm TL Varn nteht.
Vom ffmisp HohenzoDem keiner
sich bücken. Der Streit zwischen Kai-
ser und KarraW wirkte über
d pggpn Tod hinan» nar»h Auch bra
wnwn H a mhi ng .'Rpsiirh mr idTttg tedar
Faispr das Denkmal keipgs Rpcby
Den Hanseaten wird’s recht gewesen
KPtn Ihr Bismarttlr bedeutete ihnan
etwas asdraes.
Bne Posse als Nadi^neb Kaum
war das Denkmal vollendet, gerieten
seine geistigen Vater räch in die Haa-
re. A rchitekt Schaudt wetterte: JDie
-Dookmol in Hamburg
FOTO: CONT1-PRE5S
Idee war von mir! Denn Herr Lederer
wollte Bismarck ursprünglich sogar
auf einen Thron setzen.“
n p*tf*hirhfahpn am Rande der Ge-
schichte dienen der Popularisierung
derselben. Und so sei denn noch die
Geschichte vom britischen Soldaten
Jay Qakley erzählt Laut ^Büd“-Zei-
tung kletterte er im Jahr 1946 in den
vom Krieg stark beschädigten, sonst
imzngyngHohpn Soricpi des Denk-
mals imd entdeckte; Die Hambur ger
haben berühmte Bismarck-Zitete
nicht au ton, sondern hn Tononp n des
Denkmals verewigt Unter anderem
dieses; „Wir sind nicht auf dieser
Wett, um glücklich zu sein und zu
gpnioton, sondern um unsere Schul-
digkeit ZU. tun.“ War um d ann innen?
Vielleicht pöw» späte „Ergänzung“
der Jahre 1939/40, als der Sockel zum
T aftachutzburihra umgebaut wurde?
Mit Bismarck gegen die Bomben? Er
hat sie jedenfalls Überständern
Bisher erschienen:
Hermannsdenkmal (26. 4.),
Walhalla (30. 4.),
Friedrich dar Große (2. 5.) und
Ntederwalddenkmal (6. 5.)
wird fortgesetzt
Wechsel in der
Chefredaktion
der WELT
y\er Verleger und Herausgeber
J-^der WELT, Axel Springer,
hat Dr. Herbert Kremp (56) mit
Wirkung vom L Oktober 1985 als
Nachfolger für den 1984 verstor-
benen Matthias Waiden mm Mit,
bera usgeb er der Tageszeitung
DIE WELT berufen.
Dr. Kremp und Wilfried Hertz-
Eichenrodesind srat 1981 gemein-
sam Chefredakteure der WELT.
Dr. Kre mp ge hört dem Hause seit
1969 als WELT-Chefredakteur an
und bat zwischenzeitlich als
Chfifkorrespondent vier Jahre
lang aus Peking berichtet
Wilfried Hertz- Eichenrode (64)
scheidet mit Erreichen der Alters-
grenze auf eigenen Wunsch zum I.
Oktober 1985 als Chefredakteur
der WELT aus. Er wird dem Blatt
aber auch künftig als Autor
freundschaftlich verbunden blei-
ben. Hertz-Eichemode gehört der
WELT seit 196S und der Chefre-
daktion des Blattes seit 1977 an.
Der Verleger Axel Springer bat
die Stellvertretenden Chefredak-
teure Peter ranipg (45) und Man-
fred ScbeU (40) mit Wirkung vom
1. Oktober 1985 als neue gemein-
same Chefredakte ure berufen.
Der Stellvertretende Chefredak-
teur Dr. Günter Zehm (51) ist ver-
antwortlich für Kulturteil der
WELT und für Themen der Zeit
Petra Gflhes trat 1966 in die Re-
daktion der WELT ein. & arbeite-
te als Wirtschaftskorrespondent in
Berlin und Bonn, war Leiter der
Bonner Korrespandentenredak-
tion und ist seit 1981 stellvertre-
tender Chefredakteur der WELT.
Manfred ScbeU kam 1975 als po-
litisc her Korrespondent in die
WELT-Redaktion. 1981 übernahm
er die Leitung der Bonner Kor-
respondenten-Redaktion und ist
seit 1984 Stellvertretender Chefre-
dakteur des Blattes.
Dr. Gunter Zehm trat 1963 als
Feuffl eton-Redakieur bei der
WELT ein. Er wurde 1975 Ressort-
leiter ^Mttirr po litilr und 1977 Stell-
vertretender Chefredakteur.
Hamburg, den 8. Mai 1985
aus dem Rechner
rfrilttttg der ifchidynanrik in
MTnkrfmnripn hp rcrämwi,
Aus gespeicherten Bausteinen ra-
uer von im-
merhin 512 mal 512 Oometem er-
zeugt der Rechner 50 mal pro Sriam-
de für den Fahrer ein der Fahrsttua-
tkux entsprechendes Bild, das über
sechs Vkteopicgekloren in emem
180-Grad-Bhckwinkra auf eine Wand
vor dem Fahrzeug übertragen wird.
Anders als bei Spielautomaten wird
es nicht mit Fümrai gespeist, die sich
ständig wiederholen. Es überrascht
nicht, daß sich mit dran Systran die
verschiedendsten Fbhrstreckrai mit
unterschiedlichen licht- und Wette-
refB^ten, von Sonne über R^ra, Ne-
bel bis zu Schnee und Gewitter eben-
so darstdlenlassraivne das Veriialten
der Ver k ehrst eilnehmer .
ESn Spielzeug für Ingenieuze soll
das Gerät freilich nicht werden. Ne-
tei riwin SVyTC ghimgagirR .
gaben d ^ ken Christ imd seine Mitar-
beiter auch an Fahrer-oriraitierten
Untersuchungen: „Eine vrafaattens-
orienfierte Verkehrssicherheitsfor-
schung war bitter wegen fdüender
Reprodaaerbarkeit der Vrafe4irsvra-
hSltnwap iiryi des UnfaBrifflkiQS auf
RffmtHrihpn Straßen nicht mögbeb.“
Dra Simulator ertaube es n tm , ganze
Fahrten ms Labor zu verlegen. Unter-
schiedliche Verkehrs- und UnfeQsi-
tuationen köimtrai nachgestellt wer-
den. Die Reaktionen von Fahrern in
kritischen Situationen werden belie-
big reproduzierbar und können ohne
Gelährdung anderer Verkehrsteil-
nehmer oder dra Fahrer untersucht
werden.
Christ: „Säe kcamen eritennen, wie
stark wir davon überzeugt sind, daß
noch ein &nz rahehfirhes Verbesse-
nmgspotential für Fahrzeug und
Vgr krfirgfcprhrrilc vor handen ist!**
Margen werden Bundesverkehrs-
minister Werner Doffinger und Ber-
lins Regierender Bürgermeister Eber-
hard Diepgen Gelegenheit zu einer
Probefahrt im Simulator haben,
Daimler-BenzGhef Professor Werner
Breitschwerdt wird ihn dann offizirai
in Betrieb nehmen, nachdem er seit
dem 19. Oktober 1984 zur Probe läuft.
Der
von Domler-Benz in BerÜK Die Vontocbswogoo sind cmctoeselibcir
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4
POLITIK
DIE WELT - Nr. 107 - Donnerstag. 9- Mai 1985
„Wir Deutschen müssen die Maßstäbe allein
ter oder noch gar nicht geboren. Sie
Die WELT veröffentlicht - leicht ge-
kürzt - die Rede des Bundespräsi-
denten, die er gestern zum 8. Mai
vor dem Deutschen Bundestag ge-
halten hat.
L Viele Volker gedenken heute des
Tages, an dem der Zweite Weltkrieg
in Europa zu Ende ging. Seinem
gemäß hat jedes Volk Hnhi>i
seine eigenen Gefühle. Sieg oder Nie-
derlage, Befreiung von Unrecht und
Fremdherrschaft oder Übergang zu
neuer Abhängigkeit, Teilung, neue
Bündnisse, gewaltige Machtverschie-
bungen - der 8. Mai 1945 ist ein Da-
tum von entscheidender historischer
Bedeutung in Europa.
Wir Deutsche begehen den Tag un-
ter uns, und das ist notwendig. Wir
müssen die Maßstäbe allein finden.
Schonung unserer Gefühle durch uns
99 Der 8 . Mai ist für uns
vor allem ein Tag der
Erinnerung an das,
was Menschen erlei-
den mußten. Er ist zu-
gleich ein Tag des
Nachdenkens über
den Gang unserer Ge-
schichte. Je ehrlicher
wir ihn begehen, desto
freier sind wir, uns sei-
nen Folgen verant-
wortlich zu stellen. 99
selbst oder durch andere hilft nicht
weiter. Wir brauchen und wir haben
die Kraft, der Wahrheit so gut wir es
können, ins Auge zu sehen, ohne Be-
schönigung und ohne Einseitigkeit.
Der 8. Mai ist für uns vor allem ein
Tag der Erinnerung an das, was Men-
schen erleiden muBtpn. Er ist zu-
gleich ein Tag des Nachdenkens über
den Gang unserer Geschichte. Je ehr-
licher wir ihn begehen, desto freier
sind wir, uns seinen Folgen verant-
wortlich zu stellen.
Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein
Tag zum Feiern. Die Menschen, die
Dm bewußt erlebt haben, denken an
ganr persönliche <mH damit gan? un-
terschiedliche Erfahrungen zurück.
Dieser wurde befreit, für jenen be-
gann die Gefangenschaft. Viele waren
einfach nur rfnfiir dankbar, dnft Bom-
bennächte und Angst vorüber und sie
mit dem Leben davongekommen wa-
ren. Andere empfanden vor allem
Schmerz über die vollständige Nie-
derlage des pi gwipn Vaterlandes. Ver-
bittert standen Deutsche vor zerrisse-
nen Illusionen, dankbar andere Deut-
sche für den geschenkten neuen An-
fang.
Es war schwer, sich alsbald klar zu
orientieren. Ungewißheit erfüllte da«
Land. Die militärische Kapitulation
war bedingungslos. Unser Schicksal
lag in der Hand der Feinde. Die Ver-
gangenheit war furchtbar gewesen,
zumal auch für viele dieser Feinde.
Würden sie uns nun nicht vielfach
entgelten lassen, was wir ihnen ange-
tan hatten? Die meisten Deutschen
hatten geglaubt, für die gute Sache
des eigenen Landes zu kämpfen und
zu le i den . Und nun sollte sich heraus-
stelten: das alles war nicht nur ver-
geblich und sinnlos, sondern es hatte
den unmensehtirhpn Z ielen einer ver-
brecherischen Führung gedient Er-
schöpfung, Ratlosigkeit und neue
Sorgen hennzeichneten die Gefühle
der meistern Würde man noch eigene
Angehörige finden? Hatte ein Neu-
aufbau in diesen Ruinen überhaupt
Sinn? Der Blick ging zurück in einen
dunklen Abgrund der Vergangenheit
und nach vom in eine ungewisse
dunkle Zukunft
Und dennoch wurde von Tag zu
1hg klarer, was es heute für uns alle
gemeinsam zu sagen güt der 8. Mai
war ein Tag der Befreiung. Er hat uns
alle befreit von dem menschenver-
achtenden System der nationalsozia-
listischen Gewaltherrschaft
Niemand wird um dieser Befreiung
willen vergessen, welche schweren
99 Und dennoch wurde
von Tag zu Tag klarer,
was es heute für uns
alle gemeinsam zu sa-
gen gilt: Der 8 . Mai war
ein Tag der Befreiung.
Er hat uns alle befreit
von dem menschen-
verachtenden System
der nationalsozialisti-
schen Gewaltherr-
schaft. 99
Leiden für viele Menschen mit dem 8.
Mai erst begannen und danach
folgten. Aber wir dürfen nicht im En-
de des Krieges die Ursache für
Flucht Vertreibung und Unfreiheit
sehen. Sie liegt vielmehr in seinem
Anfang und im Beginn jener Gewalt-
herrschaft die zum Krieg führte. Wir
dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30.
Januar 1933 trennen.
Wir haben wahrlich keinen Grund,
uns am heutigen Tag an Siegesfesten
zu beteiligen. Aber wir haben allen
Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende
eines Irrweges deutscher Geschichte
zu erkennen, das den Keim der Hoff-
nung auf eine bessere Zukunft
barg...
DL Wir gedenken heute in Trauer al-
ler Toten des Krieges und der Gewalt-
herrschaft Wir gedenken insbesonde-
re der sechs Millionen Juden, die in
deutschen Konzentrationslagern er-
mordet wurden. Wir gedenken aller
Volker, die im Krieg gelitten haben,
vor allem der unzählbar vielen Bür-
ger der Sowjetunion und der Polen,
die ihr Leben verloren -haben. Als
Deutsche gedenken wir in Trauer der
eigenen Landsleute, die als Soldaten,
bei den Fliegerangriffen in der Hei-
mat, in Gefangenschaft und bei der
Vertreibung ums Leben gekommen
sind. Wir gedenken der ermordeten
Sinti und Roma, der getöteten Homo-
sexuellen, der umgebrachten Gei-
steskranken, der Menschen, die um
ihrer religiösen oder politischen
Überzeugung willen sterben mußten.
Wir gedenken der erschossenen Gei-
seln. Wir denken an die Opfer des
Widerstands in allen von uns besetz-
ten Staaten. Als Deutsche ehren wir
das Andenken der Opfer des deut-
schen Widerstands, des bürgerlichen,
des Tniiitüric^hon und gfaubensbe-
gründeten, des Widerstands in der Ar-
beiterschaft und bei Gewerkschaften,
des Widerstands der Kommunisten.
Wir gedenken derer, die nicht aktiv
Widerstand leisteten, aber eher den
Tod Hinnahmen, als ihr Gew issen ZU
beugen.
Neben dem unübersehbar großen
Heer der Toten erhebt sich ein Gebir-
ge menschlichen Leids, Leid um die
Toten, Leid durch Verwundung und
Verkrüppelung, Leid durch un-
menschliche Zwangssterilisierung,
Leid in Bombennächten, Leid durch
flucht und Vertreibung, durch Ver-
gewaltigung und Plünderung, durch
Zwangsarbeit, durch Unrecht und
Folter, durch Hunger und Not, Leid
durch Angst vor Verhaftung und Tod,
Leid durch Verlust all dessen, woran
man irrend geglaubt und gearbeitet
hatte. Heute erinnern wir uns dieses
menschlichen IiPid s »nH gedenken
seiner in Trauer.
Den vielleicht größten Teil dessen,
was den Menschen aufgeladen war,
haben die Frauen der Völker getra-
gen. Ihr T^irfpn, ihre Bnfaaig nn g und
ihre stille Kraft vergißt die Weltge-
schichte nur «11™ leicht Sie haben
gebangt und gearbeitet menschli-
ches Leben getragen und beschützt
Sie haben getrauert um gefallene Vä-
ter und Söhne, Männer, Brüder und
Freunde. Sie hahpn in den dunkel-
sten Jahren das T-fcht der Humanität
vor dem Erlöschen bewahrt Am En-
de des Krieges haben sie als oste und
ohne Aussicht auf eine gesicherte
Zukunft Hand an g ele g t, um wieder
einen s tein auf den anderen zu set-
zen, die Tr ümmerf ra ue n in Berlin
und überall. Als die überlebenden
Männer h eimkehr ten, mußten
Rauen wieder zurückstehen.
Viele Frauen blieben auf Grund
des Krieges allein und verbrachten
ihr Leben in Eingamkptt- Wenn aber
die Völker an den Zerstörungen, den
Verwüstungen, den Grausamkeiten
und Unmenschlichkeiten innerlich
nicht zerbrachen, warn sie nach dem
Krieg langsam wieder zu sich selbst
kamen, dann verdanken wir es zuerst
unseren Frauen.
HL Am Anfang der Gewaltherrschaft
hatte der abgrundtiefe Haß Hitlers
gegen unsere jüdischen Mitmenschen
gestanden. Hitler hatte ihn nie vor der
Öffentlichkeit verschwiegen, sondern
das ganze Volk zum Werkzeug dieses
Hasses gemacht Noch am Tag vor
seinem Ende, am 30. April 1945, hatte
er sein sogenanntes Testament mit
den Worten abgeschlossen: „Vor al-
lem verpflichte ich die Führung der
Nation und die Gefolgschaft zur pein-
lichen Einhaltung der Rassengesetze
und zum unbarmherzigen Wider-
stand gegen den Weitvergifta aller
Völker, das internationale Juden-
tum." Es gibt kaum einen Staat der
in seiner Geschichte immer frei blieb
von schuldhafter Verstrickung in
Krieg und Gewalt Der Voltermord
an den Juden jedoch ist beispiellos in
der Geschichte.
Die Ausführung des Verbrechens
lag in der Hand weniger. Vor den
Augen der Öffentlichkeit wurde es
ab geschirmt Aber jeder Deutsche
konnte miterleben, was jüdische Mit-
bürger erleiden mußten, von kalter
Gleichgültigkeit über versteckte Into-
leranz bis zu offenem Haß. Wer konn-
te arglos bleiben nach den Bränden
der Synagogen, den Plünderungen,
der Stigmatisierung mit dem Juden-
stern, dem Rechtsentzug, den unauf-
hörlichen Schändungen der mensch-
lichen Würde? Wer seine Ohren und
Augen aufmachte, wer sich informie-
ren wollte, dem konnte nicht entge-
hen, daß Deportationszüge rollten.
Die Phantasie der Menschen mochte
für Art und Ausmaß der Vernichtung
nicht ausreichen. Aber in Wirklich-
keit trat zu den Verbrechen selbst der
Versuch allzu vieler, auch meiner Ge-
neration, die wir jung und an der Pla-
nung und Ausführung der Ereignisse
unbeteiligt waren, nicht zur Kenntnis
zu nehmen, was geschah. Es gab viele
Formen, das Gewissen ablenken zu
lassen, nicht zuständig zu sein, weg-
zuschauen, zu schweigen. Als dann
am Ende des Krieges die ganze un-
sagbare Wahrheit des Holocaust her-
auskam, beriefen sich allzu viele von
uns darauf nichts gewußt oder auch
nur geahnt zu haben.
Schuld oder Unschuld eines gan-
zen Volkes gibt es nicht Schuld ist
wie Unschuld, nicht kollektiv, son-
dern persönlich. Es gibt entdeckte
und verborgen gebliebene Schuld
von Menschen. Es gibt Schuld, die
sich Menschen eingestanden oder ab-
geleugnet haben. Jeder, der die Zeit
mit vollem Bewußtsein erlebt hat fra-
ge sich heute im Stillen selbst nach
seiner Verstrickung.
Der ganz überwiegende Teil unse-
rer heutigen Bevölkerung war zur da-
maligen Zeit entweder im Kindesal-
konnen nicht eine eigene Schuld be-
kennen für Taten, die sie nicht began-
gen haben. Kein fühlender Mensch
erwartet von ihnen, ein Büßerhemd
zu tragen, nur weil sie Deutsche sind.
Aber die Vorfahren haben ihnen eine
schwere Erbschaft hinterlassen. Wir
alle, ob schuldig oder icht ob alt oder
jung, müssen die Vergangenheit an-
nehmen. Wir »11 p sind von ihren Fol-
gen betroffen »mH für sie in Haftung
genommen. Jüngere und Ältere müs-
sen und können sich gegenseitig hel-
fen, zu verstehen, warum es lebens-
wichtig ist die Erinnerung wachzu-
halten. Es geht nicht darum, Vergan-
genheit zu bewältigen. Das kann man
gar nicht Sie läßt sich ja nicht nach-
träglich ändern oder ungeschehen
Twachgiv Wer aber vor der Vergangen-
heit die Augen verschließt wird blind
für die Gegenwart Wer sich der Un-
menschlichkeit nicht erinnern will,
der wird wieder anfällig für neue An-
steckungsgefahren.
Das jüdische Volk erinnert sich
und wird rieh immer erinnern. Wir
suchen Versöhnung. Gerade deshalb
müssen wir verstehen, daß es Versöh-
nung ohne Erinnerung gar nicht ge-
ben kann. Die Erfahrung millionenfa-
chen Todes ist ein Teil des Innern
jedes Juden in der Weh, nicht nur
deshalb, weil Menschen ein solches
Grauen nicht vergessen können. Son-
dern die Erinnerung gehört zum jüdi-
schen Glauben.
„Das Vergessen wollen verlängert
dflig Ffril, und das G eheimnis der Erio-
sung beißt Erinnerung." Diese oft zi-
tierte jüdische Weisheit will wohl be-
sagen, daß der Glaube an Gott ein
schichte ist Die Erinnerung ist die
Erfahrung vom Wirken Gottes in der
Geschichte. Sie ist die Quelle des
Glaubens an die Erlösung. Diese Er-
fahrung schafft ffofftmng , schafft
Glauben an Erlösung, an Wiederver-
einigung des Getrennten, an Versöh-
nung. Wer sie vergißt verliert den
Glauben.
Würden wir unsererseits vergessen
wollen, was geschehen ist anstatt »mg
zu erinnern, dann wäre dies nicht nur
unmenschlich. Sondern wir würden
Hamit dem Glauben der überleben-
den Juden zu nahe treten, und wir
würden den Ansatz zur Versöhnung
zerstören.
Für uns kommt es auf ein Mahnmal
des Denkens und Fuhlens in unserem
ei genen Inneren an.
IV. Der 8. Mai ist ein tiefer histori-
scher Einschnitt nicht nur in der
deutschen, sondern auch in der euro-
päischen Geschichte. Der europäi-
sche Bürgerkrieg war an sein Ende
gelangt die alte europäische Weh zu
Bruch gegangen. „Europa hatte sich
ausgekämpft“ CM. Stürmer). Die Be-
gegnung amerikanischer und sowjet-
russischer Soldaten an der Elbe wur-
de zu einem Symbol für das vorläufi-
ge Ende einer europäischen Ära.
Gewiß, das alles hatte seine alten
geschichtlichen Wurzeln. Über hun-
dert Jahre lang hatte Europa unter
dem Zusammenpraü nationalisti-
scher Übersteigerungen gelitten. Am
Ende des Ersten Weltkrieges war es
zu Friedensverträgen gekommen.
Aber ihnen hatte die Kraft gefehlt
Frieden zu stiften. Erneut waren na-
tionalistische Leidenschaften aufge-
flammt und hatten sich mit «tnyiaton
Notlagen verknüpft
Auf dem Weg ins Unheil wurde
Hitler die treibende Kraft Er erzeugte
und nutzte Massenwahn. Eine schwa-
che Demokratie war unfähig, ihm
Einhalt zu gebieten. Und auch die
europäischen Westmachte, nach
Churchills Urteil „arglos, nicht
schuldlos“, trugen durch Schwäche
zur verhängnisvollen Entwicklung
bei. Amerika hatte sich nach dem Er-
sten Weltkrieg wieder zurückgezogen
und war in den dreißiger Jahren ohne
Einfluß auf Europa,
Hitler wollte die Herrschaft über
Europa, uzul zwar durch Krieg. Den
Anlaß dafür suchte und fand er in
Polen.
Am 23. Mai 1939 erklärte er vor der
deutschen Generalität „Weitere Er-
folge können ohne Blutvergießen
nicht mphr errungen werden . . . Dan-
zig ist ni c h t das Objekt, um das es
geh t. Es handelt sich für uns um die
Erweiterung des Lebensraumes jm
Osten Sicherstellung der Ernäh-
rung ... Es entfällt also die Frage,
Polen zu schonen, und bleibt der Ent-
schluß, bei erster passender Gelegen-
heit Polen anzugreifen . . . Anzu-
streben bleibt, Hwn Gegner zu Beginn
pinpn oder den vernichtenden Schlag
beizubringen. Hierbei spielen Recht
oder Unrecht oder Verträge keine
Rolle.“
Am 23. August 1939 wurde der
deutsch-sowjetische Nichtangriffs-
pakt geschlossen. Das geheime Zu-
satzprotokdü regelte die bevorstehen-
de Aufteilung Polens.
Der Vertrag wurde gesc h l os s en ,
um Hitler den Einmarsch in Polen zu
ermöglichen. Das war de* damaligen
Führung der Sowjetunion voll be-
wußt Allen politisch denkenden
Menschen jener Zeit war klar, daß der
deutsch-sowjetische Pakt Hitlers Ein-
marsch in Polen und Hamit den Zwei-
ten Weltkrieg bedeutete.
Dadurch wird die deutsche Schuld
am Ausbruch des Zweiten Weltkrie-
ges nicht verringert. Die Sowjetunion
nahm den Krieg anderer Volker in
Kauf, um sich am Ertrag zu beteili-
gen. Die Initiative arm Krieg aber
ging von Deutschland aus, nicht von
der Sowjetunion.
Es war Hitler, der zur Gewalt griff
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrie-
ges bleibt mit dem deutschen Namen
verbunden.
Vom 8. Mai nahm zunächst d ie Auf-
teilung Deutschlands in verschiedene
war die Sowjetunion m alle Staaten
Ost- und Südosteuropas, die während
des Krieges von Deutschland besetzt
worden waren, einmarschiert. Mit
Ausnahme Griechenlands wurden al-
le diese Staaten sozialistische Staa-
ten. Die Spaltung Europas in zwei
verschiedene politische Systeme
nahm ihren Lauf Es war erst die
Nachkriegsentwicklung, die sie befe-
stigte. Aber ohne den von Hifier be-
gonnenen Krieg wäre sie nicht ge-
kommen. Daran denken die betroffe-
nen Volker zuerst, wenn sie sich des
von der deutschen Führung ausgelö-
99 ,Das Vergessenwollen
verlängert das Exil,
und Geheimnis
der Erlösung heißt Er-
innerung.' Diese oft zi-
tierte jüdische Weis-
heit will wohl besagen,
daß der Glaube an
Gott ein Glaube an
sein Wirken in der Ge-
schichte ist Die Erin-
nerung ist die Erfah-
rung vom Wirken Got-
tes in der Geschichte.
Sie ist die Quelle des
Glaubens an die Erlö-
sung. 99
sten Krieges erinnern. Im Blick auf
die Teilung unseres pi gpn^n Tandes
und auf den Verlust großer Teile des
deutschen Staatsgebietes denken
auch wir daran. In seiner Predigt nun
8. Mai sagte Kardinal Meißner in Ost
Berlin: „Das trostlose Ergebnis der
Sünde ist immer die Trennung."
V. Die Willkür der Zerstörung wirkte
in der willkürlichen Verteilung der
Lasten nach. Es gab Unschuldige, die
verfolgt wurden, und Schuldige, die
entkamen Die einen hatten das
Glück, zu Hause in vertrauter Umge-
bung ein neues Leben aufbauen zu
können. Andere wurden aus der an-
gestammten Heimat vertrieben. Wir
sagt...
Wir können des 8. Mai nicht geden-
ken, ohne uns bewußt zu ma^hm,
welche Überwindung die Bereit-
schaft zur Aussöhnung den ehemali-
gen Feinden abverfangte. Können wir
uns wirklich in die Lage von Angehö-
rigen der Opfer des Warschauer Get-
tos oder des Massakers von Lklice
versetzen? Wie schwer mußte es aber
a uch einem Bürg® in Rotterdam
oder London faBm, den Wiederauf-
bau unseres Landes zu unterstützen,
aus dem die Bomben stammten, die
erst kurze Zeit zuvor auf seine Stadt
gefallen waren. Dazu mußte allmäh-
lich eine Gewißheit wachsen, daß
Deutsche nicht noch einmal versu-
chen würden, eine Niederlage mit Ge-
walt zu korrigieren.
Bei uns selbst wurde das Schwer-
ste den Heimat vertriebenen ab ver-
langt ihnen ist noch lange nach dem
8. Mai bitteres Leid und Unrecht wir
derfahren. Um ihrem schweren
Schicksal mit Verständnis zu begeg-
nen, fehl t uns Einheimischen oft die
Phantasie und das of fe ne Heiz . . .
Früh und beispielhaft haben sich
die Heimatvertriebenen zum Gewalt-
verzicht bekannt Das war kein e ver-
gängliche Erkärung im anfänglichen
S tadium der Machflnsigfrpr^ sondern
ein Bekenntnis, das seine Gültigkeit
behält Gewaltverzicht bedeutet, all-
seits das Vertrauen wachsen zu las-
sen, Haß auch ein wieder zu Kräften
gekommenes Deutschland daran ge-
bunden bleibt Die eigene Heimat ist
mittlerweile anderen zur Heimat ge-
worden. Auf vielen alten Friedhöfen
im Ostöi fmHpn sich heute schon
mehr polnische als Hpufjgchp Gräber.
Der erzwungenen Wandezschaft von
MiTHnnan Deutschen nach Westen
folgten Milünnpn Polen und ihnen
wiederum MSTHnnpn Bsibd Es «*nH
alles Menschen, die nicht gefragt wur-
den, Menschen, die Unrecht erlitten
haben, Menschen, die wehrlose Ob-
jekte der politischen Ereignisse wur-
den und denen keine Aufrechnung
von Unrecht und keine Konfronta-
tion von Ansprüchen wiedergutma-
chen kann, was firnen angetan wor-
den ist
Gewaltverzicht heute heißt, den
wo sie nun seit Jahrzehnten leben,
eine dauerhafte, politisch unange-
fochtene Sicherheit für ihre Zukunft
zu geben. Es haßt, den widerstreiten-
den Rechtsansprüchen das Verstän-
digungsgebot überzuordnen. Darin
liegt der eigentliche, dg menschliche
Beitrag zu einer europäischen Frie-
densordnung, der von »na a usgehen
kann.
Der Neuanfang in Europa tyiph
1945 hat dem Gedanken der Freiheit
und Selbstbestimmung Siege nnH
Niederlagen gebracht Für uns güt es,
die Chance des Schlußstrichs unter
eine lange Periode europäischer Ge-
schichte zu nutzen, in der jedem Staat
Frieden nur denkbar und sicher
schien als Ergbnis eigener Überlegen-
heit und in der Frieden eine Zeit der
Vorbereitung des nächsten Krieges
bedeutete.
Die Völker Europas lieben ihre
Heimat Den Deutschei gebt es nicht
anders. Wer könnte der Friedensliebe
eines Volkes vertrauen, das imstand e
wäre, seine Heimat zu vergessen?
darin, daß man die Heirat nichtva-
gißt und eben deshalb entschlossen
ist, alles zu tun, um immer in Frieden
miteinander zu leben. Heimatliebe ei-
nes Vertriebenen ist kein Revanchis-
mus.
VL Stärker als früher hat der letzte
Krieg die Friedenssehnsucht im Her-
Außenmmister Byrnes in seiner
Zukunft zu helfen. Unzählige ameri-
kanische Bürger habet damals mit
ihren privaten Mitteln uns Deutsche,
die Besiegten, u nte rst ü tzt, um die
Wunden des Krieges zu heilen. Dank
der Weitsicht der Franzosen Jean
Mormet und Robert Schuxnan und ih-
rer Zusammenarbeit mit Konxad
Adenauer endete die alte Feindschaft
zwischen Franzosen und Deutschen
für immer .. .
Es gab keine .Stunde Null", aber
wir hatten die Chance zu einem Neu-
beginn. Wir haben sie genutzt so gut
wir konnten.
An die Stelle der Unfreiheit haben
wir die demokratische Freiheit ge-
setzt Vier Jahre nach Kriegsende,
1949, am heutigen 8. Mai, beschloß
der Pnriamp<nfeiri«a*>ip Rat unser
Grundgesetz. Über Parteigrenzen
hinweg gaben seine Demokraten die
Antwort auf Krieg und Gewaltherr-
schaft im Artikel 1 unserer Verfas-
sung: .Das deutsche Volk bekennt
sich zu unverletzlichen und unveräu-
ßerlichen Menschern rechten als
Grundlage jede- menschlichen Ge-
meinschaft, des Friedens und da- Ge-
rechtigkeit in dar WelLm Auch an
diese Bedeutung des 8. Mai güt es
heute zu erinnern.
Die Bundesrepublik Deutschland
ist ein weltweit geachteter Staat ge-
worden. Sie gehört zu den hochent-
wickelten Industrieländern der Weh.
Mit ihrer wirtschaftlichen Kraft weiß
se sich mitverantwortlich dafür,
Hunger und Not in der Welt zu be-
kämpfen und zu einem sozialen Aus-
gleich unter den Völkern beizu tragen.
Wir leben sät vierzig Jahren in Frie-
den und Freiheit, und wir haben
durch unsere Politik unter den freien
Völkern des Atlantischen Bündnisses
und der Europäischen Gemeinschaft
dazu selbst einen großen Beitrag ge-
leistet. Nie gab es auf deutschem Bo-
den rinm besseren Schutz der Frei-
heitsrechte des Bürgers als heute. Ein
Hfehtes soziales Netz, das den Ver-
gleich mit keiner anderen Gesell-
schaft zu scheuen braucht, sichert die
Lebensgrondlage der Menschen . . .
Wir hnhpn wahrlich keinen Grund
zur Überheblichkeit und Selbstge-
rechtigkeit Aber wir dürfen uns der
Entwicklung dieser 40 Jahre dankbar
erinnern, warn wir das eigene histori-
sche Gedächtnis als Leitlinie für un-
ser Verhalten in der Gegenwart nut-
zen.
- Wenn wir »n« daran erinnern, daß
Geisteskranke im Dritten Reich getö-
tet wurden, werden wir die Zuwen-
dung z u pgy phisph l mmfegn Bürgern
als eigene Auf gabe ve rstehen
- Wenn wir uns erinnern, wie ras-
sisch, religiös und politisch Verfolgte,
die vom sicheren Tod bedroht waren,
oft vor geschlossenen Grenzen ande-
rer Staaten standen, werden wir vor
denen, die heute wirklich verfolgt
«nnH nnH bei »mg Schutz suchen die
Tür nicht verschließen.
- Wenn wir uns auf die Verfolgung
des freien Geizes während deT Dikta-
tur besinnen, werden wir die Freiheit
jedes Gedankens und jeder Kritik
schützen, so sehr sie sich auch gegen
uns selbst richten mag.
- Wer über die Verhältnisse im Na-
hen Osten urteilt, der möge an das
Schicksal denken, das Deutsche den
jüdisc h e n Mitmaischen bereiteten
die noch heute die Menschen in die-
ser R^ion belasten.
- Wenn wir daran denken, was unse-
re östlichen Nachbarn im Kriege er-
leiden mußten, werden wir besser
verstehen, daß der Ausgleich und die
friedliche Nachbarschaft mit diesen
beide Sehen einander achten, Der Ge-
neralsekretär der KonTTTmnigtigrhAn
Partei der Sowjetunion Gorbatschow
hat veriautbart, es ginge da sowjeti-
schen Führung beim 40. Jahrestag
des Kriegsendes nicht darum, anti-
deutsche Gefühle zu schüren. Die So-
wjetunion trete für Freundschaft zwi-
schen den Völkern ein. Gerade wenn
wir Fragen auch an sowjetische Bei-
träge zur Verständigung zwischen
Ost und West und zur Achtung von
Menschenrechten in alten Teilen Eu-
ropas haben, wollen wir dieses Zei-
chen aus Moskau nicht überhören.
Wir wollen Freundschaft mit den
Völk ern der Sowjetunion.
VliL Vierzig Jahre nach dem Ende
des Krieges ist das deutsche Volk
nach wie vor geteilt
Beim Gedenkgottesdienst in da
Kreuzkirche zu Dresden sagte Bi-
schof Hempel im Februar Hfegpg Jah-
res: „Es lastet es blutet daß zwei
deutsche Staaten entstanden sind mit
ihrer schweren Grenze. Es lastet und
blutet die Fülle da Grenzen über-
haupt Es lasten die Waffen."
Vor kurzem wurde in Baltimore in
den Vereinigten Staaten eine Ausstel-
lung „Juden in Deutschland“ eröff-
net Die Botschafta beider Heutgeh er
Staaten waren der Einladung gefolgt
Da gastgebende Präsident da
J ohns-HopMns-Universitat begrüßte
«n'p anammwi Er trei-wiea Hawwf, Hfl ß
alle Deutschen auf dem Boden dersel-
Ein solches Band könne eine Freude
oder ein Problem sein - es sei immer
eine Quelle da Hoffnung.
Wir Dorischen smd ein Volk und
eine Nation. Wir fühlen uns zusam-
mengehörig, weil wir dieselbe Ge-
schichte durchlebt haben. Auch den
8. Mai 1945 haben wir als gemeinsa-
mes Schicksal unseres Volkes erlebt,
das uns eint Wir fühlen uns zusam-
mengehörig in unserem Willen zum
Frieden. Von deutschem Boden in
beiden Staaten sollen Frieden und
gute Nachbarschaft mit allen Län-
Glaube an sein Wirken in da Ge-
Rtehaid von Weizsäcker: „Wir haben allen Grund, dea 8» Md IMS ab da« Ende eine« Irrweges deutscher und das die Gründung des Staates
Geschichte zu erkeneen, das dee Kein der Hoffnueg auf eleebenere Zukunft barg." fotO: poly -press Israel unter tteHing nn yn o..<»w 0
Zonen ihren Ausgang. Inzwischen
denkwürdigen Stuttgarter Rede zur
in da späteren Bundesrepublik Verständigung in Europa und dazu
Deutschland erhielten die kostbare au£ dem deutschen Volk auf seinem
Chance der Freiheit Vielen Millionen Weg in eine fl de u n d friedliebende
Landsleuten bleibt sie bis heute ver-
Meu sehen dort, wo sie das Schicksal
nach dem 8. Mal hingetrieben hat und
Ländern zentrale Aufgabe da deut-
schen Außenpolitik bleiben. Es gilt,
daß beide Säten rieh erinnern und
zen da Menschen geweckt Die Ver-
söhnungsarbeit von Kirchen fand ei-
ne tiefe Resonanz . . .
VH. In seina Folge hat da Krieg alte
Gegner einander naher gebracht
Schon 1946 rief da amerikanische
ben historischen Entwicklung ste-
hen. Eine gemeinsame Ve rg an g en-
heit verknüpft rie mit einem Band.
finden“
dem ausgehen. Auch andere sollen
ihn nicht zur Gefahr für den Frieden
werden lassen. Die Menschen in r
Deutschland wollen gemeinsam ei-
nen Frieden, der Gerechtigkeit und
Menschenrecht für alle Völker ein-
sdüießt, auch für das unsrige. Nicht
ein Europa da Mauern kann sich
über Grenzen hinweg versöhnen, son-
dern ein Kontinent, da seinen Gren-
zen das Trennende nimmt Gerade ;■
daran mahnt nny das Ende des Zwei-
ten Weltkrieges. Wir haben die Zuver-
sicht, daß da 8. Mai nicht das letzte
Datum unserer Geschichte bleibt das
für alle Deutschen verbindlich ist
IX Manche jungen Menschen haben
rieh und u»-* in den letzten Monaten
gefragt, warum es vierzig Jahre nach
Ende des Krieges zu so lebhaften
99 Bei uns selbst wurde
das Schwerste den
Heimatvertriebenen
abverlangt Ihnen ist
noch lange nach dem
8 . Mai bitteres Leid
»nd Unrecht widerfah-
ren. Um ihrem schwe-
ren Schicksal mit Ver-
ständnis zu begegnen, p
fehlt uns Einheimi-
schen oft die Phanta-
sie und das offene
Herz ... 99
Auseinandosetzungen über die Ver-
gangenheit gpknmmpn ist Warum
lebhafter als nach fünfundzwanzig
oder dreißig Jahren? Worin liegt die
innere Notwendigkeit dafür?
Es ist nicht leicht, solche Fragen zu
beantworten. Aba wir sollten die
Gründe dafür nicht vornehmlich in
äußeren Einflüssen suchen. Vierzig
Jahre spielen in da Zeitspanne von
Menschenleben und Völkerechicksa-
len eine große Rolle.
Auch hier erlauben Sie mir noch
einmal einen Blick auf das Alte Testa-
ment, das für jeden Menschen unab-
hängig von seinem Glauben tiefe Ein- >
richten aufbewahrt Dort spielen vier-
zig Jahre eine häufig wiederkehrende
wesentliche Rolle: Vierzig Jahre soll-
te Israel in da Wüste bleiben, bevor
da neue Abschnitt in der Geschichte
mit dem Einzug ins verheißene Land
begann. Vierzig Jahre waren notwen-
dig für einen vollständigen Wechsel
da damals verantwortlichen Vater-
generation.
An anderer Stelle aber (Buch da
Richter) wird aufgezeichnet, wie oft
die Erinnerung an erfahrene Hilfe
und Rettung nur vierzig Jahre dauer-
te. Wenn die Erinnerung ab riß, war
die Ruhe zu Ende. So bedeuten vier-
zig Jahre stets einen großen Ein-
schnitt Sie wirken sich aus im Be-
wußtsein da Menschen, sei es als
Ende einer dunklen Zeit mit da Zu-
versicht auf eine neue und gute Zu-
kunft, sei es als Gefahr des Verges-
sens und Warnung vor den Folgen.
Über beides lohnt es sich nachzuden-
ken. Bei uns ist eine neue Generation
in die politische Verantwortung ha-
emgewachsen. Die Jungen sind nicht
verantwortlich für das, was damals
geschah. Aba sie sind verantwortlich f j -
für das, was in da Geschichte daraus
wird.
Wir Älteren schulden da Jugend
nicht die Erfüllung von Träumen,
sondern Aufrichtigkeit Wir müssen
den Jüngeren helfen zu verstehen,
warum es lebenswichtig ist, die Erin-
noung wachzuhaften. Wir wollen ih-
nen helfen, sich auf die geschichtli-
che Wahrheit nüchtern und ohne Ein-
seitigkeit einzulassen, ohne Flucht in
utopische Heilslehren, aba auch oh-
ne moralische Überheblichkeit Wir
lernen aus unsoa eigenen Geschich-
te, wozu da Mensch fähig ist Des-
halb dürfen wir uns nicht einbilden,
wir seien nun als Menschen anders
99 Beim Gedenkgot-
tesdienst in der
Kreuzkirche zu Dres-
den sagte Bischof
Hempel im Februar
dieses Jahres: ,Es la-
stet, es blutet, daß
zwei deutsche Staaten
entstanden sind mit
ihrer schweren Gren-
ze. Es lastet und blutet
die Fülle der Grenzen
überhaupt Es lasten
die Waffen . 4
- * - .
f .
r
5
4 -
i "
99
und bessa geworden. Es gibt keine
endgültig errungene moralische
Vollkommenheit Wir haben als Men-
schen gelernt, wir bleiben als Men-
schen gefährdet Aba wir haben die, >
Kraft, Gefährdungen immer von'
neuem zu überwinden. '
Hitler hat stets damit gearbeitet,
Vorurteile, Feindsc haften unH ~Hafl zu
schüren. Die Bitte an die jungen Men-
schen lautet Lassen Sie sich nicht
hinein treiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen, gegen Rus-
sen oder Amerikaner, gegen Juden
oder Türken, gegen Alternative oder
Konservative, gegen Schwarz oder
Weiß. Lernen Sie, miteinander zu le-
ben, nicht gegeneinander.
Ehren wir die Freiheit
Arbeiten wir für den Frieden.
Halten wir uns an das Recht }
Dienen wir unseren inneren Maß-/-,
staben da Gerechtigkeit
Schauen wir am heutigen 8. Mai, so
gut wir es Minnen, da Wahrheit Ins
Auge.
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Donnerstag. 9. Mai 1985 - Nr. 107 - DIE WELT
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Politiker
sollen ein
Beispiel geben
»Ftwtftnmflvoft Saite t
mehr polnische als deutsche Gräber
findwL“ Das begangene Unrecht, an
welchen Menschengruppen auch im-
mer, könne durch „häng Aufrech-
nung“ und durch „keine Konfronta-
tion von Ansprüchen" wiedergutge-
mttht werden. Daran knüpfte der
Präsident die Schlußfolgerung; n Ge-
waltv eracht heute heißt dem Men-
schen dort,.. .wo sie nun seit Jahr-
zehnten leben,.eine dauerhafte, poli-
tisch unangefochtene Sicherheit für
ihre Zukunft zu geben Es heißt, den
widerstreitenden Rechtsansprüchen
das Verständigungsgebot überzuord-
nen.“ An dies» Stdle brach der stür-
mischste Beifall für die Rede über-
haupt aus, was von vielen Beobach-
tern spater als eine Art befreiende
Geste der Zuhörer auf die in den ver-
te „Grenz-Debatte“ geweitet wunle.
Die Vergangenheit, führte der Prä-
sident aus, sei nicht zu „bewältigen“.
Man müsse sie vielmehr „azutehmen"
und verstehen, „warum es lebois-
wichtig ist, die Erinnerung wachzu-
halten“. Mit den Worten des Talmud
erläuterte der Redner. „Das Verges-
senwollen verlängert das Egfl, und.
das G eheimnis der Erlösung heißt Er-
mnexung.“ Dies sei eine wichtige
Lehre vor allem für die jungen Deut-
schen. Sie seien »nicht ver a nt w o r t
lieh für das, was damals geschah.
Aber sie sind verantwortlich für das,
. was in der Geschichte daraus wird“.
In seiner Ansprache zur Eeiershm-
de im Plenarsaal hatte Bundestags-
Präsident Jennmgeruoeh «nmal die
historishen Etappen des Hftlerschen
Aufstiegs nachgezeichnet, wobei er
auch darauf hinwies, daß die Erfolge
des Diktators „nicht denkbar waren
ohne die Nachgiebigkeit der West-
machte“ . Wie nwh ihm von Webaak-
ker hob auch Jennihger immer wie-
der das AnsmaB an Leid und Vernich-
tung hervor, welches Hitler auch den
. Deutschen sdber und dem deutschen
Vaterland zugefügt hatte „Wahrhaf-
tigkeit ist das Fundament für eine
besräe, eine glückliche Zukunft“,
rief Jenninger den Publikum zu. In
emer Ökmaenischen Feier im Köln«
Dom widmeten Kardinal Höffberuzid
lamdesbischof Löhse gestern abend
dem Gedenken an den 8. Mai christh-
- (he lnterpretationeri der Besinnung;
der Umkehr und der Versöhnung.
In Ost-Berlin demonstriert
Moskau seinen harten Kurs
Smdennann schlägt aber wnn 8. Mal versöhnliche Töne an
H.-E. KARUTZ, Berlin
Heftige Ausfalle gegen die Politik
des Westens und Zweifel an da* 3ed-
licbkeit“ Bonns beherrschten die Fei-
ern zum 8. Mai in Ost-Berlin. Bei ei-
nem „DDR “-Staatsakt erneuerte der
sowjetische Ködturminister Pjotr De-
mitschew dabei die indi rekte Kritik
von Michail Gorbatschow an Hd-
nekkekers „Gemeinsamer Erklä-
rung“ mit Bundeskanzler KohL An-
gesichts der forderten „StemeBr
krieg-AufHistung“ sei die Frage zu
Gelten: »Was and da die Befahrun-
gen der Verantwortlichen .wert, daß
von deutschem Boden kein Krieg
mehr ausgehe?“
Der sowjetische Redner führte die
sest Monaten zu beobachtende harte
Haltung Moskaus geg en ü ber Bonn
fort & warf dem Westen „"verschiede -
erte Ktiegsrorbereitungen“ und. die
Verwandlung der „BRD in «oe ge-
fährliche Raketen-Startrampe“ vor.
Demitscbew, dessen niedriger Rang
als Kandidat des Politbüros der
KPdSU die SED-Gastgeber irritierte,,
bekräftigte ebenfalls die Kreml-Ver-
sion, wonach die Konferenzen von
J ait« und Potsdam die Verhältnisse
in ätoopa für immer festgeschrieben
Etwas müdere Töne gegenüber
Bivrm flftf iln g hinfflg ar» Volkskam-
m»-Präsidexrt Borst Smdermann in
seiner Rede an: „Die von der Ge-
schichte airgyrkg te p oiltri griha und
moralische Aufgabe der Friedenssi-
cherung gebietet baden Staaten auch
die Gestaltung gutnachbarticher Be-
gehungen. " Daneben malte die Num-
mer drei in der Staatshierarchie je-
doch ein düsteres G emälde von den
rrmpmn Z ndän/iwi in der Bundesre-
publik, wo es möglich sei, daß „Kon-
zernherren eine Regierung kauten ".
Bei den US-Welbaumplänm'werde
der „Wahnsinn zur Methode". Der
Stemenkrieg solle „aus der Traumfe-
brik von Hollywood“ in die Realität
euer „Vernichtungsschlacht gegen
die Menschheit“ getragen werden.
Smdennann bezachnete es als
sdumlose Luge“, wenn Waslüngbon
eWäre, der SternenkrUysö „das be-
ste hfittä. zur Friedenssicherung“.
Neben diesen propagandistischen
Tönen gab es jedoch auch andere, die
bisher in der „DDR“ T rings um den
Jahrestag der „Befreiung“ nicht auf-
gekhmgpn yftrpn, fiinfformaira führte
ausdrücklich auch die Opfer der AlBr
ierten vor Augen und bamtzte dabei
die berühmte „Blut-und-Tränen“-
Fonnel von Winston Churchill zu Be-
gmn des Krieges.
Wörtlich sagte Sindennann: Jm
amerikanischen Volk waren die Ide-
en wnpg Ahraham T irvoriln erwacht,
der die Sklaverei mederkämpfte und
das Banner der Demokratie in seinem
Land aufaepflanzt hatte Rfit diesen
Idealai im Heizen trafen sich die Sol-
datm der Vereinigten Staaten in Tor-
gau mit den Soldaten des Sowietlan-
des.“ Das Volk der britischen Inseln,
„das die Ausiadienmg von Coventry
und die Zerstörung durch die V 2
erleiden mußte, schwor sich, den Weg
dwirh Blut imd Tränen nirfit zu
scheuen, um den deutschen Militaris-
mus zu zeraddagesi“. Frankreich wie-
dmnn habe sfch jnit dan Kampf ge-
sang der Mars eill a i s e" erhoben.
An den mehrstündigen Staatsakt,
bei dem sich die 5000 Teünehmff in
der Pause am reichlichen kattm Buf-
fet labten, nahmen auch Walter Ulb-
richts Witwe Lotte und die Führung
des J>DR“-Er ctepbuDdes teil. Dazu
gehörten Bischof Johannes Hempel
(Dresden) - er hidi gestern abend in
der Ostberimer Marimkirrihe einen
Gottesdienst - sowie Bischof Gott-
fried Forck (Ostr-Beriin), Knchenprä-
jndent Eberhard Natho (Dessau) so-
wie der stellvertretende Kirchen-
bund-Vorsitzende Manfred Stolpe.
Anders als seine AmtskoUegen sang
er die Jhtemationale“ zum Schluß
des ' offiziellen Teils mit, vermerkten
Beobachte-.
Anscheinend znm astenmal seit
der Bfl*»rrK g im g seines Bruders Böjh-
ladLdfigerfbJgrekhenHhnregisse^
zeigte sich auch JDDR“-Geheim-
dienrtchef Markus (Jfiacha*) Wolf
wieder in der Öffentlichkeit Er trug
flpm Qr dypaarhwwck «ghwr als
junger Mann in der Roten Armee er-
dienten Auszeichnung^. Während
emes Kultuipaogranuns zeigten meh-
rere RInmuschiiitte Erich Honecker,
nnt A pplaiiq hedaeht, hrim Triimmgr-
steme-Klopfen and beim - als Foto
bisher - möht publizierten - Bruder-
kuß mit Gorbatschow.
»Befreit zur Versöhnung“
Ökumenischer Gottesdienst in Berlin / Warnung vor neuem Antisemitismus
HANS-E- KARUTZ, Berlin
Für die Gestaltung einer freiheitli-
chen Gesellschaft und einer friedli-
chen Welt setzten sich mehrere tau-
send West-Berliner bei einein Frei-
luft-Gottesdienst zum 8. Mai vor der
Gedächtniskirche und einer anschlie-
ßenden Kundgebung vor dem Jüdi-
schen Gemeindehaus ein. Der öku-
menische Gottesdienst stand unter
dem Motto JBefreit zur Versöhnung“.
Daran nahmen auch der französische
imH ame rikanische Müftärp farrpr on_
wie, vom Staatsakt in Ost-Berlin
kommend, d« russische Exarch für
Mitteleuropa, Erzbischof Feodossij,
tefl. An der kirchlichen' Veranstaltung
beteiligten sich ferner der französi-
sch fi und awimrikanis flhg Stadtkom-
mandant sowie der Gesandte Groß-
britanniens.
Sprecher trugen Klagegebete aus
dem Alten Testament und Auszüge
aus den biblischen Prophetenbü-
cbem vor. Außerdem wurde ein Frie-
densgebet aus Coventry - der von
deutschen Bombern zerstörten briti-
schen Stadt - vorgetrag en Am Altar
war ein Friedenskreuz aus der wie-
derenichteten Kathedrale der Stadt
aufgerichtet worden. Sprecher trugen
Texte der ermordeten christlichen
Widerstandskämpfer Dietrich Bon-
hoeffer und Pater Alfred Delp sowie
ein Friedensgebet vor, das ein unbe-
kannte russischer Jude im KZ Ra-
venshrSck verfaßt hatte.
Hauptredner der anschließend en
Zusammenkunft vor dem Jüdischen
Gemeindehaus, die unter dem Motto
„Wir erinnern uns - um unserer Zu-
kunft willen“ stand, war der Vorsä-
aende der größte Gemeinschaft jüdi-
scher Bürger in der Bundesrepublik
Deutschland, Heinz GalicskL Er äu-
ßerte ernste Zweifel an der Bewälti-
gung der NS-Vergangenheit durch
viele Deutsche und klagte über die
„kaum vorhandene“ Beziehung jun-
ger Menschen zu den Ereignissen je-
ner Zeit Die lebenswichtige Aufgabe
der politischen Rfldimg sei nicht
„ernst“ genug genommen worden.
„Wir erheben unseren Protest, daß
es nicht möglich war, das SS-Treffen
in Nesselwang im Deutschst Bun-
destag mindestens zu verurteilen“, er-
klärte er. In „peinlicher Weise“ sei in
De ut s chland daruhw diskutiert wnr-
den, wie man des 8. Mai gedenken
solle. Der Bundestag habe es nicht
vermocht, kritisierte Galinski erneut,
eine Mehrheit für einen eigenen Straf-
gesetzbuch-Paragraphen Zll fiTwten ,
der „die Leugnung der natinnaTg/wifl -
listischen Verfolgung und Verharm-
losung ahndet“. Er sah in der Vorge-
schichte um Reagans Besuch in Ber-
gen-Beüsen und Bitburg „schweren
politischen Schadai“. Alte Wunden
seien abermals auf gerissen „und Ge-
fühle verletzt worden“. Nicht wenige
Angehörige der mittleren und älteren
Jahrgänge hatten den Bruch mit der
schändlichsten Epoche der deut-
schen Geschichte nicht vollständig
vollzogen.
Bischof Martin Kruse sagte: „Wir
wollen uns Ahriirh und wahrhaftig
erinnern lassen, alle Generationen
miteinander.“ Zuvor hatte er in seiner
Predigt vor der Gedächtniskirche
ausgerufen: „Laßt nicht zu, daß ver-
borgen und manchmal erschreckend
direkt wieder neuer Antisemitismus
aufkommt“
DW. Stuttgart
Weil der & Mai 1945 „Befreiung
und Katastrophe in einem“ gewesen
sei, könne man seinen 40. Jahrestag
nicht feiern. Es gehöre zur Tragik des
deutschen Vaterlandes, daR es «ytng
Befreiung vom Nationalsozialismus
nur durch eise nationale Katastrophe
habe geben können. Dies betonte Bi-
schof D. Hans von Keler von der
evangelischen T-anHpgJcfrphp in WÜTt-
temberg bei einem ökumenischen
Gedenkgottesdienst in der Stuttgar-
ter Stiftslärche. Es sei tiTinUtr immor
neu Schuldgeständnisse zu fordern,
wenn man nicht die im Namen Jesu
geltende Vergebung ernst nehme- Die
Vergebung befreie zu der Redlich-
keit, weder andere anwiHapn nnoh
Selbstanklagen laufend zu wiederho-
len. Sie befreie auch dazu, anderen
ihre entsetzliche Schuld an Deut-
schen zu vergeben.
Der 8. Mai und „sozialer Besitzstand“
„Historische Konferenz“ des DGB: Besondere Verdienste am Wiederaufbau beansprucht
gba, Aachen
In eines 1 „historischen Konferenz“
«im 4a Jahrestag der deutschen
Kapitulation hat der Deutsche Ge-
werkschaftsbund (DGB) das Ver-
dienst am Wiederndbaunach Kriegs-
ende für die Gewerkschaften bean-
sprucht In efagr Bede des DGB-Vor-
sitzenden Emst Breit fiir die
RMVtn ftln mri g t*h»yn g in Aachen hieß
es, im Frühjahr 1945 hätten ach „vie-
le Unternehmer Ma-nag w mehr
aus Angst dexm aus Scham" aus ihren
Funktionen gestohlen. Dagegen hat-
ten Arbeiter, Betriebsräte und Ge-
werkschafter die Initiative zum Wie-
deraufbau der Wirtschaft und zur
Schaffung eines demokratischen
Staatsweseaas ergriffen. „Sie versuch-
ten, die Versorgung der Bevölkerung
zu richem, kurbelten die Produktion,
an, verhinderten P lünderung en »nd
sorgten für Wohnraum“. Heute sähen
sich diese Arbeitnehmer, die Träger
des WtodprnnfKm ia ) „massiven An-
griffen auf flmm Besitz-
stand“ sowie auf ihre Schutzrechte
und Freiheiten ansgesetzt. Qffepkun-
dig an die schon während der Aache-
ner Konferenz von anderen Rednern
attackierte Bundesregierung ge-
wandt, setzte Breit hinzu: „Niemand
möge sich einbilden, daß sie sich der
Früdhte ihrer Arbeit ohne Gegenwehr
berauben lassen“.
Kritik übte der DGB-Chef an der
Haltung der Bundesregierung gegen-
über den Heimatvertriebenen. Es sei
skandalö s“ wenn m Bonn Rücksicht
auf „verstockte“ Funktionäre genom-
men werde. Als Beispiel nannte Breit
die geplante Teilnahme Bundeskanzr
ler Helmut Wyihis am Schlesier-Tref-
fen. Es schloß seine Rede für die
Kundgebung mit einem Appell an die
Siegennächte von 1945, ihre „Verant-
wortung für die Welt gerecht zu wer-
den“, die Geifer Verhandlungen zu
einem Erfolg zu führen und „Aufrü-
stung für einen Krieg der Sterne“ zu
vezhmdenL
In der vom DGB-landesbezhk
Nordrhein-Westfalen ausgerichteten
Konferenz hatte dessen Vorsitzender
Michael Geuenich davon gesprochen,
daR die Umverteüungspoilitik der
Bundesregierung „von unten nach
oben“ den Sozialstaat gefährde.
Kreml zeichnet
114 deutsche
Deserteure aus
WERNER KAHL, Bonn
114 Deutsche, die während des
Zweiten Weltkriegs zu den Sowjets
übergelaufen waren, in der Roten Ar-
mee kämpften oder im Hinterland
der Front in deutscher Uniform in
Partisanen-Einheiten eingesetzt wur-
den, sind jetzt demonstrativ vom
Kreml ausgezeichnet worden Nach
Anächt politischer Beobachter han-
delt es sich um führende Nationalso-
zialisten und Überlebende der Säube-
rungen Stalins unter deutschen Kom-
munisten, die bereit waren, mit der
Waffe auch gegen Landsleute vorzu-
geben.
Jeder Name in der Liste, die das
SED-Zentralorgan „Neues Deusch-
land“ veröffentlicht hat, spiegelt wi-
der, wie sich die Sowjetmacht nach
der Besetzung Mitteldeutschlands
durchgesetzt bat Denn die anläßlich
des „40. Jahrestages des Sieges im
Großen Vaterländischen Krieg“ de-
korierten Deutschen erhielten 1945 in
der sowjetischen Besatzungszone
Schlüsselfunktionen in allen Berei-
chen des öffentlichen Lebens. Die
neuen Ordensträger aus dem
„DDR“-Staaatsschertieftsdienst wer-
den in der Liste ohne Hinweis auf
ihre geheimdienstliche Tätigkeit nur
mit Namen und dem Stichwort
„Fronteinsatz“ genannt; eine Ausnah-
me bildet lediglich Markus Wolf. Chef
des Ostberimer Spionageapparates,
bei dem der militärische Rang „Gene-
raloberst“ aufgeführt ist
Außer ehemaligen Wehrmachtsof-
fizieren und AltrNationalsozialisten
wie Egbert von Frankenberg, Ex-Ma-
jor Bernhard Bechler, heute General-
major der NVA, und Job von Witzle-
ben, Neffe des nach dem Attentats-
versuch gegen Hitler hingerichteten
Feldmarschalls von Witzleben, wurde
auch Generaloberst Heinz Keßler,
Chef der Politischen Hauptverwal-
tung da* J)DR U -Streitkräfte. ausge-
zeichnet Keßler hatte nach der De-
sertion 1941 wieder deutsche Uni-
form «ngwgngpn und die früheren Ka-
meraden in Wehrmachts bunkern ge-
täuscht, so daß diese „geknackt“ wer-
den konnten. JDDR“-Innenminister
Friedlich Dickel di e n te als „Aufklä-
rer“ der Roten Armee Mit einer Me-
daille wurde auch die Witwe Walter
Ulbrichts ausgezeichnet Die heute
83jährige wurde für ihre Verdienste
um die Umerziehung deutscher
Kriegsgefangener belohnt
5
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I-
k
1
1
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imm
fvvUl
iSJ/h
Von der Fabrikhalle über den Maschinenpark bis nach Sumatra: WestLB
Nicht nur.rdaß wir Ihnen bei der
Finanzierung einer Fabrikhalle den
Rücken, freihalten, zum Beispiel
V - mit einem langfristigen Festzms-
V: kredit,- ■
; Nicht nur, da ß wir helfen - so-
V- s Weit Geld das vermag - Ihren
•V Maschinenpark auf den konkurrenz-
fähigsten Stand der Technik zu
bringen.
Nicht nur, daß wir beide Lei-
stungen in einem Finanzierungspro-
jekt zusammenfassen können.
Nein, das ist nicht alles, was wir
Ihnen zu bieten haben.
Wir als Landesbank und Spar-
kassen-Zentralinstitut von Nordrhein-
Westfalen können auch helfen,
Ihre Produkte zu verkaufen.
Ins Ausland zum Beispiel. Dazu
steht Ihnen das breite Spektrum
unserer Exportfinanzierungen und
die Abwicklung des Auslands-
zahlungsverkehrs sowie des Doku-
mentengeächäfts zur Verfügung, 1 a 0 x | D
Undwenn Sie wissen möchten: V VöoLLÖ Die Bank Ihrer Initiativen.
\Na s tun, damit das Geld, das Sie
dabei verdienen, noch ein bißchen
außer der Reihe verdient?
Nun, auch da können wir Ihnen
helfen.
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K fi S ä S; d “3 •« i> «j
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ler. Weniger Pfatz-
bedarf sowie er-
höhte Rechne rlei-
stuna und -ge-
schwindjgkeit
sind das Ziel der
Miniaturisierung.
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chip kann rund
34 000 Zeichen, : V 1 '
Buchstaben oder
Zahlen auf einer .
Räche speichern,
die halb so groß
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•A- ”>:•• •'*: w_
Noch Ende eint *
Können Tanklaster sicherer werden?
TÜV-ModeH sofl UnfoHrisiko Vorhersagen and bessere Vorkehrungen ermöglichen
Z u Beginn des Jahres 1985 kam es
in der Bundesrepublik: Deutsch-
land zu einigen VeitehrsunföHen, die
sich durch betätigte Tankfahraeuge
zu regelrechten Katastrophen ent-
wickelten. Sfe warfen erneut die Fra-
ge au£ wie der Betrieb solcher Fahr-
zeug sldÄrer gestaltet werde] kann.
' Daß es hier noch Möglichkeiten
gibt, läßt eix« Untersuchung erken-
nen, die der Teckrische Ubenra-
chungsverein (TÜV) Rheinland in
Köln schon vor einiger Zeit im Auf-
trag des Bundesministers für For-
schung und Technologie dinchführ-
te.
Anlaß des Auftrages war das ver-
heerende Unglück von Los Alfeques
in Spanien, bei im Sonuno 1 1978
mehr als 120 Uriauber ihr Leben ver-
loren, als ne be n «Mm Camp in g platz
ein mit 20 Tonnen Propylen belade-
ner Tanklaster umkippte myt «pV
(tiecte. Ziel der Studie sollte die Er-
nMung des Risikos beim Transport
gefffhriichgr Stoffe und die Entwick-
lung eines zuverlässigen theoreti-
schen Modells sein, das Vorhersagen
zur Auswirkung be stimmter Sicher-
hprtg pnr^plm ingpn grlm iht Har ist rm
Me des Tanktransports und beson-
ders des Flüssiggastransports
(Propan) offenbar gut gefangen.
te beispielsweise durdxgerechnet
werden, wie sinnvoll es wäre, den
Durchmesser der Tanks zu verklei-
nern, sie aufartefan, ihre Wandungen
zu verstärken oder sfe aus Stahl mit
anderen Festigkeitseigeiischafteü
herzusteüen.
Es K^g <» « frfr ermitteln, welche
Wirkungen von einem AuffahrechiLd
oder einer seitlichen Tank verstär-
kung durch st a r k« Stahlleisten zu er-
warten wären - aste Aussagen dazu
wurden schon in der Studie gemacht
Man konnte auf ihrer Grundlage aber
auch die Nutzen von Verkehremaß-
nahmen erörtern, y etwa die Einfüh-
rung nnto rap h terilirfiar Geschwm-
di gfcwfghpgMnyimg pn Unter «"da .
rem zeigte sich nämtidi auch, daß bei
Unfällen an Kreuzungen die soge-
nannte Aktionszeit, die dwn Fahrer
tu m Frltwman der Gefahr ired 711m
Handeln bleibt, für Unfallhäufigkeit
und -schwere wesentliche Folgen bat
Daß schon bald Modelle dieser Art
eingesetzt werden, ist angesichts der
Tatsache wünschenswert, daß auf
deutschen Straßen jährlich etwa 100
Minimum Tannen gefährlicher Guter
bewegt werden, darunter überwie-
gend und Benzin. Neurdings
wird auch diskutiert, ob solche Güter
nicht verstärkt von der Straße auf die
Schiene verlagert werden sollten.
Es sch ein t jedoch vor «Tiem not-
wendig, daß gefahrliche Stoffe, die
per Lastwagen transportiert werden,
scharfer überwacht und deutlich ge-
kennzeichnet werden. Es muB ausge-
schlossen werden, daß im Fall eine«
Unglücks Polizei und Feuerwehr
nicht wissen, welche Substanzen ein
Wagen gpfcdm hatte und ob es durch
die Unfatiemwirkung zu Kettenreak-
tionen kommen kann. df
Trotz vielfältiger alternativer Metho- sind sich heute mit weiten Teilen der nach auch erheblich reduziert wer-
voraussichtlich immer Bevölkerung darüber einig, daß die den kann. Welche Möglichkeiten es
^ ier ^ n _feben müssen. Anzahl der eingesetzten Tiere sinken dazu gibt, war jetzt Thema eines
be Politiker und Wissenschaftler muß und aller Wahrscheinlichkeit Expeitentreffens .
Alternative Tests ersetzen Tierversuche
Von ARNO NÖLDECHEN
A nläßlich eines Seminars über
Tierversuche in Forschung
und Entwicklung, das vom
Bundesministerium für Forschung
und Technologie CBMFI) veranstaltet
wurde, nannte der zuständig»» Refe-
rent Dt. Jürgen Roemer-Mähler erst-
mals genaue Zahlen; Von 1982 bis
■ 1984 ging die Anzahl der Versuchstie-
re k denjenigen Forschungs- und Un-
ter suchim ganst it u ten, die der Bun-
deafadhat unterteilen, von 485 000
auf 442 000 Tiere zurück. Dazu zählen
aüezdings weder Universitäten noch
lindereigene Institutionen.
Dr. Dietrich Schuppan vom Bun-
desverband der Pharmazeutischen
Industrie in Frankfurt gibt den Be-
stand der Versuchstiere von sieben
der großen deutschen Fhannafirmen
mit etwas mehr als 1,6 Mminnpn Tie-
ren an. Innerhalb der letzten fünf Jah-
re ist der Bedarf hier um fest 30 Pro-
zent Tnriirfrjygyin p»n
7 Millionen Versuchstiere
Mmgris w'iw durchgängigen Sta-
tistik, die alte Bereiche in der Bun-
desrepublik erfaßt, schätzt Roemer-
Mähler, daß wohl insgesamt jährlich
bis zu sieben MtiEonen Versuchstiere
benötigt werden. Der Anteil von Hun-
de^ Katien oder Kaninchen ist dabei
gering ' pnd dürfte im Mittel in desr
Pharmaindustrie kaum zwei Prozent
überschreiten. Forschungsinstitutio-
nen des Bundes benutzen zu 98 Pro-
zent Mäuse, Ratten oder Meer-
schweinchen. Den Haustieren ge-
schieht also weniger, als in der Be-
völkerung oft angenommen wird.
Zum anderen können Versuche
und gesetzlich vorgeschriebene Un-
tersuchungen mit Tieren nur » rot er
„ immer gleichen“ (standardisierten)
Bedingungen vorgenommen werden.
Wer Versuchstiere braucht, wVhtrt
sie selbst unter kontrollierbaren Le-
bensbedingungen, oder er greift auf
staatliche Zuchtbetriebe zurück.
Selbst in da* Industrie herrscht
heute eme fast emhrilip» Ablehnung
des Drai2ft.Tests am KanTnchanauga
An seine Stelle treten inzwischen.
Ve rfahr en mit be b rü te te» Hühnerei-
ern. Nach »hlrwrhgn Untersuchun-
gen, die auch das Bundesgesund-
heitsamt bestätigen kann reicht die-
se Prüftechnik aus, um nh™» Kanin-
chen ein gesichertes Ergebnis zu er-
halten. Wie Professor Dr. Eberhard
Weinhold jedoch vermerkte, wird es
noch einige Zeit dauern, bis derartige
Prüfungen (oder etwa mit Zellkultu-
ren) ihren Niederschlag in den natio-
nalen und internationalen Vorschrif-
ten finripn werden.
Daher erhofft sich auch das BMFT,
daß die Novelle zum Tierschutzgesetz
das Ausmaß von Tierversuchen stati-
stisch deutlicher machen wird
unnötige Tierversuche unterbindet
Im Rahmen des lUrderprogramms
zur Biotechnik wurden für mehr als
53 Millionen Mark sogenannte alter-
native Methoden unterstützt
Die Palette neuer Piüfimgsverfab-
ren reicht von Bakterien- oder Klein-
lebewesen-Kulturen, zum Beispiel
von Kleinkrebsen, bis zur Kultivie-
rung von Zellen aus Organen und Ge-
webe von Wirbeltieren oder sogar von
mpncyWichan Tailan
Ersatz für Versuchstiere
Aber es wird eine Zeitlang dauern,
bis diese biotechnischen Verfahren
von jedem Untersuchungsinstitut
eingesetzt werden können Da die Er-
gebnisse mit dieser „schmerzfreien“
Materie aber mit den bisher verlang-
ten Tierversuchen verliehen werden
müssen, wird man in einer Über-
gangszeit wohl auf Tierversuche
nicht verzichten können.
Dazu gehören unter andern: auch
Toxizkäisprüfungen, wie die Bestim-
mung der LD-50-Dosis (Konzentra-
tion einer Substanz, die 50 Prozent
der Testtiere tötet). Es ist auch nicht
möglich, wegen eines Verbots von
Tierversuchen so wichtige Überprü-
fungen, wie sie die Gesetzgebung zu
Lebensmittel-Zusatzstoffen, zu Che-
mikalien, für Pflangprv^hiTtTmift Al
und für Arzneimittel vorschreibt, nur
noch unvollkommen durebzufuhren.
Hier geht die Sicherheit der Bevölke
rung eindeutig vor.
Die Pharmaindustrie stellt siel
selbst bei ihrer Suche nach neuer.
Medikamenten auf biotechnische
oder biochemische Suchverfahrer
um. So berichtete beispielsweise Dr.
Richard Niemann, daß für neuartige
Jn vitro“-Verfahren (im Reagenzglas
heute nur noch zehn Versuchstiere
notig sind, um eine Gruppe von 10t
Wirkstoffen zu testen. Früher brauch
te man dazu 2300 Tiere.
Diese drastische Verringerung wo-
möglich, weil jetzt nur noch bestimm-
te Zellen aus lebensfrischen Organen
oder Körpergeweben entnommen
werden müssen. Die Tiere werden da-
bei betäubt und leiden keine Schmer
zea Die ZeHentnahme ist notig, weil
Zellkulturen altern und nur über eini-
ge Teilungsperioden lebens- und re-
aktionsfähig gehalten werden kön
nen. An da- Entwicklung langlebiger
standardisierter Zellstämme wird ge-
arbeitet
In der Bundesrepublik und in.
Ausland wird sehr viel geforscht mr
dem Ziel, Versuchstiere nur noch
dort zu verwenden, wo es keine ande-
re Möglichkeiten gibt Ebenfalls wer-
den die gesetzlichen Vorschriften die-
sen Untersuchungsverfahren an-
gepaßt werden. Es wird jedoch noch
einige Zeit dauern, bis di» die Regel
sein wird.
NOTIZEN AUS LABORS UND INSTITUTEN
Ahenmgsprozesse
Bochum (dpa) - An Schimmelpil-
zen fa»hi»n Wissenschaftler der
Ruhr-Universitä t Bochum erstmals
d ie mnigfenlaupp Grundlagen des Al-
terns nachweisen w^nan. Professor
Kaii Esser entwickelte eine Modell-
vorsteDung, die die Anrichten, daß
Altem entweder genetisch vorpro-
grammiert oder nur Folge natürli-
cher Verschldßerschemungen sei,
vereinigt Der Tod vonVersuchspü-
zen ist zwar durch Erbfaktoren des
Zellkerns festgelegt, sei aber auch
auf Vorgänge in der Zell-Peripherie
zurückzuführen.
Transplantation mögfich
Hannover (DW.) - Noch in diesem
Sommer können Knochenmarks-
T Vwngp1nTTtatif>n»»n an r faT Ttfariizmi-
yhan TTnrhgr»faite in Hannover VOT-
gpnommen werden. Die Deutsche
KrebshDfe hat ihre finanzielle Unter-
stützung zucesact zHnSchci pinan
Betrag von 412 000 DM für die Dauer
eines Jahres.
Konkurrenz für Kohle
F nmkftir t (FTZIT) - Aus Pfianz en-
abfälen gewinnt die französische
Firma Gonod in Chemilly-ßur-Soime
TTpizmatprifll Die Heizkr aft eines 1,5
kg schweren Blockes aus Sagemehl,
Kopalharz und Stroh beträgt 10 000
Kalorien- Er brennt rund eineinhalb
Stunden. Die 200 mm mal 100 mm
großen Blocke können in Kaminen
und Heiden verfeuert werden. Sie
sind leicht und sauber und brennen,
ohne Geruch und Rauch zu erzeu-
gen.
Verttefimgsstudimn
Ha gen (idr) — Ffa Studium zur
Vertfeftmg ihrer wirtschaftswissen-
schaftlichen Kenntnisse bietet die
Femunivezrität Hagen für Juristen,
Ingenieure und Mathematiker ab
Oldober 1985 an. Voraussetzung ist
ein Diplom oder Staatsexamen. Be-
werbungsschluß ist der 15. Juli
Spezialmaschinenbau von Krupp
Der neue Teleskop-Fahrzeugkran
von Krupp erreicht mit Spitzenausleger
eine Höhe von 141 Meter.
r
slich
itq
anzso
\
lod
t wie
»der
Kölner Dom.
Aber 65 km/h
schneller.
500 GMT, der größte und leistungs-
fähigste Teleskopkran von Krupp,
meistert eine bisher unerreichte
Traglast von 500 Tonneru Sein völlig
neues Fahrzeugkonzept isteiii
Beispiel für die Innovationskraft
von Krupp Industrietechnik*, einem
Unfemenmen im Krupp-Konzem.
Stellen Sie sich bitte vor, Sie mußten
mit wert ausgestreckfen Armen eine
schwere Last heben, zur Seite
schwenken und wieder absetzen -Eine
Gewaltprobe für Ihre Standfestigkeit,
die deutlich macht, wie kompliziert
' Vvtetn S* vwfcare Mormotkwwi
ubar Sptaolmoiciwiertbou von Krupp
«*nd«T St* »ich bftr* tw»
Mupp Indutfnatechnilc GmbH,
Pörffaeh UT9M, D-4100 Dwrtbwg K
die statischen Zusammenhänge bei
einem Riesenkran sind.
Schließlich hebt der 500 GMT eine
maximale Last, die dem Gewicht von
etwa 400 Mittelklasse-PKW entspricht.
Aber Kraft allein macht noch keinen
Meister. Hinzu kommt die Beweglich-
keit: In Standardausstattung legt der
Superkran von Krupp ein erstaunliches
Tempo vor: Der neunachsige Fahr-
zeugkran, mit 100 Tonnen Gewicht,
schafft 65 km/h auf der Straße.
Zur Kraft und Beweglichkeit kommt
die Formstabilität: Nur im perfekten
Zusammenwirken aller Faktoren
lassen sich bewegte Lasten sicher
beherrschen.
Der Superkran ist ein Beispiel
für Ingenieurleistung von Krupp.
Wir bauen Meerwasserentsalzungs-
anlagen, komplette Fabriken für
Autoreifen, Triebköpfe für Hoch-
geschwindigkeifszüge, Antennen für
Satellitenfemsehen. Und vieles mehr.
Leistungen von Krupp sind stets das
Ergebnis eines kreativen Dialogs.
Krupp-Ingenieure entwickeln in
partnersenaftiieher Zusammenarbeit
mit ihren Kunden Problemlösungen
für alle Bereiche unseres Lebens.
So sorgen wir mit einer Vielzahl
modernster Werkstoffe, Anlagen und
Systeme dafür, daß unsere Wirtschaft
nicht nur schneller vorankommt,
sondern auch sicherer.
Knipp. Fortschritt aus Tradition.
<§> KRUPP
' v » E. s r$ ? 5‘ Ü
I
POLITIK # FORUM
DIE WELT - Nr. 107 - Donnerstag, 0. Mai 1985
Die Grünen stehen
Briefe an DIE • WELT
finanziell blendend da
DIE WELT, Codesberger AHee 99, Postfach 200 866, 5300 Bonn 2. TeL 0228/30 41, Telex 8 85 714
Gr und st ück für 150 000 Mark neben Kalkar-Reaktor erworben } VlT(l ßS 1995 SßlTl?
STEFAN HEYDECK, Bonn
Die Grünen haben offenbar Proble-
me, mit ihrem Reichtum fertig zu
werden. Immpjhin konnten sie wach
ihrem offiziellen
richt allem 1983 Gesamteinnahmen
von fest 20 Mülinnen Mark pins trei-
phtm. Dabei schlug en alfain die *»»«
Steuergeldera kommenden Wahl-
k a mp fk o gtenerstatUmgea mit weit
Über 13 MTTHnnpn Mar k 71} Buche.
Hinzu vercrichnete die gerade fünf
Jahre alte, gut 30 000 Mitglieder zah-
lende Partei als „Einnahmen aus Ver-
mögen“ imm erhin 316 994,09 Mark.
Die FDP kam gerade auf knapp
378 000 Mark, und selbst die Vennö-
gensdnnahmen der großen Volkspar-
teien (CDU rund fünf und SPD gut
2,75 Millinmin Mar k) wirken im Ver-
gleich geradezu bescheiden. Ange-
sichts dieser Summen treten die Grü-
nen im Gegensatz zu ripn anderen
unter gfnnrfigpn Finanznöten leiden-
den Parteien inzwischen fest schon
eine Flucht in die Sachwerte an.
Ihr jüngste Aktio n; Sie k^irftpn fm
noid rhelnr wes l fijfisrhpn Kallntr von
pTnpm gahinngqTnfahig gewordenen
Bauern für 150 000 Mark ein Grund-
stück. Es grenzt an den von ihnen
bekämpften Kernreaktor vom Typ
sphppfipr Brüter“ an, so riaB eine
wie auch immer geartete Nutzung bei
möglichen neuen Anti-Atomkraft-De-
mnngfratinnpn nicht angnigphHpRpn
ist Allerdings ist intern die Ftnanzie-
nmg nnch nicht geklärt Auf der letz-
ten Sitzung des B undesfinann ates
«klärten die NRW-Grünen, sie woll-
ten nur ein Drittel des Kaufpreises
gahlpn. Den Rest sollen zu gleichen
Teilen die Bundespartei und die an-
deren Landesverbände aufbringen.
Darüber sollen aber noch die Verbän-
de diskutieren. Ein Beschluß wird al-
so erst nach den Düsseldorfer Land-
tagswahlen gefaßt, wenn die Höhe
der Wahlkampfkostenerstattung für
dfe NRW-Grünen feststeht
Daß auch für die Grün«] trotz aller
immer wieder beschworenen Solida-
rität beim GeM die Freundschaft auf-
mann Sehnfc bei jüngsten Beratun-
gen dentiieh gmpw h t Er forderte
nach WELT-Informationen bezeich-
nenderweise ein „Umdenken weg
vom .Finanz-Egoismus* der einzelnen
Gliederungen hin zu wdpwi solidari-
schen Umgehen mit den vorhande-
nen Finanzmitteln*. Damit sollten
„für die gesamte Partei neue Mög-
lichkeiten 0 eröffnet werden.
Auch mit Haus Wittgenstein bei
Bonn , f»nc rinn ein „ piinwi TagUOgS-
haus“ werden soll, gibt es Probleme.
Die in einem riesigen Park liegende
ehemalige Nervenklinik hatten die
Grünen im Januar für rund 1J5 Millio-
nen Mark im letzten Augenblick den
Libyern weggeschnappt. Sie kann
noch nicht genutzt werden, weil die
behördlichen Genehmigungen noch
nipht in al le n Punkten erteilt and
und der Park sowie die 30-Zimmer-
vma zur Zeit vermessen werden.
Trotz der vollen Kassen macht den
Grünen ihr spar tswrifanhgr Verband
prhphliphpc Kopfzerbrechen. Nach
dem selbst für sie überraschenden
AhshTT7fiij f 2J5 PiTTT Pn tbeg dgn Tand,
tagswahlen an der Saar am 10. März,
in ripm etliche bereits ein Signal für
den Au sg an g der NRW-Wahlen am
Sonntag sehen, gibt es dort ein nicht
unerhebliches Finanzloch. Deshalb
wollten die Saar-Grünen rund 50 000
Mark von der Bundespartei- Der EV
nanzrat bewilligte ihnen aber ledig-
lich .unbefristet und zinslos 0 einen
20 OOQ-Mark-Kredit Offensichtlich
bestehen wegen der Rückzahlung Be-
denken. So soll über .eine weiter ge-
hende T T n f pr c tfl fgi mg“ e r st entschie-
den werden, wenn die Saar-Grünen
ihren Haushalt und ihre Fmanzpla-
nung bis 1987 vorgelegt haben.
Aber auch bei den Bundes-Grünen
existiert noch kein schriftlicher Haus-
haltsansatz. Obwohl der Bmmfa von
Computern als J^rbeäsplatzvennch-
tem“ immer wieder verteufelt wird,
setzt anrh die Bundesgeschäftsstelle
inzwischen auf dpn fr v’hnisrhgn Fnri.
schritt Dort wird jetzt auf elektroni-
sche Datenverarbeitung umgesteDL
Erst dann kann Rrha tameis ter Schulz
Hpm Finanzrat genügend gesichertes
Zahlenm aterial y nHagan.
WELTvroi. Apeü
Sehr geehrte Bam&i und Herren,
vielen Dank für die Veröäenüi-
chung des außaurdentlich guten
Aufsatzes von Kattenbnmner, der
u. a. auf die Bitburger Situation über-
trag«!, zeigt, wie eane sich selbst s'-
höhende Minderheit (vornehmlich
der tmtrerntrilpktneTte Nwi png land-
Joumahsmus und dessen deutsche
Apologeten) mit subtiler Finesse und
primitivstphimper Polemik den Prä-
sidenten der USA und den Bundes-
fcaiwfar hpi < fe r Be miihnng , die guten
HPTTP^ingpri hpiHpr V nllrer über die
Gräbö - hinweg zu festigen und auszu-
bauen, zu entzweien versuchte.
Fataler weise verhallten die verein-
zelt hörbaren Stimmen (Ex-Präsident
Nixon, Dr. Kissinger, Dr. Dregger
u. e. aj, die dem Getöse und der zu-
nehmend atmosphärischen Vergif-
tung Einhalt gebieten wollten.
hi ohnmächtiger, aHemgriassener
Hilflosigkeit fragt «rieh Hahpr die
schweigende Mehriieät unseres Vol-
kes, wo warm die Organisationen
un d der en .potente“ Sprecher (z. B.
in SPD, DGB, FDP, CDU, Kirchen
und Soldatenverbände u. v. a. m.),
die diesem Treiben fitictis eh hamdrinri
Paroh hatten bieten bfinnen statt
sich schweigen* zu venchamen.
Jenes opportunistisch tage, abwar-
tende Schweigöi pr?p ngt dumpf gä-
2 etebriertes, lustvolles 'Wühlen in
scbpinliHr wriiahgn WrmAm nrwaw
dpfrfnphpw G eschichte
Wir schreiben den 40. Jahrestag des
Zweiten Weltkriegs Ende. Wie wird es
am 50. Jahrestag zagehen?
Nach ifaiimhni^iff bleibt zu
fft rphter^ daB wrr dann in fibergdätt -
Tnp^>f Freude ob der damali g en Be-
freiung, von selbst Truppen der
Roten Armee zur Siegesparade nar h
Bnnn amladen
Mff f mmtilirhm ftr iiBm
F. BxeddrWagaa,
MnachenZl
Rundfunkproduktionen
1 24 . April
Es ist sehr begrüßenswert, daß Rolf
Petras die flitnatinri der nrndfunkei-
gpiwi Klangkörper auf rtem Unter-
haltungssektor zum Gegenstand ei-
nes flmtfTihfliehen Artikels ymarht
bat
Für den Südwestfunk rnoohfte ioh
in Hipsm TiisarnrnpnhaTig jedoch
fogferfeflen , daB hei diesem Sender ne .
hen dem Smfhmenmhegier m etterhrn
dag airh rntematinnal erfolgreiche
~Riinrifiintenrrbpgte r unter der Lei-
tung von Bmtngri«»h gy nola besteht
Dieser Klangkörper widmet sich
der zrit g emaBen Unterhaltungsmu-
sik in ihrm wdRltigpn StÜrichtUÜ-
gen und hat ebenso regelmäßige Pro-
grammzeiten wie die gtefchfairs an
drai SWF vertraglich gebundene Pe-
ter Hprb n1rhphnpT -5<üdwPKtf iiTi1r- Enr-
matinn Die T hmdfilTilrpmdiilrfifTnen
dieses Orchesters werden sogar auf
dem internationalen Schallplatten-
markt hoch bewertet
Onmdgafcrtioh teile ich die ATuärht
von Werner Miller, daß xundfunkei-
gpnp Musikproduktionen mit Unter-
haltungsmusik weiterhin dring end
notwendig sind, da die Progr am mer-
wg tu Mm vieterHBw rin Mn md ws -
rra* mit S daUphtea aDeine nicht zu
eriaßen «ir>d Jene Politiker, die oft-
mals recht vordergründig d<»n öffent-
lich-rechtlichen Sendern die finanzi-
ellen Mn gtirhiretfpn beschneiden
möchten, müssen sich darüber im
klaren aam dafl s ie gpp*" dipTntarefi.
sen vieler Menschen verstoßen, wenn
Sie die Anstalten daran bindam, wn
Programm anzubieten, das die Ge-
büh repzahlg er w ar te n.
Mft fannffictel Q füBm
Dr RpfiTTTTnri
L fff fer rifty ( Sftaamtfamwirfig
UnterbaheadeMusikdes
Südwest&inks (ü Baden-Baden
Verleger drohen
mit Hase
ARD kündigt
Magazin an
Wespennest Freizeit
la der RriWtt die Oansett
dpa, Remscheid
Der Bundesverband Deutscher
Zeitungsvedeger (BDZV) will vor Ge-
richt gehen, wenn Zeitungshäusem,
die in ihrran Verbreitungsgebiet ein
Monopol besitzen, der Zugang zum
privaten Rundfunk versperrt werden
sollte. Es sei unvorstellbar, sagte der
Präsident des BDZV, Rolf Terhey-
den, am Rande der Jahresversamm-
lung des Verbandes Rheinisch- West-
falischer Zeitungsverleger in Rem-
scheid, daß Interessenten ohne jegli-
che publizistische Q ualifikation der
Zugang zum private] Rundfunk zu-
gestanden werden soll, nicht aber den
im demokratischen Pressewesen er-
probten Zeitungen. Das Argument,
daB pft hrim priv aten Rundfunk kein»
»Doppelmonopole“ geben dürfe, kön-
ne von den Vedegrän, die mit ihrer
Beteiligung am privaten Rundfunk
auch um das Überleben der Zeitung
kämpfen mußten, nicht hingenom-
men werden.
AP, Saarbrücken
Mit einer Auflage von 250 000 wiH
die ARD von Dezember 1985 an vier-
teljährlich ein eigenes Ma garin her-
ausgeben. Das erklärte Programmdi-
rektor Dietrich Schwarzkopf gestern
zum Abschluß einer dreitägigen Ar-
beitssitzung der ARD in Saaibrükk-
kpn.
In der neuen Publikation sollen ne-
ben prnpr mittelfr i stigen Vo rschau
auf Programmhöhepunkte auch all-
gemeirMtmdiiinkpolitische Fragen
behandelt werden. Die Redaktion soll
in Stuttgart sein.
Unter den privaten Verlegern von
Publikums- und Programmzatsdnif-
ten in der Bundesrepublik Daitsct
land dürfte die Ankündigung
Schwarzkopfe erheblichen Wider-
spruch auslösen. Sie befürchten nach
dem Einstieg einer öffentlich-rechtli-
chen Rundfunkanstalt in diesen
Markt eine Verschärfung da- Kon-
kurrenzsituation.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Artikel haben Sie wohl
in ein Wespennest gestochen. Ja es ist
tatsächlich so, daB viele Freizeithob-
bys, es gibt allerdings auch unzählige
sympathische Hobbys, die sich
durchaus umweltframdlich ausnh en
lassen, (fie Umwelt eriiehKrh b elästi-
gen und das EriiolungshedirrftiiR an-
derer Mitmen s chen durch einige we-
nige_ Hobby begeisterte empfindlich
gestört wird.
Um nur einige Beispiele zu nen-
nen:
• Der oft rücksichtslose Mißbrauch
von mo t orisierten Kraf Hährawigim
stellt eine erhebliche Belästigung der
Allgemeinheit dar. Angefangen von
lärmenden Mopeds in den Fußgän-
gerzonen bis zu großen Mbtorspoit-
re ranstalh in gPTi, auf denen aggressi-
ves und lnra a eltfemdliehes Vahre n
geradezu provoziert und prämiert
wird.
• Gerade bei schönem Wetter und
auch übrar Skhohrngsgebieten stellpn
die am Himmpl lärmenden Hnhhy-
Fheger eine besondere Bdästigung
dar Das gletehe g ilt firr die b esonders
tmangenäim lärmenden ModeUfhe-
ger, die aus diesem Grund in da Nä-
he von Wohngebietei ihr lärmendes
Hobby nicht ausüben dürfen, es aber
auch in landschaftlich schönen Erho-
lungsgebieten nirht tun sollten.
• Gottlob auf vielen, von Naherho-
hmgssuchenden besuchten Stauseen
verb ot en, steDen die Motorboote dort,
wo sie noch nicht verboten sind, ins-
Wort des Tages
99 Wo »Tie zu stimmen , da
mußt du prüfen, wo alle
tadeln, da mußt du prü-
fen. 99
Konftnripi, drin. Philosoph (551-479
v.Chr.)
Anzeige-
Lesetip der Woche
Paüieter
we «nur ; HEUm XI. Ajtfl
Mt großem Interesse las idi Ihren
Beitrag aber Falheter. M it «Rpm Lob
üb» Ihre Atzno^üüire-Besdiirabung.
Es wundert midi doch ran wenig, daß
Sie die Stedt Tter „im ttes
Limburgs- Landes* situieren, weil
Iier fägpnttirii in den Antwerpener
Karten hegt und ungefähr 12 KRo-
mder von Antwerpen und 85 Kflotne-
ter van Hasselt (Limburger Haupt-
stadt) zu guten ist AlSO kann man
Iierranfedaer finden von Antwerpen
aus (oder y nn M«vhplf»n ) als von Tim-
burg aus.
Mit ftwmrfKiten (kpflm
Dr. W. De Meyer,
WUrjjk
Schulden
Sehr gpehr t* Redaktion,
als Verfediter für eine Unterstüt-
zung der „Dritte Welf-Länder und
christlich denkender Mensch, be-
rührt es mich besonders tie£ hier an-
hand der Schuldenerlasse in. Höhe
von vier MiTKawten Ifarir ZU alten,
daß die Entwickkmgspolitik in d en
letzten Jahren nur selten FYüchte ge-
tragen hat Stritten sich die verant-
wortlichen Herren und Damen um
Dr. Köbter - im Bundesmuüsteriuni
für wirtschaftliche Zusammenarbeit
nicht doch a uch beute schon darum
sorgen, daß das Wort ^wirtschaftlich 0
eines Tages nicht mehr mit ihrran Mi-
nisterium in Zusammenhang ge-
bracht werden kann?
Steuerzahler, Arbeitslose und
Rentner werden solche „Erfass e“
nipht Ttninw ruhig hmnAmm köü-
G. Bemäzky,
Garstedt
Dank!
Sehr geehrte Damen and Herren,
Respekt und Hochachtung vor
Hptti anwribniaphwi Präsidenten
und dran deutschen Bundeskanzler,
daß sie sich trotz der Ressentiments
außerhal hTinH gp hassig gr Pressionen
innerhalb der Grenzen unseres Lan-
des nicht haben davon abbringen las-
sen, die Opfer der Gewalt zu ehren
und sich zur Versöhnung über den
Gräbern zu bekennen!
KL Becker,
Mänchengiadbach 4
Schluderig
Sehr geehrte Damat und Herren,
bei uns gehört es beinahe zur Ta-
besandere in Verbindung mit dem
Wasserskibrfrieb, eine erhebliche Be-
einträchtigung des Erixriungswertes
dan
• per Mißbraucfa vrm medwnfechm
Mi »cii ig B ri tei , «w* in Myihwpy .
hteten , tttIiB ApnfaTbi p gaBplt wor-
den. Da ist aus Umw^grimdsi der
WalkhMan zu loben.
• Em besonderes XT gpmfa «tefipn
die in den le tzten Jahre n oft a uch
veranstalteten Open-air-Kcnzeite dar,
bei "iH fep hn wM-fare Apparatu-
ren für nffenteMWi phyrörh »ter
auch wohl seeBsch Se hwediüii ge ran
unnötig großer Um vabnätet wird.
Trn J p t ff lVSSP der flgwu wt te it Thl 1 ^
gegm sokbe Auswüchse vorgegan-
gen werdea.
G. Heydt,
FkcfawezZer
grfiMit mit ihrer Emtnrimmg als Be-
kenner. In Wahrheit sind sie abscheu-
liche Verbrecher, die sich anmaßen,
das Leben von Mitmenschen vernich-
tenm dürfen.
Daher die Bitte an die mit räesen
Vorgängen hpfaßtm Journalisten:
kxurekte Formulierung der Terror-
mddungea ohne Verwendung des ,
Wortes „B ekenner “, kerne Bagateüi-
s ten m g iter Tat, keine AnHwitnng vnn !
etwaigen edlen Motiven. Ifen sollte
gnph Haran itenkpn, daB rite Mriflnn - ;
yn mglwrii N faehriphten an alle Mit, j
täter und Sympathisanten sind. Je
kürzer di e MpJdun g, desto weniger
können Staatsfände daraus entneh-
Mrf f rmnfHrhpn Grüßen
Dr.M-Lang,
Karlsruhe
SAT1
Sehr geehrte Damen und Herren,
wmn en Ulm wie „Die rote Flut“
wegen gewalttätiger kommunisti-
scher Rowdys in deutschen Kinos
nicht aufgeführt werden kann, ob-
wohl er gerade für unsere Jugend
vielleicht «*hr wichtig wäre, dann
snlftp es doch mfigfiph spm, daB das
pri vate Fernsehen SAT 1 ihn zu ei-
-nem günstigen Preis erwirbt und sen- 1
det
Ich nphmg an, daB die ameri kani-
schen Produzenten bereit waren, die
Senderechte zu einem günstige]
Pres abzugeben, da der freie deut-
sche Bno-Marklfür sie zur Zeit ohne-
hin nicht eneichbar ist
Hier ergäbe skfo die Möglichkeit an
einem Beispiel praktisch zu erpro-
ben, ob die Kabelfemseher von der
Möglichkeit Gebrauch machen, einen
zett-probtenatischen Film zu sehen,
der ihnen in der Öffentbcbkeii sonst
nicht Tngängtirh «t
Ob SAT 1 wohl den Mut hat, die
ScpHimg dieses Films zu riskieren? !
Afft f mmdlirhtm Grüßen
R. Schmidt,
Berlin 33
Personalien
AUSZEICHNUNGEN
Terro nmschiä ge bra scht e n . Dabei
knrmen wir faawi oder hören: ^Be-
kainaschreiben odra ^Anrufe hegen
z.ZL rächt vor“ Die Öffentlichkeit
hat rieh an diese Art von Meldungen
bereits so gewöhnt, daß nur wenige
Menschen bemerken, wie journali-
stisch schhiderig — oder was schlim-
mer wäre - wfe raffiniert uns dte Ikr-
xor v erbxecbea begdsadt .wraden.
Wieso Bpkpnnpr “? Das Wart hat in
sranem Hraterannemrai besandaen,
pmwi ehrenhaften TnhalL Bekenner
waren na. die ernten Christen, die
selbst Verfolgte und Geschändete,
für ihren Glauben ihr Leben ließen
imd zu Märtyrern wurden. Zorn Be-
feprtn w bpgrifP gphnr t d^s Opfer, min-
destens die Bereitschaft zum Opfer. \
Davon Warm in imspT Rn Falten nicht
die Rede sein, im Gegenteil' Dfe ^e-
Ifp TmPT ** arhfi»n s or gfältig darauf daß
sie im dimlreln Haben, sie warten
mit ihrem .Bekenntnis“, bis sie &aur
ben, selbst in Sicherheit zu sein Von
Miit oder gar Todesbrarätsdiaft sind
steweü entfernt Es besteht nicht der
geringste Anlaß, daaTStero oder Mit-
tätern in der Meldung fiiu ihr schänd-
liches Ton geradezu ran Stückchen
Professor Wolf Graf von Bao-
dtesin wird am Freitag in Frank-
furt am Main mit dem Heinz- Her-
bert-Kariy-Pras 1985 gedirt Der
Preis wurde im Gedenken an den
im Mai 1981 ermordeten hessi-
schen ■ Staatsminister von der
Hein^Herbert-Kany-Stiftuxig ein-
gerichtet Er wind an Persönlich-
keiten verliehen, die sich «mutig
und engagiert für das Gedeihen
um den Ausbau unseres freiheitli-
chen, demo kratischen und sozia-
len Rechtsstaates einsetoen“.
*
Der Vorsitzende der Bischofe-
konferenz von El Salvador, Bi-
schof Marco Renee Revelo. Santa
Ana, wird den 4. Eichstätter „Cha-
lom-Preis“ erhalten, der aus Spen-
den finanziert und vom Arbeits-
kreis „Gerechtigkeit und Frieden"
an der Universität Eichstätt ver-
liehen wird. Revelo erhalte den
Preis in Anerkennung seiner Ver-
dienste um das Zustandekommen
pinpg Dialogs zwischen der Regte’
nrn g yrm P räriripnl Na poleon Du-
arte und den aufständischen
Guerrillas in EI Savador.
KIRCHE
Der Kölner Weihbischof Klans
DLek ist von Papst Johannes Pwol
TL zum Mitglied der Päpstlichen
Kommission für die Seelrorge am
Maischen unterwegs ernannt
worden. Die Kommission, die der
Vatikanischen Kongregation für
Bischöfe unterstellt ist, befaßt
sich mit der Tourismus- Pastoral
und mit der Seelsorge unter Aus-
wanderern und Gastarbeitern,
den Seeleuten und dem Flugper-
sonal sowie unter Nicht-Seßhaf-
ten.
*
Zum neuen Bischof der Evan-
gelisch-Lutherischen Kirche in
Oldenburg ist der Propst des
nordelbischen Kirchenkreises An-
geln, Dr. Wilhelm Sievers, ge-
wählt worden. Der 54jährige Sie-
vers tritt voraussichtlich zu Be-
ginn des nächsten Jahres die
Nachfolge von Bischof Hans-
Heinrich Hanns an, der im Juli 71
Jahre alt wird und Ende 1985 in
den Ruhestand treten wiR Harms
war seit 1967 Bischof der Olden-
burger Kirche. Wilhelm Sievers
wurde 1931 in Kiel als Sohn eines
Pfarrers geboren. Nach dem Ab-
itur studierte er in Kiel, Heidel-
berg, Göttingen und Bonn TTieolo-
gie und Rechtswissenschaften
und promovierte in Jura über ein
staatsrechtliches Thema Sievers
war Pfarrer an einer Ausbildungs-
stätte für Diakone in Rickling in
Schleswig-Holstein und später in
einer Gemeinde in Kronshagen
bei KieL 1971 wurde er Propst des
Kirchenkreise s Angeln mit Sitz in
Kappeln. Er ist Mitglied der Syn-
ode der Eva ngelisc hen Kirche in
Deutschland (EKD).
WAHL
Die FDP-Bundestagsabgeord-
nete Dr. Hildegard Hamm-Bra-
cher wurde neben ihrer Mitglied-
schaft im Präsidium des Deut-
schen Evangelischen Kirchenta-
ges in die Synode der EKD ge-
wählt
DIE
ZEIT
Was eigentlich ist Geschichte?
Außerdem in dieser ZEIT:
.'S. •
Marion Gräfin Dönhoff zum 8. Mai
Geschenkte Freiheit
Günter Grass *um S. Mai IW5 doch
sjgen die wiederholten Beicucmniien. es habe
die überwiegende Mehrheit des deutschen
Volkes von Gaskammern. Mussenvernichmn-
gcn. vom Völkermord nichts gcwuUl'.' Die«
Unwissenheit spricht nicht frei. Sie ist selbst
\crschuldol ... alle wußten, konnten wissen,
hüllen wissen müssen ..."
Die Herausgeberin der ZEIT hat die Weimarer Republik
bewußt erlebt und dann die Hitleijahre, den Widerstand, den
Krieg, die Trümmer und Ruinen - und schließlich, seit nun
40 Jahren, den Aufiran und die Festigung der Demokratie.
Für sie ist Geschichte eine Mischung von Marx tmd Tolstoj.
Die politische« Verführer
ln Berlin warb ein Dackel für die CDU. in
Nordrhcm-WesUalcn zeigt sieh Johannes Rau
am liebsten mit Töchlcrchcn Anna-Christina.
Ein Dossier über den EinlluU von Weibe-
Ageniurert auf die Politik. Von Kl.ius Pok.itz-
kv. Ulrich Stock und Michael Schwellen
F.men ausführlichen Berichl über den Wahl-
kampfin N ord rhe i n -Westfa len sehreiht Nina
Gruncnbcig.
Was eigentlich ist Geschichte? ... so fragt
man sich an diesem 8. Mai. Ist es eine Kette
von Zufallen, ein Chaos von widerstreiten-
den menschlichen Impulsen: Hoffnungen,
Ängsten, Ambitionen? Oder ist es ein Gan-
zes, ein großer Plan vom Weltgeist oder wem
auch immer entworfen, der der Handlung
zugrunde liegt?
Und wer eigentlich sind die Handelnden,
sind es die Akteure, die wir auf der Bühne se-
hen oder die vielen unbekannten, unsichtba-
ren Leute mit ihren dunklen Trieben und
leichtfertigen Träumen, auf die die politische
Dynamik Zurückzufuhren ist?
Marx war offenbar der Meinung, man
könne für die Geschichte - ähnlich wie für
die Naturwissenschaften - eine Art Gesetz
aufstdlen. Ein sozio-ökonomisches Gesetz,
anhand dessen man die geschichtliche Ent-
wicklung verfolgen, ja, bis zu dem
gewünschten Endzustand Voraussagen
könne.
Sein Zeitgenosse Leo Tolstoj, der soviel
mehr über die Menschen wußte, über ihre
geheimen Wünsche. Versuchungen und Sor-
gen - über all das, was jener kurzerhand als
Überbau bezeichnet - hat in seinem großen
Werk JCrieg und Frieden“ immer wieder mit
dem Problem gerungen: Was ist Geschichte?
Er glaubte nicht an die Hauptrolle der politi-
schen und ökonomischen Daten, auch nicht
an Helden und Männer, die Geschichte ma-
chen, er meinte, es komme vielmehr auf die
vielen subjektiven Existenzen an, auf den
großen Strom, in den die persönlichen Le-
ben der Menschen mit allem, was sie den-
ken, hoffen und fühlen, eingehen. Denn, so
seine Begründung, das wirkliche Leben be-
stehe aus ihrem Haß, ihren Freundschaften,
ihrem Argwohn, ihren Leidenschaften.
Die Frage, was eigentlich Geschichte ist,
stellen auch wir uns. die wir jetzt anläßlich
der 40. Wiederkehr des 8. Mai 1945 in einer
tagelangen, erschütternden Fernsehserie
noch einmal die Kriegsjahre an uns vorüber-
ziehen sahen. Da war alles wieder zum Grei-
fen nahe: der Siegeszug auf allen Schlacht-
feldern, die Sonderine Id ungen über Kriegs-
erfolge, die Massentollwut, zu der Goebbels
die Frauen und Männer hoch peitschte, die,
sich selbst uberlassen, längst wußten, daß der
Krieg verloren war: hochpeitschte, bis sie die
Frage: „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ mit
dem hysterischen Schrei aus zigtausend
Kehlen beantworteten: Ja. ja. ja . . .“
Am Ende nur ein S<foifccnhaufcn
Weil über dreißig Milliarden Dollar 1 hellen
auch in diesem Jahr wieder in die F.mu-ick-
lungühilTc - wofür? Ein Bericht von Irene
Ma>cr-List.
Ehnamer Mann in Bonn
Rainer Barrel - nach seinem Rücktritt als
Bundesiagsprüsideni verschwand der CUL -
Polilikeraus den Schlagzeilen. Wie fuhli sieh
der einsame Mann in Bonn heule. 1 Bon W mer
ging mit ihm am RheimiCcr spazieren
Und Im ZErfinagazm
Lesen Sie mehr - diese Woche in der ZEIT.
Ja Stich gelassen"
Krebskranke Kinder haben heule weitaus
mehr Chancen als noch vor einem J.thrzchni.
Umso skandalöser. d.iü manche Möglich Lut
der Behandlung nicht genutzt werden kann.
Ein Report von Katharina Zimmer.
Ir
in'"’
\ i. ti {
te-iim:
V, ■
Donnerstag, 9. Mai 1985 - Ne, 107 - DIE WELT
POLITIK
Bali«
*1 Hardthöhe:
K£I.
Zahlen nicht
stichhaltig
RÜDIGER MONIac, Bonn
Mit offensichtlich überzeugenden
Argumenten hat das Bundesverteidi-
gungsministeriuBi ein Gutachten zu-
rückgewieseQ, in dem der Bund der
Steuer z a h le r nachzuweisen sucht.
. . das Haidthöhenkonzept zur vorzeiti-
, } gen Pensionierung von 1500 Offiade-
''■£«■* reu der Bundeswehr sei vjri tq teuer.
, ’■ Im Gegensatz zum Vertektigungsnu-
' nisterium, das für die Fiühpensiome-
rung dies» Offizfetgruppe 652 Millio-
nen Mark veranschlagt, behauptet
der Gutachter, Professor Eberhard
ifeixner von der Fachhochschule für
öffentliche Verwaltung in Köln, es
entstünden dafür Kosten in Höhe von
mindestens l^MBÜiaiden Marie.
Bei Vertddigungsniinister Wörner
löste die Arbeit Meimers Verstim-
mung aus, die ihn veranlaßte, die
Fachleute seines Hauses sehr penibd
die Berechnungen Meixners nach-
prüfen zu lassen. Beispielswei se be-
hauptet der Verwattungsfachmann,
» -« \
'‘Mi,
• J u
die durch den vorzeitigen Abgang
von 1 500 Offizieren ausgelöste 3e-
. . . förderungskette 1 ' verlange einon zu-
• - l .satzlichen Hnanzauftrond von 420
f MHÜonaP Mark. In der Klarstellung
aus Wömers Ministerium hieß es ge-
stem dazu, Mpnrrw märte mra»n
V.;, .Gedankenfehler“, Wenn ynm Bei-
, ” spiel ein Oberstleutnant wenn auch
vorzeitig pensioniert werden weide
' bj. • für diesen mir ein anderer ein Gehalt
'’ -Vs '-“ , *5 erhalten und niemand sonst Somit
entfalle die von Meixner dafiir ange-
gebene Summe von 420
■S 5 Mark ersatzlos. Ähnliches sagt die
msteriums zu der von M»imw er-
rechneten Summe von 370 Mfltinngn
v
TXZf
{{
hi
Mark, die er für sogenannte „Pen-
sjonsrücksteltunggi“ für erforderlich
hält. Es sei falsch zu meinen, für alle
Offiziere der Bundeswehr würden bös
1999 dafür Beträge vorgesehen Ein
mtsprechender Betrag sei nur für die
Gruppe der 1 500 erforderiicb, und sie
verkürze sich auf die Jahre 1986 bis
1993, sei somit in dem von der Hardt-
höhe berechneten Hahrnen.
Ebenso falsch nannte die Hardthö-
he, die Annahme Meixners, es seien
320 Mfllinnen Marlr dafür aiifaihrin-
gen, daß von 1986 bis 1999 für jeden
ersetzten Stabsoffizier ein volles Ge-
halt und m yaMyh ein Versorgungs-
empfangerza begabten sei Generell
hieß es in der ^Entgegnung des Vertei-
di gnnpmmi l feriiims, der Bund der
Steu erzähl» sei einem Gutachten
angesessen, das diesen Namen nicht
verdiene. Die ^Berechnungen seien
nicht stichhaltig und entsprächen
wissenschaftlichen Ansprüchen
nicht
Bangemann:
Hessen behindert
Nuklearindustrie
HRBonn
Bundes wirtschaftsminister Bange-
mann (FDP) wertet die Entscheidung
.•-■-seines hess ischen Ministerkollegen
Steg» (SPD) zur Teilschließung einer
- Bankier Atomfabrik als „weiteres
- - Beispiel für die Rüdnachtslosigkrit.
.. sozialdemokratischer Politiker, mit
allen rechtlichen und politischen Mit-
teln die Nuklearindustrie in der Bun-
desrepublik zu behindern“.
Steger hatte der Reaktor-Brennele-
ment Union GmbH (RBU) die Monta-
ge von Brennelementen aus phfroni-
umhaltigen Brennstäben sowie sol-
chen mit hoch angereichertem Uran
rf^wegen fehlender Rechtsgr undl age
[j verboten. Ohne auf die Rechtsgrund-
g läge einzugehen, k riti s ier t Bange-
« mann die industriepolitischen Aspek-
H te der hessischem Entscheidung: Die
I» Droh ung Stegers, die Betriebe ganz
zu. schließen, felis sie Hessen verlas-
sen wollten, könne nur alseine JWaur
sefallen-Politik“ angesehen werden.
Sie stelle weit über den betroffenen
Unteme hmaarin ris hinaus den.
Standort Hessen für neue Industrie-
ansiedlungen in Frage.
Steger übe politischen Druck of-
teunchtlich wegen der von seiner
Landesregierung angestrebten Zu-
sammenarbeit mit den Grünen aus.
[Jäter Anspielung auf Nordrhein-
Westfalen fügt Bangemann die Be-
fürchtung hinzu, daß dies „nicht nur
in Hessen" der Fall sei. Eine solche
Politik nehme „nicht die geringste
Rücksicht auf die Entwicklung von
Zukunftstechnologien und ihren
Export“ und schade der Bundesrepu-
blik insgesamt.
Totalverweigerer
freigesprochen
dpa,IdarObeistein
Gegen den Freispruch eines Total-
rerweigerös hat die Staatsanwalt-
schaft beim Landgericht Bad Kreuz-
nach Berufung ein gele gt Das Ju-
gends ehöffeng richt 1 * n Idar-Ober-
stem hatte *in**n 19 jährigen von der
Anklage der Fahnenflucht freigespro-
sfaai Zwar ffriRlh» d ie Weigerung des
Auch Albrecht spürt
den Druck der Bauern
Von GEORG BAUER
'in Bild der Ruhe und Geschlos-
rsenheit bieten zur z^fr die
Christdemokraten Niedersachsens.
Ihr jüngster Parteitag in . Oldenburg,
sofern diese Art der politischen
Ruck- und Vorschau Gradmesser für
die Harmonie zwischen Basis und
Führungist, zeigte, daß die Delegier-
ten nur in Maßen etwas zu mäkeln
hatten. Wurde Kritik laut, so richtete
sie sich vo rnehmlich geg en rte Mi n j-
ster. Mmisterpräsklent Emst At-
brecht hingegen oder der Sdbstbe-
wußtsein und Stärke ripTTWYn<rfTw » r pn.
de Partei vo rsit zen de Wilfried Has-
selmann genossen die uneinge-
schränkte Zustimmung ihrer Partei-
freunde.
Auch die leidige Angelegenheit
um den CDU-Landtagspräsidenten
Bruno Brandes, dem Verflechtung
s ei n er Anwaltstätigkeit mit seinem
Länderbericht
Niedersachsen
kn Wehrdienst in Idar-Oberstein an-
ärtreten, objektiv den Tatbestand der
fthneaflucht im des Wehr-
5t »fipewtzfes; subjektiv gesehen sei
v jedoch rächt schuldig, da er aus
®tihsn Gewissen heraus in einem
po liti sc hen Mandat vorgeworfen
wird, scheint, eventuell schon men-
gen, ausgestanden. In Hannover
rechnet man damit, Haß B randes
noch in diesen Tagen seinen Rück-
tritt erklärt und damit dem Drängen
seiner Partei nachgibt
Hassehnann hatte hierzu erklärt;
die CDU müsse sich, wolle sie nicht
weitere Einbußen ihr» Glaubwür-
digkeit in der Bevölkerung hinneb-
men, von Brandes trennen. Der Par-
tei bliebe damit, das prfriKrte Ver-
fahren einer Abberufung erspart, das
sie über eine Änderung der Ge-
schäftsordnung in die Wege feiten
will. Ala ang^Vit«m»fehst e rKaTMtidat
für das Amt des T jmrtt a gg p ra sfrfaiv .
ten güi der stellvertretende CDU-
Fraktionsvorsitzende Edzaid Blan-
ke, Rechtsanwalt aus CeBe.
Und die Landespolitik? In Über-
einstimmung mit srim«r Partei hat
sich der Ministerpräsident, ebenso
wie sein Kollege aus dem Norden,
Barschei, des Umweltschutzes als ei-
ne der vordringlichsten Aufgaben
niedereächsisch» Landespolitik
verschrieben. Wie ein in Oldenburg
verabschiedetes Prog ramm gfefefa
auf den ersten Seiten ausführt, sol-
l sich Umweltschutz und Wirt-
schaft nicht anaschljpBen. Wörtlich
heißt es in dem 50 Seiten «tartam
Papier: „Für die Niedersachsen-
CDU sind - Umweltschutz und. Markt-
wirtschaft, sichere Arbeitsplätze und
Energieversorgung keine Gegensätr
ze.“ Doch dürfe es dort, wo es zu
„unzumutbaren und nicht wieder
gut zu machenden Boemfräphtigun-
gen gegen die Umeft“ komme, keine
Kompromisse zu Lasten der Umwelt
geben.
Mit Unmut verfolgen die Christde-
mokraten Hip T jmri-
wirtschaftspolitik der südlichen
Bundesland», insbesondere der
Bayern. Wenn Uagrfmftnn etwa
barsch fmnulieit, daß man kein Ver-
ständnis dafür habe, daß die „Bay-
ern uns ein eigenes Landesmüchpro-
gramm verwäuen woßen", so
das nicht nur Tone der Härte, ange-
schlagen zur Stimmurtgmache bei
dm Parteifreunden oder^ verstanden
als Demonstration der Entschlossen-
heit für die Bevölkerung. Es zeigt,
unter wie starkem Druck die regie-
rende CDU von seiten der Bauern
geraten ist, die in Niedersachsen
üb» eine mächtige Lobby verfüge.
Und es unterstreicht, daß der Ärger
mit den Bayern, hervorgerufen
rinmh da« Twiriphwi um di» Wi eder -
aufbffl eftunawnlag e für Brennele-
ment, niy*h rijrht m*mnrht i st.
Die ärgsten Ko pfeerbrechHi berei-
tet Albrecht, der im kemmenden
Jahr Landtagswahl zu bestehen bat,
ßas Problem der Arbeitslosigkeit.
Mag Nie dersachsen Twh Am jüng-
sten Zahlen im Vergleich zu den an-
deren RunAwlanA^m a^ir4) Am
vierfle tzten Platz erklommen haben
- erstmals wechselte es die Foritüm
mit Hamburg - , so appelliert der
MmirferprasiAmt doch an die Un-
ternehmen, statt Überstunden zu
fehlen, Stellen zu besetzen. Al-
brecht, der nicfrl auf die Konjunktur
als PTitlasfom Aar l üa%r A> c Ariwfc.
matktes setzt, jmpa^ert eine Offen-
sive der Teüzeitarbext. Mit dem Ar-
beitszritgesetz und dem Beschälti-
p i np fi i i^fliin pgMrt? «rinri «wiwr
MiRiromg nach die Weichen für die
Unternehmer gestellt, Arbeitslose
und junge Mpnaflum, die ihre Lehr-
zeit beendet haben, MFwinMhn
Auch die Anw»m«ndac«»t7irngipm
um die Schulpolitik, die in Nieder-
sachsen die Gemüter erhitzt hatte,
ist noch nicht ausgestanden. Starke
Kräfte in der CDU drängen darauf
die integrierte Orientierungsstufe
ahziisrhaffwi Nur mit ripro Him orä,
daß ttar Kntoigmm igtor mlmiArin .
lieh noch in diesem Jahre ein ent -
sprechendes Papier zur Diskussion
stellen werde, gdang es auf dem Par-
teitag, eine intensive Debatte üb»
dies» Thema zu verhindern.
habe,
Düsseldorf dringt auf
eine rasche Lösung
Passer kritisiert Praxis des LanderimanMnifiglelrfis
HEINZ HEC^Bonn
Die nardifaan-westiSliscihft Lan-
desregierung sucht eine politische
Lösung zur umfassenden Neurege-
lung des Finanzausgleichs zwischen
Bund und Tündern. Finanzminister
Diether Posser ist zwar zuversicht-
lich, daß der von seinem Land ebeiso
wie von Bremen im Juni 1984 einge-
reichten Verfassungsklage in Karls-
ruhe Erfolg beschieden sein wird
(Entscheidung voraussichtlich im
Herbst). Doch ist ihm a us n a heKe gen-
den Gründen an ein» raschen Lö-
sung gelegen: Da die Landesregie-
rang in Düsseldorf von der Neurege-
lung eine finanzielle Besserstellung
in Höhe mehr»» hundert Millionen
Mark jährlich erwartet, bedeutet je-
des Jahr Verzögerung entsprechende
finanzielle Veriuste-
Posser kritisiert sowohl die derzei-
a usgfefehs zwischen finanzstarken
und -schwachen Bundesländern wie
auch die Verteilung der sogenannten
Bundesergänzungszuweisungen
(BEZ) in Höhe von 1,5 Prozent dar
T Tmoat« tP i»»ffpirmflhm en an finanz-
schwache Länder.
Stein des Anstoßes für Posser ist,
daß der Verteilung die Steuerkraft
\md nicht - wie in der Ve rfass u ng
eindeutig festgelegt - die Rnanzkraft
der Land» als ausschlaggebendes
Kriterium zugrundegäegt wird. Der
Unterschied zwistfeen Steu»- imd K-
panzkraft wurde vor allem mit den
seit den siebziger Jahren immer
reichlich» fließenden Einnahmen
vor allem Nieders a c hsens aus der
Förderabgabe auf die heimische 01-
und Gasgewinnung zu einem Politi-
kum.
Bis 1982 blieben diese Einnahmen
unberücksichtigt Auf Vorstoß Ba-
den- Württembergs, das Jahr für Jahr
den Löwenanteil im Länderfinanz-
ausgleich bestreitet, wurde im Haus-
temberg (1456 BfifflonenX Hessen
(575) und Hamburg (293) nicht 2^,
sondern etwa 2^ Mülianien
Maik AjnTaWpn fpnsgpn Apd pT PT ^eit g
hätte Nfedrasachsm nicht 832, son-
dern nur 248 MüUonen Mark kassfert
Die übrigen fünf finanzschwachen
Bundesland» hptfen insgesamt 222
Mülionen Mark mehr »ha lt e n . Vor
allem ab» wäre Nordrhein-Westfa-
len, das bei der gegenwärtigen Rege-
lung seit Jahr», teerausgeht (ab» bis
1978 ununterbrochen und erneut im
Jahre 1980 Tra»h nhlimg gpfli phtig
war), in diesem Falle mit knapp 130
Millionen Mark begünstigt worden.
Dfcs» KnngtpTlati rm läßt w tonnm,
daß alle T hmripglSnrigr auß er Nieder -
Sachsen dem Vorstoß Bremens und
Düsseldoife positiv gegenüberstehen.
Düsseldorf zielt ab» auch auf eine
Neuregelung der BEZ ab 1986. Mini-
sterpräsident Johannes Rau hat sei-
nen t Anderirofleg en für die am 14.
Juni geplante ’MirriRtpr pr agHlpntpTv -
Konferenz hierfür ein „Fosxtianspa-
pies^ zugeleitet Darin schlagt er vor,
die Erganzungszuweisungen auf 0^
Prozent des Umsatzstajeraufkom-
mens -das sind 1986 etwa 600 Müho-
npn Mar k - zu verringern und den
verbleibenden Prozentpunkt, also et-
wa 1,2 Milliarden, nach dem üblichen
Verteilungsschlüssel für den Län der -
antäl an d» Umsatzsteu» auf ffie df
Land» zu verteilen.
Rau bezeichnet es als „verfassungs-
rechtlich unhaltbar. . . daß das Volu-
men der Bundesergänzungszuwei-
amgen bereits über 70 Prozent des zu
ergänzend«! I^nde rfinamaus gfeichs
derabgaben in den Jahren 1983 bis
1985 zu einem Drittel und ab 1986 zur
Hälfte im Länderfinanzausgieich zu
berücksichtigen. Düsseldorf und Bre-
men plädieren für volle Berücksichti-
gung der Förderabgabe, die 1984 im-
merhin zwei Milliarden Mark in. die
niedersac h sisc he n K a ss en spülte.
Bei voller Anrechnung hätte der
Länderfinanzausgleich für Zahl» wie
1984 ri*™ Beispiel hätten nach Be-
rechnung»! der Bundesregierung
(DIE WELT vom 12. April) diedrei
finanzstarken Länder Baden-Würt-
ausmacbT. Mit dem inzwischei er-
reichten Vohmyn entsprächen die
BEZ „nicht mehr dem Verfassungs-
gebot“, sie im Verhältnis zur Finanz-
massp des Landreimanzausgleichs
als Spitzenaus^eich auszugestal-
t m“. Dem Düssööoifer Vorschlag
zu&lga d» sich an modefltheoreti-
gcheUberlegungen der Bunderegie-
rung anldint, wären nur noch vier
Bundesland» Nutznießer dieses ver-
kürzten vertikalen Finanzau s gleichs
(BEZ): Bremen mit 153£ Millionen
Mark, Rheinland-Pfalz (37,3), Saar-
land (183,1) und Schleswig-Holstein
(226,0).
Für den Bund wäre die Umschich-
tung haushaltsneutraL Ungeachtet
dessen fordern alle - SPD- wie um-
onsregierte - Bundesländer vom
Bund in d» für 1986 anstehenden
Neuverteilung der Umsatzs t e u erein-
nahmen zwischen BUnd und IAn-
dem pinen Prozenipunkt mehr.
Stürmen die Schiiten Ost-Beirut? ''°J! * i ; i RAF
Ax^st unter der christlichen ZJvübevöIkenmg vor neuen Massakern / Syriens Plane
JÜRGEN UMINSKI, Bonn amichten. Die Vorstellung ist nicht
Die MHinen der libanesischen -Schi, von der Hand zu weisen. Bei der Ver-
treibung
iten und Drusen sowie weitere prosy
rische Verbände bereiten sich auf ei-
nen Angriff auf die von Christen be-
wohnte östliche Hälfte der libanesi-
schen Hauptstadt vor. Seit vferTägen
liegen die Viertel Ashrafieh, Ain
Rummaneb und Sin el RI unter hefti-
gem ArtiDeriefeuer. Die Regierung
Amin Gmiayel ist hanrilnngKimfShig^
die litenesische Armee halt sich zu-
rück. Unter der Bevölkerung Ost-Bei-
ruts benschen Angst und Panik.
Nach Angaben des christlichen
Senders „S timme Libanons“ starben
bisher wenigstens 40 Mmschm im
GranatenhageL Mehrere zehntausend
Christen, die aus ihren angestammten
Siedlungsgebieten im mittellibanesi-
schen Bergland und im Süden Liba -
no n s von Drusen, Schiiten und Palä-
stinensern vertrieben worden sind
und in Ost-Beirut Zuflucht suchen,
stehem der Kanonade wehgehend
schutzlos gegenüber. Sie leben in Zel-
ten und rasch errichteten Unterkünf-
ten. Die Schulen und Kloster sind mit
Flüchtlingen überfüllt. Auch die an-
gesehene Universität vom Heiligen
Geist in TTasTfk, die vom hbsnesi-
«»hen Mönchsorden geleitet wird, hat
d er» Lehrbetrieb wn gpgtpnt, um
Flüchtlinge zu versorgen.
Die Angst ist groß, daß die schhti-
schen, dmsischen und palästinensi-
schen MHizm die Verteidigungsli-
nien der christlichen MTHypn durch-
brechen, Ost-Beirut stürmen und ein
Blutbad unter der Zivilbevölkerung
der Christen aus dem
Scbuf-Bergland wurden im Herbst
1983 mehrere hundert Greise, Frauen
und Kind er erstochen, erschlagen,
zerstückelt, mit Motorsägen zersägt
oder lebend verbrannt Die Erinne-
rung daran ist durch neue Massaker
aufjgefebt In dem Ort Dscbjjeh an der
Küste südlich von Sidon wurden
nach dem Abzug der christlichen Mi-
lizen vor zwei Wodien 57 umbewaff-
nete Menschen, die nicht geflohen
waren, mit Äxten und Messern er-
mordet
Die syrische Besatzungsarmee in
Libanon bat mehrere Stellungen auf
Gebirgskammen um Beirut den Ein-
heiten prosyrischer Palästinenser
und der PPS, ein» nationalsonalistir
schm und für ein syrisches Groß-
reich kämpfenden Partei, übergeben.
Von den Gehirgshangen sollen diese
Hüfstrnppen zuswnrngn mit RrVnitim
und Drusen die christlichen Stellun-
gen aufroHen und die Siedlungsge-
biete bombardieren. Es ist ungewiß,
wie lange die Ktanesisr hiwi Streit-
kräfte dem Ansturm d» zahlenmäßig
und waffente chnisch Bhgjeggpai
Angreifer an den Fronten in Beirut
und in den Bergen standhatten kön-
nen. Im Vatikan und in verschiede-
nen Hauptstädten des Westens sind
HDfegesuche eingegangen. Das
Schicksal der letzten freien Christen
im Orient sei in Gefahr.
InderTathat mit dem Ansturm der
Sehnten, Drusen und Palästinenser
eine neue Phase des mittlerweile
zehn Jahre dauernden libanesischen i
Krieges begonnen. Die Mobilisierung |
der Schiiten hat das Kräfteverhältnis
zuungunsten der Christen verändert
Der Führer d» schulischen Amal-Mi-
Iiz, Nabih Bern, unterhält ebenso wie |
Drusenchef Dschumblatt üb» die so-
wjetische Botschaft in Beirut enge
Verbindungen zu Moskau- Ander e
führ» der libanesischen Schuten
stehen in direktem Kontakt mit Tehe-
ran. Sie verfolgen das Ziel ein» isla-
mischen Republik nach iranischem
Vorbild. Auch Bern will, mit sowjeti-
scher und syrischer Hilfe, die bisheri-
ge Verfassung Libanons abschaffen
und eine Staatsfarm errichten, die ei-
ne Herrschaft der Schiiten fest-
schreibt
Damaskus fordert die drusischen
und schi frischen Interessen, durch-
setzt die Milizverbände und neube-
setzten Gebiete ab» mit prosyrischen
Palästinensern, um die Kontrolle
nicht zu vertieren. Politische Beob-
acht» sind d» Ansicht, daß Syrien
Libanon zu einwn Aufinarschgebiet
ge^n Israel und zu einer Zentrale des
internationalen Terrorismus aus-
bauen wilL Dafür spricht auch die
Meldung, wonach die Sowjetunion
der syrischen Armee die Kontrolle
üb» die in Syrien stationierten Flug-
abwehrraketen vom Typ SAM-5 über-
geben habe. Den syrischen Planen
steht nach dem Zusammenbruch der
libanesischen Regierung und dem
Abzug der Israelis nur noch der Wi-
derstand der Christen im Weg.
„Parlament der Straße“ gegen Marcos
Eme neue politische Kraft formiert sich / Streiks zielen anf den Sturz des Präsidenten
CHRISTEL PILZ, Manila
Auf dt»n Philippinen hat eine
Streikwelle begonnen, deren Haupt-
ziel d» Sturz von Präsident Marcos
ist Allein in den ersten drei Monaten
des Jahres haben 23 000 Arbeiter in
88 Streiks einen Ausfall von fünf Mil-
lionen AAeitsstunden bewirkt
Die n gt vpr fc s r haftsfrihr pr Kind sich
durchaus im Harm, daß ihre Streik-
kampagne das Regieningsprogramm
Zur SaniArrmg der tipfypr a?hiildrfpn
Wirtschaft gefährdet Eben das wol-
len sie. Denn ihr Kampf ist politisch.
Sie wollen Marcos nicht läng». Sie
wollen einen Wechsel der Regierung
und Wechsel im System. Ais Präsi-
dent Marcos am L Mai zu pfripm
Streikmoratorium“ aufriet wurden
bei Kundgebungen der Arbeiter noch
mehr Streiks nnd politischp Müitanz
prophezeit Wed» Appelle zur Ver-
nunft noch die Drohung von Marcos,
er werde nipmanripni ertauben, seine
Regierung zu stürzen, wird sie davon
abhalten.
Solche Drohungen haben ihre
Kraft verloren. Auf wen könnte Mar-
cos sich im Notfall stützen? Nur auf
seine Militärs. Doch auch deren Loya-
lität ist brifehig geworden. Die Zeiten
sind vorbei, da Marcos d» allmächti-
ge Herrsch» war, dessen Befehle fast
blinde Gefolgschaft hatten. Der Mord
an dem populären Oppositionsführer
Aquino im August 1983 hat das Volk
zu politischen Kämp fern gemacht
Aus der Welle des Mordprotestes
sind Hunderte von Aktionsgruppen
entstanden, angeführt von dai frühe-
ren Senatoren Tanada nnd Diokno
imd einpr fifhar rw ^ iw F ühr er jim-
gpn Generation.
Alle sind dabei, S chül er »mH Stu-
denten, Priester und Nonnen, Rechts-
anwälte, Geschäftsleute, Sekretärin-
nen, Arbeit» nnd Bauern Haus-
frauen, Lehrer, Journalisten, Gemä-
ßigte »nd Tfadüralp Kommunisten
wie Antiknmmunisten. Ihre gphti-
sebe Opposition beruht auf derUb»-
fe gupg, Haft für ring Demokratie die
Umstrukturierung der feudalistisch
geprägten Gesellschaft im prlä Blich
sei.
Das heißt Kampf. Um kämpfe n zu
können, haben sich Ende Marz die
wichtigsten Gruppen dieses „Parla-
ments der Straße“ zu nationaler Soli-
darität organisiert, die Arbeiterschaft
mit eingeschlossen. Als Chefstrate-
gen dies» neuen Allianz, die sich
„Bayan“ nennt, zeichnet«! Tanada
und Diokno. Hinter ihnen aber stehen
die Köpfe des ra dikalen Untergrunds.
Stört das die Gemäßigten? Sie
m ü ßten , yi mene n sie , den „ Pakt mit
dem Teufel“ wagen, wollten sie Mar-
cos nach 20 Jahren autoritärer Herr-
schaft aus dem Amt veijagen. Sie set-
zen darauf, daß 85 Prozent der Filipi-
nos Katholiken sind, die falls es noV
wendig werden sollte, eine Macht-
übernahme d» Kommunisten ver-
hindern würden.
Die Avantgardisten dieses politi-
schen Kampfes sind die Arbeiterfüh-
rer, die narh außen hin üb» eine
verwirrende Vielzahl landesweit eta-
blierter Gewerkschaften imd Verbän-
de agieren, intern ab» üb» ein natio-
nales Kommunikationsnetz verfugen,
das ihnen die Koordination von
Streiks üb» alle Inseln hinweg »-
laubt Mphrfimh hahen sie in den letz-
ten anderthalb Jahren ihre Fähigkei-
ten zu Generalstreiks getestet Dem-
nächst dürften die Gewerkschaften
zu landesweit konirtmipr fen Streiks
verschiedener Wirtschaftsbranchen
aufrufen.
Streiks ^ind nur ginnr d» punkte
des vot einig» Tagen von eintausend
Bayan- Vertretern beschlossenen
Kampfprogramms, das eine .neue
Politik", eine „Politik aus dem Volk
für das Volk“ verspricht Dazu will
Bayan an den für 1986 angesetzten
Kommunalwahlen toilnehmpn sowie
#*inp national» R nhatten. Administrativ
on und Schatten-Re gierung nach
dem Prinzip d» „Koalition aller Kräf-
te“ e tablieren. Zudem bereitet sich
Bayan darauf vor, das Volk zum Wi-
derstand zu fuhren, sollte irgendeine
Gruppe einen Putsch versuchen.
War es Schwäche od» Einsicht,
daß Marcos die Entstehung von Ba-
yan nicht verhindert hat? Od» war
es, weü er die ihm dadurch drohende
Gefahr nicht erkennt? Marcos, 67
Jahre alt, ist von Männern umgeben,
die ihm die gegen ihn spreche n den
Fakten vorenthalt».
Gewiß ist nur eines: Bayan ist zu
ein» entscheidenden TSxaSL im
Schicksal d» 55 Millionen Filipinos
geworden, von denen 60 Prozent jün-
ger als 21 Jahre sind. Sie sind die
Massenbaris für Bayan.
Die Polisario unterlag im Wüstenkrieg
ACjH TM" REMn E, Mahh üS
Die Gegend ist unverkennbar die-
selbe. Ab» die Szenerie bat sieh ver-
ändert Fast auf den Tag sind es drei
Jahre her; seit wirMahbes in Landro-
vern d» Polisario-Kämpfer aufsuch-
ten. Jetzt sind es drei Hubschraub»
d» marokkanischen Armee, die 50
ausländische Journalisten in d» Nä-
he d» leichten Anhöhe absetzen.
Damals h>g»m hi» Hunderte von
T/»ichAn in mamlrlran ischen Unifor-
men, im trockenen Wüstenklima xnu-
mrfiripr L Ste Rind wrgcha nmripn imd
niemand weiß etwas üb» sie.
Schweigt man aus Pietät vor dem
And enken d» Toten, die die Polisario
pntgngpn iftlamiachcm Brauch unb e-
s tä ti gt gelassen und für Propaganda-
zwecke mißbraucht hat? W31 man die
eigenen Verluste vertuschen od» wa-
rm die r<eichname damals von der
Polisario inszeniert, um der Weltöf-
fentlichkeit Erfolge im Wüstenkrieg
im T7iitiiiisrh<»n ? Tn fHcspryi Konflikt
lSt alles mö glich.
Die Kuppeldach» des ehemals
spanischen Forts wenige Kilometer
weiter sind jetzt zerstört, die Mauern
len Verfall ausgesetzt Damals wa-
.-en sie fast noch intakt Sn einsamer
Kämpfer empfing uns hier, ein Ham-
mel wurde geschlachtet
So muß Mahbes las Ende 1984 ge-
blieben sein. Die Polisario kam und
ging jm Niemandsland der ehemals
spanischen Kolonie. Die marokkani-
sche Armee hatte nur einen Teil des
Gebietes besetzt und mit befestigten
Wallen umgeben. Doch dies» Tteü
wurde größ» und groß». Im Mai
1984 warm die Marokkan» in Hausa,
das für die Polisario als Hauptstadt
d» „Demokratischen Arabischen Sa-
hara-Bepubhk“ dient Von Ha us a , das
nur aus ein» verlassene! Ruine be-
stand, datierten sie die Kommuni-
ques ihrer Siegesmeldungen.
ImDezemb» 1984 besetzte die ma-
rokkanische Armee Mahbes, das etwa
% Kilometer von d» algerischen
Grenze entfernt liegt, und baute einen
werten Wall qu» durch die Wüste in
Sichtweite d» algerischen Grenze. Er
schließt sich im Süden an den dritten
Wall an, d» praktisch d» mauretani-
schen Grenze ents p richt- S eitdem ist
der gesamte nördliche Teil d» West-
sahara bis zur algerischen und maure-
tanischen Grenze in marokkanisches
Gebiet integriert
TTmTii Irnrrrpnt D achla im Süden,
des durch einen eigenen Wall ge-
schützt ist und regelmäßig von ma-
rokkanisch»! Zivilmaschinen ange-
flogen wird. Im Marz 1985 hat König
Hassan die Westsahara mit riesigem
Gefolge bereist und dabei auch den
marokkanischen Truppei besucht,
die die Mauern besetzt halten.
Es bleibt d» Süden d» Westsaha-
ra, in dem die marokkanischen
Trappen nicht ständig präsent sind.
Khnig Hassan gibt an, daß das im
Gegensatz Mim Norden flach«» Gelän-
de so leicht kontrollierbar sei, daß
besondere Vorkehrungen, wie sie die
Mauern darsteflen, nicht nötig seien.
Doch gelegentliche „Heldentaten“
wie d» Abschuß der deutschen Dor-
nier-Maschine Ende Februar bewei-
sen, d fl ß es d» Polisario immerhin
noch gelingt üb» mauretanisches
Territorium in den Süden d» Westsa-
hara cmsndrTng en und Anschläg e zu
verüben. Doch es dürfte ausgeschlos-
sen sein, daß sie dort ständige Basen
hat
Ausgehend von dem völkienechtli-
chen Grundsatz, daß die Existenz ei-
nes Staates auch tatsächliche Kon-
trolle des Staatsgebiets voraussetzt,
ist es grotesk, daß die „Demokrati-
sche Arabische Westsahara-Repu-
blik“ inzwischen von 61 Staaten in
aß» Wdt anerkannt worden ist auf
dem leisten Gipfel der Organisation
für Afrikanische Einheit (OAÜ) in Ad-
dis Abeba Sitz und Stimme erhielt
Die Propaganda des Polisario-Men-
tors Algerien, häufig mit materiellen
Vorteilen verbunden, hat es fertigge-
bracht, daß d» Eindruck entstand,
„das Volk der Sahraouis“ stehe im
Ftaeiheftskampf in d» Westsahara
und werde vom marokkanischen Ag-
gressor bedrängt In Wirklichkeit ist
das »Volk d» Sahraouis“ genauso auf
mehrere Staaten verteilt wie es die
B»b» und Tuareg sind, bei denen zu
Recht niemand auf die Idee kommt,
einen eigenen Staat zu fordern, ja
p nr h nicht von einem „Volk
d» Berber“ od» einem „Volk d»
Tuareg“ zu reden. Genauso wie es
Tuareg in Algerien, Mali, Libyen und
Niger gibt und Berber in Tunesien,
Algen»! und Marokko, gibt es
Sahraouis in Algerien, Marokko und
Mauretanien.
Als in der Westsahara eine Unab-
hängigkeitsbewegung entstand und
den spanischen Kolonialherren den
Kampf ansagte, galt die Forderung
wie selbstverständlich: „Sahrata-na
wa Malika-na“ - „Unserer Sahara und
unserem König“. Gemeint war d»
König von Marokko, dem die
Sahraoui-Führer durch Treuescbwü-
re verbunden waren.
Erst d» algerische Präsident und
Großmachtträum» Boumedienne er-
setzte die sahraouiseben Royalisten
durch Sozialisten nach ei gener Wahl
imri ei genem Vorbild, um mit ihrer
Hilfe emen Satelli tenstaat zu schaf-
fen, der dem algerischen Vormacht-
Streben dienen würde. Er siedelte ih-
re Familien in Lagern in d» Nähe des
westalgerischen Tindouf an. Von dort
aus wurde die Jleniokratische Arabi-
sche Westsahara-Republik“ prokla-
miert Seitdem kommen zu den La-
gerinsassen ständig Flüchtlinge aus
den unter permanent» Hungersnot
lpMpnrtpn fiahellanriw n.
Wahrend kein Marokkan» die Zu-
gehörigkeit der Westsahara zu Ma-
rokko anzweifelt, ist dem algerischen
Volk das Engagement seiner Regie-
rung für die Polisario unverständlich.
In G eheimgespTächen mit Mamkkn
sucht Algeriens Präsident Chadli
nach einem Ausweg. Dabei ist »zum
G efang enen d» mgmtm Politik ge-
worden. Je mehr Land» die Phan-
tomrepublik anerkennen, um so
schwierig» wird es, die Fiktion zu
beseitigen.
geht weiter
große Gefahr aus
W.K.Boim
Die linksextremistische .Rote Ar-
mee Fraktion“ hat sich nach Erkennt-
nissen der deutschen Sicherheitsbe-
hörden durch Auseinandersetzungen
in den eigen»! Reihen nicht von d»
Planung neuer Terroranschläge ab-
bringen lassen. Dies geht aus dem
Jahresbericht 1984 des Bundesamtes
für Verfassungsschutz hervor, den
Bundesiimeriminist» Zimmer mann
(CSU) heute vorstellen wird. Da-
durch, daß die Terroristen den Initia-
tiven für eine Amnestie od» vorzeiti-
ge Entlassung inhaftierter Anhänger
nach Verbüßung d» Hälfte od» von
zwei Dritteln ihr» Strafe ablehnend
gegenüb» stünden, werde deutlich,
daß der Terrorismus weiterhin eine
schwerwiegende Gefahr darsteile.
Zwar war es im vergan g enen Jahr
zu einem Rückgang tenxoristiscb»
Anschläge gekommen, doch wird
dies nach d» Zunahme der gewalttä-
tigen Aktionen in diesem Frühjahr als
Ausnahme angesehen. Mit 145 vollen-
deten oder versuchten Sprengstoff-
und Brandanschlägen sowie drei
Raubüberfällen war die Zahl der Ter-
rorakte durch deutsche Linksextre-
misten um fast ein Drittel gering» als
1983. Der dabei angerichtete Schaden
belauft sich nach Schätzungen auf
mehr als 30 Millionen Mark.
Bei den Ermittlungen, die sich mit
den beiden Mordanschlägen durch
Libyer vom April in Bonn und Aa-
chen beschäftig»!, haben die Behör-
den Indizien für Tnnamnwihangpn -
de, politisch motivierte Taten ent-
deckt Die Mord» schossen jeweils
mit Waffen des Typs Waith» P 4,
Kaliber 9 Milliniet», die identische
Veränderungen aufweisen: verkürz-
ter Laut Gewinde für Schalldämpfer
und ausgefeilte Nummern. Die Poli-
zei konnte die W ummpr der»» Aai»hgn
verwendeten Waffe jedoch wied»
sichtbar machen. Daraus ergaben
sich Erkenntnisse, die auf wnAq
staatsterroristischen Akt Libyens
schließen lassen. Denn 300 Mnifelfe
dies» Waffe wurden 1980 aus Sussex
(England) illegal an libysche „Volks-
büros“, wie die Botschaften dieses
Landes genannt werden, in Europa
geliefert Die inhaftierten Tat», Fata-
hiElTarhoni (Bonn) und Khalifa (Aa-
chen), waren jeweils vier Monate vor
den Anschlägen in Frankfurt einge-
troffen und hatten «ne Aufenthalts-
erlaubnis d» Bonn» Ausland»be-
hörde »halten.
Äthiopien: Flüchtlinge
dürfen zurückkehren
rtr, Addis AM»
Tausende d» vor ein» Woche v»-
tri ebenen äthiopisch»! Hunger-
flüchtlinge werden in den nächsten
Tagen voraussichtlich in das Lag»
Ibrvet zuruckkehren. Dies erklärte der
oberste Vertreter d» Vereinten Na-
tionen in Äthiopien, Kurt Jansson,
nach einem Besuch des Lagers in d»
Provinz Gondar. Zu Beginn der Wo-
che hatte Regierungschef Mengistu
versichert, » habe die Schließung
des Lagers nicht angeordnet und w»-
de gegen die Behörden vorgeben, die
für die Vertreibung d» Flüchtlinge
verantwortlich seien. D» UNO-Ver-
treter sagte, » sei von den Anstren-
gungen der Regierung, Lebensmittel
und Ausrüstungen für die erwarteten
8000 bis 10 000 Flüchtlinge bereitzu-
stellen, sehr beeindruckt
Österreich und Ungarn
senden gemeinsam
cgs. Budapest
Erstmals werden ein kommunisti-
sches und ein demokratisches Land
gpmAingam AinAn R uüdfllllkSCndg
betreiben: Ungarn und Österreich
wollen vom Plattensee aus den Sen-
il» JDanubius“ in Betrieb nehmen,
d» sein Programm auch nach Öster-
reich ausstrahlen soll Der Intendant
des österreichischen Fernsehens,
Gerd Bach», verhandelt zu diesem
Zweck in der ungarischen Hauptstadt
mit dem Chef des ungarischen Fem-
sehensund Rundfunks sowie mit Bu-
dapest» Regierungsstellen. Der ge-
plante Send» könnte so etwas wie
eine osteuropäische Version von „Ra-
dio Luxemburg“ werden. Die geplan-
te Kooperation hat in Ungarn und
anderen osteuropäischen Ländern
große Beachtung gefunden.
Bei Unruhen in
Südafrika acht Tote
AP.Johamesbtug
Die seit Monaten anhaltenden Un-
ruh»! in Südafrika haben nach Anga-
ben der Polizei gestern weitere acht
Menschenleben gefordert In d»
Schwarzen-Siedlung Tsakane östlich
von Johannsburg kamen bei Straßen-
scblachten zwischen zwei verfeinde-
ten Stämmen acht Schwarze ums Le-
ben. Im Verlauf d» Auseinanderset-
zungen waren zwei Menschen sogar
gesteinigt und anschliAßpTui angezün -
det worden.
DIE WELT (USPS 605-590) iS pubßshed doiiy
«cept sundaya Md hofiday*. The subsafptlon
price for die USA is US-Dollar 365,00 per an-
num. Dinrlbuted by German Language PubK-
coitom, Inc. 560 Sytvan Avenue. Enghmood
CEffs, N3 07652. Second dass poslage iS paid
ot Gnglewood, N3 07651 and Ol oddiUonol meri-
Bng Offices. Port master; send address chatv
ges io: DIE WaT. GERMAN LANGUAGE PUBU-
CATIONS, INC, 560 Sylvan Avenue, Engte-
wood Offts, N3 07652.
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WELT $ NACHRICHTEN
DIE WELT - Nr. 107 - Donnerstag, 9. Mai 1985
SS 24 und 25 verstärken
Moskaus Überlegenheit
Gomulka kommt wieder zu Ehren
Jaruzelski leugnet Existenz Minderheit in Polen / Widersprach aus Bonn
RÜDIGER MONIAC, Bonn
Die Äußerungen von US-Präsi-
dent Reagan in Straßburg über die
sowjetischen Anstrengungen in der
strategischen Rüstung haben einen
realen Hintergrund. Als Reagan er-
klärte, die Sowjetunion teile nicht
die westlichen Ansichten über ein
nukleares Gleichgewicht, sie wolle
sich vielmehr neue strategische Po-
tentiale yhaffpn, riip „klarfureinen
Erstschl a E angeleg t sind, sn
Gegner zu entwaffnten“, hatte er in
erster Linie zwei neue sowjetische
Haketeniypen vor Augen, deren
Entwicklung sich der Vollendung
nähert .
Es geht um die Typen SS 24 und
SS 25, wenngleich die amerikani-
sche Aufklärung nicht nur bei der
Neuentwicklung strategischer Sy-
steme in der Sowjetunion enorme
Fortschritte beobachtet, sondern
auch bei der Modernisierung be-
reits stationierter Typen, wie der be-
sonders schweren SS-18-Rakete.
Die Treffgenauigkeit dieses Sy-
stems, das mehr als dr eißig Meter
lang ist und fähig, gehn unabhängig
von einand er lenkbare Gefechtsköp-
fe (MlftVj über 11 000 Kilometer zu
tragen, wird gegenwärtig verbes-
sert, um danach in den vorhande-
nen Silos stationiat zu werden.
Diese Entwicklung bereitet den
USA nicht so sehr Sorgen, wie die
schon erwähnten SS-24- und SS-
25-Raketen, denen die Vereinigten
Staaten wirht« Vergleichbares ent-
gegenzusetzen haben. Pläne für die
Entwicklung einer Rakete ähnli-
cher Bauart wie die der Sowjetuni-
on existieren nur auf dem Papi»-.
Mit ihr» Einführung wird Moska u
erstmals im strategischer
Rüstung und lange vor den Verei-
nigten Staaten über die Fähigkeit
verfügen, Nuklearxaketen mit in-
terkontinentaler Reichweite zu
Tarnte beweglich ZU gtatinTiiwpn
Diese mobüen WaÖensysteme ver-
fugen über wro» höbe Treffgenauig-
keit, weü sie auf dem Land ihre
Position genau bestimmen können.
Wegen ihrer Mobilität sind sie aber
für die USA kaum bekämpfbar.
Darauf wies Reagan in seiner Straß-
burger Rede mit Sorge hin. Weil
diese Raketen nur schwor zu beob-
achten und zu entdecken seien, un-
tergrabe die Sowjetunion mit ihrer
Stationierung die strategische Sta-
bilität und damit die Grundlage für
die gegenseitige Abschreckung.
Nach ameriftaniyhfn Informa-
tionen ist die Entwicklung beider
Raketen west fortgeschritten. Die
SS 24 und die SS 25 haben bereits
ein u mfangre iches Hugprogramm
auf dem snwjptiwhgn TVgt gptärvfe
Flesetsk im Norden des Kontinents
absolviert. Die mit etwas über 20
Met» Länge mittelgroße SS 24
wird ähnlich wie die «HonBnp sehr
viel größere und schwerere SS 18
wahwphwTiljfh jn«»K bis ZU
MERV-Sprengkopfe üb» gine Di-
stanz von 10000 Kilometern beför-
dern können. Sie wird mit festem
Brennstoffangeirieben. Ihre Statio-
nierung in Silos zu Lande ist nach
den vorliegenden Informationen
schon im nächsten Jahr zu erwar-
ten. Später dürfte ihre Installation
auch auf Eisenhahnzfigen vorgese-
hen sein. Eine Zeichnung, die einen
entsprechenden Zug zeigt, wurde
küniich vom Pentagon veröffent-
licht. Darauf ist ein Waggon zu er-
kennen, dessen Dach d» Länge
nach aufgeklappt ist Aus dem In-
nern reckt sich, gehoben von zwei
schwerei Hydraulikarmen, die Ra-
kete scnkmcht em por Sie kann oh-
ne ein Präparieren des Untergrun-
des mit Preßluft kalt gestartet wer-
den. Deshalb ist ein Start von jedem
Punkt des weitläufigen Risenhahn-
n efaiPB ans m öglich
Die SS-25-Rakete soll auf schwe-
ren Lastwagen ebenfalls stationiert
werden. Sie hat ungefähr die Lange
der amwilraniwhcri Mtn n tonaru
Rakete von zwanzig Metern. Sie soll
in der Ta g» einen nuklearen
Gefechtskopf üb» 10 500 Kflome-
ter hinweg zu befördern. Ihre Ver-
wendung in den strategischen Ra-
ketenstreitkräften wird nach Mei-
nung d» Erpgr ten mit der der so-
wjetischen Mittelstreckenwaffe
vom Typ SS 20 vergleichbar sein.
Die SS 25 wird wie die SS 20 mit
einer Nachladerakete ausgestattet
sein. Zwei Areale, in denen das
tipup Waffensystem stationiert wer-
den soll, sind bereits im Bau. Dort
entstehen Garagen mit Gleitdü-
cfaem, aus denen die Rakete auch
gestartet werden könnte.
DW. Warschaa/Boun
Die polnische Staats- und Partei-
führung hat den 40. Jahrestag des
Kriegsendes Anlaß ypnmmwi
um ihre These von der Nichtexistenz
einer de ut sch«! Minderheit im
Machtbereich Warschaus propagan-
distisch zu verstärken. Während einer
Fei» in Breslau sagte Jaruzelski, bei
Kriegsende habe sich nur noch etwa
jeder dritte der früheren. Einwohner
in den Oder-Neiße-Gebieten befun-
den. In Übereinstimmung mit Hom
Potsdam» Abkommen habe Polen
.die Reste der deutschen Bevölke-
rung“ «nggiagwteit XJnd in Anspie-
lung auf die Vereinbarungen mit
Bonn üb» die Familienzusammen-
führungen fugte Jaruzelski hinzu:
„Wir haben alle mtomationftten Ver-
pflichtungen auf dem Gebiet der
Repatriierung imH der
führung von durch den Krieg ge-
trennten Familien übererfüllt, r^amit
hat das Probien ein» nationalen
deutschen Minderheit in Polen end-
gültig zu bestehen aufgehört Dieses
Kapitel ist für imm» abgeschlossen.“
An dies» Stelle wurde d» General
von dem TteffalT <ter gpladpmon G äste
Moskau plädiert
in Brief an London
für Kooperation
AFP/AP, London
für eme Zusammenarbeit zwi-
schen Großbritannien »nd der
UdSSR zur Verhinderung eines
n eue n Weltkrieges imd der „Müitari-
sipning des Weltraums“ bat sich d»
sowjetische Parteichef Michail Gor-
batschow in miw Botschaft an die
b ri ti sch«» itegten mgschefla Margaret
Thatcher ausgesprochen. Die Bot-
schaft ist Tel eines Briefwechsels
zwischen Ii on don lind Mnslnni anlaß .
lieh des 40. Jahrestages der deut-
schen Ka pitulation
Gorbatschow schrieb, Sowjets und
Rritori hatten Hip E rftihiiing gwwarht,
daß man gegen den Erteg kämpfen
müsse, bevor » ausgebrochen sei.
rvarii sei ein Elim» des Vertrauens
und des gegenseitigen Verständnis-
ses notig. Moskau sei bereit, mit
Großbritannien - seinem Verbünde-
ten in der Anti-Hitler-Koalitinn - zu-
sammenzuarbeiten, um dieses Ziel zu
erreichen.
in der „Volkshalle“ in Breslau, der
früheren Jahrhunderthalle, unterbro-
chen.
In der jüngsten Zeit war die Anzahl
der fi Anphmi'giiTigpn fü r die Ausreise
von Deutschen drastisch zurückge-
gangen. Auf die Soi^n dieses Paso-
nenkreises wies d» stellvertretende
Vorsitzende der CDU/CSU-Bundes-
taggftaktion , Volk» RiTte», in spmer
Replik auf Jaruzelskis Äußerung hin.
Die Be m e rk ungen dp« polnischen
Parteichefs a nti spr a rhgn rrirht dp«
Tatsachen^
Zum 40. Jahrestag d»„ Wiederkehr
P ntens an die Pdpr“ witt-Hp in B reslau
pin Platz nprh dem pinstigpn Minister
für die „wiedergewonnengi Gebie-
te“, dpm spätereren KP-Chef Goxnul-
ka, umbenannt Wie Warschau
weiter bekannt wird, hat die polni-
sche Regierung die Begionalbehör-
dpn pnd dip TCnmmimpn in dpn Q dpr -
Neisse-Gebfeten angewiesen, Straßen
nach Gomulka zu benennen.
Gomulka g?it als Minister für die
wiedergewonnenen Gebirie“ als rigo-
ros» Verfechter Zwan gsko tom-
sierung. Er dirigierte von Breslau aus,
WO du« Minigtorhim bis 1948 »wwn
Peking beurteilt
Gipfeltreffen mit
großer Skepsis
AP, Peking
Die chinesische Nachrichtenagen-
tur Xinhua bat gestern in emem Kom-
mentar die Befürchtung geäußert,
daß Hip jüngsten Gipfelkonferenzen
in Bonn nnd Warschau kpmp Verbes-
serung in „den bereits düsteren“ Ost-
West-Beziehungen b ri ngen werden.
r>ip hpidpn n TpfpTVi-mfprpDTpn ha-
ben gezeigt, «laß die Konfrontation
zwischen dpn MiHtaTWonlren fortbe-
stehen wird, daß sich das Wettrüsten
wahrscheinlich beschleunigen wird
und die Drohung d es Krieg es weiter-
hin besteht.“ Die TEmenening dp«
Warschau» Faktes zeige, daß Mos-
kau «»mp globale Rivalität mit dpn
USA auf lange Zeit f ortsetzen wolle
und daß das W dtraumproj ekt der
Amerikaner auf dem Bonn» Gipfel
„unzweifelhaft gestärkt“ worden sei
H offnung bestehe ab» dennoch,
denn beide Seiten wollten da« mfHta- ■
risehe G leiriigpwieM auf einem nipd- ,
rigen Stand halten, meinte Xinhua.
Sitz hatte, die Vertreibung der Deut-
schen. Er ?pirhnpte für die Einrich-
tung von Lagern, von den en Lams-
dorf in Obenyhtesten das berikdrtigs-
te war, verantwortlich.
DW. Berlin
Gegen die Eins eitigkeit der östli-
chen *Befreiungs“-Propaganda an-
läßlich des 8. Mai hat sich eine
Gruppe prominenter, im de ut s chen
Exil lebend» Polen gewandt und
daran erinnert, daß die Sowjetunion
seit vier Jahrzehnten versucht, mit
Hftfe massiv» G PsehiehtgKlgphung
die Verbrechen des Stalmismus. wie
die Ermordung von 4250 polnischen
Offizieren 1940 im Wald von Kalyn
durch den s owjetischen Geheim-
dienst NKWD, zu vertuschen. In der
an dte ri«nrhyhp ft ffonHiphkpit pröh.
tetai „Frklnnmg anläßlich der Er-
richtung eines Warschauer Katyn-
Denkmals und des 40. Jahrestages
des Untergangs des Hitler-Regimes“
wird das Denkmal als „empörendstes
Symbol d» Lügend» Regierung d»
Volksrepublik Polen“ bezeichnet
Nach Lesart der Ostblock-Historio-.
graphen verübten Hatinnalsoriatisten*
da« Massaker
London gibt Akten
über Mengele und
Barbie nicht frei
SAD, London
Die britische Regierung verfügt
üb« Geheimdienstakten zu den Fal-
ten von Elan« Barbie nnd Josef Men-
gele, die weiter als Verschl u ßsache
behandelt und auch nicht dem US-
Außenministerium übergeben wer-
dpn Diese Mitteihingvoii Premiermi-
nisterin Margaret Thatch» vor dem
London» Unterhaus hat eine be-
trächtliche innenpolitische Kontro-
verse in Großbritannien ausgelöst
Der Abgeordnete Reginald Fresson
vermutet, daß Barbie, d» inzwischen
in Frankreich auf seinen Prozeß war-
tet, früh» Kontakte mit dem briti-
schen Geheimdienst hatte. Mengele
sei möglicherweise üb» Triest das in
den ersten Naehkrieg sjahren unter
britisch» Verwaltung stand, narb
Südamerika entkommen. Inzwischen
hat die israelische Regierung be-
schlossen, für die Ergreifung von
Mpng rip eine Belohnung von ein»
Million Dollar i
Sieg für Shultz - USA
schwächen Embargo ab
Europa füllt Handdstoch / US-Berater nach Costa Rica
D. SCHULZ/DW. Washington
Das anwrikanisfhe Vertödigungs-
ministerium ist weiterhin bemüht
das s andrmgti«teiv» Regime Nicara-
guas öffentlich als einen Störfaktor in
M fttelnmprikn HinnistPlTen und ver-
stärkt unter Druck zu setzen. Auf das
am 1. Mai in Bonn verkündete Han-
delsembargo gegen Nicaragua folgte
ietzt die Mitteilung, daß das Pentagon
Militärberater in das kleine benach-
barte Costa Rica entsandt hat Damit
ginri die Vereinigten Staaten, zumin-
dest vorübergehend, in allen drei
Nachbarstaaten Nicaraguas -in Costa
Rica, in El Salvadonmd in Honduras
- militäris ch präsent.
Gleichzeitig hat Washington das
Embargo gegen Nicaragua abge-
schwächt Von dem Embargo ausge-
nommen sind für eine Dauer von
sechs Monaten alle Handelsverträge,
die vor dem L Mai geschlossen wur-
den, teüte d» Staatssekretär im
Schatzministerium, John Walk», vor
dem K ongreß m it Me „New York
Emes“ interpreti ert e diese Entschei-
dung als Sieg für Außenminister
George Shultz, Handelsminister Mal-
colm Baldridge und Schatzminister
James Baker. Sie hätten die Auffas-
sung vertreten, daß das Nichterfüllen
bestehender Verträge dem internatio-
nalen Ruf der USA schaden würde
Gegen eine Lockexung des Embargos
gp raphpp giph nach Aw gah pn flgr ZpU
tnng Ve riekügungnmniste r Caspar
WeinbegCT und Sicherheitsberat»
Robert McEariane aus. Sie hätten be-
tont, rine solche Maßnahme lasse den
Sandinisten Zeit, Ersatz für amerika-
nische Importe zu finden.
Offensichtlich als Reaktion auf die
Moskau-Reise des mcaraguanischen
Präsidenten Daniel Ortega haben ge-
stern 20 Demokraten mit der Ausar-
beitung ein» Gesetzesyodage begon-
nen iwif. deren Hilfe die anti-sandini-
stischen Widerstandskämpfer doch
noch 14 Miftinnan T ViUar »n hintiani.
tärer HTHp bekommen sollen. Erst vor
zwei Wochen hatte das Repräsentan-
tenhaus, in dem die Demokraten die
Mehrheit haben, die von Reagan ge-
wünschte Hilft» für die „Contras“ ab-
gelehnt
Costa Rica, das um die Entsendung
von Militärberatern gebeten hatte,
fühlt ach seit langem durch die be-
waffneten Kräfte des Tnanristisriipn
Regimes in Nicaragua bedroht Ver-
schiedentlich ist es auch bereits zu
Übergriffen der sandinistiseben
Tmppewerbände auf das Territori-
um Costa Ricas gekommm. Nach Co-
sta Ries, wie in die anderen beiden
Nachbarland» Nicaraguas, flüchten
seit lang» Zeit Burg» Nicaraguas,
die sich durch die Politik und die
Aktionen d» Sandimstas bedroht
fühlen. Die Bedrohung durch Mana-
gua führte unter anderem dazu, daß
demokratische Costa Rica den
1949 ausgesprochenen Verzicht auf
pjgpnp StrejOräfte teilweise rückgän-
gig machte.
Der Pentagon-Sprecher M i chael
Bun± legte Wert auf die Feststellung,
daß zunächst nur an einen dreimona-
tigen Aufenthalt d» amerikanischen
Militärberater gedacht' seL In Hon-
duras unterhalten die Vereinigten
S taaten Übungsplätze, auf denen sie
von Zeit zu Zeit gemeinsam mit hon-
duranischen Truppen Manöv» abhal-
ten.
Tm ?mprikflnisehen Kongreß wird
mittlerweile diskutiert, wie wirksam
die Handelssperre im Hinblick auf
die Abschwächung der Maßnahmen
und ihre geringe Unterstützung
durch andere Land» sein könne Als
Handelspartner, die den Platz der
USA wnnphmpn könnten, treten ne-
ben den «ymai« tia»hm Staaten zu-
nehmend die europäischen Land»,
die WirtscbaftssEuiktioDen als Mittel
zur Erreichung politisch» Ziele
grundsätzlich ablehnen, in den Vor-
dergrund. Die amerikanisch«! Wirt-
schaftssanktionen seien unvereinbar
mit der von den EG-Staaten auf d»
Konferenz von San Jos£ definierten
Politik, betonte gestern ein Sprach»
des belgischen Außenministeriums
in Brüssel.
Der Sprach» des State Depart-
ments, Edward Djerejian, wies Vor-
würfe der Sandinisten zurück, daß
Waridngton beabsichtige, die Sandi-
nisten in Nicaragua zu stürzen. Djere-
jian erklärte, Ziel der Vereinigten
Staaten sei nicht der Sturz d» Regie-
rung, sondern die »Errichtung der
Demokratie“ in Nicaragua. Die in ei-
npr Klag«» Manag uas h«»im Tn tomatin -
nalen Gerichtshof in Den Haag vorge-
brachten Argumente nannte der
Sprach» „absurd“.
Unsere Kinder können es kaum erwarten.
Sie spielen verrückt, sind aufsässig und unberechenbar
Kinder in der Pubertät Wie Jugendliche und Eltern
die Sturm- und Drangphase heil überstehen, lesen Sie
jetzt in der großen HÖRZU -Serie.
Außerdem in HÖRZU:
Donnerstag, 9. Mai 1985
Nr. 107
WELT DER ® WIRTSCHAFT
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•Vi&rny*..'
Gleicher
als gleich
Mt - Auf dem Steuerberateriton-
•greß jn Bonn ist unter anderem
aeuüich geworden, wdcher Ent-
schddüngsbedarf über die bevor-
■ tftonfe Steuerreform 1986/88 und
die für die nächste Legislaturperio-
de anvisierte weitere Steuerentla-
stung hinaus ansteht Ludolf von
Wartenberft Obmann der Unions-
fraktion im Finanzausschuß des
Bundestages, hat mit seinem Bei-
trag über die Reform des Eänkom-
roensteuersystems den Finger auf
die Wunde gelegt
Das
tritt nämli ch- die zu besteuernden
Einkomm en der, Bevölkerung in
sieben Einhinftsarten ein , pggpgpn
wäre für sich genommen noch
nichts einzuwenden. „Unerträg-
lich - ist nicht nur für den CDU-
Steuerexperten jedoch, „daß wirt-
schaftlich völlig gleichartige Vor-
gänge nach geltendem Recht den
unterschiedlichsten steuerlichen
Belastungen ausgesetzt «igd, je
na ch d em , welcher Emkunftsart sie
steuerlich zugerechnet werden“.
In der Tht: Wenn Möglichkeiten,
von einer Emkunftsart in die andere
zu wechseln, und dabei Steuern zu
„sparen“, für einige, nicht aber für
alle Steuerzahler gegeben «mri,
muß Staatsverdrossenheit aufkom-
men. JDie Steuerlast richtet sich
viel zu oft nur noch nach der Quali-
tät der steuerlichen Berater“, mein-
te von Wartenbag.
Wird aber die Reform des Ein-
kommcnsteuersystans nicht haM
in Angriff genommen, so könnte die
Bundesregierung dann unter Zeit-
druck geraten* aim Beispiel dann
wenn eiBvadHisiimpr fflpiio^pWi^
das Bundesverfassungsgericht, un-
tei dem Aspekt der (rteichbehand-
lung mit dein Thema befaßte.
Zusammenhänge
bdt.- In welchem Ausmaß neue
Arbeitsplätze von Investitionen
und bade letztlich von der £ühig-
kdt abbängen, Pro dukte anzubie-
ten, für die weltweit eine Nachfrage
besteht, verdeutschen die hohen
Wachstumsaten ans dem Ge-
schäftsbericht der ftirtpfofor
Kochs Adler AG. Auch die Aussich-
ten für 1985 sind nicht schlecht, die
Investitionen wurden bereits wie-
der um mehr als 30 Prozent aufge-
stockt Solche Erfolge kommen je-
doch nicht von selbst und auch
züchtnur^ndervastärktaiNach-
frage aus Ubersee. Dar Nähmaschi-
nenhersteBer konnte Umsatzrück-
gänge in Lateinamerika durch Zu-
wachsraten im pazifischen Raum
g en a u so kompensieren wie die ab-
geschwächte Nachfrage aus der
amerikanischen Jeans- imd Hem-
den-Branche durch Erfolge bei der
US-Polster- und Automobflindu-
strie. Eine wettbewerbsfähige Pro-
duktpalette und «ne flexible Mar-
ketingpofitik sind unabdingbare
Vcnaussetzung fib Gewinn, Investi-
tionen und für neue Arbeitsplätze.
Diese Znsamm mhangp sollte ntan
nicht übersehen.
TJ’- ^
•'•'•Vaj.
/•' :* v <*
V iic.«
Ürrfe
••• «•:::■ az
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■nbiin
in
5 Sic
Auf dem Weg ins Weltall
Von WINFRIED WESSENDORF
S tets hah^n deutsche Ingenieure
und Vordenker derRaumfehrt be-
trat, daß sie die Reise ins Weltall nur
Unter friedlich«*" fl pfflrihfa p jnlrtAn
anstreben und imtwwhmm Dabei
wissen äe sehr wohb daß mmilitari-
schen Entwicklungen ein großes Po-
tential an hmovation und an Ver-
dienstliegt
Dieses Bekenntnis wird durch das
Statement eines - renommierten
Baumfehrtexperten tzntennauert
Hans Hof&nann, stellvertretender
Leiter der : Untemehmensgruppe
Raumfehrt MBB-Emo, des größten
zivilen Baumfel&tkomplexEs in Eu-
ropa, sagfcJSDIist ein grundlegen-
de Programm, verpassen wir den
Anschluß, steht zu befürchten, daß
wir Mitte da neunziger Jahre zweit-
klassig werden.“
Dabei ist da Weg ins AH schon
zum Alltag geworden, obwohl kom-
merzielle Erfolge riefr bislang nur bei
den Naghri ch ten^te^ite" emgesteHt
haten. Mfflianen-Ctewinne sind indes
in diesem Bereich an der Tagesord-
nung. Von dem wirtschaftlich interes-
santen Kuchen schnöden die Ame-
rikaner vorläufig am mei s te n ab.
Hughes, Ford, Aerospace und RCA
stehen dabei in vorderster Linie.
- Da tun sich dfeDeutschen im Kon-
zert mit ihren europäischen. Partnern
noch schwer. Aber der Eintritt der
Europäer auf diesen Markt ist vielver-
sprechend. Vor zehn Jahren wurde
der Grundstein dafür gelegt Der
deutsch-französische Nachrichtensa-
tellit „Symphonie“, 1975 und 1976 ge-
startet , hat alte Anforderungen, an sa-
teUitengestutzte KwaniuifiMtiooMy-
Sterne erfüllt Seitdem war allerdings
jeder Wettbewerb um lukrative Auf-
träge sehr schwer.
N un lauem die H a umfe hrtexper-
ten von MBB-Emo auf den gro-
ßen Durchbrach. Ln beißumkämpf-
tm Ma rkt China rechnen sidi die wis-
senschaft lichen Tüftler Chancen für
den Bau von sateOitengestutttot
Kommunikationssystemen aus. An-
fang Juni soll bekamtigegeben wer-
den, wer den gewinnbringenden Zu-
schlag aus dem Femen Osten erhal-
ten wird. Als Konkurrenten liegen
noch die Rnnzosen und Amerikaner
uüt im Rennen.
- Die Volksrepublik China will
gleich mehrere satellitengestützte
Kommunikationssysteme für Unter-
richt und allgemeine Nachrichtair
technik, also direkt sen d end e Satelli-
ten (Satenite-to4»mß-TV) ankaufen.
En. solches System kostet gut 40 Mil-
lionen US-Dollar, der genaue freis ist
freilich nicht zu erfahren, Amn er ge-
hört aim Angebot
Auch die europäisdbe Trägerrakete
„Ariane“ fliegt unterdessen in die Ge-
winnzone. Und daran haben die
RaiimfahrtfiTtnATf europawöt AntGX-
le. Vergessen ist der katastrophale
Fehlstart der EuroparRaktäe der sieb-
ziger Jahre, „Ananespace“ mit Sitz in
Evry wurde eigens gründet, um die
neue Rakete zu vermarkten. Vor we-
nigen Tagen wurde das Kapital der
fi<!Mllia *tinft prtinMj nmwnegHamA»
trage zu haben.
MBB-Emo ist beispielsweise mit
acht Prozent an Firma betei-
ligt, außerdem stellen die Deutschen
Teüe für die Rakete her, unter ande-
rem die zweite Stufe Der Auftragsbe-
stand von „Arianespace“ ly*länft s fch
inzwischen auf 6,4 IflüBaid en franzö-
sische Franc, 25 Starts für Satelliten
sind gebucht
D ie Bundesregierung hat sich des-
halb mit großem Elan für die
künftigen europäischen Raumfahrt-
Projekte engagiert, weitere sieben
Miltiardpn M a rk werden in de n näch-
sten zehn Jahren in eine neue Rakete
und einen Beitrag zu einer Raumsta-
tion investiert Bei de- „ Ari a n e 5“
weiß der Bandesforschungsministe,
was es will: den höchsten technologi-
schen Timovationsaiiteil, die Schub-
kammer zum Triebwerk, beizustel-
len. Bä dar Raumstaticnsplanen
üb ernimmt er zwar 38 Prozent der
gesamten wim pniwchen Kosten, doch
was bei der deutschen Industrie hän-
genbteiben wird, stört vorläufig noch
in den Sternen.
Aufgebläht werden soll dabei die
te Deutsche Forschungs- und Vä-
siöiMTis talt für Luft- und Ra umfahr t
(DFVLRX AHerängs scheint die
DFVLR diese Aufgaben mdit im
Griff zu haben. Beamte, so manen
TnAter aus der Raumfahrtiodustrie,
können große Projekte nicht mana-
gen, sie v erz ette lt en rieh in Paragra-
sationsstmktur mit etnam Manage-
ment für die Raumstation „Cohxm-
bus* wird sogar im Bundes min isterv
um für Forschung und T echn o l og i e
(BMFT) kritisch beobachtet Diese
Jfißtöne stören zusätzlich zur Diskus-
sion im SDI die Zukunftsmusik.
WERBEWIRTSCHAFT/ Jahrestagimg: Schlecht gibt günstige K onjunkturprognose
Arbeitsplatz-schaffende Investitionen
sind wieder interessanter geworden
HANNA GIESEES, Bonn
„Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Wachstumskurs fort“ Otto
Schlecht, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministeriuzn, glaubt an
eine „kräftige Expansion“ da Investitionstätigkeit in diesem Jahr. Glei-
chermaßenjgut beurteile er die internationale^ wettbewgbsfahigkeit der
deutschen Wirtschaft, sagte Schlecht gestern vor der Jahresversammlung
des Zentralausscbusses der Werbewirtschaft in Bonn.
Vor altem deutsche Investitionsgü-
ter seien im Ausland gefragt, sagte
Schlecht weiter „Hierfür s teten un-
ter anderem günstige Preise, ein ho-
her Stand der Technik und ein guter
Service.“ im Trihmä bah n die Sanie-
rung der Staatsfinanzen nach Inflati-
onsraten von sechs Prozent und mehr
endlich für Preisstabilität gesorgt,
„und das stützt die Kaufkraft der ver-
fügbaren Einkommen“.
Da auf absehbare Zeit nicht mit
restriktiven Maßnahmen zur Infia-
tionsbekampfimg gerechnet werden
müsse, werden narfi Ansicht des
Staatssekretärs auch die Untemeh-
menser war tung en gnTiRHgV>«a»nfiiiRi -
7 nHpm habe gieh dip Ertrq g ssih>ation
der Unternehmen deutlich verbes-
sert, und schließlich sei auch das
TtentflhnitafcyifgT h* Zwischen S aehm.
vesfifionen und Geldkapitalanlagen
wesentlich kleiner gewoidöL
Der StaatS9äzetar ist mithin si-
cher, daß Investitionen, die Arbeits-
plätze schaffte, „wesentlich interes-
santer geworden sind“. Dies stehe
ante nicht te Widerspruch zu der am
Beginn des Jahres registrierten Ver-
schlechterung des Arbeitsmarktes,
„der oflteritmtiieh U"ter fiwn Emfli i fl
des strengen Winters zustande ge-
kommen ist“. Sehlefht gTanh t da ft «rip
AUF EIN WORT
%
W Me Bundesrepublik
Deutschland wird im in-
ternationalen Wettbe-
werb solange bestehen,
wie ihre politische und
soziale Stabilität und ih-
re liberale Wirtschafts-
verfassung gewährlei-
stet bleiben. &
Dr. Harald E ri c hsen , Vor sitzen der de«
Vorstandes der Balte Gesellschaft für
FOTO: WALTER KÖNIG
Bau-Aufträge
sinken drastisch
dpa/VWD.Bona
Die Bainrntemehmen mußten in
<ten Monaten Januar und Februar ein
Jratariro p h ale s Absacken* der Auf-
tragseingänge im Wohnungsbau von
jewrils 45 Prozent gegenüber den ept-
sprechenden VQT jahrpgnvinalMi hin-
nehmen. Wie der Zentratoqbapfl des
Deutsche Baugewerbes gestern in
Bonn mitteilte, werde das „düstere
Süd“ in der Bauwirtschaft nac h den
neuesten Zahlen für Februar auch im
Produktionsr ückgang lin d bei den
Baugenehmigungen richtbar. Die
Zahl iWR p^bnfHgt ^n am Ban mim
Februar gegenüber dem Vorzzxmat
um wehere 40 000 auf 940 000 gesun-
ken. Die r tenehmigiing pn im Woh-
nungsbau sind im Februar um 25£
Prozent gefallen.
rieh wieder 7»irupTrhjidAn werde, und
& ist ü berze ugt davon, „daß sich an
den positiven konjunkturellen Aus-,
richten für 1985 nichts geändert hat“.
Im Rückblick anf den Bonner Welt-
wirtschaftsgipfd betonte Schlecht
noch einmal, „daß Protektionismus
keine Probleme löst“. Auch die be-
troffenen Wirtschaftsbereiche hätten
davon nur einen „höchst zweifelhaf-
ten Nutzen“. Obwohl auch er da* An-
sicht sei, daß eine neue Gatt-Ver-
handtanggnmde „sobald wie mög-
lich“ beginnen hält der Staats-
sekretär „persönlich“ das Fehlen ei-
ner T^nig iin g auf das Konferöizda-
tum 1986 nicht für ein politisches Un-
glück. Wichtig sei vielmehr, daß sich
»T!a sieben großen Industrieländer
uneingeschränkt zur Notwendigkeit
einer n etten Gatt-Runde bekannt hät-
ten.
Im Wettbewerb der Medien um
Wabeeinnahmen hat Schlecht trotz
da „Neuen Medien" noch keine we-
sentlichen Umorientierungen be-
merkt Da durch die nt«n>n Infbrma-
tionstechniken hervorgerufene Wan-
del der Medienmärkte werde sich
narh flpfngr Awiffht quT langgam voli-
ziehen „und von Hemmnissen und
Widerständen begleitet sein“. Mithin
könnten sich auch die Werbemög-
lichkeiten für die Wirtschaft nur lang-
sam erweitern. Da Staatssekretär
glaubt, daß tos zum Ende dieses Jahr-
hunderts kfliim mehr als die Hälfte
der deutschen Bevölkerung von
neuen Fernsehprogrammen erreicht
werden können, „und Hpghaih hiwM
da wirtschaftliche Nutzen für den
Einsatz von Werbung begrenzt“.
Schlecht rieht »«* kerne Gefähr-
dung da Presse durch zus ätzliche
werbefinanzierte Rundftmkpwogram-
me, denn die jeweiligen Leistungen
er gä nzte n einander, „ersetzen rieh
aber nicht“. Eher werde da Wettbe-
werb innerhalb der Presse ^unphmm
„und Anbieter in nachrangiger Posi-
tion möglicherweise schwächen“.
Gesetzlichen Handlungsbedarf in
Sachen Werberecht und Verbrau-
cherschutz vermöge das Bundeswirt-
schaftsmmisterium dorrort zu
erkennen, sagte Schlecht weiter. Das
liege nicht zuletzt daran, daß die Wer-
bewirtschaft den Staat durch frehvü-
Kge Selbstdisziplin auf vielen Feldern
entbehrlich mache. Dabei hob er ins-
besondere den deutschen Waberat
hervor, den da ZAW 1972 als freiwil-
lige SdbstknntmTl- IngfaiTW! gpgmwtfat
hatte: „Wir haben den Fmdniclr, rfafi
er von da Wirtschaft, den Werbe-
agenturen und den Medien sehr
enrstgenommen wird. 1
Schlecht appellierte an die Ver-
braucher, „diese Beschwerdestelle in
Sachen Werbung auch zu in»*?gn '
und er forderte den Werberat auf
„seine Arbeit unbeirrt fbrtzusetzen“.
ENERGIEVERSORGUNG BERLIN
Bessere Struktur durch die
vereinbarte Erdgas-Pipeline
PETER WEERTZ, Berlin
In da Energieversorgung ist Berlin
pinp Region ohne Beispiel- Infolge ih-
rer TnspHflgP muß sie als einriy
Großstadt in Europa ohne Stromva-
bund mit andere n Re gionen auskom-
men. In dem erwünschten Wandel
der T^er gipyprsorgim g sst nilrtiir ist
rie daher nach Ansicht des Deut-
schen Instituts für Wirtschaftsfor-
schung (DIW) nur wenig varange-
ko mmea Die Stadt muß nicht nur
»Up Schwankungen im Stromver-
brauch selbst ansgleichen, sondern
unverändert mit hohen Anteil
an Mineralöl die Energieversorgung
sichern.
Während im Bundesgebiet Erdgas,
Wasserkraft und Kernenergie zu fast
55 Prozent am Energieverbrauch be-
teiligt sind, fehlen diese Energiequel-
len in Berlin vollständig. Seit 1973,
dem Zeitpunkt der ersten Energiekri-
se, bis heute ist in Berlin Mineralöl zu
60 (Bundesgebiet 42) Prozent am Ge-
APOTHEKEN
samtverbrauch beteiligt Die verein-
barte Versorgung Berlins mit Erdgas
werde daher , so betont das Berliner
Institut, einen wichtigen Beitrag zur
Diversifizierung da Energieträger-
Struktur lwrfpn Uber die Erdgaslei-
tung Sibirien-Westeuropa wird Berlin
durch wn» Zweigleitung mit, jährlic h
riwa rinpr Mrlliar d» Knhilcmripr Frd-
gas versorgt Aus umweltpolitischen
Erwägungen soll auch da Braun-
tmd Steinkohlebedarf für rund
300000 Wohnungen reduziert wer-
den.
Erstmals seit Ende da siebziger
Jahre ist nach den Angaben des Insti-
tuts der Energieverbrauch 1984 kon-
j nnktur - und witterungsbedingt um
4,4 Prozent gewachsen. Allerdings
wurde da Vebrauchshöhepunkt von
1979 immer noch um rieten Prozent
unterschritten. Einsparungen waren
sät 1973 vor allem im industriellen
Energiever b rauch durch eine ratio-
nellere Verwendung möglich.
Rund 40 Prozent befinden
sich in den roten Zahlen
FEIER JENTSCH, Bonn
Etwa 40 Prozent da 17 340 Apothe-
ken in da Bundesrepublik schreiben
nach Darstellung da Bundesvereini-
gung Deutscha Apothekerverbände
(ABDA) „rein betriebswirtschaftlich
gerechnet rote Zahlen“. Das ergebe
sich aus dem Verfell da Handels-
spanne, steigenden Kostenbelastun-
ApothekEaneugründungen.
Zwar sei da Umsatz da öffentli-
chen Apotheken von 20,6 Mrd. DM
1983 um insgesamt 6,5 Prozent auf
gut 21,9 Mrd. DM im vergangenen
Jahr gestiegen. Aufgrund des saldier-
ten Zugangs von 250 neuen Apothe-
ken sei da Umsatz je Apotheke ater
nur um Prozent auf L3 MtT 7 DM
gestiegen. Allerdings erreichten mehr
als 40 Prozent aller Apotheken nur
wrwn Jahres umsatz bis zu rirw Mil-
lion Mark. Und erst von dieser Grenze
an lasse sich ein positives betriebs-
wirtschaftliches Ergebnis eraekn.
Die erzielte Handelsspanne, so
machte die ABDA in Botin deutlich,
ist von 31,6 Prozent des Bruttoabsat-
zes 1982 auf 30^1 Prozent 1983 gesun-
ken. 1984 sei die Handelsspanne wei-
ter auf 30,4 Prozent des Absatzes ge-
feiten. Dia sei vornehmlich eine Fol-
ge da degressiv gesta lte ten Aiznö-
mi ^Tprw s wmrrin ^ n g ; höhere Indu-
strieabgabepreise führten zu verrin-
gerter WflivfelsspaTm g- Sie ist von
29 J2 Prozent 1983 auf 28,72 Prozent
1984 gesunken. In dieser Zeit säen
ater die Gesamtkosten um 3,5 Pro-
Auch da Gewinn vor Steuern ist
gcxamlron Gemessen am Bruttoum-
satz da Apotheken fiel a von 10,1
Prozent 1982 auf 9,7 Prozent 1984.
Dabei sei zu berücksichtigen, daß die-
ser Durchschnittswat von einer gro-
ßen Zahl von Apotheken nicht er-
reicht, von einer geringeren Zahl je-
doch deutlich überschritten werde.
OSTHANDEL
Moskau will Exporte von
Rohstoffen weiter drosseln
HANSJ.MAHNKE.Bonn
Die Sowjetunion wird im Gegen-
satz zum Erdöl und Erdgas ihre
West-Exporte von Rohstoffen weiter
einschränken. Dieses geht aus einer
Untersuchung des Bundeswiitr
schaftsmhnsteriums über dem deut-
schen Osthandel hervor.
Daß die Sowjetunion an einer Er-
schließung tVPUCT minpraTigphpr Ta.
gerstatten, die nur für den Export
arbeiten, wenig interessiert ist, hat
mehrere Grunde: Zum rinon lyann sie
ihren Devisenbedarf im wes entlichen
durch Erdgas- und Erdölexporte
decken. Eine Rohe spielt auch ein
zunehmendes Kostenbewufltsem.
Da da Eigenbedarf im Zuge da
Industrialisierung steigt »nd die Lifv
ferverpfliebtungen innerhalb des
Rats für Gegenseitige Wirtschaftshil-
fe (RGW) zu nehmen, müssen die
Exporte in den Westen reduziert wer-
den. Bei einigen Rohstoffen, bei de-
nen die Sowjetunion früher ein Liefe-
rant war, tritt rie heute als Importeur
auf, vor allem dann, wenn sie, wie
Kupferkonzentrate oder Mangan
preiswat zu haben sind.
Trotz da kleineren Exportpalette
bleiben die Sowjets bei einigen Roh-
stoffen ein führender Lieferant da
deutschen Wirtschaft. An den Impor-
ten da Bundesrepublik ha t te" rie
1984 einen AnteD von 36,1 Prozent bei
Rohnickel, von 33 Prozoit bei Palla-
dium, von 20,5 Prozent bei Rohtitan,
von jeweils zehn Prozart bä Ferrosi-
liciuin und Asbest und van 12^2 Pro-
zent bä Schmuckdiamanten.
Die deutsche Einfuhr aus da So-
wjetunion von 14,4 Milliarden Mark
bestand 1984 zu 82 Prozent aus Ener-
gierohstofien und deren Produkten.
Da gesamte Ostblock war mit rund
18 Prozent an den deutschen Energie-
importen betätigt Er deckte rund
zehn Prozent des Frimarenergiever-
brauebs da Bundesrepublik.
Ansatzpunkte für eine Zusammen-
arbeit mit deutschen Finnen ergeben
sich bei der Rationalisierung auf aßen
Stufen da Gewixmungsverfehren.
Das Bunripswjrtjyhaft ymini«for™m
verwest auch auf Kooperatfonsmog-
lichkexten beim Umweltschutz und
beim Recycling.
Im Gegensatz zur Sowjetunion, die
bei bestimmten Rohstoffen da füh-
rende Produzent und generell mit ei-
nem Anteil von 21 Prozent das größte
Bergbauland da Weh ist, verfügen
die anderen Ostblockstaaten über we-
niger bedeutende Lagerstätten. Wo
rie jedoch Exportmöglichkeiten ha-
ben, werden der Bergbau und die
Ausfuhr nadxirucklicb gefördert, um
den Devisenbedarf zu decken. Hier
ergeben sich Ansätze für Kooperatio-
nen mit deutschen Firmen.
Aus Polen stammten 1984 bei-
spielsweise 16,8 Prozent da deut-
schen Importe von Raffinadekupfer
und rund zehn Prozent da von Sil-
ber. 29 Prozent da Chromeizixnparte
kamen aus Albanien. Die Tschecho-
slowakei war mit einem Anteil von 40
Prozent da größte deutsche Liefe-
rant von Schamotten.
WIRTSCHAFTS # JOURNAL
Hypotheken für
Renovierungen
Bonn (dpa/vwd) - Die Sparkassen
hahen für Hpti Wh hrmngshw^teh pinw
überraschend gute Hypothekenbi-
lanz für das 1. Quartal 1985 vorgelegt
Wie da Deutsche Sparkassen- und
Giroverband am Mittwoch in Bonn
mitteilte, sind die Neuzusagen bei
den Sparkassen gegenüber den er-
sten drei Monaten 1984 um 28 Prozent
auf 6£ Mrd. DM und die Auszahlun-
gen um 19 Prozent auf 6,4 Mrd. DM
gestiegen. Das sei wegen des Rück-
gangs da Banynphmip-mgiPTi lim
fest ein Drittel bemerkenswert und
zeige, Haft die Baudadehen zuneh-
mend für Mn d emigieniTig, Renovie-
rung sowie zum Kauf bereits vorhan-
dener Häuser und Eigentumswoh-
nungen verwendet würden.
Verhandlungen vertagt
Genf (dpa/VWD) -Ein neues inter-
nationales Kautschuk-Abkommen
wird frühestens Anfang nächsten
Jahres ausgehandelt. Der Kaut-
schuk-Rat in London wird auf seiner
Sitzung im Juni das bestehende, im
Oktober auslaufende intematinnalp
Abkommen voraussichtlich um zwei
Jahre verlängern.
Milliarden von der Opec
Wien (dpa) -Aus den Erdöl-Gewin-
nen haben die dreizehn Mitgliedslän-
der da Organisation Erdölexportie-
render L ände r (Opec) in den vergan-
genen acht Jahren bis Jahresende
1984 über drei Mrd. Dollar an Ent-
wicklungsländer in der Form vom Di-
rekt-Hflfe oder von langfristigen gün-
stigen Krediten ausgeschüttet Dies
gab am Mittwoch bei da Jahresta-
gung des Opec-Fund, da Hilfeorgani-
sation da Erdölexportierenden Län-
der für Projekte für die Entwick-
lungsländer, da Generaldirektor da
Organisation, Seyyid Abdulai, be-
kannt
Chancen für Fachhandel
Köln (dpa/vwd) - Die RoDe des
Fachhandels auf dem Markt für End-
einrichtungen im Femmeldewesen
wird nach Ansicht da Hauptgemein-
schaft des Deutschen Einzelhandels
(HDE) zu wenig berücksichtigt Dies
äusserte HDE-Prärident Wolfgang
Hinrirh«; in PrnPtr» S chreib en an Run.
despostminster Schwarz-Schilling.
Heinrichs fordert darin, d*™ mittel -
ständischen F hchhandel auch im Vw.
trieb notwendige Maiktchancen zu
gewähren.
Zu wenig Kapital
Köln (dpa/vwd) - Rendite und Ei-
genkapitalquote, die rieh bei größe-
ren Unternehmen mit Jahresumsät-
zen über 25 MUL DM in jüngster Zeit
leicht verbesserten, haben sich bei
dm mjttdstfindischen Unte rnehmen
weiter verschlechtert Darauf hat am
Mittwoch das Institut da deutschen
Wirtschaft UW) in Köln hingewiesen.
Nach Darstellung des unfernehmo-
nahen Instituts leiden die mittelstän-
dischen Unternehmen unter dem Ei-
genkapttaldeflzf t stäifeg als die grö-
ßeren. Audi ihre Renditen lägen im
Durchschnitt niedriger.
Roboter gefragt
Essen (dpa/vwd) -Da Industriero-
boter hält nun auch in kleinere und
mittlere Unternehmen Einzug. Wie
Experten gestern anläßlich einer Ta-
gung des Deutschen Verbandes für
Schweißtechnik (DVS) in Essen be-
richteten, rechnen die Roboter-Her-
steller in diesem Jahr vor allem we-
gen da Nachfrage aus dermittelstän-
dfschen Industrie mit Zuwachsraten
von rund 30 Prozent Nach Angaben
des Verbandes waren Ende 1984 in
da Bundesrepublik 6 600 Industrie-
roboter im Einsatz.
Belgien senkt Diskont
Brüssel (VWD) - Die bel g i sche
Zentral bank hat den Dsikontsatz um
1 ,25 Punkte auf 9,75 Prozent gesenkt
heißt es in einer Mitteilung aus Brüs-
Efta 25 Jahre alt
Wien (dpa/vwd) - Die vor 25 Jahren
gegründete Europäische Freihandels-
zone Efta, Gegenstück zur Europäi-
schen G emeinschaft begann gestern
ihre dreitägige Jahrestagung in Wien.
Höhepunkte da Jubiläumstagung
bilden eine gemeinsame Sitzung des
Efta-Ministerates mit Mitgliedern da
EG-Kommission sowie ein Festakt
heute in da Wiener Hofburg am Frei-
tag. Haupteid da Wiena Tagung ist
eine Ausweitung da Zusammenar-
beit zwischen Efta und EG.
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WELT DER # WIRTSCHAFT
DIB WELT - Nr. 10? - Donnerstag, 9. Mai 1985
BRITISH AIRWAYS / V ergleich mit Laker möglich i ITALIEN / Neben Fiat sucht auch Alfa Romeo einen ausländischen Partner
Weg frei für Privatisierung
WILHELM FURLER,Loidon
Die Fluggesellschaft British Air*
ways wird frühestens drei Monate
nach einer Beilegung des seit 1082
laufenden Rechtsstreits um Scha-
densersatzansprüche aus dem Kon-
kurs der Bim gfhigflespl 1 whaft IjItw
A irways privatisiert werden können.
Das hat der Chairman von British
Airways, Lord King, jetzt bei der Vor-
lage des Jahresabschlusses mitge-
teilt Gleichzeitig erklärte er, daß bei
der Zivilklage gegen British Airways
»nd neun weitere AnwüranifirhA und
europäische Fluggesellschaften, dar-
unter die I jetzt ein Auf-
schub des Verfahrens beim Gericht in
Washington beantragt worden ist Da-
mit soll die Möglichkeit gegeben wer-
den, den Rechtsstreit auf außerge-
richtlichem Weg durch eine Abfin-
dungszahlung zu beenden.
Eine Summe, auf die sich die betei-
ligten G esell ften und der Kon-
kursverwalter von Laker Airways be-
reits geeinigt haben sollen, wollte
Lord King nicht nennen. Im Ge-
spräch sind 65 MÜL Dollar (gut 211
M3L DM), wobei British Airways mit
angeblich 30 MilL Dollar den Löwen-
anteil tragen würde, um die Scha-
densersatzklage in Höhe von 1,05
MrtL Dollar abzuwenden.
Im letzten Geschäftsjahr (per 3L
März) konnte British Airways erneut
deutliche Fortschritte Der
Gewinn vor Steuern stieg gegenüber
dem Vöijahr von 185 auf 202 Mfll-
Pfund (knapp 768 Milt DM). Nach
dem Geschäftsbericht 1981/82 hatte
es so ausgesehen, als ob die Staatsge-
sellschaft praktisch bankrott war.
Wahrend das PassagierauftollllDSn
bei British Airways im letzten Jahr
um mehr 12 Prozent stieg, nahm es
bei den übrigen europäischen Air-
lines nur um knapp sechs Prozent zu.
Gegenwärtig liegt die Auslastung
(Nutzladefaktor) im Schnitt der Bri-
tish Airways-Elotte bei 72,5 Prozent
Vier Automobilfirmen im Gespräch
GÜNTHER DEPAS, Mailand
Neben den Turiner Automobüber-
steDer Fiat Auto, da 1 schon seit meh-
reren Monaten Kboperationsverhand-
Tnngpn mit dem US-Konzem Ford
fuhrt, sucht jetzt auch das italienische
S taatsunternehmen Alfa Borneo in
Mailand Anschhißmöglkhkeiten an
ausländische Partner. Wie aus italie-
nischen Automobilkreisen verlautet,
sollen dafür vier rnn gtirhs» Partner im
Gespräch sein: der japanische Auto-
mobükonzem Nissan, BMW und die
US-Firmen Chrysler und Ford. Vor-
schläge zur Sanierung von Alfa Ro-
meo und zu möglichen Partnerschaf-
ten wird die Beredchsholding der
staatlichen italienischen metallverar-
beitenden Betriebe, Fmmeccanica in
den nächsten Teigen voriegen.
BSn» Z usammenarbeit mit Alfa Ro-
meo hat Giiysler-JPräsident Lee Ia-
cocca in einem am Mittwoch dieser
Woche veröffentlichten Interview mit
der Mailänder Wirtschaftszeitung „H
Sole-24 Ore M bereits dementiert und
darauf htogewiesen, daß darüber seit
zwei Jahren Gespräche geführt wur-
den. Zur Sanierung von Alfa Romeo
sind Iacocca Tiifnlg p ^minripstons
fünf Jahre notwendig, um das Unter-
nehmen richtig auf dem Markt zu po-
süfionieren“.
Anders als Fiat Auto, der mit Ford
aiiif einer Gewinnsituation wtw
günstigen Marictposition heraus ver-
handelt, steckt Alfa Romeo seit Jahr
reu imunterbrochen in den roten Zah-
len. Eine ModeQemeuenmg und die
En twicklung pinoc neuen MbtOTS sind
de shal b ohne fremde Hilfe in dm
nächsten Jahren in diwann Fall kaum
mehr möglich. In Automobllkreisen
wird einer Partnerschaft mit dem
japanischen Konzern Nissan derzeit
noch die größte Chance gegeben. Mit
Nissan kooperiert Alfa Romeo schon
seit »niTg pn Jahren beim gemeinsa-
men Bau des MxtteTktaraemodells
J\ma“. Der japanische Konzern hat
erklärt, daß man großes Interesse ha-
be, diese Produktion in den nächsten
Jahren stark auszudehnen.
In den ersten drei Monaten dieses
Jahres ist der Anteil der ausländi-
schen Marken am Automobilabsatz in
Italien gegenüber der gleichen Vor-
jahresperiode um beinahe drei Pro-
zentpunkte auf 40 Prozent gestiegen.
Insgesamt erhöhte sich die Zahl der
Ne uzulass ungen um 0,7 Prozent auf
beinahe 485000 Stück. Marktgrößter
blieb mit Abstand der Turiner Kat-
Konzem, der aber seinen Absatzan-
teü von 54,6 auf 5W Prozent zurück-
stecken mußte, ebenso wie die ande-
ren beiden italienischen Hersteller,
das Staatsunternehmen Alfa-Romeo
(von 7,7 auf 6,7 Prozent) und Nuova
Imocenti (von 1,3 auf 0,9 Proze nt). In
i talienischen Automobilkreisen wild
das Vordringen der ausländischen
vor allem mit der aggressiven
Rabattpolitik erklärt, die fast alle
Ausländer betreiben.
TREU WO / Vergleichsverfahren ist gescheitert
Anschlußkonkurs eröffnet
dpa/VWD, Lübeck
Über die in Schwierigkeiten gerate-
ne Bauträgergesellsdiaft Treuwo AG,
Lübeck, die 1979 bundesweit zum
Marktführer in der Bauheiretuno-
deH-Branche avanciert war, hat das
Amtsgericht in Lübeck das An-
schlußkonkursverfahren eröfihet.
Wie das Amtsgericht bestätigte, wur-
de gleichzeitig der Antrag auf Eröff-
nung »ines Vergleichsverfahrens, das
eine Mindestquote von 35 Prozent er-
fordert hätte, abgelehnt Zum Kon-
kursverwalter bestellte das Gericht
den Hamburger Wirtschaftsprüfer
Gunter Gustafaen, der bereits wäh-
rend des laufenden Vergleichsantra-
ges das Unternehmen betreut hatte.
Den Vergleichsantrag batte die
Treuwo AG am 5. Februar beim
Amtsgericht in Lübeck gestellt. Am
gleichen läge war auch die Notierung
der Treuwo- Aktien an der Börse aus-
gesetzt worden. Das Papier war zu-
letzt mit 32 DM bewertet worden. Den
damaligen Vergleichsantrag, der jetzt
zum Anschlußtonkura führte, hatten
Branchenkenner mit einem abschlä-
gigen Bescheid des schleswig-holstei-
nischen Wirtschaftsministeriums
über eine Landesburgschaft von fünf
MÜl. DM in Verbindung gebracht
Noch am 6. Februar hatte der Treu-
wo- Vorstand in Hamburg erklärt, ei-
ne „Beerdigung“ des Unternehmens
werde dennoch nicht stattflnden.
Die 1969 gegründete Treuwo, die
zunächst für die Dr. Jung KG, Mün-
chen, IOS-Investments vertrieb,
wandte sich später der Steuerspar-
branche zu und spezialisierte sich
1972 auf das BauherrenmodeU. Auf
diesem Markt avancierte sie in weni-
gen Jahreibis 1979 zum Marktführer
und schuf mit der Treuwo- Verwal*
tungs AG als Holding I960 ein Unter-
nehmen mit einem Spitzenumsatz
von über 500 KOK DM. Die Treuwo
ging im November 1983 an die Börse.
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Bilanzsumme
DM 1.289 Mio
Gesamt-Geschäftsvolumen DM 1.635 Mio
Eigenkapital*
DM
100 Mio
* im März 1985 auf DM 140 Mio erhöht
Die Eingliederung der Bankgeschäfte
der deutschen Zweigniederlassungen der
Lloyds Bank International Limited in
unsere Bank wurde am 1. April 1985
abgeschlossen. Wir sind vertreten in
Frankfurt
München
Hamburg
Offenbach
Düsseldorf
Stuttgart
SCHRÖDER MUNCHMEYER HENGST & CO, BANK
^Rürtgers
Riitgerswerke AG
Frankfurt am Main
Wertpapi er-Karm-Nr. 707200
Wir gestatten uns, die Aktionäre unserer Gesellschaft für Don-
nerstag, den 20. Juni 1985, 11.00 Uhr
zur
ordentlichen Hauptversammlung
in den Großen Saal der Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main,
Junghofstraße 11. einzuladen.
Tagesordnung
1. Vorlage des festgestettten Jahresabschlusses der Rütgers-
werke AG und des Konzemabschkisses, des Geschäftsbe-
richts und Konz emgeschäfts berichte sowie des Berichts
des Aufsichtsrats für das Geschäftsjahr 1984.
2. Beschlußfassung über die Verwendung des Bilanzgewinns
für das Geschäftsjahr 1984.
3. Entlastung der Mitglieder des Vorstands für das Geschäfts-
jahr 1984.
4. Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats für das Ge-
schäftsjahr 1984.
5. Wahlen zum Aufsichtsrat.
6. Zustimmung zur Elngfiederung der Isola Werke AG, Düren,
ln die Rütgerswerke AG. Frankfurt am Main.
7. Wahl des Abschlußprüfers für das Geschäftsjahr 1965.
Teilnahme
Zur Teilnahme an der Hauptversammlung und zur Ausübung
des Stimmrechts sfod diejenigen Aktionäre berechtigt, die ihre
Aktien spätestens am 12. Juni 1985 bei einer unserer Hinterle-
gungsstellen bis zur Beendigung der Hauptversammlung ord-
nungsgemäß hinterlegen.
Die Veröffentlichung des vollen Wortlauts unserer Tagesord-
nung und der Einzelheiten über die Teilnahmebedingungen mit
Bekanntgabe der Hinterlegungsstellen erfolgt im Bundesanzei-
ger Nr. 86 und in der Börsen-Zeitung Nr. 88 vom 9. Mai 1985.
Frankfurt am Main, den 2. Mai 1985
Der Vorstand
Einladung zur ordentlichen
Hauptversammlung
Die ordentliche Hauptversammlung der Aktionäre unserer Gesellschaft findet am
Mittwoch, dem 19. Juni 1985, 10.00 Uhr, im Sitzungssaal der Industrie- und Handels-
kammer in Hagen/Vfestfaien, Bahnhofstr. 18, statt.
Tagesordnung:
1 . Vertage des festgestdlten Jahresabschlusses und des Konzemabschlusses für das
Geschäftsjahr 1984 mit den Berichten des Vorstandes und des Aufsichtsrates
2. Verwendung des Bilanzgewinnes für das Geschäftsjahr 1984
3. Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand für das Geschäftsjahr 1984
4. Mfehl des Abschlußprüfers für das Geschäftsjahr 1985
Die vollständige Tagesordnung sowie Hinweise zur satzungssemäßen Hinterlegung
der Aktien sind im Bundesanzeiger Nr. 86 vom 9. Mai 1985 erschienen.
Unsere Aktionäre, die ihre Aktien durch ein Kreditinstitut verwahren lassen, erhalten
über ihre Depotbank eine Einladung zur Hauptversammlung zugesandt
Bad Homburg v. d. Höhe, im Mai 1985
Der Vorstand
VARTA
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4
«»Bet,
t&«. *Ä .
A':'
Dopng?t^g, 9. Mai 1985 - Nr. 107 -DIE WELT
AM-LEBENSVERSICHERIJNG / Erhöhte nnririmöe
Wachstum über Durchschnitt
J.GEHLHDPF.DäsBdÄaf AM-Leben erklärt den 1584er Er-
Ab a'mals „deutlich“ übet den fragseEfoli» nicht zule tzt an^ uw.
lnnntunrhiwtli0jd«MU« u.i. i. . * - n ..
wung AG, Aachen, für 1984 eine
Steagaung ihres Neugeschäfts um
UU <2ßi3) Prozent auf nun 43 Mrd.
DM veraicheruh^summft Der Versi-
^ron^estand wuchs dabei be-
sdjOTiiÄ um IW (7Ä Prozent anf
29Mrd.Dlt
Sn Aufschwung, den die s* Toch-
ter da: AM- V ersichenmgsgnippe aus
15,1 (8,1) M3L DM Jahresüberschuß
audi mit Ibvirip7>df^nfttof i lnTnr anf
■sr 10 (9) DM honoriert. Man kam das als
ostes (noch Vages) Indiz dafür deu-
,Wl ~ A ten, daß die AltHokfing, die Aacbe-
U.TI i. _ *!• _
•* 'W'S lV, 1 Ife-
-. rA w£%
■ r ’ ;
'•*■***£* $
.Ja
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öimahn»eneibÖhtenächujn4^(44)
Prozent anf 1,02 Mrd. DM. Oime die
1984 angeführte Dir ektgiitsrhrift ans
TV
- ,l, "" l Vv
T ^ 'Hl|jll, '*■
h 1
»*«1
..
■5J ^
'ft J.
ihren 8000 Aktionären das vor Jahres-
... - w £ fiist gegebene Versprechen „pflegli-
^ BehaKflöDg“ mit Aufctodmng
' der vorjährigen J^onnaldividfinde“
von 9 DM (dazu noch 2^0 DM Bonus
ans Gewinn beim Verkauf der US-
Ibchter) dnlöst
stattang und ohne die Soodergut-
Schrift für l ^ f ri nl f fo T>snp<| whgnnY .
gen wärm die Enmahmen aus jetzt
248 MüL Verträgen um 10,7 Prozent
gewachsen. Beschleunigt stiegen
1984 auch die Einnahmen aas 6,4 (5,9)
Mrd. DM KapHaTanTagp^ um 9,6 (6,7)
Prozent auf 490 Mm dm und Hamit
auf eine Nettozinsquote von 7,5 (7,4)
ITOZETIt
„Zuftiedensteflend* nennt AM-Le-
ben den Geschäftsveriauf im osten
Quartal von 1985i Im eingelösten
Nengesdaäft freüich se man nach
zwei .weit überdmrhschnittlichen
Wachstum fahren jetzt mit 34 Pro-
zent Plnsrate auf den Branchentrend
zurikkgekehrt
LEONBERGER / Zuteflupgsfrist hat sich v e rlänge rt
Flotter Start im Neugeschäft
‘jrfc.
.ir «t.
Sc
:• «“■’»».-
■ 1.1 ■
- : .= .Vt
m -i~
nn vptf*
mg
WERNER NEETZEL, Stuttgart
Recht lebhaft verlief das Neuge-
schäft der Leonberger Baumarkasse
AG, Leonberg, Nummer vier n y it pr
den privaten Bausparkassen, im er-
sten Quartal 1985. In diese - Zeitspan-
newurdmg^emiberdöVeigleichs-
zeit des Vorjahres 17,6 Prozent m e h r
Verträge mit einer insgesamt um 10,7
Prozent höheren Banspara umme neu
abgeschlossen und eingdSsL Schon
im vergangenen Jahr sd eine Jtück-
besmmmg auf die Ursprünge des
Bausparens als planmäßige Vorberei-
tung einer ffP$»ny| pT i RimfmnnTra -
rang“ erkeimba gewesen, ein Trend«
der sich in diesem Jahr fortsetze. Für
das ganze. Jahr 1985 gefct man in der
Prologe freilich eher von einem be-
scheidenen Wachstum aus.
Übe* die Hälfte des Neogeschäfts
entfiel auf die vor fünf Jahren noch
nicht vorhandenen Schneit- und
Hnchanstarife. Ein werterer neuer
Tarif sei für das laufende Jahr nicht
gejflaat Jeder vierte Neuvertrag wird
derzeit mit Personen unter 25 Jahren
abgeschlossen. '•
Im Gocbaftgahr 1984 verbuchte
die Leonberga ein «ingriöstes Neu-
geschaft von 94547 Verträgen (pkis
2,4 PriucuQ üba eine Bao^arann-
mevon2^Mrd.DM{miniisO^Pro-
zent). Zum Nengesdäft steuerten die
mit der Leonberger „verwandten
AÜgemeäne Bentmanstalt und die
Wüiitembergische Versicherungen
unverändert 7 Prozent bei Am Jah-
1,03 M2L Verträge (minus 1,7 Pro-
ZfiXtf) Über em*» Tt^igparormm p von
35,7 Md. DM (minus 1^5 Prozent).
Der Wettbewab unter den ver-
schiedenen GeManTagefoanen wirkt
Sich in T iV«lf15iTf8yn RoVlwn.
gang bei den Bausparkassen aus. Bei
Hat T*nnh MgHr y ptTTn^rfap»n gjf-h rite
Zrrfffreg*» Z ^PTTm^ggrongiaa mn 9. f 3
Pcozezd auf L93 MoL DM, wobei der
Snm wMwraemtf nw Rt PfflZfflt mrf
9föMDLmtSnahm.Äige*alt wur-
den Verträge mit msgRsanrt 1,76 Mrd.
DM B m a p areu mmen (plus 3,6 Pro-
zent). Die afieflunpaSteP (bäm
NormaKariO veriängoten inner-
halb Jahres&ist um «wwi Monat auf
52 Monate (bei 40prazenriger Sc^brtr
emzahhmö bzw, 42 Monate (bei 50
Prozent). Durch Umsduchtung von
eagenen Mitteln hin zu Vor- und Zwi-
derZinsübaschiiß auf 153(146) MflL
DM Ansgeschüttet wird eine von 8
auf 9 Prozent erhöhte Dividende auf
43,75 MHT DM alte Aktien und zeitan-
teilig auf 14^58 M3L DM junge Aktien
aUS der TCa rntalpThnhung von Mitte
vCTgangmen Jahres.
KONKURSE
WELT DER # WIRTSCHAFT
VARTA / Die Gewinnsdarwelle der nordamerikaiascheii Tochter soll nach dex Sanierung 1986 erreicht werden
Die Äuftriebstendenzen verstärken sich weiter
330MINIK SCHMIDT, Hannover
Die Varta AG, Bad Hamburg, die
berdto hn. G e scbkftgahr 1984 mit be>-
aohtliohon Wachstumsiaten aufnar-
tete, befindet ach wöter auf Srfalgs-
kur& Nach Angaben des Vorstands
bestätigen die Zahlen des ersten
Quartals die inggpRaYnt positive Ein-
schätzung auch des Jahres 1985. Vor-
standssprecher Günter Mordhorst
verweist auf den Umsatz, der in den
ersten drei Mhnatm weltweit um 15
Prozent anf 459 MUL DM zugenom- -
men hat Maßg eblich dam beigeära-
gen haben die Starterbatterien, die
gegenüber der gteichen Vaijahreszeät
um 25 Prozent auf 220 MÜL DMzulfig-
ten, eine Folge der Kältewelle Anfang
des Jahres.
Traditionell g^VkhaTtpnri äußert
sich Mordhorst zur Ertragsentwick-.
lang. Der Hinweis indes, daß Varta
im Gegensatz ZU pmigpn TTnnferrrTyry .
tezx stets hefe-fähig war; deutet dar-
auf hm, daß aninh in flteMg
kwn G riTtvl njr ITIago hpgtehf. M b r H-
SCHUNK-GRUPFE
t
' V.:: '
V
Ksrinn dHhet: Alwejz Hans
Hfrinrteh Steffen.- WteftihSadkar und
fin wlh^m; BnUB-
aekweig; Kari-Hdnz Fischer, Be-
triebsleiter, Xnb. d. LÖwcn-Bruckerei;
Bremen: A. Th. Baulaen KG; Gtteis-
hdi: Manfred Decker, Harsewinkö;
A|bk NachL d. Manfred Johannes
Schaub; Ihaton s Nachl d. Tasso De-
mel; Fleischwaren Kestel
GmbH 4t Co; Hrtdrihw y Bent a p b m
Gen £ W ohimi uesa i u a i e i angii. Vegwal-
tung mbH; MHw t ri d b Gustav Mfiße
KG. Schfintagen; Ka ss el- Manfred
Becker, BochMndlCT, Veflinar, Kre-
feld: Voß GmbH; LEsie&azx: Gerd
Bucfamefer, Garten- ul Landsdafts-
bau, Bteckads-Bantampc Wra a r
ESPO StahlhandeüHgegL h&H, Kaarst;
Ke gg a ab urr NachL d. Robert Kfe ner .
Inh, d. Kaspar StoÄer, S8ge-Ho-
K-ammeei, VKesent; Statt"
faxt: Macht d. Amafie WYIhe lmtne
Alexander,- - ttnh i tnp n; v tii h i »» .
B ttww a lw e a i Werner Rasmns, Do-
TfftiwyWnp w- WdbriL- JB. u. W.
SdhBsrier KG, RridMdxrf-Bckephagen.
KoaMan bcaataait: AAstodt 1:
Friedrich GmbH + Co. Textil KG.
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wnhidr Staubex Engin e e ri ng
n«fa*T. Wiehl 2; KnefeM: Overhoff +
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Manfred Schanrribfyg, Ba m m t e rn eh-
men GmbH. Sandkrug
Verglettob b m a ttagt- Sck wI Msch
BaB: Sdiflntaler Masrivhans Bau-
Hübest Dengel GmbH Sc Co,
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Sdnper St GmbH & Ca. KG;
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CBit: Wirth EtoUrotedndk GmbH.
Nürtingen.
Spezialisten
in einem Verein
JOACHIMWEBER, Gießen
erng m y^vffji ftiflri i^firri gTaTfiTf 1
von 38 MÜL DM(1984: 24 nach 18MHL
DM) demonstriert die adttelständi -
acbi* nntprnphmpTiRg rijippp Schunk,
TfairTwlTwim bei gpwurvlpin
WacihjdTrmanptrrimjtam igj Tatsächlich
ist ein wesentlicher Tefl des Gesamt-
volumens für Erwesterimgsvotbaben
bestimmt.
Nachdem der Nischenkonzem,
schädliche Produkte wie - Kohlen-
stoff- und ffinf< * mwtfaTHi»iTp r TT?Tma-
kammem, Geräte ytiTn berähnmgs-
freien Messen oder Ultraschall'
schweißanlagen umteßt, -q»hy*n Um-
satz 1984 um 28 (ohne Zukaufe: 12)
Prozent auf 536 (420) MUL DMausge-
weitet hat; ist für 1985 eine Steige-
rung um. ein Sprfistri auf „deutlich
mehr ab 600 Mm DM“ geplant
GrößterBereich blieb im vmgange-
nen Jahr das Stammgebiet der Koh-
lenstoff imri SintPTTrtP^ntpohniV mit
wnwn Umsatzanteil von 85 ProzEnt,
gefolgt von der Meß-, Regel- und Kli-
tnateghnik mit 22 Prozent Kteinster
Bereich war der Masnhmgn- >nyi
Werkzeugbau, da* aus dem Maschi-
nenbau für den Eigenbedarf hervor-
gegangen ist, mit 13 Prozent
Der pitt
seinen 3950 Ifitarbeitem in 17 in- und
20 «nfJändischgn Finnen weist diese
Umsätze als addierte Großen aus. Die
konsolidierten Außen Umsätze der
Groppe beliefen sich 1984 auf
etwa40O (320) M3L DM Wie im ver-
gangenen Jahr soll auch 1985 das
Wachstum dunsh Akquisition weite-
rerTöchtarverstärktwerden.
Die Finanzkraft der Gruppe, deren
^Kigentamer < * der noch vom Gründer
.als »Gefolgschaftsuuterstutzung
e. V.“ ins Lehm gmifene Ludwig
^btmfc^VH^btn isnw»fiPwi i«f ; griwrit
für. das ^dante Wachstum auszurei-
ohpTv Bei «Tier ESgßnkajntalquote
„um die 50 Prozent“ komme die
Gruppe auf ^fibpf diimliirfiTritfKphp
Rendftea“, so Konzemchef Helmut
Ritter, Geschäftsführer in allen drei
BereichshoMmgs. Der Cash-flow lie-
ge bei 16 Prozent der Gesamtleistung.
borst warnt allerdings davor; die
Quartalsschlüsse auf das gesamte
Jahr hochzurechnen. Er erwartete ein
wiederum zufriedenstellendes“ Er-
Denthch über dem Niveau des Vor-
jahres werden 1985 mit gut 80 (6Ö)
M2L DM die Investitionen hegen. Der
größere Teü davon dürfte auf das In-
land entfalten, wenngleich auch im
Ausland bedeutende Projekte anste-
hen. So soll die US-Tochter in
Totedo/CÄio, die Traktionsbatterien
hersfcettt Ihren Marktanteil in dmi
USA von bishe* 7 Prozent auf 14 Pro-
zent verdoppeln. Die Sanierung der
Gesellschaft, auf die 1984 erneut 14
(12) MÜL DM abgeschrieben wurden,
sä mm weit g ehend abgeschlossen.
Der Break-even soll 1986 eracht wer-
den. Derzeit realisiert Varta in Nord-
amerika einschließlich der kanadi-
schen. Tochter a nw«n Umsatz von
rund 200 MÜL DM
Nachdem im vergangezieD Jahr in
der JDDR“ ein Auf bag über den Bau
einer Gerätästtorie-fhbrik im Wert
von über 20 MIL DM abgewickelt
wurde, steht jetzt ein Vertrag in de
VR China mit einem Wert von gut 20
Mffl. DM vor dem Abschluß. Varta
rechnet in der Hblge mit Anschluß-
auffragen aus China.
Die Ergebnisse im Geschäftsjahr
1984 zagen sich in allen Ebenen ge-
genüber dem Vorfahr verbessert
Mordhorst Jm Umsatz sind wir wie-
der auf den Wachstumspfad zurück-
gekehrt; auf unserem Ergebniskurs
standen die Signale auf Grün.“ Im
Inlandslcnngwn nahm der I Tn-watt ; um
6,5 Prozent auf 1,03(0^) Mrd. DM zu;
der Weftumsatz stieg um 8,1 Prozent
auf 1,71 CL58) Mrd. DM, wobei der
Anteil des mtemationalen Geschäfts
auf 63 (62) Prozent winahrq.
Der um 28 Prozent auf 29,6 (234)
M3L DM gestiegene Jahresüberschuß
wird jeweils zur Hälfte für die Stär-
kung der Rücklagen und für die Divi-
dcndenzabhmg (15 nach 12 Prozent)
verwandt Das noch sicht end gültig
feststehende Weh-Ergebnis durfte 38
(294) MÜL DM erreichen. Weiter ver-
bessert hat sich die Bilanzstruktur.
Die Eigenkapitalquote verbesserte
sich auf 28^ (27,1) Prozent Der In-
nmfh<»n7iming ssp >eiTa i rTn erhöhte
gjfh im TUrrrTrfjjflhr um insggsamt53
BEL DM
Varta MnUflan
UM
±%
Umsatz (2£1L DM)
1025
+ 7
dav. Export
3se
48
37
+ 3
JUncjireötaBfBn
44
+ U
Mitarbeiter
65»
+ 1
757
+ 2
233
+ 10
Bgennntteiqnote (%)
31
(20)
Talinmnhiiwrtmft
30
+ 3
Cashflow
13
+25
Dividende (%)
15
02)
Wdt-Konen
Umsatz
Anteil Anstands-
1108
+ 8
geschäft(%)
63
02)
Mitarbeiter
um
+ 2
Ergeba il Aktie (DM)
JafettEfibttadng
23£0
3
+31
+31
UNTERNEHMEN UND BRANCHEN
Erste0irideiideseit 1978
Hamburg (dpa/VWD) - Die Hapag-
Uoyd AG, Hamburg; schlägt für das
Geschäftsjahr 1984 erstmals seit 1978
ein Dividende auf rip-n Anteil der
Ktemaktionäre von die DM je 50-
DM-Aktie vor. "VRe das Unternehmen
mitteilte, hat "Rnpag 1984 mit ernwn
Jahresüberschuß von GOA MHL DM
abgaschlosserL Davon sind den freien
Rücklagen 40 M2L DM zugefitot
worden. Die H^tp twt nsrmrnliiTig fin-
det am 4. Juli in Hamburg ptaft- Die
Deutsche Bank AG, die Dresdner
Bank AG (bade Frankfurt) und die
Veritas Vennögensverwattungsge-
seflschaft mhTT (Mönchen) sind mit je
über 25 Prozart am Aktienkapital be-
teÜigL Elrinakdonäre haben daran
eroen A nteil neun Pro aent.
Gestra erhöht auf 7 DM
Breme n (ww.) - Vorstand und Auf-
w d h ts r at der Gestra Aktiengesell-
schaft Bremen schlagen der Hanpt-
versammlung am 10. Juli die Aus-
schüttung einer Dividende von 14
Prozent, das sind 7 DM je Aktie im
Nom wert von 50 DM, vor. Für 1983
waren 12 Prozentes DM) vertritt wor-
den, wobei die Jungaktien mit gfapfn
Viertel gewmnberechtigt waren.
Kempioski stockt anf
Berlin (dpaA/WD) - Eine von 3^0
DM auf 5 DM je 50-DM-Aktie erhöhte
Dividende wird die Beriiner Hotelge-
sellschaft yempmriri AG für das Ge-
schäftsjahr 1984 mreschfittonj trifte
die Gesellschaft mit
Expansion bet Softal
Hamborg (JR) - Die Softal etectro-
znc BriTr * RhmwfeM KG, Hamburg,
die in diesen Tagen 25 Jahre besteht,
erwartet für 1985 einen Umsatz von 12
(10) M3L DM Das Unternehmen, das
Brwte Apri l ttwip PabriÜaticins- imri
Verwattungsgebäude bezogen hat, ist
auf die Herstrihmg und döi Vertrieb
von Anlagen zur H lv^rfl t>nho>i n 77 H .
hing von Kunststoffen, Papier und
Metall spezialisiert. Wachsende Be-
deutung haben nach Angaben des
persönlich haftenden Gesellschafters
Erik Blumenfeld vor allem die von
Softal entwickelten Perforationsanla-
gen, die bei der Behandlung von Zi-
garettenpapieren eingesetzt werden.
Softal electronic, zu der 5 Tochter-
gesellschaften unter artApTpf n in USA
und Japan gehören, verfügt über ei-
nen Exportanteil von 60 Prozent
BHW-Überschnß
Hameln (dos) - Für die Überschuß-
beteiligung ihrer Bausparer hat die
BHW-Bausparkasse, Hameln, 1984
BQckateMungen in HqHa von 121
(1983: 120) M3L DM gebildet Diese
M Htri werden nicht, wie in der Aus-
gabe vom 4. Mai berichtet, aus dem
Bilanzgewinn finanziert, sondern
sind vorab zurückgestellt worden.
DEUTSCHE SPAR /Die Stärkung der Einzelhändler soll im Vordergrund stehen
„Verbindlich“ zusammengerückt
JANBBECE,Hanfoarr
Mit der Gründung der Spar AG,
Hamburg, ist nach Angaben des
Spar-Präsideuten Bernhard A.
firihrwtrit ein Zenlratimp rüngspunkt'
geschaffen worden, der das notwen-
dige „verb indliche 7ji<3tmrrH»nmk~
ken“ der Groppe auf der Großhan-
dplasb ife enn^icht Ab Juli dieses
Jahres, so Sdmiidt, werden damit
zwei Drittri des Umsatzes in einer
eärihriflichen Gesellschaft zusam-
mengefaßt Von den rif noch außen-
stehörden Gesrilsdraflem lägen Zu-
sagen vor, nach Pmfcng aller rechffi-
chen Voraussetzungen ihre Betriebe
ebenfalls gegen Her^be von Aktien
in die AG eänznbrmgen. Das gegen-
wärtige Ki^jital der AG beträgt radi
Angaben von Schmidt rund 100 MÜL
DAL Schmidt schloß nicht aus, daß
die Spar AG in wenigen Jahren an die
Börse gehen konnte.
Die Spar AG soll nach den Worten
des Präsidenten ken „Staat im Staat“
sein, sondern mehr den „großen Bru-
der“ darsteHen, der dafür sorgt, dnR
Jn der Fkmilie alles stimmt“. Bei
dem twn»n It wro wkiiul handele es
sidi um eine „stubenreine Spar",
nachdem der ErnflnB von Wettbewer-
bern infolge fr üher ring p gMigpnty
Kooperationen ertra^ner Großhand-
hm g pn zurückgedrängt worden, sei.
frl den Be rpinig irn gsfaTlen die
Umsätze Fiekenlp s auf bestehende
Spar-Groghanflhmgen übertragen
worden. Auf da- Großhandelsstufe
setzte die Spar mit noch lß Gesell-
schaftern im vergangenen Jahr 5,8
IfaxL DM (plus sechs Prozent) um.
Schwerpunkt da Aktivitäten im
Jahr 1984 seäen unverändert die Stär-
systematisehe Ausbau des Namens
Spar m Lasten von Anonymkenn-
TPTchmingpn gewesen, betont
Schmidt Da addierte Einzelhandels
Umsatz da Kette stieg um zwei Pro-
zent auf 9,5 Aird. DBi, wobei die unter
dem Namen Spar am Markt vertrete-
nen Geschäfte nicht zuletzt durch
neu umgewandefte Laden rin Phis
von 8,1 Prozent auf 8,45 Mrd. DM
enw ehtop. Tlem g pgpnn hw ging en die
Umsätze der Betriebe unter anderer
Mrd. DM zurück. Bis Ende dieses
Jahres soll die Quote „Alles unter
Spar“ bis auf 95 Prozent steigen.
Zum stärkeren Erscheinungsbild
der Kette hätten e ntscheide n d die
neue Generation von Spannarioen
und das Discountsortimeiit „die spar-
samen“ brigetragen, betont Schmidt
Das rund 9Q Artikel ^ n » fas»»nd^ Sor-
timent da „sparsamen“ ist mit etwa
vks- Prozent am Gesamtumsatz betei-
hgt, das da Spanxwrfcen mit acht
PTOeart Die größere Attraktion des
unter dm Spar-Zdcheh arbeitenden
E harihandris habe dam geführt, Haft
zum ersten Mal seit 20 Jahren die
Zahl da Geschäfte saldiert wieder
um 29 auf 5438 zugenommen habe.
KQCHS ADLER
Höhere Dividende
und Bonus
hdt Bielefeld
Bei der Kochs Adler AG, Bielefeld,
die ihren Gruppenumsatz 1984 um 16
Prozent auf 130 (112) MüL DM stei-
gern konnte, hält die Aufwärtsent-
wicklung unvermindert an. Im L
Quartal des neuen Jahres verzrichne-
te der Hersteller- von Industrienähma-
schinen ein Umsatzplus von 10 Pro-
zent gegenüber den Voriahreszahlen,
die Attftragsri&gasge abobten sich
sogar um 20 Prozent. Motor dieser
Entwicklung ist die ungebrochene
Nachfrage aus dem Ausland, vor al-
lem aus dem Übersee-Bereich, da be-
reits 1984 mit 19 Prozent die größte
Steigerung auf wies.
Der gegenwärtig um 22 Prozent
über dem Vorjahr hegende Auftrags-
bestand sichert nicht mir die Be-
schäftigung in nächsten Mona-
ten, er führte auch bereits zu einer
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diese abzubauen, sollen zusätzlich
zur Aufstockung des Personalbestan-
des auch die Fstigungskapazitäten
weiter ausgebaut werden. Dafür ste-
hen im laufenden Jahr 7,6 (5,7) MÜL
DM als Investitionsmittel zur Verfü-
gung.
Nach da guten Ertragslage des
Vorjahres, die mit einem Jahröüba-
schuß von 3,4 (2,4) MTH DM ein dort
lieh verbessertes Betriebsergebnis er-
brachte, soll auf das mit 10 MÜL DM
unveränderte Grundkapital ei n e er-
höhte Dividende von 16 (14) Prozent
gezahlt werden. Dazu kommt ein ein-
maliger Bonus von 4 Prozent, denn
die Kochs Adler Aß begeht in diesem
Jahr ihr 12£gahriges Jubiläum.
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9. Mas 1985
RÜTGERSWERKE / Ertragssprung Sei weit stärker ais das Umsatzplus aus
Die Aktionäre noch einmal gepflegt
JOACHIM WEBER, Frankfurt
Heinz Gerhard Franck, Vorstands-
chef der Rütgerswerke AG, Frank-
furt, kann gjph Iw gwTw TWwgrhgtziing
des Jahres 1984 - vor Jahresfrist im
aktionirspfiegenden Dividendenvor-
griff mit 7,50 (7) DM je Aktie zum
Ausdruck gebracht -bestätigt sehen.
Das Jahr hat tatsächlich einen über-
aus kräftigen Ertragssprung ge-
brecht, der im nachhinein noch eine
weitere Anhebung auf 8J>0 DM Divi-
dende je 50-DM-Aküe zuläßt
hatte im wesentlichen die 1984 «che-
mieüblichen“ Ursachen die kräftige
reale Ausweitung um 16 Prozent (teils
mengen-, teils sortimentsbedingt)
und die damit verbundene Verbesse-
rung der Auslastung (im Schnitt des
Konzerns von 80 auf 85 Prozent).
Der um fast zwei Drittel auf knapp
37 (22) Mill DM gestiegene Jahres-
überschuß gestattet es sogar noch,
einiges für die innere Stärkung zu
tun. Nach Ausschüttung von gut 17
(15) Müll. DM an Aktionäre und ge-
winnberechtigte Dritte wird das Un-
ternehmen fast 20 (7) Mill. DM vom
Gewinn anbehalten können. Großak-
tionäre ries KnWffphpmiplmiwwn«
ginri die Ruhrkohle AG mit MehHvMt
und der Freistaat Bayern mit mehr als
25 Prozent
Der ansehnliche Ertragssprung,
der weitaus «tärfcpr angfipi als die
T Tmgat7<rteigpning im) 22 (Ausland)
plus 38) Prozent auf 3^ (2,7) MreL DM,
lcamm noch die Einflüsse
neu ifttfgwnnmnHHter Aktivitäten und
die Erfolge von Modernisierungs-
mnBnnhwwn, die der Verbesserung
der Vez&hrenstedmik (höhere Roh-
etofbuMbeute} und der Kosteneinspa-
rung dienten. Ihnen dienten
sc h w erp u nktmäß ig auch die auf 141
(107) Mffl. DM auf gestockte Sachinve-
stitionen, denen Abschreibungen von
129 (107) Will DM gegenüberstanden.
In riiocwn Jahr sollen 147 MÜL DM in
Rarhawiapm investiert werden.
Im ausgewiesenen Jahresüber-
schuß wird die Ertragsentwicklung
zwar leicht überzeichnet Aber auch
der realistischere Ansatz des DVFA-
Ergebnisses je Aktie, von 28,05 (22,30)
DM bringt noch ein beachtliches Plus
von 26 Prozent Über die Fortsetzung
der Gewinnkurve 1985 mag Franck
noch Voraussagen machen.
Geschäfte des Chemiekonzems noch
verhalten entwickelt vor allem durch
die Beeinträchtigung des „dritten
Beins*' (Straßenbau, Bautenabdich-
tung mit 16 Prozent vom Konzemum-
satz) durch die lange Frost periode.
Den nur 5 Prozent Umsatzwachs-
tum im ersten Quartal folgte im April
dann auch schon eine Beschleuni-
gung auf 10 Prozent, die den Schnitt
der eisten vier Monate auf 6 Prozent
anhob. In der Grundstoflfchemie (48
Prozent vom Umsatz) erwartet
Franck eine weiterhin stabile, im
Kunststoffbereich (18 Prozent) eine
zufriedenstellende Entwicklung.
Mtgwiwerfce
Gruppemimsatz ')
CM11LDM)
Konzennunsatz
dav. AlUlaad <%)
Mitarbeiter
WM
4006 + 16.7
32» *2lfi
35 (31)
11435 + U
Netto-Ergebate ^
Bmtto-Cash-Aow 5 )
Netto-Cash-flow •)
in %d. Ges. Inv.
90,1 +35JB
2&M -»35J
13&S * 17,0
88,6 (08)
‘Wwani und wichtigste Beteiligsa antel-
»r >1 EnaebnW Aktie noch Ana. d Untern
ÜE *) Brsebnla/ Aktie nach An» - —
3*05 (22^) DM: *) Jahresflbersch. + Zul za
ttc. RQcksL und Sooderposfcen * Abachr. r ao.
Posten + EEV-Sunwni: *) Brutto mlstts Steu-
ern u. Div.
Im ersten Quartal sirh die
HENGSTLER / „Wanner Regen“ durch Flexibilisierung
Zähler weiter Umsätzträger
Küppersbusch J
erfolgreich
dpa/VTO, Gdseukirchen
WERNER NETTZEL, Stuttgart
Die Fmffihnmg der 38,5-Stunden-
Wr v'hp In ri«* 1 * MgfnT1indii^T iA ) riit» «ich
in anderen Branchen fhrtsetzen wird
uTiri zu stärirerer Flexibilisierung der
Arbeitszeiten führt, hat der Hengst-
ler-Finnengruppe, Aldingen, im Hin -
bl ic k auf den Auftragsehigang bei
Produkten der Zeiter&ssung oinon
.warmen Regen" beschert Das in
dieser Erzeugnissparte zu den führen-
den Anbie tern zählende Unterneh-
men verbuchte in den ersten vier Mo-
naten des laufend«* Jahres in der
Sparte Zeiterfassung einen Zuwachs
heim Auftra gseing an g von fest 68
Prozent
Pur das ganze Jahr geht man von
einem UmSStzplUS in diesem Sektor
von rund 20 Prozent aus. In 1984 war
der Umsatz in der Sparte Zeiterfes-
sung um 12 Prozent auf 49. 2 Min. DM
angewachsen- Bei Hengstier ist man
davon überzeugt, daß die ElexibQisie-
nmg der Ar beitszeiten auch mittd-
nnri längerfristig Geschäftsimpulse
bringen werde.
Das Geschäftsjahr 1984 war für
Hengstier insgesamt sehr erfolgreich.
Der konsolidierte Gruppemimsatz
klettert e um 30 Prozent auf 181 MÜL
DM, wovon 63 Prozent auf das Aus-
landsgeschäft entfielen. Für das lau-
fende Jahr prognostiziert die Ge-
schäftsführung in gewohntem Under-
statement pmen Gruppenumsatz von
200 MÜL DM. Größter Umsatzträger
ist nach wie vor die Sparte der Zähler
und Printer, deren Umsatz im Be-
richtsjahr um 25,2 Prozent auf 116
M31L DM anstieg (bei 73 Prozent Aus-
landsanteil). Große Dynamik entfal-
tet Hengstier au ch in der Sparte Re-
lais. Hier wurde im ersten vollen Ge-
schäftsjahr ein Umsatz von knapp 17
Mül, dm erzielt Für das laufende
Jahr jgt Pin Wachstum von 28 Prozent
pin gpplant
In der Fein werktechnik, dem vier-
ten Bein, wurden 5,5 MÜL DM (plus 4
Prozent) umgesetzt Deutlich verbes-
sert hat äich das Ergebnis der
Gruppe. Die Umsatzrendite (nach
Steuern) wird mit etwa 2J> (Vorjahr
03) Prozent angegeben. Die E ige n -
kapitalquote erh^e sidi auf über 39
(36,5) Prozent Noch in diesem Jahr
wollen die Gesellschafter das GeseB-
schaftskapital der Mutter, der J.
Hengstier KG, von 18 auf 24 MÜL DM
aufstocken. Die Gruppe zählt fest
1700 Beschäftigte.
Die Küppersbusch AG, Gelsenkir-
chen, die vor Jahren durch die
Schwierigkeiten bei AEG-TeZefttnken
ebenfalls bedroht war, hat 1984 ziel-
strebig den Weg in eine sichere Selb-
ständigkeit verfolgt Nach dem Jah-
resbericht ging der Netto-Umsatz bei
dem vor allem in der Großküchen-
technik sowie in der Hausgeräte- und
Industriewärmetechnik tätigen Un-
ternehmen noch einmal um 6,6 Pro-
zent auf 212,4 Mill. DM zurück.
Während beim Vertrieb eigener
Produkte ein Umsatzzuwachs um 3J1
Prozent erzielt werden konnte, nahm
der Umsatz im Drittznarkengeschäft
um knapp 40 Prozent auf 35J) MUL-*
DM ab. Dieser Rückgang sei erwar-
tungsgemäß, hieß es dazu. Im Be-
reich der Haustechnik und der Groß-
küchentechnik konnten mit eigenen
Entwicklungen besondere Erfolge im
Export erzielt werden, zumal der Auf-
wärtstrend im Inlandsgeschäft infot
ge der schlechten Baukonjunktur nur
von sehr kurzer Dauer in 1984 war.
SCHLAFHORST / Aufschwung im Textilmaschinenbau
Prächtiges Jubiläumsjahr
Die Küppersbusch AG, die noch
1300 Beschäftigte zählt, hält weitere
strukturelle Maßnahmen für erforder-
lich, um die Gewinnschwelle über-
schreiten zu können. Das Unterneh-
men legte eine ausgeglichene Bilanz
vor, nachdem der in 1984 zu verzeich-
nende Vertust aus dem laufenden Ge-
schäft durch die Auflösung von 6b-
Rücklagen kompensiert worden ist
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J. GEHT .HOFF, Düsseldorf
Der Umsatz erhöhte sich 1984 um
22fi Prozent auf 637 Miß. DM, der
Auftragseingang wuchs um 24 Pro-
zent auf 712 MÜL DM (»höher denn
je”) und reicherte den Auftragsbe-
stand um 18 Prozent auf 372 NEU DM
an. bei dem schon um ein Viertel auf
30 MilL DM gesteigerten Investitio-
nen sollen 1985 sogar weitere 50 Pro-
zent zu g ele gt werden. Mit solchen
nun präsentierten Erfolgszahlen hat
der größte deutsche Textilmaschi-
nenproduzent, die W. Schlafhorst &
Ca KG, Mönchengladbach, 1984 das
100. Jahr der Firmengeschichte ge-
krönt
eines seit 1980 (mit damals 354 Mill.
DM) stetig gewachsenen Umsatzes er-
zieh habe.
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Ergo hat das 1984er Umsatzplus bei
Schiphorst dem wohl auch besonde-
re Qualität Das zeigt sich auch darin,
daß zwecks Vermeidung zu langer
Lieferfristen die Mitarbeiterzahl nun
um 6 Prozent auf 127 Personal auf ge-
stockt wurde. Reichlich vier Fünftel
des Umsatzes werden auf Auslands-
märkten erzielt Beträchtlich beteiligt
daran ist das U&Geschäft, wo der
hohe Dollarkurs ^unsere Erträge
über Erwarten verschönte“.
Das Fttrnilwmt m tgrnrfiniwi (135
MOL DM Eigenkapital mit 38 Prozent
Bilanzanteil) verweist zwar korrekt
aiinh darauf, daß die gpaamte Bran-
che in der Bundesrepublik 1984 voll
in den Aufschwung kam und daß
man aW» mit dam eigenen Umsatz-
phis „in der Bandbreite“ der auch für
die Konkurrent^ so schön geworde-
nen Umsalzsteigerung hafinda. Tm
gleichen Atemzug aber heißt es stolz-
geschwellt, daß man dag plus gUB
dam Jubiläumsjahr (ante s als der
Branchendurchschnitt) auf der Basis
Was das für Schlafhorsts ver-
schwiegenen Gewinn konkret heißt,
wird nur mit dem Hinweis angedeu-
tet, daß der schon 1983 verbesserte
Ertrag 1984 ȟberdurchschnittlich*
ausgefallen sei. Ein Indiz bietet mir
die veröffentlichte Rflnn?., in der sich
das gesamte Eigen kapital nun um 15
(3) MilLauf SS erhöht hat
Das bleibe wohl, zumal bei nun
.deutlich abgeschwächtem“ US-Ge-
schäft, unwiederholbar, meint der
Vorstand. Immerhin aber rechnet er
für 1985 mit einer weiteren Umsatz .
Steigerung auf 685 ME DM.
Thomas Herwig und Karl-Heinz
Säger, Geschäftsführer der Röhlig &
Co (GmbH & Co), Hamburg/Bremen,
and zum 1. Mai 1985 auch Teilhaber
der Firma geworden. Die geschäfts-
führenden Gesellschafter Oscar Her-
wig und Julius Winkler werden sich
in den nächsten zwei Jahren aus der
aktiven Tätigkeit zurückziehen.
Wolftang Fertsch-Rover, Ge-
schäftsführer und Teilhaber der Ro-
ver Industriedienste GmbH, Frank-
furt, und Vizepräsident des Deut-
schen Textilreinigungsverbandes
(DTV), Bonn, wird heute 60 Jahre.
Dr. Jürgen Richter (43) wird mit
Wirkung vom 2. Mai 1985 als Berater
und in Generalvollmacht in der Fir-
menleitung der Georg Westennann-
Gruppe tätig werden. Er wird der Ge-
schäftsführung maßgeblich konzep-
tionell sowie unterstützend bei der
Lösung der zu bewältigenden Struk-
tur- und Reoiganisationsprobleme *
zur Verfügung stehen. Die Tätigkeit
von Dr. Richter ist befristet bis mim -
Ende des Jahres 1985 geplant
CONT1GAS / Kapitalerhöhung für den Ausbau von JBigengeschaft ufldBeteüigimggknnto
Energiesektor kräftig gewachsen
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J. GEHLHOFF. Düsseldorf
Mindestens die „Traditionsdivi-
dende“ von 7,50 DM, die von der Düs-
seldorfer Contigas Deutsche Ener-
gie- AG für 1983/84 (30. 9.) zur Haupt-
versammlung am 15. Mni vorgeschla-
gen wird (nach 6 DM für das neunmo-
natige Rumnfiahr 1983). ist auch für
rierte Tochter-Gewinne) bei 13,70 DM
jeAktie
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Flotten Vormarsch signalisiert
Contigas für die 11 Eigenbetriebe und
27 Beteffigungen auch aus der ersten
Hälfte von 1984/85: Die Gruppe (mit
jeweils DÜn.
Rund 24 MUL DM erfordern die
Contigas-Anteile an den ab Oktober
f älli gen Kapitalerhöhungen bei den
Stromunternehmen VEW auf eine
(0,8) Mrd. DM (mit 50 Prozent Agio)
und Elektro mark (Ausmaß noch
nicht endgültig festgelegt). Etliche
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von 140. MÜL DM Aktienkapital
(knappe Mehrhe i t Bayernwerk AG,
25 Proz en t Ruhrkohte AG, 9000
Streubesitzer) kann Vorstandsvorsit-
zender Helmut Wolf für 1984*85 be-
reits einen weiteren Beteüigungser-
trags-Anstieg dieser vornehmlich in
der Energiewirtschaft engagierten
Holding von 41,6 auf 47,2 MTH. DM
ankfmriig pn
Zusammen mit den Erträgen aus
dem auf 262 Mill. DM Umsatz aufge-
blühten Eigengeschäft (vornehmlich
kommunale Gasversorgungsbetrie-
be) war der Ertragssegen bei Contigas
auch 1983/84 wiederum mehr als aus-
reichend für 26 AGIL DM Jahresüber-
schuß und riarays RücMageDStär -
kung auf 156 (151) MÜL DM. Der
Cash-flow lag bei 463 Miß DM das
DVFA-Nettoergebnis (ohne thesau-
ihren Gasabsatz mit 25,2 Prozmt
Piusrate auf 4^2 Mrd. kWh und Hamit
ers tm als auf die Höhe des noch um
2,6~Prozeni gewachsenen Stromab-
satzes. Ihr 1983/84 um 13,3 Prozent
auf Zß Mrd. DM gestichener Umsatz
legte weitere 8,1 Prozent zu.
teren Ausbau der Engagements in der
Gasversorgung, wo man mmfli in Ba- .
den-Württemberg „aussichtsreich*
verhandle. •
Kräftig zulegöi will Contigas mm
auch beim EigenkapitaL Die voige-
schlagsie Emission von 20 MiB. DM
jungen Aktien (mit 100 Prozent Agio
und Gewinnberechtigung ab 1985/86)
begründet Wolf zwar vordringlich mit
dem Ziel, die jetzt bei 46,1 Mül DM
Investitionen und 18,2 MÜL DM Ab-
schreibungen auf 56 (60) Prozent ge-
sunkene Eigenkapitalquote der Hol-
ding aufzubessem. Aber das Gros die-
ser Eigenmitteiaiflihr von brutto 40'
MÜL DM ist bereits mit neuen Investi-
tion splänen belegt:
Auch sonst gibt es Bewegung im
Contigas-Beteiligungskonto von 361
(349) MüL DM und 148 (149) Prozent
„Buchkurs“, bei dem allein schon die
börsennotierten Werte derzeit eine
„Kursreserve“ von mehr als 700 MUL
DM ergeben: Weil sich die 5prozenti-
ge Beteiligung an der Lech-Elektrizi-
tätswerke AG nicht auf die steuoiieh
interessanten 10 Prozent aufstocken
ließ, wird sie nun unter Mithilfe der
Bayemwerk-Tochter Großkraftwerk
Franken AG in eine Aufstockung der
C ontig as-Betefli gung am Cbemieun- j
ternehmen Rütgerswerke AG auf 3^
(31) Prozöit von 99,8 MÜL DM Akti-
enkapital umgetauscht
Donnerstag, 9. Mai 1985 - Nr. 107 - DIE WELT
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Londoner Metallbörse
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ZhnllAjKaBB 9560-9570
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314,00-315,00
310X0-315X0
1328X-1332.0
122S.4M230X
1339 . 0 - 1340.0
T227X-1228X
1231.0- 138,0
1216.0- 1218,0
717X0-719X0
714X0-717X0
9620-9830
9S45XS0
260-290
B-T 1
;en
Tief erschüttert nehmen wir Abschied von unserem Bereichsleiter Invesntions-
gütermarketing
Jens C. Paul
DipL-Ing. , Dipl- -Wirtschaftsingenieur
• 2. 1. 1942 t 5. 5. 1985
der nach kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist.
Herr Paul irat aml. I. 1984 in unsere Unternehmensberatung ein und hat sich
Abfpnfi A seiner fachlichen Kompetenz, seiner großen Berufeerfetamg und seiner
ütoztagenden Persönlichkeit schneß die Anerkennung Seiten i erwor-
ben. war ein geschätzter Mitarbeiter und Kollege, nicht zuletzt auch durch
seine freundliche Art.
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.
Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Gerhard und Jochen Kjenbamn
und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Kjenbaum Untemehmensgroppe
Dr. med. Emst A. J. Keck
• 10. 3. 1900
t 5. 5. 1985
In tiefer Trauen
Branbttd Keck geb. Golditz
Dr. med. Rudolf Reichert
und Fran Renate geb. Keck
Katharina, Franziska, NBtohs
Dr. med. Uwe E. Keck
und Frau Heidtraut geb. Jahndel
Cornettns, Jo^us, Friederike,
Fabian, Constanze
Bo Hartvig Keck
und Frau Ute geb. Keck
Pascal
Prof. Dr. med. Hans Walter Staudte
undFrauDr. med.Chrisrianegeb. Keck
Julia, Jonas, Cteudins
Richard Golditz
Farn. Heinz Behm
Fam» Armin Golditz
Trauerfeicr Freitag, 10. 5. 1985, 13 JO Uhr, Nk»bikiicbe in
Grömitz.
Grömitz, Oldenburger Str. 36
Mit diesen Zeilen nehme ich von meinen Freunden. Verwandten und Lesern Abschied.
Wenn Ihr sie lest, bin ich nicht mehr da. Mein Leben selber zu löschen, liegt mir völlig
fern, aber mehrfache Beschwerden machen mir den Weggang leichter. Und es verknüpft
sich mit ihm die sehnliche Hoffnung, Hete, meiner geliebten Frau, die vor mir starb,
drüben wieder zu begegnen.
Martin Bebeim-Schwarzbach
London. 27. April 1900 - Hamburg, 7. Mai 1985
Die Selbsthilfe stärken!
„Gib einem Hungernden einen Fisch, und er ist satt für
einen Tag. Lehre ihn fischen, und er braucht nie mehr
zu hungern."
Spendenkonto Wetthungerhiffe
Postgiroamt Köln
Sparkasse Bonn
Volksbank Bonn
Commerzbank Bonn
Einzahlungen sind überall möglich.
Deutsche WehhimgeriiDfe ST“
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Donnerstag, g. Mai 1985
WELT
REPORT
Nr. 107 - DIE WELT
Portugal
Europa als Nagel gegen Sturz in die Dritte Welt
gesicherte Beitritt Por-
tugals zur Europäi-
schen G emeinscha ft
und die im Hm blink
darauf steigende Aus-
landsmvestition. Da
Portugal dem Fremd-
kapital alle Entwick-
Von ROLF GÖRTZ
A ™ D. Jahrestag der Revolu-
LA ton der Roten Nelken vom 25
£ AApril 1974 beschränkt sich die
Begeisterung von damals auf «n»n
kleinen Fackekug vor dem
mngms von Lissabon. Die Anhänger
Otelo Carvalhos, der damalige Mqjor, -
derden Coup von 1974 plante und luagsmöglichkeiten
ausfuhrte, sangen ihrem Idol Mut zu. bietet und es außerdem
Oberat Otelo Carvalhos, der in der
Hoch-Zeit der Revolution verkünde-
te, er werde aus Portugal das europäi-
sche Kuba machen, ist angeklagt
Chef der neuen Tenor-Organisation
JP 25“ zu sein. Jetzt wartet er auf
seinen Prozeß.
General Ramalho Eanes, der im No-
vember 1975 den Aufetand der letzten
Hotel Regimenter in Lissabon nie-
derschhig, der Re^erungskoalition
aus Sozialisten und Sozialdemokra-
ten vor, ihrer Aufgabe nicht voll nach-
zukommen. Tatsächlich scheint es,
als ob die Koalition der beiden durch-
aus gemäßigten Parteien ihre Energie
au sschli eßl ich in ständigen Zerreiß-
proben verbraucht Bisher konnten
sie sich immer wieder Tusammgnrayy .
ihn, weil ihr Zerwürfnis unweigerlich
eön politisches Chaos ein igten würde
Kommunisten, aber auch sozialisti-
sche Dissidenten, setzen dagegen auf
die künftige Eanes- Partei, eine Volks-
bewegung, die all jene Unzufriede-
nen, sogar des konservativen Lagers
auf saugen wird, die in dem hochange-
sehenen Präsidenten die Rettung se-
hen.
Gemessen an rein wirtschaftlichen
Maßstaben geht es den Portugiesen
beute schlechter als vor elf Jahren.
Sie haben eine Demokratie errungen
und wollen an ihr festhaiten. Da
wirtschaftliche Abstieg aber, die er-
sten Anzeichen des Hungers, bergen
die Gefahren von Unruhen und einer
Flucht in jene Wirtschaftsstrukturen,
wie sie in sozialistisch orientierten
Landern der Dritten Welt - auch
nicht funktionieren.
- Zwei Ereignisse -eines hängt mit
dem anderen zusammen - beleben
die Hoffnung auf einen Wandel: der
dem Investor überlaßt,
ob und warm er sein
eingeführtes Kapital in
seiner eigenen Wäh-
rung wieder ausfuhrt,
nehmen auch große
We fomtemehmen ihre
Chance wahr, über Por-
tugal weitere Nagel in
den Madrtcte Europäi-
schen Gemeinschaft
efaguschlagen
Von 1983 bis 1984
stieg die Auslandsinve-
stition um 73 Prozent
Den größten Anteil dar-
an bestreiten die Verei-
nigten Staaten mit Un-
tenehmen wie Ford,
Hanover-Trust und
Chase Manhattan. Das
amerikanische Interes-
se weckte andere bisher
nnrh zurückhaltende
Firmem aus Frankreich
(12 Prozent der Gesanst-
investitionen), der
Schweiz (11 Prozent),
Großbritannien (10 Pro-
zent) und (je vier Pro-
zent) Deutschland, den
Niederlanden und Japan. 19 Prozent
der Investitionen gpiypn in die Elek-
trotechnik, die übrigen Mittel sind
vn mnhmlinh in Masrhinnnhai t, TTntoL
wesen und in der Bau Wirtschaft ange-
legt
Das amgriiranTwlM» Interesse hat
außer wirtschaftlichen auch politi-
sche Gründe, denn Portugal zählt zu
den Gründern der NATO. Und jung- *
ste Äußerungen des Verteidigungs-
ministers »mri y izeminis te pr äaiden-
ten Hui Machete sowie des GeneraL
VoR« Kraft vo ww ia <fle EG, Portugal Ist ab 1. Januar 1984
FOTO GCOfiG RSCHK
Stabschefs Lemos Ferrara lassen das
volle Verständnis eines ohnehin at-
lantisch orientierten Volkes für die
Flexibilität der westlichen Verteidi-
gungsgemeinschaft erkennen. Beide
begrüßen die strategische Verteidi-
gungsinitiative SDI dar USA »nd se-
hen darin, wie übrigens auch der In-
dustrie- wnri Energieminister Veiga
Simao, über die militärische Bedeu-
tung hinaus die mögliche Beteiligung
am technologischen Entwicklungs-
prozeß auch im zivilen Bereich. Aus-
geruhte Intelligenzen
und Arbeitskräfte sind
genug da; es fehlt „nur*
die Ausbildung.
Portugal begann erst
Ende der 60er Jahre
nfli*Ti Hwn spanischen
Beispiel seine Industrie
hi h etehen- Diktator Sa-
lazar hatte diesen Pro-
zeß aus politischen
Gründen stets zurück-
gehalten. Mit Anleihen
aus dem Ausland, vor
alten aus dem Dollar-
Raum entstanden so in
wenigen Jahren große
Industrieprojekte, vor
allem im Schiffbau, in
der Stahlproduktion
und im Motorenbau. Ihr
Finanzbedarf mußte
dann aber ausgerechnet
in jenen Jahren gedeckt
wexdmx, in dw
Weltwirtschaftskrise ih-
rem Höhepunkt entge-
gentrieb. Ohne Reser-
ven, vielmehr mit ei-
nem gewaltigen Schul-
denbag mußte diese
junge Industrie dann
auch noch den Ver-
staatlichungsprozeß
der von der Kommuni-
stischen Partei dirigier-
ten Mürtar-Junta der
Jahre 1974/75 auf sich
nehmen. Eine ideolo-
gisch diktierte Verfas-
sung, die die Reprivati-
sierung praktisch aus-
scbloß, verhinderte bis jetzt eine
rin rnhgnwfenrfp R egenerierung Bine
nach sowjetischem Vorbild 1975 ein-
geleitete Landrefönn warf auch die
Produktion um
Jahrzehnte zurück.
Der sozialistische Ministerpräsi-
dentMario Soares erkannte sofort die
Gefahren eizier Staatswirtschaft und
setzte sich schon während seiner er-
ster Regierung für einen Regenerie-
rungsprozeß, das heißt für die Stär-
kung der P ri vatw i rtschaft ein. Natür-
lich versuchte er die Auflagen, die der
Internationale Währungsfonds mit
Initialkrediten verband, in ihren so-
rialen Auswirkungen abzumildem.
Allein, die Austenty-Politik führte
dazu, daß die Reallöhne von Jahr zu
Jahr abnahmen. Die Dämpfung des
Kaufkraft führte aber nicht eine Sen-
kung der Inflation herbei, sie beträgt
zur Zeit 30 Prozent Dennoch gelang
es in einigen Punkten die Bedingun-
gen des IWF über die Erwartungen
hinaus zu erfüllen. Das güt für die
Zahlungsbilanz als auch für eine posi-
tive Entwicklung der Leistungsbi-
lanz. Das Defizit der Zahlungsbilanz
sank im Jahre 1984 von 1,7 Milliarden
Dollar auf Q,7 Mfllümfan Dollar. Ei-
nen wesentlichen Anteil daran muß
man dem Export vor alten von Schu-
hen aller Art und von Textilien zu-
schreiben (der Maschinenexport zeig-
te eine erfreuliche Entwicklung).
Um auch die Auslandsinvestitio-
nen zu beleben, setzte die Regierung
es nach einer ersten Verfassungsre-
form durch, daß neben den verstaat-
lichten Banken die ersten privaten
Geldinstitute zugelassen wurden.
„Die Verstaatlichung des Finanzsy-
ste n s und mhlnpiffTw Unternehmen
der Produktion bedeutete einen sehr
schweren Schlag für unsere Wirt-
schaft,“ bestätigte Mario Soares kürz-
lich vor der Grundungsversammhxng
der ersten Privatbank JBanco Porto
gues do Investimento“, an der übri-
gens die Deutsche Entwicklungsge-
sellschaft mit fünf Prozent beteiligt
ist. Weitere acht Zulassungen von Pri-
vatbanken stehen bevor, mit Beteili-
gungen aus Paris, New York, London
und Madrid. Auch die portugiesische
Gruppe Espirito Santo scheint ihr
nach Brasffien gebrachtes Ka pital
wieder zurückführen zu wollen.
Von der Europäischen Gemein-
schaft erwarten die Portugies en ni cht
nur Hfl&mittd, wie sie über FEDER
zur Strukturvezbesseiung gezahlt
werden. Sie erhoffen S chützenhilfe
beim Abbau alter Verwaltungszöpfte
und jener Revolutionsgesetze, die ei-
ner En tfaltung der Wirtschaft imnw
noch entgegenstehen.
W ir werden alles daransetzen,
den Beitritt zur Europäischen
Gemeinschaft auch als Sprungbrett
für die weitere Intenaüooalisteung
unserer Wirtschaft zu nutzen“. Der
dies sagt, weiß was er redet, denn
Josä Viana Baptist» ist seit einem
Jahr Präsident des Foreign Invest-
ment Institut, dem wichtigsten Or-
gan der portugiesischen Regierung
zur Forderung ausländischer Investi-
tionen ira Land.
Das vor acht Jahren gegründete
Institut berat den Staat bei allen In-
vestitionsvorhaben, hilft bei der Aus-
arbeitung neuer Initiativen und Ge-
setze und führt die gesamten prakti-
schen Arbeiten in Zusammenhang
mit der Industrie- Ansiedlung durch.
„Oberstes Gebot sind dabei die wirt-
schaftlichen Zielvorstellungen unse-
rer Regierung", bekräftigt Baptista.
Man könne sie nach Priorität wie
folgt auflisten:
• An erster Stelle steht die Verbes-
serung der Zahlungsbilanz.
• Da zweite Plate wird neuen Tech-
nologien eingeräumt, die Aussicht
Baptista: „Beitritt ist Sprungbrett“
auf Erschließung neuer Märkte ha-
ben.
• Erst dann folgt, drittens, die Ar-
bertsplatzbescbaffung.
Das Schwergewicht nur auf die Ar-
beitsplätze zu legen „betrachten wir
als Fehlentwicklung“. Mit der her-
ausragenden Bedeutung für die Zah-
lungsbilanz sei Portugal auch gut ge-
fabren. Das Verhältnis Exporte zu
Importen habe von Jahr zu Jahr ver-
bessert werden können, zuletzt von
53 Prozent (1983) auf heute immerhin
68 Prozent
Auf der InvestmetoSeite fi n de n
Anlagen für neue Technologien nach
Angaben von Baptista das meiste In-
teresse bei den ausländischen Unter-
nehmen. So entfielen 1984 gut 19
Prozent aller Direktinvestitionen
auf Etektronik, Elektromechanik
und Elektrik. An zweiter Stelle ste-
h frn R^ nkpi> und amfer a FjpaDZrlPgti-
tute mit 15 Prozent, gefolgt von Inve-
stitionen der Hotel-Konzerne (elf
Prozent). „Es sind aber insgesamt
kleine Summen, die heremkom-
men", räumt Baptista ein, Jn Dollar
gerechnet 191 Millionen im letzten
Jahr gegenüber 146 Mülitmen in
1983. -Aber die Steigerungsrate ist
seit Jahren beachtlich (zuletzt 30,8
Prozent auf Dollar-Basis).“
Dies ist auch kein Wunder, denn es
gibt in Portugal - rwMpm im letz-
ten Jahr der Banken-Sektor repriva-
tisiert wurde — keine Gesetze, die
ausländischen Kapitalemsatz be-
schränken. Ati ftgpnnmm pn sind nur
die fiRHehm Bereiche, in ein
öfteitliches Interesse besteht (Post,
Polizei, Militär, Eisenbahnen u.ä.).
Die Sektoren mit staatlichem Mo-
nopol wie Ölraffinerien und die Bar
sisproduktion von Eisen, Stahl, Ta-
bak sowie Petrochemie unterliegen
bestimmten Beschränkungen für
Ausländer. Nach Auskunft von Bap-
tist» werden hier nur Lizenzen er-
teilt, wenn die Kapitahnebibeit von
einem staatlichen portugiesischen
Unternehmen gehalten wird.
An Verbesserungen der bestehen-
den Gesetzgebung „werden wir na-
türlich arbeiten müssen“, ist der Prä-
sident des Foreign Investment Insti-
tut überzeugt Gerade im Zusam-
menhang mit dem EG-Beitritt biete
sich die Chance einer sinnvollen Li-
beralisierung. Schon jetzt bestehe
aber die Möglichkeit, individuelle
Arbeatsveriiage über einen Zeitraum
von sechs Monaten abzusebheßen.
Diese könnten bis zu einer Dauer von
drei Jahren im Halbiahrearythmus
verlängert werden. „Attraktiv für
ausländis che Unternehmen sin d
ebenfalls die bei uns niedrigen Ar-
bedtsfeosten in Europa“, ist Baptista
überzeugt Während in der Bundes-
republik die Arbeitsstunde im Jahr
resdurchschnitt 1984 immerhin 10,60
US-Dollar gekostet habe, seien es in
Portugal nur 1,63 Dollar gewesen.
billigen Produktionsmög-
lichkeiten in Zusammenhang mit
dem relativ freien EG-Maiktzugang
(etwa 80 Prozent der portugiesischen
Industrieprodukte konnten bisher
schon ohne Behinderung in die EG-
Mitglipdfifaaten geliefert werden) ha-
ben in der Vergangenheit vor allem
die amerikanischen Konzerne ge-
nutzt Mit knapp vier Prozent liegen
da deutsche Unte rnehmen ziemli ch
weit abgeschlagen, „obwohl wiruns
gerade um Investitionen aus der
Bundesrepublik kräftig bemüht ha-
ben“, wundert sich Baptista. Es gebe
sogar ein bilaterales Abkommen bei-
der Staaten, das den verstärkten Zu-
strom deutschen Kapitals nach Por-
tugal fördern sollte. Es wurde vor
zweieinhalb Jahren geschlossen,
„hat aber für uns ebensowenig ge-
bracht wie die aufwendige Teilnah-
me als Partnerland bei der Hanno-
ver-Messe“.
„Der EG-Beätritt wird deshalb für
uns sicher hilfreich sein“, hofft Bap-
tist». „Wir erwarten natürlich keine
dramatische Entwicklung, rechnen
aber mit entscheidenden Verbesse-
rungen bei d en Investitionen in sehr
naher Zukunft."
HENNERLAVALL
AUSSENPOLITIK / Lusitanien behält hohen Rang
Washington mit neuem
Interesse an Lissabon
A uf der Prioritätenliste der portu-
/xgiesischen Außenpolitik neh-
men die Beziehungen zu den ehemali-
gen „überseeischen Gebieten in Afri-
ka“ nach dem Beitrittsgesuch zur Eu-
ropäischen Gemeinschaft und nach
der Bündnistreue zur atlantischen Al-
lianz einen emotional und historisch
bedingt hohen Rang ein.
Die alten Bindungen Portugals mit
Brasilien, das sich schon 1822 vom
lusitanischen Mutterland lossagte,
und mit den fünf jungen afrikani-
schen Staaten, die nach der „Revolu-
tion der Nelken“ 1974 überhastet ihre
Unabhängigkeit erlangten, behalten
einen besonderen Wert für die heuti-
ge Rolle Portugals.
Ausgeträumt sind die Illusionen
von einer wie immer gearteten lusita-
nischen Gemeinschaft Die Lander
portugiesischer Zunge gehen viel zu
konträre Wege. Und das kleine Portu-
gal könnte nicht mehr die Kraft zur
Führerschaft aufbringen- Aber die al-
ten wirtschaftlichen und kulturellen
Bezugspunkte bestehen weiter.
So messen die Vereinigten Staaten
Lissabon eine hohe Bedeutung in der
stillen Diplomatie für eine friedliche
Lösung im südlichen Afrika zu. Por-
tugal strebt nach einem guten Ver-
hältnis zu seinen früheren Besitzun-
gen Angola, Mocambique, Guinea-
Bissau, den Kapverden sowie Sfto To-
m6 e Principe.
Die Portugiesen stehen bei ihren
Bemühungen, die alten Kontakte zu
beleben und auszubauen, außerhalb
des Verdachtes neokolonialistischer
Interessen“, wie sie Frankreich und
Großbritannien teilweise in Afrika
nachgesagt werden. Auch machtpoli-
tische Überlegungen kommen nicht
in Betracht
Ohne Frage liegt die Verbesserung
der B eziehung en Portugals zu d**"
einstigen Provinzen in Afrika fm Sin-
ne des Westens. Denn wohin aus je-
nen Ländern gefluchtete Portugiesen
y^irfirklcphrpn können, dort werden
sicherlich weniger Experten aus so-
zialistischen Staaten einflußreiche
Posten ein nehmen.
Vorhaltungen aus
Angola und Mocambique
Angola und Mocambique machen
Lissabon ^n ^rrirngn öfters Vorhaltun-
gen, weil antirmanüstische Ebdl-
gruppen in Lissabon aktiv sind. Der
Regierung des demokratischen Porr
tugal kommt es selbstverständlich
nicht in den Sinn, die politische Tä-
tigkeit solcher Oppositioneller zu un-
terbinden.
Der Handelsaustausch mit diesen
beiden Staaten sank nach deren Un-
abhängigkeit nahezu auf den
Nullpunkt, während die wirtschaftli-
chen Beziehungen zu Guinea-Bissau
und den Inselstaaten keinen drasti-
schen Einbruch erfuhren. Seit An-
fang der achtziger Jahre setzte in An-
gola und Mocambique eine Wende
ein.
In den afrik an is c he n Staaten mit
portugiesischer Sprache wind man
zunehmend kritischer gegenüber der
Sowjetunion und ihren Vasallen.
Nicht nur Verstandigungsprobleme,
sondern auch die andere Mentalität
führen dazu, daß die Portugiesen
heute wieder gern gesehen sind. Sie
kennen die Probleme der schwanen
Lander, und sie wissen Rat
Lissabon schloß Handelsabkom-
men mit Luanda und Maputo, und die
Zentralbanken trafen zusätzliche
Vereinbarungen für den Warenver-
kehr und die Abwicklung von. Dienst-
leistungen. Darunter gibt es zahlrei-
che Verträge zwischen Unternehmen
in den betreffenden Landern.
Wenig fremde Hilfe für
technische Unterstützung
Durch seinen Beitritt zur Afrikani-
schen Entwicklungsbank und der In-
ternationalen Entwicklungsvereini-
gung suchte Portugal, für seine tech-
nische Unterstützung in den früheren
Kolonien das erforderliche Kapital
von westlichen Geldgebern beschaf-
fen zu können Allerdings bislang mit
bescheidenem Erfolg.
Statt der Bezeichnung „alte Kolo-
nie“, die in anderen Staaten unver-
dächtig erscheinen mag, benutzt man
in Portugal lieber die Umschreibung
„neue Länder mit Portugiesisch als
offizieller Sprache“. Ähnlich vorsich-
tig tritt man auch draußen bei den
ehemaligen Kolonialvolkem auf
Zur politischen Ausrichtung der
unabhängigen Nationen meinte ein
portugiesischer Diplomat „Je friedli-
cher es bei ihnen zugeht, desto eher
können sie einen eigenen Weg gehen.
Je mehr sich die Regime aber bedroht
fühlen, desto revolutionärer gebär-
den. sie sich und desto enger schlie-
ßen sie sich dem Ostblock an."
Lissabon muß das diplomatische
Kunststück fertigbringen, auch gute
Beziehungen zum weißen Südafrika
aufrechtzuerhalten. Mehr als 600000
Portugiesen leben heute am Kap, weil
sie vor den Marxisten in Luanda und
Maputo flüchten mußten. Eine
Entspannung im südlichen Afrika
würde auch deren Rückkehr erleich-
tern.
Für die unbeirrbare Loyalität Por-
tugals gegenüber der NATO gibt es
handfeste finanzielle Gründe: Sowohl
das Stützpunkt-Abkommen mit den
USA wie auch die Nutzung von Anla-
gen in Portugal und auf den Azoren
durch die Bundesluitwaffe und die
französischen Streitkräfte zahlt sich
aus.
Außerhalb von Lissabon befindet
sich das iberisch-atlantische NATÜ-
Kommando (Iberlant). Mit einer ge-
wissen Unruhe achten die Portugie-
sen nun darauf, ob Ihre privilegierte
Rolle in der Allianz womöglich durch
den Beitritt Spaniens in die NATO
gemindert wird. Portugal gehörte zu
den zwölf Gründungsmitgliedern des
nor nfaflfl ntiyhpn Bündnisses. Ähnli-
chen Bestrebungen für den Südatlan-
tik redet man nicht das Wort
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WELT 9 REPORT
DIE WELT ■ Nr. 107 - Donnerstag, 9. Mai 1965
CAIXA GERAL DEPOSITOS / Vor neuer Aufgabe
Oliveira Pinto: Nach
der Anpassung aufwärts
ALF EINEN BLICK
V or 108 Jahren wurde die F-ahra
Geral Depositos gegründet Und
jetzt angesichts der Mi tgliedsc haft
Portugals in der Europäischen Ge-
meinschaft, steht sie vor einer ihrer
größten Bewährungsproben, wie ihr
Präsident Olive ira P into in einem Ge-
spräch mit der WELT erläutert „Bis
1974 waren wir die einzige öffentliche
Körperschaft die Kredite vergeben
konnte. Und noch heute verfügen wir
über eine Ausnahmesituation inner-
halb des portugiesischen Banksy-
stems.“
Der Grund liegt darin, daß die von
der Regierung gegründete Bank nach
wie vor in ihrer Tätigkeit darauf be-
schrankt - und tu gleich spezialisiert
- ist die Geschäfte zu tätigen, die im
staatlichen Interesse liegen, wenn
auch nach der Revolution der Nelken
1974 Bewegung in das starre Banken-
system gekommen ist
öffentliche Mittel
fiir Privatleute
Im Prinzip bekommt die Caixa Ge-
ral Depositos ihre Mittel von der öf-
fentlichen Hand und stellt sie - auch
privaten - Finnen in Form von Kredi-
ten zur Verfügung. Diese Darlehen
werden mittel- oder langfristig verge-
ben, und dies berechtigt dazu, so Oli-
veira Pinto, „von einer echten Spar-
und Investmentbank zu reden“.
Die Caixa Geral Depositos ist eine
der größten Geldinstitute des Landes
mit Niederlassungen im gesamten
portugiesischen Staatsgebiet Mit ei-
nem Anlagevermögen von 2 Billionen
Escudos - das entspricht fast 20 Pro-
zent der Gesamtanlage der portugie-
sischen B anken - rangierte die Caixa
1982 auf dem 15. Platz unter den 100
größten Sparkassen der Welt und auf
Platz 214 unter den 500 größten Ban-
ken.
Zentrales Moment der Bankaufga-
ben sei, so ihr Präsident die „sozio-
ökonomische Entwicklung“. Das be-
deute langfristige Investitionen im
Strukturbereich. „Mehr als 90 Pro-
zent unserer Kredite“, sagt Oliveira
Pinto, „werden für Zeiträume länger
als ein Jahr beansprucht Damit lie-
gen wir über dem allgem einen Ban-
ken-Durchschnitt von 47 Prozent“
1984 wurden Mittel im Wert von 762
Milliarden Escudos vergebet Davon
entfiel ein Großteil auf Bauvorhaben,
insbesondere privater Wohnungen.
„Das ist unsere Spezialität“, sagt Oli-
veira Pinto. So gingen 1984 40 Pro-
zent der Kredite in den Bausektor, 31
in die Industrie, 18 an die öffentliche
Hand und 4 Prozent in den Agrarbe-
reich.
Großes Gewicht hat
der Mittelstand
Großes Gewicht kommt nach Mei-
nung des Caixa-Präsidenten auch der
mittelständischen Industrie zu. Hier
wurde eine enge Zusammenarbeit
mit der Europäischen Investitions-
bank ins Leben gerufen, um den
Import benötigter Ausrüstungsge-
genstande zu fördern. Auf der ande-
ren Seite wird in Portugal der Aufbau
einer konkurrenzfähigen mittelstän-
dischen Industrie mit Hflfe des „Insti-
tuts zur Forderung mittlerer und klei-
ner Industrien (IAPMEI) forciert
Mehr als 367 solcher Firmen wurden
mit Mitteln der Caixa finanzier t. „Da-
mit haben wir auch erhebliche Impul-
se für den heimischen Arbeitsmärkt
ausgelöst“, sagt Oliveira Pinto.
Einer stärkeren Privatisierung des
Bankensystems seht der Caixa-Prä-
sident gelassen entgegen. „Wir haben
davon keinen Schaden.“ Die starke
Position der Kasse im Bereich mittel-
und langfristiger Kredite sei kaum zu
gefährden. Zudem vermutet Oliveira
Pinta das Engagement der Privaten
vor allem bei kurzfristigen Darlehen.
Der Beitritt zur EG werde - trotz der
Übergangsphase - zu einigen Anpas-
sungsschwierigkeiten führen. „Aber
danach wird es zu einem beträchtli-
chen Wachstum kommen“, ist der
Präsident zuversichtlich. Seine Bank
verfuge über gute Kontakte zu den
europäischen Institutionen und über
internationale Erfahrung. „Wir haben
Büros in Frankreich und Brasilien.
Zudem ist unsere Bank der Sparkas-
senvereinigung der EG angeschlos-
sen.“ G.DEANO
FLÄCHE
Portugal umfaßt einschließlich der im
Atlantik gelegenen Inselgruppen Azo-
ren (2344 qkm) und Madeira (797 qkm)
92 082 qkm.
EINWOHNER
Ca. 10 Millionen
STÄDTE
Lissabon (Hauptstadt) ca 1,6 Millionen
Einwohner, Porta ca. 400 ICO E, Coimbra
56000 E., VI ia Nova de Gala 51 000 L,
Setöbai 50 000 E, Braga 49 000 E.
SPRACHE
Pourtuglesisdi; ln Geschäftskreisen
auch Englisch, Französisch, zuweilen
auch Deirtsch.
ZEH
Westeuropäische Zeit (MEZ - 1 Stunde);
von Anfang April bis Ende September
Sommerzeit (= MEZ).
FEIERTAGE
T. Januar, Faschingsdienstag, Karfrei-
tag, 25. April, 1. Mai, Fronleichnam, 10.
Juni, 13. Juni (nur in Lissabon), 24. Juni
(nur im Norden), 15. August, 5. Oktober,
1. November, 1., 8. und 25. Dezember.
WICHTIGE ADRESSEN IN DER
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Botschaft der Republik Portugal, Ubier-
Straße 78, 53 Bonn 2, Tel.: 0228736 30 11.
Generalkonsulate: Graf-AdoK-Strcße
16/(V,4 Düsseldorf 1,Tel.: 0211/8 06 33.
Zeppelinallee 15, 6 Frankfurt, Tel:
069/70 20 66.
Gänsemarkt 23, 2 Hamburg 36, Tel.:
040/3434 78.
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0541/6 7211.
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7 Stuttgart 1,Tek 0711/22 50 13.
Honorariconsulcrt: Mcnrimlßansplatz 12 b,
8 München 2, Tel: 089/29 00 32.
Portugiesisches Touristik-Amt, Kaiser-
strafie 66, 6 Frankfurt 1, Tel:
069/234094.
Portugiesisches Handelsbüro, Gönse-
I nvestitionen in Hohe von 60 Milli-
arden Escudos (rund 1,1 MrdL DM)
sieht der laufende Fünf jahresplan für
den Ausbau des Energienetzes in Por-
tugal vor. Das Programm ist auch not-
wendig. denn mit dem Beitritt zur
Europäischen Gemeinschaft will die
Regierung alles daran setzen, mehr
ausländische Unternehmen zur Pro-
duktion im Land anzuregen.
Die Stromversorgung durch die
staatliche Electricidad de Portugal
(EDP) reicht aber gerade aus, den ak-
tuellen Konsum zu decken. Der ge-
schäftsführende EDP-Direktor, Gon-
markt 21-23, 2 Hamburg 36, Teü
040/344214.
TAP, Kaisers traße 63, 6 Frankfurt, TeL:
069/252041.
.TAP, Korispfatz 3, 8 München, TeL
089/59 6086.
IN PORTUGAL
Botschaft der Bundesrepublik Deutsch-
land, Campo dos Märtkes da Patria, 38,
1100 Lissabon, TeL: 03351 1/56 39 61 .
galo Avides Rodrigues Sannexxto,
kann aber auf Erfolge bei der Elektri-
fizierung in Portugal verweisen.
So hat es EDP geschaßt, die Strom-
erzeugung fnnprhalb der letzten gehn
Jahre enorm zu steigern. Der im glei-
chen Zeitraum auf 19 (KM) Gigawatt-
Stunden nahezu verdoppelte Durch-
schnittsverbrauch konnte, so Sar-
mento, „meistens aus der Inlandspro-
duktion erfüllt werden“. Probleme
gibt es in extremen Trockenzeiten:
„Da kann es Vorkommen, daß unsere
Wasserkraft w erke nicht mehr richtig
arbeiten.“ Die Tages-Kapazität der
Konsulat; Rua do Campo Alegre 276,
Porto. TeL: 003512/651 32.
Honorarkonsulate in Fora, Funchal/ Ma-
deira, Ponta Delgada/Azoren.
Deutsch-Partugiesische Industrie- und
Handelskammer Avenida Blas Garda
123, 1100 Lissabon, Tel.: 003511/77 25 87.
Lufthansa, Avenida Da Liberdode 192 A,
1100 Lissabon, TeL: 03511/57 38 52.
Wasserkraftwerke ist mit 2778 Mega-
watt (MW) immer noch größer als die
der installierten thermischen Kraft-
werke, mit den Grundstoffen Öl und
Kohle (2299 MW).
Wichtig ist fiir Portugal daher der
Ausbau der Eigenerzeugung auf Koh-
le-Basis. So geht in diesen Tagen der
erste Block eines Kraftwerks im Sü-
den des L andes (Sines) mit 300 Mega-
watt in Betrieb, dem in den kommen-
den Jahren zwei weitere Blöcke mit
zusammen 600 Megawatt T^ichmg
folgen werden. HX.
P ortugals Tourismus-Industrie,
größter Devisenbringer des Lan-
des, hat in den kommenden Jahren
viel vor, um den Strom der ausländi-
schen Besucher zu verbreitern. Der
Gene raldirekto r des staatlichen Tou-
rismus-Büros, Cristiano Barros de
Freitas, nannte in einem WELT-Ge-
spräch vier Schwerpunkte künftiger
Investitionen:
• Verstärkte Marketing-Aktivitäten
in den europäischen und überseei-
schen Ländern. Die zahlreichen Bü-
ros, darunter elf in Übersee, vier in
der Bundesrepublik Deutschland
und jeweils mindestens eines in je-
dem westeuropäischen Land, erhal-
ten mehr Mittel für Werbemaßnah-
men.
• Staatshilfe für private Unterneh-
mer im Tourismus-Geschäft Dazu
zählen Spezial-Kredite für Reise-
agenturen sowie für den Bau von
Golfplätzen und Hotels in Portugal.
• Ausbau des Geschäfts für Exclu-
siv-Urlaub, das bisher schon enorme
Zuwachsraten aufweist In diesem
Bereich ist der Bau neuer Golf-Plätze
von hoher Qualität vorgesehen, nicht
nur in der Algarve, sondern auch im
Gebiet um Lissabon und in Nord-Por-
tugal.
Höchster Standard
im südlichen Europa
• Förderung von Incentive- oder
Kongreßreisen in Zusammenarbeit
mit den großen Hotelkonzemen. Die-
se Geschäftsreisen werden für Portu-
gal immer interessanter. Besonders
Unternehmen aus den USA und der
Bundesrepublik veranstalten fiir ihre
Mitarbeiter derartige Spezial-Reisen,
in denen Konferenzen oder Weiterbil-
dungsmaßnahmen mit Urlaub gekop-
pelt werden. Bevorzugte Zielorte sind
Lissabon, die Insel Madeira und die
Algarve im Süden des Landes.
In der Algarve gibt es inzwischen
gut 5000 Hotels mit einem Standard,
der über dem vergleichbarer Angebo-
te in Süd-Europa liegt Das macht den
Aufenthalt im Vergleich zu Spanien
zwar teurer, doch zeigen jüngste
OECD-Sfatistiken, daß Portugal mit
richtig liegt
So hat das Land im vergangenen
Jahr gegenüber den anderen Mitglie-
dern in der Organisation Eir wirt-
schaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung wesentlich besser abg»-
schnitten. Bei der Einreise gab es ein
Plus von 10,5 Prozent auf 9.8 Millio-
nen Besucher, während der OECD-
Durchschnitt bei Plus zwei Prozent
liegt Die Übernachtungen stiegen in
Portugal um 13.5 Prozent auf 4.1 Mil-
lionen (OECD: plus fünf Prozent),
und die Einnahmen auf dem Touris-
mus-Geschäft verbesserten sich real
um 16,6 (OECD: acht) Prozent auf
rund eine Milliarde US-Dollar.
Besucher aus Spanien
Touristen aus England
Die meisten (TagesOBesucher
kommen aus Spanien, die meisten
Touristen aus Großbritannien. Deut-
sche Urlauber nahmen in der portu-
giesischen Statistik im vergangenen
Jahr den dritten Plate ein. nach den
spanischen aber noch vor den Ameri-
kanern, den Franzosen und den Hol-
ländern.
Daß d «ff portugiesische Staat mit
seiner Tourism us-Politik richtig liegt
bestätigt auch Andre Jordan, Chef
der größten Baugruppe in der Algar-
ve. Speziell Häuser und Eigentums-
wohnungen im Luxusbereich verkau-
fen sich derzeit fest von selbst Gera-
de die Deutschen fasziniere bei 200
Sonnentagen im Jahr das imxruner-
währende Frühlingswetter. Hinzu
komme die bisher hervorragende
Wertsteigerung von Immobilien in
der Algarve.
Hier wird sich nach Ansicht von
Jordan mit dem EG-Beitritt des Lan-
des einiges tun. Zu erwarten sei ein
Investitionsschub und ein Hoch-
schnellen der Preise. In fünf bis spä-
testens zehn Jahren dürfte das Preis-
niveau für Häuser so hoch sein, wie in
anderen bevorzugten Urlaubsgebie-
ten Europas. Dann seien Baukosten
von nur 50 Prozent gegenüber ver-
gleichbarer Qualität in Deutschland
Vergangenheit KENNER LA VALL
Die beschlossene
Integration der
Iberischen Halbinsel
in die Europäische
Gemeinschaft reißt
die wirtschaftlichen
Grenzbarrieren nieder.
Bn steigender
Welthandel führt dazu,
daß Portugals
iusitanlscHe Kontakte
eine Aufwertung
erfahren. Lissabon
konnte ein Drehkreuz
werden.
Q Opük/EJektranik
□ Reparatur-Werft
|J Hafen-Neubau
0 Fahrzeugbau
1 Stahlindustrie
|| Chemische Industrie
O Textilindustrie
<£» Weinbaugebiet
ELEKTRIZITÄT / Erhebliche Steigerung im letzten Jahrzehnt
Bisweilen trocknet die Steckdose aus
TOU RISMUS / Große Pläne mit dem Devisenbringer
Golfplätze als Synonym
fiir Qualitätstourismus
der Förderung des Qualitäts-Urlaubs
Die portugiesische Wirtschaft:
Entwicklung in drei Phasen -
Stabilisierung, Modernisierung, Wachstum
Portugal hat eine kleine, freie und erst neuerlich
industrialisierte Wirtschaft. Ein- und Ausfuhren dek-
ken zu einem großen Tteil Nachfrage und Produktion.
Hauptimporte sind enexgiebezDgene Produkte (ErdöD,
Nahrungsmittel und Rohstoffe. Zu den Exporten zäh-
len u. a. gefertigte Güter (Tex t i lien , C hemik ali en ,
Papier uncf Papierbrei) sowie Dienstleistungen (Tou-
rismus).
Der zweite ölschock, eine große Dürreperiode, die
weltweite Wirtschaftsflaute und der Versuch, Inlands-
nachfrage und Beschäftigungsstand auf einem hohen
Niveau zu halten, haben wesentlich zu Portugals be-
trächtlichen Auslandsschulden beigetzagen. Hohe
Zinssätze auf den internationalen Markten und un-
günstige Umtauschkrise haben dieses Problem noch
vergrößert.
Die Regierung, mit ihrer Zweidrittelmehrheit im Par-
lament ein politisch und sozial solider Faktor, führte
sofort nach ihrem Amtsantritt im Juni 1983 ein Stabili-
sierungsprogramm durch, um der ungünstigen wirt-
schaftlichen Lage Herr zu werden.
Dieses wirtschaftliche Stebilisierungsprogramm bein-
haltete eine Abwertung der einheimischen Wahrung,
des Escudo, die Erholung des Zinssatzes und eine
Verschärfung der Geld- und Finanzpolitik. Die Kosten
für öffentliche Versorgungsleistungen (Strom, Gas,
Wasser usw.) wurden erhöht, um das Defizit der staat-
lichen Betriebe zu verringern. Eirüge andere, vom
Staat vorgeschriebene Preise wurden ebenfalls ange-
hoben zwecks Abbau der Subventionen und somit des
Haushaltsdefizits. Steuern wurden erhöht und die
öffentlichen Ausgaben beschnitten. Ein Beista n dsab-
komm en mit dem Internationalen Währungsfonds
(IWF) wurde im Oktober 1983 unterzeichnet Die Wirt-
schaft verkraftete dieses St abilis ierungsprogramin er-
staunlich gut ürie mit dem IWF vereinbarten Haupt-
ziele wurden erreicht 1983 fiel das Leistungsbilanzsde-
firr t auf 1 ,6 Mrd. (gegenüber 3,3 Mrd. 1982). Die mit
dem IWF vereinbarte Summe belief sich hingegen auf
2 Mrd. $. Diese bemerkenswerte Erholung ergab sich
711 m einen aus der Beschneidung der Inlandsnachfra-
ge und »im anderen aus einer Umverteilung der
ö ffe ntlichen Au- sg^N m. Die Inlandsnachfrage sank um
real 7%, aber die negativen Auswirkungen dieser
Maßnahme auf Produktion und Beschaftigungsstand
wurden durch positive Zahlen im Außenhandel watt-
gemacht'
Die Ausfuhren stiegen um 17 %, während die Importe
um 9% fielen (berechnet in konstanten Escudo-
Preisen). Dadurch verringerte sich das Brutto inlands-
produkt pwin pfrig ig (um einen halben Prozentpunkt).
Anleihen desoff entliehen Sektors wurdet eben fall s
drastisch beschnitten. Als Anteil am Bruttosozialpro-
dukt fiel der Kreditbedarf des Öffentlichen Sektors
1983 um ca. % seines Volumens im Jahre 1982. Die
Auslandsschulden verringerten sich im gleichen Zeit-
raum bedeutend, und der Schuldendienst verbesserte
sich merklich.
Gemäß den neuesten statistischen Zahlen setzte sich
der Erholungsprozeß 1984 fort Das Leistungsbilanz-
defizit wird voraussichtlich bedeutend weniger als die
Hälfte der Summe de s Jah res 1983 ausmachen und gut
unter dem mit dem IWF vereinbarten Ziel von 1,25
Mrd. $ liegen. Wie im Vorjahr spiegelt diese große
Verbesserung den Abbau der Importe und den Zu-
wachs der Exporte (beides sowohl in traditionellen
wie in neuen Exportgütem) sowie die steigenden
Einnahme n aus dem Fremdenverkehr wider. Das An-
wachsen Her Analnndagphiilrien hielt sich in vertretha-
ren Grenzen und folgte somit dem Trend der Lei-
stungsbilanz.
Obgleich Portugal in der Lage war, ungünstige Trends
der Vorjahre abzuwenden und seine Finanzen zu
stabilisieren, konnte es die Auswirkungen steigender
Wirtschafts- und Sozialkosten nicht verhindern. Die
Inflation erhöhte sich daher im Gefolge von Preissta-
hflj«pwnn gsmia Bnahmgn und der Abwertung des Es-
cudo bei gleichzeitiger Zunahme der ArbeitslosenzahL
Die wirtschaftliche Tätigkeit befindet sich gegenwär-
tig auf einem niedrigen Stand, und das besonders in
inlandsorierxtierten Bereichen. Es wird angenommen,
daß das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 % gefallen ist
Die finanzielle Stabilisierung ist ebenfalls eine Vor-
aussetzung für die Durchführung umfassender struk-
tureller Veränderungen, die für eine bessere wirt-
schaftliche Leistung und die erfolgreiche Integration
Portugals in die Europäische Gemeinschaft unerläß-
lich sind. Es wird erwartet daß die Öffnung für
privates Kapital sich günstig auf Sektoren wie Ban-
ken, Versicherungen, Zement- und Düngemittelindu-
strien auswirken wird. Drei Privatbanken erhielten
erst kürzlich die Erlaubnis, in Portugal tätig zu wer-
den. Es ist anzunehmen, daß andere Banken diesem
Beispiel folgen werden. Ferner genießt die Moderni-
sierung des Finanzsektors in den von der Regierung
entworfenen Plänen Vorrang. Einige Entwicklungen
aus jüngster Zeit sind durchaus ermutigend. Die Lea-
sing- und Investmentgesellschaften d eh nen ihre Tä-
tigkeit zur Zeit beachtlich aus. Somit haben die Kre-
ditnehmer eine größere Auswahl bei ihren finanziellen
Anliegen. Bis vor kurzem waren sie noch a u ssc h ließ-
lieh auf den Bankensektor angewiesen. Die Regierung
beabsichtigt als nächstem Schritt, den Aktienmarkt
seiner Bedeutung entsprechend weiterzuentwickeln.
Der kürzlich von der Regierung verabschiedete Haus-
halt wurde Im Hinblick auf die Konsolidierung der
Wirtschaftslage erarbeitet Die Angleichung der Ein-
kommensteuersätze wird auch zur Erholung des Ver-
brauchermarktes beitragen. Die Ratio n alisieru n g der
Verwaltung und die Restruktuxirierung von verstaat-
lichten Industrien werden zu einer besseren gesamt-
wirtschaftlichen Leistung des breit angelegten öffent-
lichen Sektors führen.
Im Jahre 1985 wird die Wirtschaft voraussichtlich ein
bescheidenes Wachstum aufweisen, das vom Export-
sektor angeführt wird. Die Modernisierung der Wirt-
schaft wird allerdings zu einem großen Teü. von der
Z usammenar beit mit ausländischen Investoren und
der internationalen Finanzgemeinschaft abhängen.
Portugal bietet ausländischen Anlegern attraktive Be-
dingungen. Sie können mit hohen Gewinnen rechnen,
begünstigt durch gut geschultes Personal, niedrige
Löhne, steuerliche Anreize und ein bedeutendes
WachstumspotentiaL Die bevorstehende EG-Mitglied-
schaft ist ein weiterer großer Anreiz für ausländische
Anleger. Diese werden Portugal sicherlich in seinen
M’^ytpTnlsiBi^ mggb emiihnng gn tatkräftig unterstützen.
Baneo de Portugal
Abteilung Br Forschung
und Statistik
Der Zuhunft uorcius
Heute müssen wir dafür sorgen, die Energie in Portugal zu sichern, die morgen
notwendig ist. Wir haben gegenwärtig 51 Wasser, und 6 Wärmekraftwerke in
Betrieb, benötigen jedoch viel mehr. Weitere 5 Wasserkraftwerke und 1 Dampf-
kraftwerk sind im Bau und andere
geplant. Mit den fünf Inter-
-Anschlüssen der Strom-
netze zwischen Portugal
und Spanien, über die
Portugal verfügt,
einer davon ist für
400 kV, ist unser
Land der interna-
* tionalen Gemein-
■ schaft angeschlos-
sen. In den letzten
5 Jahren investier-
ten wir 2 000mio
US Dollar und ca.
4300 mio US DQllär
sind für investitioneii ’
in den nächsten 5 Jahren
vorgesehen. Wir sind ein
staatliches Unternehmen
im Dienste Portugals und
seiner Bevölkerung.
Etectriddade de Portugal
EDP/Empresa Pübtfca
WELT m REPORT
19
Donnerstag, 9. Mai 1985 - Nr. 107 - DIE WELT
FOTO: GEORG FISCHER
Mit der Umst*Itoag von NoubovtM auf Roparatom gehofft« djo Werft liuiave ein« TmtdwMde In ibr«r KrUo
WERKE EN / Lisnave-Direktor Muiato: „Das Schlimmste ist überstanden**
Lissabon könnte bald eine Drehscheibe werden
T>ortugals Werften, einst Stütze des
1 Exports und reiche Devisenbrin-
ger, sind ebenso wie ihre westeuro-
päischen und bundesdeutschen
Konkurrenten in eine kritische Phase
geraten. Die Ertragslage ist schlecht,
die Beschäftigtenzahl der Branche ist
von 26000 im Jahre 1978 auf jetzt
noch 17 900 abgesunken.
Die portugiesische Schiffbauindu-
strie setzt sich aus rund 100 Unter-
nehmen zusammen Davon können
etwa 15 Betriebe als führend angese-
hen werden. Bei den restlichen 85
Firmen handelt es sich überwiegend
um kleine Betriebe mit marimai 20
Beschäftigten. Sie stellen vorwiegend
Fischerboote und kleine Küstenschif-
fe aus Holz her. Im Gesamtsektor do-
minieren zwei Großbetriebe: Lisziave
und Setenave, beide in Lissabon.
Usnave gehört zu den größten Pri-
vatuntemehmen im Lande mit rund
5700 Mitarbeitern bei einem Jahres-
umsatz von 5,8 Millionen Escudos
awsi.
. Vor Jahren erfolgte der mutige
Schritt, die größte private Werft Por-
tugals von einem Schiffsbau betrieb
in eine reine Reparaturwerft umzu-
wandeln. Gelohnt bat sich dies inso-
fern, als der Schiffsbauer früherer Ta-
ge wohl schon längst unter der welt-
weiten Krise am Tanker- und Frach-
tenmarkt das Zeitliche gesegnet hatte.
Die Reparaturwerft Lisnave kränkelt
zwar auch im Sog der Strukturberei-
nigung auf den Weltmeeren. Doch
das Schlimmste ist nach Ansicht des
Managements jetzt überstanden.
Mpfrr noch: das Unternehmen rech-
net fest mit einer beständigen Bele-
bung seines Geschäfts in naher Zu-
kunft
Lisnave-Direktor JA Murato
nennt als Grund für diesen Optimis-
mus vor allem die wieder gestiegenen
Repaisturaufträge. „Konnten wir in
den Jahren vor der Krise auf dem
Schiffsmarkt unsere Trockendocks
mit durchschnittlich 150 Aufträgen
pro Jahr »« fingt»«, xutschten die
Reparaturen 1982 auf 92 und 1983 auf
nur noch 67 ab. Im letzten Jahr zeigte
die Kurve mit 80 Aufträgen wieder
leicht nach oben." Diese Entwicklung
Kaho im l mrfenripr 1 Jahr bisher ange-
halten.
Dem Unterneh-
men, das zu 40 Prozent in ausländi-
schem Besite ist, hat dabei die günsti-
ge Lage seiner Werft geholfen. Lissa-
bon liegt an oder nahe bei den inter-
nationalen Schiffsrouten Femost/
Afrika/Europa und Amerika/Afiika/
Europa. Z»apm verfügt Lisnave in
wrinen beiden Betrieben an der Mün-
dung des Tqo über vier Trocken-
docks, von denen das größte mit einer
Kapazität von wtiw Million Tonnen
Gesamttragfahigkeit ausgestattet ist
Anzahl und Größe der Docks, so
Murato, ließen un» große Flexibilität
zu. Selbst kurzfristig zur Reparatur
einlaufende Schiffe könnten in der
Regel ohne Wartezeit abgefertigt wor-
den. Die Lage der Werft bringe es mit
sich, daß vor aQem Schüttgutfrachter
und Tanker - zu 90 Prozent werden
Reparaturen an Schiffen durchge-
laufen - zu routinemäßiger Kontrolle
embreffen. Das bedeute aber keine
Spezialisierung auf diese Typen, im
Gegenteil, Lisnave sei derart erfah-
ren, daß jeder Schiffstyp repariert
werde.
Dennoch, gegenwärtig ist die
Kapazität der Werft nicht ausgelastet
Von den 6500 Beschäftigten müssen
nach Angaben von Murato noch gut
2000 das Unternehmen verlassen. Mit
Mülinnen- Tn vprfrtinnpn sollen fer ne r
die Anlagen modernisiert werden, um
die Liegezeiten noch weiter zu verrin-
gern. Schon jetzt spräche die Relation
Preis und Zeit gegenüber den Haupt-
konkurrenten in Europa eindeutig für
lisnave. Muiato hoffnungsvoll- „Wir
erwarten zudem, daß der Handel auf
den Meeren im Zuge des Wirtschafts-
aufschwungs in den USA, Japan und
den europäischen Staaten wieder zu-
nimmt Dies wird ganz sicher die nöti-
gen Im pulse für unser Geschäft brin-
gen-"
Setenave wurde 1975 verstaatlicht
imd machte 1983 mit 8000 Mitarbei-
tern rund 8 Millionen Escudos Um-
satz.
Der Schiffbau verteilt sich auf drei
Zentren im Lande: im Norden auf
Viana bei Porto, in der Landesmitte
in den beiden Städten Aveiro und
Figueiro da Foz, im Süden in Lissa-
bon und SetubaL
Ein Grund für den Niedergang der
portugiesischen Schiffbau-Industrie
war die Öffnung des Suezkanals u pd
damit das Ende der Großtanker-Ära.
Lissabon war zur Zeit der Suezblok-
kade idealer Werftstandort Schiffe,
die das Kap umrundeten und repa-
riert werden mußten, passierten
zwangsläufig Portugals Werften. Es
war die erste und lebte auf dem Weg
nach Süden oder vom Süden kom-
mend in den Norden. Als die Routen
sich änderten und das Nordsee-Öl für
Europa attraktiv wurden, kamen kei-
ne Schiffe mehr. Die Docks blieben
leer.
Das könnte sich in naher Zukunft
wieder ände rn. Jedenfalls ho ffen das
portugiesische Schiffahrtsexperten.
Mit der Anfhahme von „Rund-um-
die-Welt“-Diensten amerikanischer
und asiatischer Reeder mit Riesen-
Containerschiffen könnte Lissab on
seine alte Bedeutung als Umschlag-
platz und Drehscheibe wiedererlan-
gen. Dann nämlich, wenn die Schiffe
nur his Lissabon, fahren, ihre Frach-
ten für Nordafrika und Sudeuropa
dort abladen, um sie von dort per
Bahn Lastwagen und kleine n Schif-
fen w pjtertrans pnT fripnpn zu lassen
Dann wäre wieder eine Zukunft für
Lissabons Werften und Portugals
Schiffbau gegeben. LuS.
ALGARVE
Land der
Muße
und des
Weins
M ario, der bärtige Kellner in der
Hafenkneipe von Pöitimao an
der Algarve, sorgt dafür, daß mein
Glas mit dem „vinho tinto" nipfrt leer
wird. Und Angela, die hübsche Bedie-
nung, ist bemüht, meinen Teller im-
mer gut mit frisch gegrillten Sardinen
und G ambas zu füllen.
Dicht an dicht stehen die Tische in
der Hafenkneipe und draußen am
Kai, direkt an den Fischerbooten, ist
ein langer Usch voD besetzt mit
hungrigen Touristen. Gegrillt wird
vor dem Tisch. Die ftar drä«» kom-
men unmittelbar aus den Netzen der
Fischer - sie werfen die kleinen Fi-
sche in Korben mit flinkem Händen
von ihren Booten an den Kai Dort
werden die Sardinas sortiert,
verpackt und gleich verkauft. Minu-
ten später liegen sie auf dem Holz-
kohlenglill der nngahiiggn TTnoipgn
am Hafen. Gut gesalzen, dazu Brot
und natürlich vinho tinto, der rote
portugiesische Wein - was km™ es
schöneres geben?
Portugal bedeutet landschaftliche
Vielfalt, Gastfreundlichkeit und im
Süden traumhafte Strande eingebet-
tet in ein faszinierendes Felsenpan-
orama. Das ist die Algarve. Jeder Mo-
nat im Jahr ist B «Rnrt»a«» it im Sü den
Portugals. Der Winter ist ein müder
Frühling, der Sommer nie zu heiß,
der Herbst ein heißer Frühling. Das
extrem mfldt» Klima laßt Apfelsinen
und Feigen reifen, hüllt sc h on im Ja-
nuar die Landschaft in den weißfrosa
Schleier der Mandelbäume.
Wer hierher fahrt, kann das Leben
noch in vollen Zügen relativ preis-
wert genießen: Hotels und Übernach-
tungen sind zwar nicht gan? so billig
wie in Italien, dafür ißt und trinkt
man überaus preiswert: Ein Sardi-
nen- und Gambas-Festmahl mit Wein
und Brot kostet pro Person nicht
mehr als acht Mark. Und dann hat
man mrfir als gut gegessen. Das gilt
auch für die Touristüaentren in der
Algarve. Vor allem die Fischfreunde
kommen überall auf ihre Korten.
Ganz besonders gilt dies für die
vielen Bars und Resta uran t s im Xnae -
ren des Landes, dort, wo es nicht
so viele Touristen gibt Da lohnt sich
ein Ausflug immer. Hier scheint die
Zeit stehen geblieben zu sein: Noch
immer stehen die Frauen in schwar-
zen Kleidern und mit Hüten vor ihren
Hausern, palavern, während die Män-
ner mit Maulpapln durch das T.nnH
ziehen. An Flüssen und Bächen wird
wie zu Großmüttern Zeiten die Wä-
sche gewaschen und Frauen sind es,
die mit Eselskarren von Dorf zu Dorf
zum Einkauf fahren. Zwischen den
Dm Atlantik gab dm Falten ihr Gesteht foto ; w. knüttei
Bäumen an den kleinen Straßen
Schnapsbrennereien - sie machen
den feinen Schnaps „Medronho“ aus
Früchten des Erdbeerbaumes.
Zurück aus den Dörfern zu den-
Stränden. „Sie sind so schön wie fast
nirgends in Europa“, urteilte die
„Stiftung Warentest“. Fürwahr, kilo-
meterlang ziehen sie sich, unterbro-
chen durch Felsen mit kleinen Buch-
ten - ein Ferienparadies ersten Ran-
ges. Aneinandergereiht sind die Städ-
te zum Verweilen: Albufeira - ein ma-
lerischer Fischerort mit modernen
Häusern durchsetzt Sagres und Faro
- die beiden „großen“ Städte.
Faro ist Ausgangspunkt für äße
Reisen in die Algarve - hier landen
die Jets mit den sonnenhungrigen
Touristen aus Europa. Und ein Dorf
ragt besonders heraus: Carvoeiro. Es
ist immer noch so, wie es einst war
ein kleines Fischerdorf mit duften
Kneipen, kleinen Restaurants, schö-
nen Buchten. Und oben auf den
Klippen das „moderne“ Carvoeiro -
ein Super-Ferienclub für höchste An-
sprüche! Die Anlage „Carvoeiro
Club“ besteht aus Villen, die sich in
ihrem Baustil südlichen Gewohnhei-
ten anpassen: Bis zu drei Doppel-
Schlafzimmer, Kamin, eigener Swim-
ming-Pool, Hausmädchen, Tennis-
plätze, Sqash, Minigolf, Nightclub
nnd Bar.
Die Idee zu diesem Luxusclub hat-
te der ehemalige Manager der „Verei-
nigten Papierwelke“ (Quäle), Klaus
Moeller (50), ein Hamburger. Er stieg
vor sieben Jahren in Deutschland
aus, baute seither drei Clubs für höch-
ste Ansprüche. „Wir verkaufen ent-
weder unsere Hauser oder vermieten
sie“, sagt Moeller. Jedes dieser Häu-
ser besitzt einen wunderschönen Gar-
ten, Blumenbüscbe, Palmen, Mandel-
bäume und Pinien grenzen die
Grundstücke voneinander ab und
verleihen dieser bezaubernden Land-
schaft den typisch südländischen
Charme, Moeller „Der Carvoeiro
Club bedeutet Urlaub vom ersten Tag
an und das in einem exclusiven Rah-
men."
Recht hat er. Am Flughafen wer-
den seine Gäste abgeholt, Kühl-
schrank und Ge tränke box sind ge-
füllt Das jedem Haus zur Verfügung
stehende Dienstmädchen erledigt die
Hausarbeiten und wascht die Wä-
sche. Telex- und Telefonverbindun-
gen stehen zur Verfügung, um auch
vom Club aus Geschäfte machen zu
können. Inzwischen hat Klaus Moel-
ler an der Algarve drei derartige Fe-
rienclubs mit insgesamt 200 Villen
gebaut Das investierte Kapital be-
trägt rund 70 Millionen Mark. Im
Herbst 1984 wurden die Aktien der
Modler-Gesellschaft (Euroaktidada)
in London an der Börse eingeführt
und gehandelt
Der Kaufpreis pro VHla liegt bei
etwa 600 bis 800000 Marie, der Miet-
preis pro Woche zwischen 1000 und
2700 Marie bei einer Hausbelegung
von sechs bis acht Personen.
Auskünfte: Menzell Tours, Ham-
burg 11, Alter Wall 67 und Portugiesi-
sches Touristik-Amt Kaiserstraße 66,
6 Frankfurt ILSE BAUER
Portugal
Redaktion: H.-H. Hölzerner, Bonn
Anzeigen: Hans Blehl, Hamburg
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DAS VERBINDUNGSGLIED
zwischen Portugal
und der Welt
AäcAIXA geral de depösitos
Die größte Bank in Portugal
20
SPORT $ FERNSEHEN
dtk WELT - Nr. 10? - Donnerstag. 9. Mai Iggj
KAISERSLAUTERN / Ehemaliger Nationalspieler Hannes Bongartz mit 33 Jahren Bundesliga-Trainer
Präsident Friedrich sachte „Fußball-Verrückten“,
er fand ihn eher mit Gefühl als mit dem Verstand
M. HÄr. BT.T!!, ITahml^ra
Er kam und lächelte. Etwas verle-
gen und auf der Suche nach dem
richtigen Ton. So ähnlich mag es ihm
ergangen sein, als er sich zum ersten-
mal den Ehern »rinpr Freundin vor-
gestellt hat
Daß Harnes Bongartz (33) Trainer
des L FC Kaiserslaut ern wurde, Tot tti
der Tat viel mit Gefühlen zu tun.
„Fragen sie mich nicht warum“, sagt
Jürgen Friedrich, der President des
Vereins, der den einstigen Regisseur
der Bimdpaligamannsphaft wieder in
die Pfalz geholt hat Rational sei die-
ser Schritt nämlich nur schwer zu
erklären. Von beiden Sehen.
„Ich habe ihn mit diesem Angebot
neulich richtig erschreckt" , sagt
Friedrich. An den erfahrenen Jürgen
Sundermann hatte Friedrich zwar ge-
dacht, aber nicht lange. Irgendwas
hielt ihn auch ab, Klaus Toppmöller,
den nächsten ernsthaften Kanriirinton
und ebenfalls ein ehemaliger Natio-
nalspieler des 1. FC Kaiserslautern zu
en gagieren.
Friedrich sagt Jch wollte einen
Mann, der in der Szene beheimatet
ist Einen Fußball-Verrückten, der
auch die Sprache der Jungen ver-
steht, die heute schon einen ganz an-
deren Wortschatz als die älteren Pro-
fis haben. Dies alles trifft auf Hannes
Bongartz zu. Er war Publikumslieb-
ling am Betzenberg. Zu seinen akti-
ven Zeiten hat er dem damals j ung en
Spund Andreas Brehme wie ein gro-
ßer Bruder die Tricks auf dem Platz
und außerhalb gelehrt Aber er konn-
te auch stets Brücken schlagen zwi-
schen der Generation der Porsche-
Fans nnri jenen, fiir die eine gnlriene
Ehrennadel am Revers und die Er-
wähnung in d<*n Vereinsnachrichten
höchsten Add bedeutet
Junge aus dem Leben, cleverer Ge-
schäftsmann zugleich, zwischen die-
sen zwei Polen hat der Spider Bon-
NACHRICHTEN
Björn Born siegt wieder
Kobe (sid) - Der frühere Weltklas-
se-Tennisspieler Björn Borg gewann
zum Auftakt eines mit 200 000 Dollar
dotierten Einladungs-Turniers im
japanischen Kobe gegen a»mt»n
schwedischen Landsmann J ohann
Carlsson mit 6:4, 7:6. In Kobe sind
acht Spider am Start
Ans für Eva Pfaff
Barcelona (sid) - Die Königsteine-
rm Eva Pfaff ist bd den internationa-
len spanischen Tennis-Meisterschaf-
ten der Damen in Brcdona in der
ersten Runde ausgeschieden. Sie un-
terlag überraschend der Augsburge-
rin Petra Keppler mit 5:7, 2:6.
Kempe nach Bochum
Bochum (sid) -Thomas Kempe, Li-
zenzspieler beim deutschen Fußball-
Meister VfB Stuttgart, wird in der
nächsten Bundesliga-Saison für den
VfL Bochum spielen. Ungeklärt ist
noch die Hohe der Ablöse. Bochum
hat die von Stuttgart gef o rderten
rund 600 000 Mark nicht akzeptiert
Van Kempen gestorben
Brüssel (sid) - Der internationale
Radsport hat eine legendäre Gestalt
verloren: Piet van Kempen ist in
Brüssd im Alter von 78 Jahren an den
Folgen eines Herzinfarktes gestor-
ben. Der „Fliegende Holländer“ galt
in den zwanziger und dreißiger Jah-
ren als bester Bahnradsportler der
Welt Mit 32 Siegen war er lange Zeit
der erfolgrichsten Sechstagrennfah-
rer, ehe er von Gustav Kilian überholt
wurde.
Ohne Italiener
Düsseldorf (dpa) - Das FußbaH-
Länderspid England gegen Deutsch-
land am 12. Juni in Bfexilm City be-
streiten beide Teams ohne die Spie-
ler, die in Italien unter Vortrag ste-
hen. Auch Karl-Heinz Rummenigge
(Inter Mailand) und Hans-Peter Brie-
gel (Hellas Verona) müssen für ihre
Klubs im italienischen Pokal spielen.
FUSSBAU
^nwU nHp, Nichhohpifll vom 33.
Spieltag: Kaiserslautern - Hamburg
UL
ffM-ftntKfUmtkm, Gruppe S: Öster-
reich- Zypern 4.-0.
DIE TABELLE
LUugana S 5 8 0 13:3 10:0
2 - Österreich 6 3 1 2 9:8 7:5
3 Holland 5 2 1 2 10:5 5:5
4J2ypem 6 0 0 6 3:U 0:12
TBflitS
Grud-PtfarTünltr H-> mmndign, Ein-
zel, erste Runde- PSmefc (CSSR) -
vojtisek (CSSR) flsl. 8:1, Scfawaier
(Deutschland) - Braahen) 3.-6. &3, feg,
Caere (Argentinien) - Frawiey (Au-
stralien) 6.-7. 6:1, B-X Mecär (CSSR) -
Westphal (Deutschland) 4:6, &1, 6:4,
Stozu (CSSR) - Guzmarson (Schwe-
den) 1:6, 6:4, 6:4, Nystroem- Simonsatm
(beide Schweden) 63, 63. - Turnier
der Meister in Forest Hüls, L Bunde:
HTwaefc (Schweiz) - Keretic (Deutsch-
land) 6:1, SÄ Moor (USA) - Popp
(Deutschland) 7:6. 63, McEnroe (USA)
-van Patten (USA) 6:4, Bä
TISCHTENNIS
B mdeaH ga, Boren, Pby-off-Sunde,
Aufstiegsrunde: Steinhagen — Saar-
brücken 63, Reutlingen - Düsseldorf
9:5. - AJbsüegsrunde: Bad Hamm -
Bremen 3:9, Bayreuth — Altena.
gartz stets gepeodelt Nun sqQ er vor
Profis stehen, mit denen er vor kur-
zem selbst noch zusammen gespielt
imri Geschäfte gemacht hat Tür soll
nun Befehle eitlen, obwohl ihn über
die Hälfte der Mannschaft duzt „Wer
solch ein Amt übernimmt*, wehrt
Friedrich Bedenken ab, „der schlüpft
in einen anderen Trianingsanzug."
Hannes Bongartz will die Proble-
matik, die Alter und persönliche Ver-
gangenheit fast selbstverständlich
mit sich bringen, nicht wegeüskutie-
ren. Dieses Thema beschäftigt ihn
schon. Er hat sich bei Bundestrainer
Horst Köppd erkundigt, wie es Stenz
Beckenbauer bei seinen osten
Schritten als Chef der Nationalelf mit
der Autorität gghandhabt habe. Bon-
gartz 1 Erkenntnis aus diesem Ge-
spräch: „TpH werde ganz normal auf-
treten, das hat nichts damit zu tun, ob
ich mit einigen per Du bin.“
„Hannes, willst du neue Spieler“,
Hannes , wie erklärst du den Nieder-
gang des Klubs?“ Hannes, immer
wieder Hannes. Fäst alle Journalisten
duzten Bongartz bei dessen Antritts-
rede, in der sich der neue Trainer
Auch für Bongartz gilt, daß seit
dem Abgang des Pastors Sopp auf
Helmut Schön
hohe ihn viermal
H annes Bongartz (Foto), geboren
am 3. Oktober 1951, hat 298
Bundesligaspiele bestritten, 167 für
den L FC Kaiserslautem, zu dem er
1978 von Schalke 04 wechselte. Ins-
gesamt erzielte er 35 Tore in Bundes-
iigaspielen (24 für Kaiserslauter n).
Zwischen 1976 und 1977 wurde er
von Bundestrainer Helmut Schön
viermal in die Nationalmannschaft
berufen. Er spielte gegen Malta (8:0),
Mexiko (2:2), Finnland (1:1) und
stand in der Mannschaft, die bei der
Europameisterschaft 1976 in Jugo-
slawien erst im Finale und nach Elf-
meterschießen der Tschechoslowa-
kei unterlag (2i2/3:5). Bongartz muß-
te seine Kamee nach einem Spiel
gegen Mfirrehmg iarfharh (4. Novem-
ber 1983) wegen einer Rü<&en Verfet-
tung beenden. Wegen «*mer schlan-
ken, schlaksigen Gestalt (L82 m
groß, als Spieler 70 kg schwer) wurde
Bongartz, der Trabrennpferde be-
sitzt, „Spargeltaizan“ genannt
SPORTBUND / Perspektivplan verabschiedet
Die umstrittenen Leitsätze
nahmen vorletzte Hürde
dpa, Ha m burg
Das Präsidium des Deutschen
Sportbundes (DSB) hat am Dienstag
auf einer Sondersitzung ein stimmig
den „Perspektivplan für den Spitzen-
sport“ verabschiedet der nun dem
DSB-Hauptausschuß am 8. Juni in
Hannover zur Beschlußfassung vor-
gekgt wird. Damit oahm das umfang-
reiche Konzept der künftigen Förde-
rung des Spitzensports in Deutsch-
land die vorletzte Hürde. Ob das Pa-
pier in vier Wochen in Kraft tritt,
bleibt jedoch noch offen. Werner
Gähner, Sprecher der Spitzenverbän-
de im DSB, sagt: „Es gibt Pro und
Kontra und somit bishä keine ein-
heitliche Haltung.“
Der neue Plan geht auf einen Ent-
wurf des Bundesausschusses für Let
stungssport (BaL) zurück, dervom
DSB-Präadium unter der Über-
schrift „Leitsätze mm Spitzensport“
vor zweieinhalb Wochen in erster In-
stanz abgelehnt worden war. DSB-
Geseralsekretar Karlheinz Giesäen
»Das Papier ist überarbeitet und ge-
strafft worden.“ BaL-Vorsitzender
Heinz FaBak: J)ie Struktur ist geblie-
ben. InhaWicfa hat es keine wesentli-
Veränderungen gegeben.“
Ursprün glich hieß es: „Alle unsere
Mö glic hk eiten zur Förderung der
Spitzensportler and auszuschöpfen.“
In der jetzigen Passung steht „Zur
Förderung der Spitzensportler gärört
eine konsequente, individuelle Pla-
nung der sportlichen Laufb ahn mit
dem Angebot einer angemessenen
materiellen Absicherung.“ Neben ei-
ns - Karriere-Planung für jeden ein-
zelnen Spitzenathleten wird in dem
Perspektivplan eine Konzentration
auf ol ympische Sportarten festge-
schrieben. Gefordert wird eine wirk-
samere Betreuung der Spitzensport-
ler durch v e r st ä r k ten Einsatz von
q uatifmer ten Trainern, W issenschaft -
ler n und Medizinern sowie die Nut-
zung von l ^ipdep l eijrtimg s^entr e n als
Olympia-Zentren.
Die Kritik der Verbände läßt sich
so zusammenfessen: Es kann nicht
angehen, daß ein so weitreichendes
Vorhaben im Eilverfehren durchge-
zogen werde. Innerhalb von vier Wo-
chen gebe es keine ausreichende Ge-
legenheit zur Diskussion innerhalb
der Verbandsgremien. Dar Plan laufe
auf pinon Z entralismus hinaus imd
auf eine Verengung der Förderung
auf (erfolgreiche) olympische Sport-
arten.
Tatsächlich steht der DSB mit sei-
nem Plan unter Zeitdruck, denn den
Verbänden wmB das endgültige Pa-
pier via: Wochen vor der Hauptaus-
schußsützung vorüegen. Deshalb
schickte Gieseller den Verbänden die
ursprüngliche Fassung des BaL-Ent-
wuris bereite am Wochenende zu. An-
dererseits: Wird des- neue Entwurf
nicht beraten, gibt es keinen wesentli-
chen Tagesordnungspunkt mehr.
dem Betzenburg wieder mit einem
Mund geredet wird. Friedrich gibt die
Richtung' an mri in dessen Konzept
haben sich alle zu fogen. Bel 5^ Mü-
Eonen Vpr hinrilirhlmtpri flrrn Sai-
sonende kann der Trainer Bongartz
jetzt nicht nach Verstärkungen
schreien. Und ein Supergebalt erhalt
er auch nicht
Bongartz paßt in die neue Verems-
Pöütik, zu der der Pfälzer Klub ge-
zwungen ist: Sparen ut»h trotzdem
Begeisterung wecken. „Viele meiner
alten Rolrannlwi hiwhalwn tu dj pyw
Jahr mehr Heimspiele van Hellas
Verona gesehen, sie lassen ihre Dau-
erkarten im Schrank liegen und fah-
len lieber zu Hans-Pete - BriegeL“
Dies, so Bongartz, müsse sich ändern.
„Die Truppe muß wieder so spielen,
wie ich selbst au f dw» m»n.
hfyg faannonppfemt hab e p Hwwming ,
Freude und Ordnung müsset wieder
her.“
Das hört sich schon an wie das
Rezept Beckenbauers, mit dem Bon-
g^rtz zusammen in der deutschen Na-
tionalmannschaft gespielt bat. .Wer
nichts wagt, gewinnt nichts“, sagt
Bongartz, „ich könnte mir kein besse-
res Sprungbrett voisteüen“. Ent-
schuldigen für den unerwarteten Job
muß er mm anrh nipHt Obwohl
nicht wenige der etablierten ods 1 ar-
beitslosen Fußball-Lehrer sauer auf
diesen jungen Kollegen sein werden.
Zumindest in swnwi ersten Mona-
ten teilt Bongartz das Los Becken-
bauers. Er besitzt Turme Tramw -T.i-
zaa. Bis Herbst wird er noch an der
Sporthochschule in Köln büffeln.
Doch Friedrich macht sich keine Sor-
gen, daß swn iwiff Tr ahw dann
durch die Prüfling fallt Jch habe
mich schon bei den entsprechenden
Harren e rkundig t, rW Harare hpaifai
berechtigte Chancen.“ Den Mann
seiner Wahl und seiner Gefühle muß
Friedrich schließlich vertrauen.
ÖSTERREICH
Hoffen auf
die Ungarn
skl,€taa
Jetzt liegt unser Schicksal in der
Hand unser es Er zfeindes “ 7-it diesem
Satz verstieg sich die Wiener JKro-
nenzeihmg“ bei dem Verasch, die Si-
tuation. der Österreichischen Fußbah-
N atiftwafmannsehaft nach ihrem 4:0-
Sieg in der Weltmeisterschafts-Quali-
fikation über Zypern zu beschreiben.
Zumindest drücken mm am 14. Mai
Österreichs Fußball-Freunde dem
Nachbarn Ungarn die T) airmen des-
sen Team im letzten Spiel der Eu-
ropa-Gruppe 5 gegen Holland antritL
Sollte Ungarn mindestens ein Un-
entschieden erreichen, qualifizieren
rieh die Österreicher als TabeHen-
Zweiter für die Entscheidungsspiele
gegen den Zweiten der Europa-Grup-
pel.
Die bereits als Gruppensieger fest-
stehenden Ungarn führen die Gruppe
mit I(k0-Punkten an vor Österreich
(75) und Holland (5:5). Die Holländer
haben allerdings die weitaus bösere
Tordifferenz im Verg ieich zu Öster-
reich. Sollte Österreich in der Endab-
rechnung den begehrten zweiten
Platz einnehmen, würde des nächrte
Gegner entweder Belgien oder Polen
heißen.
Gegen Zypern wurde die Pflicht
erfüllt. Jetzt schauen alle nach Bu-
dapest Österreichs Trainer Elsner
wird allerding s nicht im Nep-Stadion
Zuschauern Jch sterbe lieber daheim,
als in Budapest“
Pingpong um ausländische Spieler
D er Deu tsche Tischtennis-Bund
(DTTB) überlegt, ob er den Ein-
satz a nslanfiisfihw Spieler in de 1 Er-
sten BundesHga (nicht in den Spiel-
klassen darunter) verbieten sollte.
Begründung: Nur in Deutschland ge-
be es eine Struktur, die Ausländem
den Lebensunterhalt durch Tisch-
tennis gestatte Fast fTmfeig Prozent
aller für die Erste und Zweite Bun-
desliga aufgebrachten Summen flös-
sen ins Ausland; sogar staatliche Be-
hörden fremder Lander kassierten
mit Dafür vernachlässigten die Ver-
eine ihre eigenen Nachwuchss p ieler
und stellten womöglich aus Geld-
mangel keine Trainer ein. Die frem-
den Verbände konnten hier ihre Na-
tionalspieler auf deutsche Kosten
üben lassen, während der Medien-
eindmek entstehe, daß die deut-
sden.
Bundesliga verein lebt allein von i
nen Zuschauern) dann noch diesel-
fopn So mmon hmrirmigterirpn bergt
CTtwl , w enn Ttipt Ireme erstklassigen
Spider triphr ZU srfiffn sind, ist noch
zweifelhafter.
Die größten Zweifel aber Jost die
fi primlatinn au ? - Wenn ynan erst nur
rHp twir mi AnslänAer wreghahft, dann
werde Geld für Nachwuchsspieler
und T rainer iihrig hieben. Eher ist
zu befürchten, daß die wenigen deutr
«■hm R pit'/wi^pipiw mm erst recht
die Preise in die Höhe treiben kön-
nen, wo man früher wenigstens eine
gewisse Möglichkeit b reiterer Aus-
wahl hatte. D : a deutschen Spielerha-
ben «if»Ti bisbar das Maximum aufr
STANDÄPUNKT
Sehr überzeugend klingt das altes
nicht Gewiß geht Geld ins Ansland,
aber es interessiert hfer niemand en,
daß unsere Spider nicht ihrerseits
im Ausland vergleichbar verdienen
können -jeder weiß, daß sie, gäbe es
eine solche Struktur auch anderswo,
dort kaum zum Zuge kamen. Denn
rie sind n yht nur dgm MedieHr Ein-
druck na<*h zweitklassig; ob da eine
Ausländersperre den deutschen
Tischtennis nrm Eindruck der Erst-
klassigkeit verhelfen kann, ist sehr
zweifelhaft Ob die Sponsoren (kein
denn selbstverständlich
macht ein Ausländer noch lange kei-
nen Sommer - der Spieler an Nr. 3 ist
kaum weniger wichtig, und der Sieg
kann vom Spieler Nr. 6 abhangen.
Den Nachwuchs aberholen ach die
Sphzesvereme seit langem aus den
Breitenveremen; daran wird kein
Auriänderverbot etwas andern.
Ob die Ausländer dadurch besso -
wurden als unsere Sinder, daß rie in
dar Bundesliga spielen, ist höchst an-
fechtbar; eher wohl nützte es unse-
ren Spidern, regelmäßig gegen bes-
sere anzutreten. Vielleicht werden
die Schweden nicht mehr so intensiv
trainieren, wenn rie nur «wh auf
Plätze in da - Zweiten Bundesliga
hoffen können Aber ein Hgenauf-
han chifrih Schwächung der anderen
gibt auch kein sehr sympathisches
Bild. Vielleicht werden unsere Spie-
1w wgni gw trahripTgn, « am gfe nirM
mehr g^en ausländische Konkur-
renz bestehen müssen; sie haben ja
auch vor dem Auriänder-Yerpfiich-
tungen keine bessere internationale
Rohe gespielt
Jedenfalls werden die Spieler der
totalitären Staaten, ob wir sie mm
heramfaqsgn oder nicht, inwnw vor-
aus st»in. Denn während für pfrign
deutschen Spitzenspieler ein Tisch-
tennjg-Emkonunen rrirht mriir her-
gibt, als er in jedem gehobenen Beruf
bei gleicher Tüchtigkeit (aber lehens-
lang) erwerben kann, bedeutet für
Chinesen, Ungarn, Russen Spitzen-
sportstärke ungeahnte Möglichkei-
ten an Reisen und F.inkänfon fm We-
sten, wie ihre Landsleute sie allen-
falls in qphr wichtigen Ämtern erian-
grai können. Da - DTTB hat seine Er-
fahrungen imH seine Grunde; letzt-
lich aber kann der Gedanke nur auf
einen Versuch hinanslniifen He«en
Rückgängigmachung im Falle des
Mißerfolgs man rieh Vorbehalten
muß. ENNO von LOEWEN5TERN
Der Computer als Animateur. Zeichentrickfilme erleben eine neue Blütezeit
Vom Vorspann-Panther zum Star
J ... j
D ie Plakate versprachen 1914 oh-
ne falsche Bescheidenheit „die
größte Tierschau der Geschichte",
forderten Neugierige auf; „Wicsor
McCay und seinen wundobaren, trai-
nierten Dinosaurier“ zu besichtige
WTfimr MpGay, an amwriVaiiiqnW
Tett m u ggfamTrafarrist, befand SKfe in
jenem Jahr mit einem in jahrelanger
Arbeit aus 10 000 verschiedenen
Zeichnungen montierten Film, in
dem ein Dinosaurier namen s Gertie
die Hauptrolle spielt, auf Tournee
durch amerikanische Variete-Thea-
ter. Er hatte eine Nummer erarbeitet,
bei der er - vor der Leinwand auf der
Bühne stehend - mit dem bänmefres-
senden Tier zu sprechen schien.
Wenn MeCay Gertie an einer Stelle
schalt, kullerten ihr sogar Tränen
über die Dmosanrier hachen,
Die semgraät vnn MiTliwnAw Airw.
rikanem bestaunte Variete-Attrak-
tion war rückblickend ein fihnhistori-
sches Ereignis. „Gertie“ ist der Vor-
läufer der Zeft^mtri ridThnp die in
den dreißiger imri vierziger Jahren
Kinobesucher begeisterten und die
heute beim Fernsehen ein»» zwar
nicht künstlerische, dafür aber kom-
mexzieiüe neue Blütezeit erleben.
Allem am Sonnabeodvonmttag
strahlen die drei großen US-Fernsefa-
netze ABC, CBS und NBC zuammen
mehr als zwölf Stunden „Cartoons“
ans, die pro halbe Sunde zwischen
225000 und 250000 Dollar kosten.
Die Zahl der Zuschauer wird auf 15
Millionen geschätzt, die der Werbe-
pinnahmwi mif über BQ Miltinnon TVU
laz.
Es gibt Surfen über prähistorische
Ungeheuer, über Superhelden na-
mens J t HftAtnn M und „She-Ra", Über
Popstars, Doggen namens JSoooby-
Doo“ und Orang-Utans namens
JBoxanna“. Vor ihnen wurden die
Beatles, die Hartem Globetrotters,
Moby Dick und sogar Wernher von
Braun zu Cartocm^erienhekfeo ge-
mftcht „Das Ges chäft war noefa nie SO
gut“, erzählt Jean McCurdy, Mitarbei-
terin des Zeichen trick -Studins ,H a n -
na-Barbera“, de - WELT. Jn diesem
Jahr liefern wir alkw» 250 halbstün-
dig Shows ab - im vorigen Jahr wa-
ren es nur 150. Allein NBC fuHf mit
unseren Serien zwei Sendestunden."
Harma-Barbera wird in den USA
„Gfaoesal Motors der Trickfihnindu-
strie" genannt Es ist das größte ame-
□kamahe „Animation Studio“, das
allem in Hollywood 500 Mitarbeiter
beschäftigt und außerdem Studios in
Taiwan und m Australien unterhält
Dar i wB ü to
Uhr
-ZDF, 17J0
Die beiden Firmengrunder William
Hanna und Joseph Barbara produ-
zierten früh» bei &fetro-Goidwyii-
Mayer die „Tom and Jeny“-Füzne
iiwj maritim sinh dann in tfen f trnfai -
ger Jahren selbständig.
Sie gelten als die Ekfinder der soge-
nannten „Limited Animation Films“
— das ttfflig und ayhnril für ihü
Fernsehen produzierte Trickfilme,
die nur einen Bruchteil der Fhasen-
zeächmmgen der alten Kino-Trki-
filmsüiai wie JSchweinchen Dick“,
JSugs Bunny“, Jfickymans* und
„ Donald Duck“ aufweisen. Wahrend
bei letzteren zwölf 7^jr)rming en pro
laufende Fflmsekunde für fließende,
naturgetreue Bewegungen sorgten,
knmmpn TV-Cartoons wie Hanna-
Barberas „ FamHie Feuerstein" mit
zwei Zeichnungen pro Säninde aus.
Kri tiker haben die heute überwie-
genden T-rmrtpH Animation “ -Füme
als „Verrat an der Trickfümkunsr
bezächnet Baibera verteidigt sich
aber mit dem Hinweis: „Wir hatten
gar k«ng andere Wahl Als das Fern-
sehen aufkäm, bedeutete dies das En-
de der Kino-Trickfitom Wir mußten
uns entweder auf das neue Medium
einstellen - oder uns nach einem
neuen Beruf umgeben. Keine Fern-
se fag ese Dschaft in den USA ist berst
die mehr als 500 000 Dollar zu zahlen,
die ein halbstüraiiger, nach der alten
Methode produzierter Trickfilm ko-
sten wünfe"
Als die mit Abstand beste Jimited
Anima tion-Serie gelten beute die
von dem Trickfilmstudio „Depatie-
Freieng“ produzierten Filme über
den rosaroten Panther. Die drollige
Raubkatze erblickte 1963 im Vor-
spann für Pieter SeQers-Krimi-
nalkomödie das Iidit der Wdt und
wurde der Star eiries eigenen
Sams tagwamittag-Programms. Die
Serie basiert auf doppelt so vielen
Tpjfrhnnng eri wie übbch: Nur so lie-
ßen sich die eleganten Bewegungen
eines Panthers rin fangen.
Die Tri rk fi Tm h«* r steO»ng ist seit
dyn Tagen von Winsor MeCay, der
nodi jedes einzelne Büd voll z eich ne-
te, laufend verbessert und rationali-
siert worden. Das neueste ist ein bei
Hanna-Barbera installierter Compu-
ter, der bei einem Videosynthese ge-
nannten Verfahren unter anderem
Zeichnungen elektronisch koloriert
imri Am m auf VideofÜm überträgt
Jean McCurdy räumt rin, daß viele
der Angestellten sich „Sorgen um ih-
re Zukunft“ zu machen beginnen:
Der Tag, an dpm ein Computer das
Gros der bei derTrickfilmproduktion
beschäftigten Zeichner ersetzen
kann, ist nicht mehr fern.
HELMUTVOSS
KRITIK
Begegnungen mit der Erinnerung
E in Berliner resst in Bring Vergan-
genheit, schreitet die Stätten sei-
ner Jugend ab und erinnert sich. Er
holt seine kleinbürgerlich unpoliti-
sche Familie ans dem Gedächtnis
und reflektiert: Ohne solche hannlo-
sen Deutschen, die keine Nazis wa-
ren, Hätten die Nazis niemals ihr
Wok vollbringen können. Er denkt
an den halbjüdischen Schulfreund
Wanja, den die Polizei als S taatsfein d
festgenommen hatte, suchte die Be-
gegnung mit den Überlebenden.
Alles in »Hem eine wichtige, eine
notwendige Geschichte. Höret Krü-
ger hat sie als Roman geschrieben,
Ottokar Rimze bat daraus ein Dreh-
buch flemaeht imd Michael Günther
hat es inszeniert: Das zerbrochene
Hans (ZDF). Um es gleich zu sagen,
sie hätten es bleiben lassen sollen.
Das Mafl an Fhantasfearmut, an
fahriäjarig wn Vorsichhinwursteln ist
selbst für Femsehrriationen zu stark
überschritten. Da mußte der arme
Hans Canmenh erg an riip flfl Minuten
lang immer wieder zwischen Berliner
Straßen und Plätzen auftauchen, das
Gericht stets in die g Mchen Erinne-
rungsfallen gelegt; da verführte man
den Manuel Vaessen, den Wanja als
dilettantische Russenkarikatur zu
spiden. Fim> erstklassige Besetzung
wurde zur Komparserie degradiert,
zu einer Handlung verwandt, die im
Prinzip nur aus mündlicher Beschrei-
bung ihrer selbst bestand.
Doch die eigentliche Fehlleistung
der Sendung war der Versuch, Teile
des Auschwitz-Prozesses mit Schau-
spielern nachzustellen. Da konnte es
zu der grotesken Szene kommen, daß
der E rzähler die Angeklagter nicht
als solche identifizier t, weil die
Sehairepieler , die rie darstellen, „wie
Jo urnalisten oder Zuschauer“ ausse-
hen. Hier fallt die Grenze des Mach-
baren mit da - Grenze dümmlicher
( Vfaniwniftggfcrit zusammen.
Auschwitz als Stellprobe, (fas geht
nicht VALENTIN POLCUCH
ARD/ZDF-VORMITTAGSPROGRAMM
16L00 hart» 12.10 KaouakhM D
tUB Das MBddwfl von Mqcwio# Ost-West-Mogazfn
Deutscher SpteJflbn (1955) 1U5T
11JS Me l el d e eit w J « 1SJ60I
MJM
14.10 hpsd W o w tas Vmmkh
Heinz Stebnann zeige
Der Fahnenschwanz und seine
Verwandten
Aus dem Leben der Baum- und
Erdhörnchen
14JS lUa esd rechts von Äquator
En Befiehl Ober den amerfkxsii-
sdien Star Mldiael Jackson, ein
Besuch beim elfjährigen Beza Im
iranischen Darf Kamu. ein Bnbücfc
in die Arbeit chinesischer Tusche-
maler, die Abrüstungskonferenz in
Genf sowie ein Beitrag zur deut-
schen Kapitulation am £. Mal 1945
präsentiert Ulrich Wickert in sei-
nen neuen „Geschichten und
Reportagen aus aller Welt“.
17.2S KnaHgaUx
Zeichentrickfilm von Ursula und
Franz WInzentsen
17S0 Tagencfaae
Dazw. Regionalprogramme
20jQP l og— ch ao
20.15 fiMSbafl Ober afies
Spielerfrauen - der Jebende Aus-
aJeich*' der Profis
Hhn von Luoas Mario Böhmer
21.00 Uederdet vier
Carolin Reiber
Fröhßnqsmekxien
2230 T« _
Ä80 Herr Herr
Ein Lehrstück in 7 Lektionen
Von Markus Kuller
055 T«
MJM
Familie Bergers Erfahrungen aus
zweiter Hand 1
4. Folge: Wenn ich ein Sheriff wär -
Anscra. heute-Schlagzeflen
1455 Meine Metter, deine Mrtter
172» heute / Aus dea Uedem
17.15 Tele IBostferte
1740 Der ros ar ot e Panther
Zu Gast bei Paukhens Tridcver-
wandten
AnschL heute-ScMagzeflen
1230 Dkk ead Doof
1920 heute
123D SOner 2 Col mtt Carte
Mit Carlo v. TTedemarm
21jOO Wie wflrdee Sie «atscheklee?
Rechtsfalle im Urteil des Börgers
Auf gute Nadtixirachaft
2145 beote-Joemal
2205 bt Tesas Omriä?
Bros! Bens Kathofilcen zwischen
Afrika und Rom
Bericht von Baus Eckstein
2235 Be Kcrötel Sr sieh (1)
Fernsehfilm von Eberhard Fechner
nach Romanen von Waller Kem-
powski
Aus den meisten Häusern in Ro-
stock hängen am 1. Mcri 1945 wei-
ße Fahnen, da die Bewohner die
herannahende Sowjetarmee er-
warten. Auch Mutter Kempowsld
sitzt auf dem BaBoon, ab die er-
sten Schüsse fallen.. .
0JS5
SÄT1
15J» Solid Gold
1400 Die Wcdte«
Die Operation
15J0 «lehne!
Quips -Wasser
1531 Miwi H hn r
Die Mudt, cfle unter die Netzhaut
Mit Klaus iOrtsid, Margaret Lee,
Christiane Krüger u. a.
Regie: Rkxardo Fredd
BAOAPFbUdc
Letzte Nachrichten
1&30 W kl o of, ete feege aet
Feuer In der Windmühle
17JB Sheeo T e np lor
S.T. und der Fafl Farn borg
1200 Fauna Iberica
Der Geier Kaspar
oder Regkmalprogramm
1250 APFMdc
Nachrichten und Quit
1&4B bala leBa
Deutscher Spielfilm (1961)
Mit Marianne Hold, Paul Hub-
sdmtid, Monika Dahtoerg u. a
Regle: Hans Grimm
TO-Ht Video fneeorrinn
Porträt: CEff Richard
21.50 APFbBck:
Aktuell,
RundbBck,
Sport und Wetter
2215 Das Gesicht im Dunkele
Deutsch-itaL Spietfüm (1969) nach
Motiven von Edgar WoJtoce
3SAT
1200
Der lange Lulatsch von Amrum; Sn
Leuchtturmwärter rtlmmt Abschied
19.00 beste
19J0Penkk
Hn unbegretfücher Typ
Von Herbert Reinedtfer
2030 RBsdsdMm
Pofitlk und Wirtschaft - aus
Schweizer Sicht
TU E Zeit he BSd 2
21 AS Sehoupatze der W eUfitet< m»t
Von der Halßa bis Husum -Theo-
dor St orms Schimmel reitor
Hlm von Wolf gang M. Eben
22» Rfttar, VosaBon, Londesbenwi
Die Kuenringer
Rim von Brigitte Vacha
2215 SUT-HActefektM
WEST
IBJBDiei
1200 AktueRe Stvwde
2200 Tagetschaa
20.15 Vor ftefWaU *85
Mt Mrästerpiä^dent Johannes
Rau (SPD) und Oppositionsführer
Bernhard Worms (aXJ)
Leitung: Oous-FSnrich Casdorff
2215 Mord bi HoBywoed
Amerikanischer Spielfilm (1951)
Regte: WilBam Castle
AnschL Letzte Nachrichten
NORD
1230 Formel Boa
1215 Da s Verhafte« der Tiere
Leben ist lernen
ZUBTo gawri w u
20.15 Ba Herr ohne IQeiagefd
Französische Rbnkoraödie (1959)
nach Georges Simenon
Ml Jean Ga bin u. a.
21 AB Das Böse kam aal leben Sob-
2230!
Größenwahn
Eine Revue Ober cfie letzten und
cfle ersten Tage von Heinrich Bre-
loer
250 Nadvfehtea
HESSEN
1230 Amkmrft: Arbeit ned Beruf
19JB5 Aatoraport
WJBImw
AnwikmÄscher Spielfilm (1973)
2250 KaituriHtiesder
21J0 Büd der Woche
21 J» Drei ateneB
21-C Gatt via Sale»
FemsehJdrchen ln den USA
2250 IBf wir trBurese (1)
ffafienfscher Ferrwehfilm
SOOWEST
19J5 Nacteichtea
19A0 Afeatraz (4)
Amerikarescher Fernsehfilm
20.10 Die vier Mmaeitei
21-20 AteSetbesach: Lette Belmea
für Ba d e n- Würt tem berg:
21A5 Sdnaftzfeactea
21 JB Ueser Man in Boaa
2225 Konzert
Werke von Antonio Vivakfi
2245 Zum 8. Mai
Gespräch »rischen Heinrich BoH,
Emst Benda, Stefan Heym und
^ Wendelganel von Staden
Nar für Rhefahid - Rfafc
7145 Tra espoi e ul
2230 l a ed es s p le g e l
Harms Dieter Husch zum 60, Ge-
burtstag
2245 Zum 2 Mai
23.45 Nachrichten
Mur für das Saarland:
1145 kutturgespräche
BAYERN
12A5 Ihmdsdiqe
1200 Usarewtel voncMed...
ICrlnflnafspiel von Phi Dp Mockie
22402E.fi.
2048 Jkh habe stets tfas lldrt geBebT
Oos Leben der Maria Ward (1585-
1645)
21-50 Rundschau
21 M Violette ead (tcreeob
Französischer Spielfilm (1977)
y r femri ifh f W f
25J5 ActeafiUs
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«i" . . "“ V
Donnerstag, 9. Mai 1985 - Nr. 107 - DIE WELT
KULTUR
Wie weit weg
ist hautnah?
owh - Kürzlich sind ein paar
Waghalse m einen Vesuv-Kraterge-
stürzt, weö sie sich zu nahe an den
cf/4fPn Th^KfomnirnJ L-._r t
j «Ai ane o^n AD-
stürz der leichtsmnigen Kletter»
damit, sie hätten sich Jiautnah* an
feuerspeienden Krater gewagt
Das gibt zu denken, denn wenn
Eötfianmng von zehn oder zwanzig
Meter heute als hautnah gilt, was
ist, wenn einer sich die IW am
heißen Bügeleisen verbrennt?
Ich sann darüber nach. Aber die
Losung fand ich, wie so oft, in ei-
nem der uns aus Bonn erreichenden
Redeschwalle. Da hieß es, dies und
das habe den Redner getroffen wie
ein Backenstreich.es sei ihm n>h« g
unter die Baut gegangen.
Ich hab’s: Wenn etwas die Haut
bei weitem nicht berührt, ist es
hautnah, wenn es sie berührt, so ist
es i unter der Haut. Soviel üb» die
Epidermis als Metapher feita-w
Schreib- und Redekunst. Aber es ist
ntehr als nur das: Hier zeigt ach die
Un fähigke it ganzer Generationen
deutscher Zunge, sich differenziert
auszudrücken. Man greift narfi der
Mazimalfonnd, nach fen anma-
ß enden äußerten Wert, um gfrh
vteislä ndhc h zu wmriww^ und wenn
diese letzte Grenze erreicht ist,
bleibt einem nur übrig, sie sinnwid-
rig überschreiten. Wenn nun also
etwas wiAhch unter dip Haut gPht -
vnt sagich’s dann so. da. 8 die T ^ i te
^it denken, es sei mir hautnah?
1(31 schlage vor, wir g>ggn dann , es
greife uns ans dmn sitzt
weiter als nur unter der Haut, hinter
ds» Rippen nämlich, und vergeßt
das schone Wort „ nrfw fe t“ nteht,
Freunde, sonst werdet Ihr nie gute
Heuchler ,, die hantn^ unter die
H a ut gehen, so es «wem zu-
tiefet ans Herz greift
Grandiose Inszenierung in einer amorphen Hülle: Der Neubau des Kunstgewerbemuseums in Berlin
Geheimnisvoll, großzügig, suggestiv
ls Frankfurts ^THi^rf o wniwit
Hoffrn ann vor 14 Tagen
das nette Frankfurter Miwwrm für
Kunsthandwerk vorstellte, wagte er
einen kühnen Vergleich: „Dieses
Haus gehört Jetzt zu den acht bettete
tendsten europäischen Instituten die-
ser Art, in Deutschland kann sich nur
Hamburg mit unseren Sammlungen
messen." Ganze zwei Wochen später
ist dieser Satz schon falsch. Wenn am
Sonntag in Beim das neue Kunstge-
werbemuseum eröffnet wird, erbHckl
eine Sammhmg da« T.irht d * r Qffent-
hchireit.
i»;
ZEITSCHRIFlENKRTTIK: „ZeitBild“ aus Bern
A ... ,
Ostpolitische Argumente
. , ' C in Parallelstück in unseren bun-
> , , i-^desrepublikaniscben Gefilden
? • . gibt es nicht Und das ist kein Zufall
* i ■ ... Y ^ Denn unser» „politischen Kultur“ ist
‘•9*6:
' I’.Tirr
:üi-
- i'ro
r« j;
^ so viel unabhängiger Bürgenden
fremd, es sei denn, es hanA»te ginT*
• ^ um das „Engagement" der anderen
Feldpostnummer.
Was ist das „ZeitBild“? Tft™> in
Bern vom Schweizerischen Ost-Insti-
tut (SOI) herausgegebene, 14tägig er-
__ scheinende Zeitschrift, die steh in
populärer Form, aber auf wissen-
«haftUcher Grundlage mit dem Ost-
West^Verhältnis und dem aktuePen
Panorama der sowjetisch kontroffier-
ten Staaten, nicht nur denen des War-
schauer Paktes, belaßt Projizieren
wir die schweizerische Auflage des
„ZeitBild” auf die weit größere Be-
ll 1} if volkenmgszahl der Bundesrepublik,
dann müßte ein entsprechendes Or-
gan bei uns 160 000 Käufer finden,
v. * Was die „ZeftBfld“-Leser suchen,
ist allem Anschein nach nicht eine
der Ostzeitschriftoi, die in dem Lese-
saal einer größerm Bibliothek auslie-
gen, sondern ein Blatt, das auf ihren
/ -’V Argumentationsbedaif zugeschnitten
. '-„TT ist und als „Nebelspalter*, um «wm
' '' Y andren schweizerischen Zeitschrift
. tenütel zu plagiieren, den dicken Me-
'•*' " diendunst gprtei lt Ob es sich um die
' sowjetische Informationspolitik bei
•.."ic*- Wettraumprcöekten, um den Pßrtei-
„• .-^r’ . tag der ungarischen KP, die Aufiü-
.■vr x: stung in Kuba oder um dm letzten
• -..:r „Rotstrumpf'-Band des Bepzig»-
Verlags handelt, stets wird ein Mo-
■ . saikstemsomdasBffldderZettemge-
fügt, daß der Les« auf brauchbare
Argumente stößt
Das „ZeitBild" (die französische
Ausgabe nennt steh „Etudes poEti-
ques“) ist ein Dampf» aus dem publi-
zistischen Geleitzug, dessen Heimat-
■ hafen die behäbige Villa an der Jubi-
liumsstraße ist, die das Schweizerir
" sehe Ost-Institut und die Schweizeri-
sche Osteuropa-Bibliothek beher-
Tt- ,t«a to bogt Da gibt es eine wöchentliche
Auswertung der russischen, chinesi-
schen und osteuropäischen Presse,
Pressedienste in den Weltsprachen,
eine weltpolitische Orientierung für
Fahrungskräfte GSOI-B3anz“), die
w jsamsnhaftTtehm Sondenfrucke
(bisher 25 Nummern) und die 7h-
aphen’hurKTPUw ^ Tateaphon lind MpL
zuingen“ (bisher 54 Nummern). Die
Anfänge dieses Geleitzugs reicben in
den Eebruar 1948, als der Plager
Coup manchen, der bis dahin ge-
glaubt hatte, der russische.Bar sei in
die Mitte Tünrn pa« hingtegpfan ttet, nm
den ' Demrilcraten ij ie Kastanien ans
dom Feuer zu holen, unsanft weckte.
Eän JFreier Korrespondandienst*
gnllteffirdip wn«>teTnip Ai rflrlän mg
d ntaimenteriHptie Unterlagen sam-
meln. TW «rfurimtiaptiA Tfedalrtnr Ptv.
ter Säger, bis heute Motor des SOI,
führte das mtstehmrfg Archiv weiter.
Es wuchs sch' zur schweizerischen
Ul
««mj-
m&r Ä
Ost-Europa-BibBothek ans, die heute
mit 90 000 Bandmund 400 Zeitschrif-
ten die «ängig a AmgpTilagifl e Spezial-
bibliothek des Landes ist Vor 25 Jah-
ren wurde die Bibhotbek von d» öf-
fentüchen Hand übOTiommen, wäh-
rend da« 25 an gpste ft te Mitarbeiter
beschäftigende Ost-Institut pr i v a t
blieb. Dte Nachbarschaft zur Wissen-
schaft hat manehp TWihwamung er-
bracht, etwa die Vorhersage des so-
wjetischen Einmarsch es in Prag ein
halbes Jahr v orher.
Der Kontakt mit den in einem F6r-
derverem zusammengeschlossenen
Bürgern ^aubt keine Blässe. Die Mi-
schung aus privater Initiative, Bür-
gersmn und w isspnaphaftlteh»
Kompetmz ruft auch Gegner auf den
Plan, die über die „unhpimKrhgn Pa-
trioten“ lamentieren- Doch giridit
vieles für die Überzeugung des „Zeit
Büd“, daß die Sowjehunm auf Sieg
in einem „politischen Krieg* setzt
und die militärische Rüstung nur als
Droh- und Druckkulisse ensözL
C. von SCHRENCK-NOTZING
haugpg-
AJber Rolf Gutbrod hat von dieser
Konkurrenz keine Notiz genommen.
Gutbrod wird dm» Bnflußbereicb
von Ham S char m m zugerechnet
Symmetrie ist ihm ein Greud. Seine
berühmtesten Bauten - den deut-
schen Pavillon auf der Expo 67 in
Montreal imd arinp saudiarabischen
Baukomplexe in Mekka, Dschidda
und Riad -hat» gemeinsam mit Frei
Otto, dem Erfinder der Hängedach-
konstmktinnen, konzipiert Für sein
ne u e s Mnseum in Beriin rammt der
Stuttgart», der sich inzwischen dem
... Start in Cannes mit Peter Weirs 7 Rim über die Amish: „Der einzige Zeuge“
1 _ ..
Oasen der Ruhe gibt es nirgendwo
peter Weirs Film „Der einzige Zeu-
{)«
,
ge“, der gestern abend die 38.1h-
temationalen Filmfestspiele von
Cannes eröffhete, ist ein wahres Ku-
riosum, eine Mischung aus Action-
Thriller imd neu em Beimatfilni. Da
. stehm Menschen im Mittelpunkt, die
- -»Y noch niemals die Helden in einem
.f. - c " Spielfilm waren: Amish People und
, i^Mennomten, Nachfahren von Wieder-
* täufem aus der Pfalz, die um 1690
Yvr*'-***" 1 118011 Pennsjdvania emigrierten und
” ‘ ^,.,-dOTt Wun^n schlugen. Und sie wer-
“.Y den hier in die tollsten Verbrechen
verwickelt, mit denen zu tun zu ha-
ben ihnen in Wirklichkeit nie in den
**■'" Sinn kämp-
Dem Etimprcgdct brachten sie
denn auch von Anfäng an tiefes Miß-
_ r -■ trauen entgegen. Weir wollte unbe-
dingt mit originalen Amish drehen,
aber diese, die heute noch genauso
nie vor dreihundert Jahren leben, he-
Ben ihn erst einmaü abblitzen. Nur
, . ganz anmählich tauten sie etwas au£
• (Jnd dabei wollte sie der 39jährige
Australier Weir, d» mit diesem FÜm
sein US-Debut gibt, keineswegs als
-l --’ dekorative Kulisse miBlurauchen oder
.pr karikieren, im Gegenteil: Er bat
“"'ihre Welt und ihre Kultur wie eine
^ase ctes Friedens g^en die brutale
Harte der amerikantechen Großstadt
.gestellt.
Zu Beginn des Films, in dem nur
. -■iie wichtigsten Akteure von ptofes-
äoneHen Mimen gesi^elt werden, se-
• ien wir wogende gelbe Kornfelder
md grüne Wiesen, so west das Auge
eicht Erntende Bauern im Abend-
.icht, Genreszenen wie bei Millet
■" schmucke, weiße Holzhäuscben,
«her deren Türen bunte Zauberaä-
■hen prangen. Sorgfältig tastet die
ümera auch die Interieurs der Haus-
sen ab; kan Telefon, kein Femse-
« 0 Q, kein eläetrisebes Licht, keine
.-,«««■—
. «o- W
W»** .
.\.\V
Vti- 1
den Weg nach Detroit, um Verwandte
zu beaichen. Damit ist die Idylle frei-
lich auch schon zu Ende.
Schon die Eisenbahn »scheint in
den Emstrilungen des australisch»!
^CnTTwamannpR J nhrt Seafe Wie »n
riesiges stahLernes Uagetün. Sie
führt -so suggeriert cterFOm- mitten
hinein ins Unheil, das d ann auch
nicht mehr lange auf sich wsrt»i läßt.
Auf dem Bahnhof von Philadelphia,
wo Mutt» und Sohn umsteigen wol-
len, beginnt em handfester, afetianm-
haft» KrimL Der ktesne Sanmel, d»
auf der Herrentoilette die Tür einen
Spalt weit oöenlißt, wird Zeuge ei-
nes scheußlichen Verbrechens: Kn
Schwäre» schneidet einem jungen
Mann, d» sich gerade arglos die Hän-
de wäscht, die Kehle durch. Die Ka-
mera schwenkt auf den Türspalt und
zeigt einen Augenblick lang die
angstvoll auf&erissenen Augen des
Ktemen.
Inspektor John Book, den Harrison
Ford als sensiblen Außenseiter in ei-
ner knallbarten Branche sp i elt , läßt
Am Jungen, cpfrion einzigen Zeugen,
mm meht mehr ans A»n Rlaiipn. Was
Book zunädist nieht ahnt- Die Mör-
d» sind seine eigenen Kollegen, Poli-
zisten, die mit Drogen handeln und
jeden uminingen, d» ihnm auf die
Srhli^hp Immmt Sanni^i>faitifi7iw t
fei Täter einwandfieL Und fortan ist
» in Lebensgefahr, genau wie seine
Mutter und der Inspektor selbst
Die Anonymität des Amish-Darfes
bietet den dreien eine WeHe Zuflucht
Doch die Mord» sind längst unter-
wegs. Nur unter äußerstem Einsatz
seines eigenen Lebens gelingt es
Book, .Samuel und seine Mutter zu
retten. Er verliebt sich in die junge
Frau, doch ein Happy-End gibt es
nicht Die beiden Wetten - Regisseur
Weir bat das realistisch nachempfun-
den— sind za unterschiedlich.
Es wird im Rahmen der Festspiele
von Cannes zweifellos anspruchsvol-
lere, bessere Kirne geben als Peter
Weirs „Einzigen Zeugen“. Ab» sein
Opus kann steh sehen lassen. Es hat
die Harte eines Italowestern und die
Zartheit ein» Romanze. Aus diesem
Kontrast and den schauspieleri-
schen Leistung»! lebt dies» eigen-
willige Streifei, d» noch im Mai in
unsere Kinos kommt
DORIS BLUM
re*
M-* -
f**f*'‘'
,***’.- Auf den Straßenfahren ausschließ-
f „<• .Pferdefuhrwerke, üir Rythmus
i(/J . t“,.. «stimmt zunächst auch den Rhyth-
rt* ^ des Füms. Die junge Amish Ra-
(Kellj' McGids), deren Mann ge-
w- ^ -J 8 gestorben ist, macht sich mit
9 arc “eai ach^ährigeh Sohn Samuel auf
■****
x**
Harrison Fort ab PoOrist Book und Kelly McOIIBs Amhb-Rav Kadw!
in H 0«r einig» Zoögw* 1 foio:uip
tat nur rait <top hAdwrtpndgtp^ Mu-
seen der Welt zu verreichen ist”.
Es klingt stolz und zugleich ehr-
fürchtig, wenn Franz Adrian Drei»,
Direktor dieser Sammlung, mit sol-
chen Lobes worten die von ihm ver-
walteten Schatze rühmt Er hat die
Trihmg der Rarmwiimg in ein» Zeit
fihemftmmen | in »W <rif> sch o n TtiAhr
als hundert Jahre bestand. Ab» sie
konnte, bis auf wenige Stücke im
SrhinB [ rnr»bt mehr
augestefit werden. Durch die Zerstö-
rung Berlin» Schlosses im Bom-
benhagel des Februar 1945 war sie
ihrer letzte n and idealen Heimstatt
beraubt worden.
D» Neubau, in dran sie jetzt erst-
mals wied» xm ganzen gezeigt vrer-
fciiTHi, mnR aTaft ainan gn-
spruchsvoHen Verbrich angKaTtan
l£s neue Haus steht zudem in einem
Ensprah tenmn Vnrzpigphairtan rlw «av
^nann t e n architektonischen Mod»-
ne, nämlich an jenem Kulturforum
am Tter^rtenrand, das von Hans
Scharouns Philhar mo nie und Staats-
bibliothek sowie van d» Rohes
Nationalgaterie akzentuiert wird. Au-
ßenfen ist es in «wi* Zaif. fa ti g ge-
worden, in d» eine neue Architekten-
g enesatifl n ml* wrft fihw Hip 'Rjttw^s .
repubhk hinaus beachteten „postmo-
danen“ MugwiTnsnanhaiiten T riiim -
phe feiert
Diese TrrmkinTPTWsffaiatjfTin lrarmta
d» heute 7$ahrige Rolf Gutbrod,
denn die Plammg an »»inpm ~Ran hat
fast 20 Jahre gewahrt Ste reicht da-
mit in die gteiche Zeit zurück, in der
auch die ersten Entwürfe für die '
Neue Pinakothek in München ge-
zeichnet wurden, jenen spektakulä-
ren Bau, mit dem der Al cMtekt Ator-
and» von Bianca nm erstenmal
neue Wertungen d» Kunst des
a mhitplrtpnigehen Angpmnhc zu set-
zen gewagt bat- in bewußt» Antithe-
se zu fei abstrakten, geschichts-
feindlichen Grundsätzen des Bau-
KoH Gotbrads Neobou dw Knastgemt>ea
w»iigiötM>n Bekenntnis di>s Islam yng*> -
wandt hat, in Anspruch, daß es „ei-
nen hwnift yirrii^khattpnHen HintPr -
grund for dte als .SoUtahs* gestalteten
Bauten d» Umgebung“ (also für die
Knltnrhairton voll Scharoun unH
Mips ) hfldpn solle. -
Ab» dem Bauwerk ist diese Ab-
sicht nidit anzumerken. Dem Be-
schau» bietet es sich als ein Gebirge
rot» Backsteinkuben ohne erkenn-
bare Ordnung od» B ezugspunkte
dar. Offenbar wfllküriilch ist die Bau-
masse durch' Schütze' und Beton-
rippen tintprfcpflt, quellen
Backstemwänden massive Beton-
blöcke (die Reppentünne), sind
mSphtiy Metallkästen (mit den
Fensterfranten) »ngehängt od» auf-
JU
;dwStootllcbM Mdibm praofiisebor Kultuibesitz Bttrfia
FOTO: SlEBftANO REHBERG
güen, durchgefonnten hochartifiziel-
len Schöpfungen des Kunsthanrf -
werks entbanden. Das mag nicht ein-
mal ein Zufall srin. Für Hag Ranhang
war „Kunstgewerbe“ ein Schimpf-
wort - ein Trauma, an dem der nie-
mals mit, girli ins Rj>inp ItnromuriHp
Deutsche W»kbund noch heute
trägt
Was die Mjuawunslritutig ?hp 7 fij
diesem gekfmstelt archaischen Ge-
häuse inszeniert hat, das kann man
nicht anders als grandios nennen
Gutbrod entschuldig t mit Hpm
Hinweis, d» ^RtnriraiTm . Eindnipk* 1
des Mnmims könne mrr eine unvoll-
kommene Vorstellung von der Ge-
samtkonzeption des von ihm entwor-
fenen Musemkompfaces geben, zu
dem noch Gemäldegalerie, Skulptu-
repsarmhhmg, Kunstbibliothek imd
TTiipfar g tiehlcahme ft gehören imd der
Mitte fe 90» Jahre vollendet sein
soll D» -fertiggestellte Bau -dürfe
nicht als Enzelbauwerk gewert e t
werden. & sei kontrapunkti-
schem Gegensatz zu den qräteren
Bauten von außen eh» abweisend“
und werde „erst beim Betreten des
Haupttreppenhauses transparent^.
Folgt man dies» Empfehlung, so
wird man dag Versprechen im Innern
des Gebäudes dennoch kaum einge-
lost finden Der Rijck in dm vertier-
ßimgsvoHen Innenhof, fe sich be-
reits aus fe hohm, vierstöckigen
Ejnff m gghnTlp heraus ö ffnp t wild
durch monströse mgtalipng Beweh-
rungen der Fenster mehr verstellt als
freigelegt Fast gewalttätig wirken die
plumpen Betonrampen, die als riesi-
ge lüge die Treppen enthalten und
sich ohne Rücksicht auf die Raumfor-
men von oben asymmetrisch in die
Sale senken
Graue Sichtbetonwande, schräg
und regellos abgewinkelte Emporen,
wuchtige Träg» und Unterzüge aus
Beton, die rieh schiefwinklig ver-
schlingen od» plötzlich abgehackt
mden, fünfeckige Pfeil», die in acht-
eckigen D mkmnnggphntttpn mün-
den, Metallbügel für die Treppenge-
länder, d»m F anrirhtamg aVigpki p pt
sind - das aTh»g darf man n at ürlich
nicht als . Pannen “ des Architekten
werten, sond»n als Ausdiucksmittel
gm« ganz bewußten, freilich sicher-
lich befremdlichen Gestaltungswil-
lens. Wenn es eine Aussage, eine Phi-
losophie dieses Bauwerks gibt, so
wird man sie in fe Absage an Ord-
nung »nd Ablesbarkeit, an Sinnge-
bung und Harmonie, an kunstterisebe
Durchbildung und Ornamentik, an
das „Historische und das Poetische“,
die beiden von Schinkel für unab-
dingbar erklärten Qualitäten d» Ar-
chitektur, zu suchen haben.
Funktionalismus? Materialgerech-
tigkext? „Anständige“ Form? Die al-
ten Tdaalp des Bauhauses «*md ausge-
höhlt und bis tut Karika hrr wrfrem-
det Mehr noch als in Frankfurt, wo es
die Ifriseumsleitung schwer hat, de»
AusstethmgsstÜcken in den lieht ,
überfluteten Raumfluchten des Ame-
rikaners Richard Getiung zu
verschaffen, ist in Beriin ein Museum
eh» gegen als Zur die filigranen, fra-
Franz Adrian Drei» hat dem Bau
Qualitäten abgerungen, die seine ei-
genrinnige, disparate, gewalttätige
Fonnensprache fast vergessen ma-
chen. „Raum »nd Lichtführung sind
nifht schlecht, als Miiconm ist d»g
TTanc h^y r nutzbar als die National-
galerie“, sagt d» lünwimsman^ d»
fe mit dgr Anordnung und Ausstat-
tung de r Vitrinen, mit geheimnisvol-
len I.ichteffekten, mit dem Einbau
von Kabinetten, mit dam Wechsel
von großzügig» Rnumnutamg imd
dicht», geballter Präsentation d»
Exponate und mit dem suggestiven
Grundsatz: „Die Farbe d» ausgestell-
ten Gegenstände soll den Raum be-
stimmen“ als ein Magiar des Rauxn-
kults erweist
Übertragen könnte man sagpnr Die
Ornamentik fe Kupsta eg enstände ,
die dieses Haus birgt, wud die amor-
phe UnTle noch schndler überformen
als das vom Architekten her hei g p-
sehnte Jütem" d» Außenhaut und
das schon angepflanzte grüne Ran-
kenwerk. D» Satz JDie Form folgt
d» Funktion“ kann offenbar nur in
d» Ironie Erfüllung finden.
DANKWART GURATZSCH
Das staatliche Teatro di Roma Oberzeugte mit „La Venexiana“ in Duisburg
Sinnenfreudige Dreiecksgeschichte
W as Männern scho n immer Spaß
machte, das wird Wirklichkeit
in fe Komödie „La Venexiana“, die
ein unbekannter Autor im 16. Jahr-
hundert geschrieben hat Seit 1928
kennt man sie, und Benedetto Croce
hat sie als „wunderschön und äußerst
origmell“ gepriesen. In Duisburg, das
sein alljährliches Festival diesmal Ita-
lien gewidmet hat, war das Stück jetzt
im Original zu sehen: Das staatliche
Teatro di Roma zeigte, mit Valeria
Möriconi in d» Titelrolle^ eine Insze-
nierung von Maurizio Scaparro, die
nach einem Abstech» nach Bochum
noch einmal in Stuttgart (am 10. Maß
zu Gast ist
Da kommt ein jung» Mann nach
Venedig, arm, ab» lüstern auf Aben-
teuer. Und siehe: Gleich zwei schö-
nen und obendrein reichen Adelsda-
men hat» es angetan. Ab» Croce sah
richtig: Die Geschichte verläuft sehr
viel anders, als Männer es sich erträu-
men. Vom Beutemachen nämlich,
von Eroberung wie sie Stücken die-
ser Art als Schablone Tngmndp liegt,
kann keine Rede sein. Die Initiative
geht von den Frauen aus, Juho(Gian-
franco Jannuzzo, wahrhaft ein begeh-
renswert schön» Mann) wird erobert
zuerst von der Witwe Anzola, danach
von fe jungen Vahera (Francesca
Paganini), die von ihrer Ehe mit ei-
nem offenbar ältere n Mann ent-
täuscht ist Man lernt ihn nicht ken-
nen, » tritt nieht mif Verwicklungen
dieser Art wenn » denn überhaupt
auf irgendwelche aus war, hat sich
fe Anonymus erspart.
Die smiumfreudige und, nirgendwo
rimperiiehe Geschichte läuft ganz ge-
radlinig ab, geschäftig betrieben von
öpn Dienerinnen in beider Damen
HausemundvoneinemwabreiiP&n-
darus, dem alten B»nardo (grandios:
Andrea Maleuzzi)- ein» ungewöhnli-
chen Rolle im 16. Jahrhundert-, der
offenbar viel Zeät hat auf dem Rialto
herumzustreunen. Dieses Terzett
sorgt dafür, daß Julio »»Tn nächtli-
chen Diener der beiden Damen wird.
An Goktonis Arlecchino freilich
und an die unvergeßliche Inszenie-
rung, die seine Commedia defl’aite
vor zwei Jahrzehnten durch Giorgio
Strehler »fuhr, darf man bei Mauri-
zio Scaparro nidit denken. Roberto
F ra nein hat ihm eine ganz schlichte
und kahle Dekoration ohne jedes Büd
gebaut, dessen bewegliche Wände
den vom Stuck ständig gefor der ten
Wechsel zwischen Inncmanm und
Straße gekunripnschTM>n vollziehen
Farbe kommt nur durch die von
Emanud e Luzzati entworfenen Ko-
stüme auf die Szene. Und durch den
enormen Ausdrude, zu dem aus-
nahmslos alle Schauspiel» fähig
sind. Der ist ab» auch nötig; denn
diese Inszenierung setzt eben nicht
auf umwerfende szenische Artistik.
Scaparro verfaßt sich allem auf die
Sprache, und bei all» AJ-fresco-
Zeichnung versucht er, die Charakte-
re fe Komödie, vor allem die der
Frauen, zu gestalten. Audi wenn den
deutschen Zuschauern das eine od»
andere entgeh t - es ist perfektes
Theater. KATHRIN BERGMANN
Essener Folkwang-Museum zeigt zeitgenössische „Fotografie aus Spanien 6
Mit Kissen in die Flucht geschlagen
D » Tod hat die Sense an eine
HftnftrrwuPT gelehnt imri knüpft
rieh den Schuh zu. Eine Hand zeigt
aus wnw dichtgedrängten Menge auf
eine Wand mit Fotografien, die den
Töd eines Mannes durch einen Stier
In mehreen Sequenzen festhaRen.
Das and Büd», die schon durch die
Motive ihre H»kunft v erraten — „Fo-
tografie in Spaniel“, zu im Es-
sen» Folkwang-Museum.
Die andere Seite sind auch in die-
sem Land Versuche, Kunst und Foto-
grafie zu Werken eigener Ausdrucks-
kraft zu verbinden. Dabei knüpfen
die zeitgenössischen spanischen Fo-
tografen an die Expe nmentalte c hni-
ken der dreißiger Jahre an, die rie
a Herd in gc um die Farbe als zusätzli-
ches Element bereichern. Im Vorder-
grund stehen dabei gese M yhaft skriti.
sehe Anspielungen, z. B. bei Esteve
Palmeda, wenn er einen erstaunten
Priest» Üb» ring MpU» auf einen
geschundenen Christus schauen läßt
Pedro AveUaued od» America
San<»h» gflhwi diw Emdwiti gkeitzu
Gunsten ein» stärkeren BiM Wirkung
auf; ural bei Albert Gonzalo sind die
fotografischen Fragmente »nes Kop-
fes, eines Marienbildes od» die Teile
wnwr Zeitung mir noch Zutaten ein»
zeichnerischen Komposition- „natio-
nale Eigenart" lassen diese Arbeiten
nicht erkennen.
Bä den Schwaizweißfotos ist das
anders. Kaldo Chamorro, Cristobal
Hara, Fernando Herraez, Garcia Ro-
dero nnö Ttemnn 7AhaV« realisieren
zwar jed» für sich ihre eigenen Ide-
en, aber als Gruppe haben sie steh
eine Dokumentation spanisch»
Wirklichkeit zum Ziel gesetzt. Dabei
bevorzugen sie die „klassischen“ spa-
nischen Motive: Stierkampf; Religio-
sität, Volks- »nd Ejrchenfeste. Es
sind ausgewogene Kompositionen,
die die Kontraste - helle Kleid» vor
dunklem Hintergrund, Silhouetten
d» lUtens rhen vor dem gleißenden
Uhrnnpl - lieben. Nicht säten sind
die Büd» auch symmetrisch aufge-
baut, was ihnen zusätzliche Bedeu-
tungsschwere gibt
Die Montagen und Collagen wie die
Samen aus dem Alltag entstanden
ohne Auftrag als freie Arbeiten. An-
ekdotische Aufnahmen wie die drei
Stierkämpfer von Zahalza, die aus
d» Arena flüchten, weil man rie mit
Si tzkiss en bewirft, sind deshalb die
Ausnahme. (Bis 16. Juni; Katalog 12
Mark) P.D.
Über 300 Künstler beim
„New Jazz“ in Moers
dpa, MoerriNiederrbein
Auf dem wohl bedeutendsten eu-
ropäischen Festival des Neuen Jazz
in Moers am NiederThein spielen zu
Pfingsten von Freitag bis Montag
(24. bis 27. Mai) mehr als 300 Musi-
keraus 14 Nationen auf. Die aktuell-
sten Trends und Musik» fe New
York» Szene sollen unter dem Mot-
to „Von Noisebis Voice“ vorgestellt
werden. Als einer der Höhepunkte
güt das US-Quartett „Phalanx“ mit
dem Gitarristen Jam» Blood Ul-
mer und dem Tenorsaxophonisten
George Adams. Zur „African Dance
Night“ in der Nacht zum Montag
spielt in d» Jazzpalast um-
funktionierten Eissporthalle Mori
Kanteh aus Guinea auf; d» heraus-
ragende Vertreter ein» ethnisch
und jazzorientierten Rockmusik in
Westafrika. Qu» durch das Pro-
gramm gibt es an jedem Festivaltag
Vertreter d» jungen deutschen Sze-
ne zu hören.
Deutsche Erstaufführung
bei Theatertreffen
dpa,GÖttiQgen
Die 40 besten TheaterproduktiD-
r w»n d» Kfistenlander werden ab
heute beim 14. Norddeutschen
Theateitreffen unter dem Motto
„Als d» Krieg zu Ende war“ vorge-
stellt Das .Junge Theater Göttin-
gen“ eröffnet das Festival mit d»
deutsch» Erstaufführung des
„Willkommen ihr Helden“ des eng-
lischen Dramatikers Tony Mar-
chant das den Falklandkrieg the-
matisiert
Stein künstlerischer
Leiter in Basel
dpa, Basel
D» deutsche Dirigent Horst
Stein übernimmt für die Saison
1987/88 die wingflorigrhp Leitung
der Allgemeinen Murikgesellsrhaft
Basel (AMG). Das teilte AMG-Präsi-
dent Thomas Stahlin in Basä mit
Da die AMG »ieht üb» ein eigenes
Orchester v»fügt, ist ihr künstleri-
sch» Leiter gleichzeitig Chefdiri-
gent des Basl» Sinfonieorchesters.
Der 57jährige Stein wird seine Tä-
tigkeit als Chefdirigent der Bamber-
g» Symphoniker beibebatten. Seit
1980 und bis zum Ende dies» Spiel-
zeit ist Horst Stein Chefdirigenl und
künstlerisch» Leiter des Qrchestre
dela Suisse Romand e m Cmf
Gotische Kunst aus
Prag in Köln
dpa, Köln
Die Prag» Nationalgalerie zeigt
vom 8. Mai bis zum 2L Juli 60 aus-
gewählte Werke gotisch» Kunst
aus Böhmen im Schnütgen-Muse-
um in Köln. Erstmals wird damit
mMplaHyriiphp Kuns t aus Prag und
Böhmen in ein» ei genen Ausstel-
lung in fe Bundesrepublik
Deutschland zu sehen sein, hieß es
bei fe Pressevortierichtigung am
Dienstag in Köln. Die Ausstellungs-
stücke umfassen Objekte d» Tafel-
und Buchmalerei, der Bildhau»-,
Goldschmiede- und TtextflkunsL
Die Präsentation ist eine Gegenga-
be für die im Herbst 1983 im Ge-
orgskloster auf der Prag» Burg
vom Köln» Schnütgen-Museum
eingerichtete „Parieikunst vom
Rhein".
Sinfonieorchester aus
Dallas in Europa
AFP, Paris
Das Sinfonie o rchester 8118 Dallas,
das seit 1977 von dem Mexikaner
Eduarde Mata geleitet wird, beginnt
Mitte Mai eine Europatournee. Das
1900 gegründete Ensemble, dem
derzeit 88 Musik» angehören, prä-
sentiert sich vom 13. bis 18. Mai in
Großbritannien, vom 19. bis 23. Mai
in fe Bundesrepublik und zum Ab-
schluß in Frankreich und Spanien.
Es wird von dem irischen Flötisten
James Galway begleitet, d» ein
Konzern von Griffes spielt
Acropolis“ in Nizza
eingeweiht
dpa, Nizza
In Nizza ist der Kongreß-Palast
„Acropolis“ für kulturelle, touristi-
sche und sportliche Veranstaltun-
gen erößbet worden. Der im Zen-
trum fe Stadt gelegene, 31 Meter
hohe Doppel-Bau aus Glas, Stahl
und Beton verfügt nach fe Paris»
Op» üb» die mit 1200 Quadratme-
tern zweitgrößte Bühne Frank-
reichs. Das „Auditorium Apollon"
bietet 2500 Besuchern Platz. Das
Ein weihungs-Festival mit Opem-
Aufl Ghiun g en, Konzerten und Aus-
stellungen dauert bis Ende Juni
Höhep unkte sind «ne „Amerikani-
sche Nacht“ mit französischen Met
sterköchen und eine Kunst-Ausstel-
lung fe „Schule von Nizza“.
Europäische
Ärzteaktion
DW.Boim
Die Mitglied erve rsammlun g der
Europäischen Ärzteaktion in den
deutschsprachigen Landern appe-
liert an die deutschen Universitäten
und die Ärztekammern, an alten
Universitäten Lehrstuhle für
hippokratische Ethik - entspre-
chend dem Genfer Gelöbnis von
1948 - einzurichten.
AUS ALLER # WELT
DIE WPT.T - Nr. 107 - Donnerstag, 9. Mai 1985
Frauenmord auf
Korfu: Tat eines
Geisteskranken?
Spargel - Gounnetti p seit dem Altertum / Deutschland m ausert sic h zum Großverbraucher
Der Deutschen Lust
D. J. SUTHERLAND, Korfu
Entsetzen und Furcht herrschten
gestern auf der griechischen Ferien-
insel Korfu, naehdern bekannt gewor-
den war, daß drei junge deutsche
Frauen in einem einsamen Gelände
oberhalb der Ennones-Bucht an der
Westseite der Insä ermordet worden
waren. Nach Angaben der FOhzei
sind die 25jährige Karin Rauner, die
24jährige Petra Ulrike Kunow- beide
aus München-Frdsmg — und die
2$ährige Karmen Eckhoff aus Hagen
d p r e h TCn p fc ehftgsp atu? piner
Jagdwaffe getötet worden.
„Wir sind auf der Spur des Mör-
ders“ , behauptet die Polizei auf Kor-
fu. Sie vermutet, daß ein Geistes-
kranker die Bluttat begangen haben
konnte. Gleichzeitig wurde eine
Nachrichtensperre verhängt Eine
ans Athen entsandte Ronde rkorrifflig -
sion der Kriminalpolizei hat die Er-
mittlungen übernommen.
Am Sonntag hatte sich Carmen
Eckhoff nach dem Mittagessen von
ihren Eltern mit den Worten verab-
schiedet' „Tscbüß, ich gehe Freun-
dinnen besuchen.“ Als Reiseleiterin
betreute sie im First-class-Hotel „Er-
mones-Beach“ für das Unternehmen
„Vim-Tours“ Touristen aus Deutsch-
land. Sie ist zweisprachig auf gewach-
sen, ihre Mutter Sebastian! ist Grie-
chin. Ln Nachbardorf Skripero besit-
zen die EHem ein Ferienhaus, und sie
haben dort Verwandte. j
Am Montag mittag hatte sich Car- 1
men EekhnfF tarierter mit ihrgn Eltern |
treffen wollen Doch diese warteten
vergeblich. Vater Wolfgang Eckboff
(50) machte sich besorgt auf die Su-
che nach seiner Tochter. Die Freun-
dinnen, die Carmen hatte besuchen
wollen, waren Ulrike Kunow und Ka-
rin Rauner. Sie hatten ihr kleines Zelt
oberhalb des Tfeteis auf rfern Hüg el
auf geschlagen. Das Hotel ist in Ter-
rassen gebaut, mit Blick über die
Bucht von Ermones. Der weiter an-
steigende Hfigpl erlaubt eine wunder-
schöne Aussicht a»fc Meer. Das Zelt
stand neben einer kleinen Kapelle
zwischen Ginsterbüschen und Olean-
der. Wolfgang Eckhoff fand die bei-
den Martehen am Montag mittag Um
1100 Uhr nur wenige Meter von ih-
rem Zeh entfernt
„Ich habe noch niemals einen so
völlig gebrochenen Mann gesäten“,
sagte der Portier des Hotels, von dem
aus die Polizei benachrichtigt wurde.
Sie übernahm dann die Suche nach
der noch immer vermißten Carmen
Eckhoff Erst am Dienstag wurde die
Leiche der jungen Flau einige hun-
dert Meter von ihren Freundinnen
entfernt zwischen Büschen in einer
kleinen Mulde entdeckt
Alle drei jungen Frauen waren
durch Kopfschüsse aus einer automa-
tischen Jagdwaffe mit großkalibri-
gem Schrot getötet worden. Karin
Rauner erhielt außerdem noch einen
Bauchschuß, Carmen Eckhoff einen
Schuß in den Rücken. Da sie einige
hundert Meter weiter getötet wurde,
besteht der Verdacht, daß sie ihrem
Mörder zu entkommen suchte. Es
gibt keine Anzeichen dafür, daß sich
die jungen Frauen gewehrt haben. Ih-
re Wertsachen sind unberührt Das
Zelt wurde nicht durchwühlt, und die
Leichen sind nicht bestohlen worden.
Sie waren bekleidet und trugen Ringe
und Uhren. (SAD)
XING-HU KUO, Stuttgart
Im badischen Dorf Hüjels-
hpim l nur wenige Minuten von
Baden-Baden entfernt ist die
Spargelernte in vollem Gange:
Männer und Frauen in tiefge-
bückter Stellung stechen das
Erfri gemfi» in mühseliger
Handarbeit Mit „Körbte“,
Messer, Kelle und Adleraugen
ausgestattet wird jede Stange
emapln an«: Hern lockeren
Sandboden gezogen. Die
scharfen Augen der badischen
Spargelbauem - hier befindet
sich das älteste deutsche Spar-
gelanbaugebiet dem schon die
Römer Pale gestanden haben-
sind notwendig, um che feinen
Risse auf den Hügeln' zu erken-
nen, die anzeigen, daß hier das
begehrte weiße Gemüse reif
genug ist
Ein Thg in den Spargelbee-
ten ließ erahnen, weshalb die-
ses Gemüse, vor «Hem das in
Deutschland erzeugte, so teuer
ist
Da ist zunächst die lange
Anlaufzei t: In den ersten bei-
den Jahren narb der Pflan-
zung - pro Hektar werden üb- '
ri flens 12000 Spargri pflanaen
zum Stückpreis zwischen 0,25
und 0,50 Mark benötigt - gibt
am Spargel wächst
es keine Ertrüge. Bodenpflege
und Pflanzenschutz müssen
für den gesunden Aufbau des
Wurzelstocks und der „Spei-
cherwurzeln“ sorgen. Bis zum
Ende dieser zwei Jahre sind
bereits 25 000 Mark pro Hektar
für TAhne und S aehatisg ahen
ausgegeben worden.
Erst vom dritten Jahr an
(und dann weitere zehn Jahre)
können die Stangen geerntet
werden. Pro Hektar werden
rund 2000 Arbeitsstunden be-
nötigt, niaeM nneh einmal
20000 Mark an Lohnkosten
aus.
Am günstigsten ist die Ern-
tezeit in d**n Abend- und Mor-
genstunden. Unmittelbar narb
der üknte beginnt der Wettlauf
mit der Zeit Der Spargel ist, so
der prominente Fernsehkoch
Horst Scharfenberg, „ein Ge-
müse der kurzen, schnellen
Schnelligkeit aber ist teuer.
Doch die deutschen Kunden
sind offenbar bereit, etwas
mehr für die kostenaufwendi«
ge Frische auf den Tisch zu
legen. Zur Zeit hegt der 500-
Gramm-Preis bei zehn MaAr -
ein stolzer Preis, der nicht zu-
letzt auch auf der angeblich
besseren d e ut schen Qualität
beruht.
Je frischer die Stangen, um-
so uuverbimichter und echta-
der Geschmack des in
Deutschland immer beliebter
werdenden Gemüses. Also ist
Schnelligkeit geboten und
nicht nur wegen der Konkur-
renz aus Frankreich, Griechen-
land, Spanioi und Holland;
Nach einer Umfrage wollen
die Bundesbürger in diesen
Jahr mehr Spargel essen als im
vergangenen Jahr. Dabei ran-
giert dieses Gemüse, um das
sich hierzulande ein wahrer
„Kutt“_ , so Scharfenberg,
rankt, überraschend -yhr*n an
dritter Stelle der kulmariscben
Begehrlichkeiten hinter so
markanten Vorzugsspeisen
wie Frischfleisch und Schwei-
nebraten, von dem die Deut-
schen nun einmal nicht lassen
mögen. Dabei hält Deutsch-
land bereits mit 30368 ver-
zehrten Tünnen den EG-Re-
kord. Das meiste ging nach
konser v at i v e r Zubereitung die
Kehle hinunter: Spargel mit
gekochtem Schinken und
neuenKartoffehi.inButteTge-
schwmkt Dabei gibt* s so vie-
le neue Rezepte.
S t o MWi pBiaM hi Mk «ad GHendb Pie Ernte bffagotohmn
FOTO; ASTRID BRANDT
)
Vom Nimbus einer bläßlichen und wässrigen Angelegenheit
W as ist es eigentlich, das den zea und werden im Topf oder als mir die erwähnte Sprosse verzehrt königliche Gemüse nicht auch das raffinierte Variante besteht darin, sie
Spargel zu seinem Nimbus Schmuckgrün angeboten. Von der Sprosse am liebsten wieder billigste sein kann . . . teüwmsemhDicknnlchanzuznachmi;
verhütt? Seine lange Ge- Der kulinarische Snamel fasnar*- nur die Spitze. (Zitat eines unbekannt P»»inr ma* «« ena*heinen so wird ihr leicht säuerlicher Ge-
W as ist es eigentlich, das den
Spargel zu seinem Nimbus
verhütt? Seine lange Ge-
schichte als Kulturpflanze oder die
ihm nicht nur von Agiatttl l infrprg {eI7-
te aphrodisische Wirkung, daß er
s chlank maehen soll und ent-
schlackt? Oder ist es einfach sein zar-
tes Aroma, das ihn feiner als andere
Gemüse macht?
Als „Schmeichelei des Gaumens“
bezeichn ete Cato den Spargel Cato,
Politiker und Erzfeind Karthagos,
war auch Landwirt und Buchautor.
In seinem Band „De agricultura“ be-
schreibt er auch den Spargelanbau.
Also Lob aus berufenem Mund.
Spargel (lat asparagus) gehört zur
Gattung der Lilieng ewächse, Sein
Wurzelstock treibt fleischige Schöß-
linge. Die Pflanze wird etwa 1£ bis
zwei Meter hoch und hat bis zu zwei
Zentime ter lang e R chemhlätter Sei-
ne kleinen Blüten sind eingeschlecht-
lich, zweihäusig die weiblichen Blü-
ten entwickeln rote Beeren. Andere
Spargelsorten dienen als Zierpflan-
zen und werden im Topf oder als
fiphmiiekg riVn an gehnten
Der kulinarische Spargel (aspara-
gus officmalis) stammt aus Asien. In
Ägypten ließ man sich bereits vor
4000 Jahren diese Köstlichkeit
schmecken, die Griechen schlossen
rieh nahtlos an. Aber für sie war Spar-
gel auch Heilmittel. Tausende von
Jahren Später nahm sich seiner auch
in Deutschland, wo bis ins 16. Jahr-
hundert Spargel auf sandig en Gras-
böden nur wüd wuchs, ein Arzt an:
J ohann Casimir - Leibarzt des Pfalz-
grafen von Rhein - erntete Ende der
60er Jahre des 16. Jahrhunderts die
erster kultivierten Spargelstangen.
Seim» medizinische Wirkung geht
auf die in da Spargelsprosse enthal-
tene, verdauliche Stickstoffverbin-
dung Asparagin T unlclr Genauer ge-
sagt handelt es sich dabei um Ami-
nobernstemsäuieamid, ein wichtiges
Zwiscbenerzeugnis beim Aufbau des
pflanzlichen Fnneifles TW hohe Kqli-
umgEfaalt wirkt zudem entsch lak-
kend.
Von der Spargelpflanze selbst wird
mir die erwähnte Sprosse verzehrt
Von der Sprosse am liebsten wieder
nur die Spitze (Zitat eines unbekannt
gebliebenen Gourmets: „Vom Spar-
gel aß er nur die Spitze - der Gipfel
der Bescheidenheit“) Die Triebe ver-
längert man, indem die Beete aufge-
hauft werden. So ergibt sich das typi-
sche Ers chcimmgsbild der Spargel-
beete mit ihren tiefen Furchen und
durchgehenden hohen Kämmen So-
bald die Spargelköpfe die Erdschicht
von unten anheben, werden sie gesto-
chen. Danach wird das Beet weder
glattgestrichen, damit der nächste
Sproß, der durchstoßen will, sofort
entdeckt wird. Inder aktivsten Treib-
zeit können die Sprosse täglich bis zu
sieben Zentimeter wachsen. Geerntet
wird immer noch von Hand. Wartet
man auch nur etwas zu lange mit dran
Stechen, so beeinträchtigt dies den
Geschmack.
Jede neu gesteckte Pflanze braucht
einige Jahre, ehe sie „trägt", also ge-
stochen werden kann (s. obigen Be-
richt)- Diese lange Anlaufzeit ist we-
sentlicher Grund dafür, warum dieses
königliche Gemüse nicht auch das
billig ste sein kann. ..
Paradox mag es dabei erscheinen,
daß man h eim Spar gel kairf pro 100
Gramm „nur“ zwei Gramm Eiweiß,
drei Gramm Kohlehy drate und kein
Quentchen Fett «wirbt - alles in al-
lem 20 Kalorien. Damit gehört Spar-
gel zu den Nahrungsmitteln mit nied-
rigstem Brennwert, was ihn deshalb
besonders attraktiv macht
In Deutschland setzt in diesen Ta-
gen die Haupternte ein; sic zieht sich
bis in die osten Juniwochen hm.
Dann sind aber langst die osten
netten d eutschen Karto ffeln auf dem
Markt UlkLwas kann köstlicher sein
als frischer Spargel mit neuen Feter-
süienkartoffeln, gerlagsener Butter
und S chinken?
Doch damit ist die kulinarische An-
wendungsvielfalt der bläßlichen
Stengel keinesfalls erschöpft. In der
Kalten Küche verfeinert er Salate, in
zart ge wür zten Mayonnaise-Soßen
kommt sein Aroma voll zur Geltung.
Die Sauce Hoflandaise ist eine der
klassischen Soßen zum Spargel - eine
raffinierte Variante besteht darin, säe
teilweise mit Pickmflch anzumachen;
so wird ihr leicht säuerlicher Ge-
schmack noch unterstrichen. Kon-
trastr^ch kann eine Kapernsoße sein.
Spargel übeibacken, als Gratin, mei-
ner Sülze - die Beispiele ließen ach
beliebig fortsetzen.
Heute ist der ehedem königliche
Spargel für alle da, aber nur bis St
Johannis, dem 24. Juni, an dem tradi-
tionsgemäß bei uns die Ernte einge-
stellt wird. Ob hierin noch altes
VnncBhFffl whtu*» aus den Sonnen- !
wendefeiem zum Ausdruck kommt, j
rpa g dahingestefit bleiben. Auf jeden 1
Fall muß die Spargelpflanze etwa zu
diesen Zeitpunkt austrriben können, j
um ihr strauchartig» Blattgefieder i
zu entwickeln. Dann erst dürfen die j
Triebe verholzen, um der Pflanze 1
obeirdisch Halt zu geben. Sie ,
schöpft wieder Kraft, bildet ihren
Wurzelstock np u aus und kann dann,
nachdmvOT dem Winter das Blattge-
fieder entfeint wird, im Früh jahr wie -
der austraben... HANSOTZEN
LEUTE HEUTE
Nationalsymbol
Sie ist eine Institution in Frank-
reich. Seit mehr als hundert Jahren
gehört die „Marianne“ zu den offiziel-
len Symbolen des Tandes, als Brief-
marken-Mötiv etwa oder als Gipsbü-
ste in den Rathäusern. Benannt ist sie
nach einer Frau aus da- Revolution
von 1789. Und da sich in dieser Figur
WEHER: Wechselhaft, mäßig warm
Wetterlage: Das Tief über dem westli-
chen Mitteleuropa verlagert sich nur
langsam nordostwärts. Es bleibt mit
wolkenreicher Meeresluft für
Deutschland wcttarbestbnmend.
Vortiersage für Donnerstag;
Wechselnde Bewölkung mit schauer-
artigen Begenfällen. Vereinzelt Ge-
witter. Temperaturen zwischen 13
Grad an der Nordsee und 19 Grad Cel-
sius am Oberrbem. Nachts zwischen 8
und 13 Grad. Sc h wacher bis mäßiger
Wind, im Norden mm n faHW«4ie« , sonst
aus unterscbiedHchen Richtungen. In
den Alpen ln 2000 Meter um nuQ Grad.
nicht nur Nationalstolz und Frdheits-
sinn spiegeln, sondern auch das je-
weils gültige Frauenbüd unserer
Nachbarn, schien wieder einmal eine
Korrektur dieses Pficfes nötig. Kul-
turminister Jack T^wg schrieb also
vor eini g e n M o n a ten einen Wetibe- !
w ert) aus, um «ne „ne ue Marianne“
fehlte es nicht fümstar Isabelle Ad-
jaui war darunter, die Sängerinnen
Mireflle Matlrien und Sylvie Vartan
sowie die Politikerinnen Simone Veil |
und Edith Cresson. Den Sieg aber
trug eine blonde Schauspielerin da-
von, die nicht nur in der französi-
schen Kulturszene als eine Art Kult-
figur gflt Catherine Denenve. In ihr,
die stets kühl und unnahbar wirkt,
S ehen ihre T den Tnhegriff
der „klassischen Frau“. Wer hätte das
von den temperamentvollen Franzo-
sen gedacht-
Gurtmuffel muß kein Bußgeld zahlen
Urteil eines Amtsrichters: Keine Strafe für Autofahrer, die sich nicht anschnallen
Wettere Anmichteii:
Leicht unbeständig, Temperaturen et-
was niedriger.
Beruhrungsangst
TOutmturea am Mittwoch , 13 Ubn
Berlin
17°
Kairo
23*
Bann
ur
Kbpenh.
16“
Dresden
IS"
tj» Palmas
17“
Essen
17°
London
13“
Frankfurt
18°
WiwWit
12“
Hamburg
11“
Mattamt
13“
list/Sylt
16°
MaUorca
27*
München
7°
Moskau
13°
Stuttgart
18“
Nizza
11“
Algier
18“
Odo
15°
Amsterdam
ir
Paris
11°
Athen
23°
Prag
14*
Barcelona
18“
Born
19“
Brüssel
16“
Stockholm
14“
Budapest
15“
Tel Aviv
32“
Bukarest
27“
Tunis
17"
Helsinki
11“
Wien
16“
Istanbul
20°
Zürich
Ö“
H eUnld 11" Wien 16“
■mm. *shw *»»9* *&»«**▼&»■«: Istanbul 20° Zürich S*
GUM ESI**- ÜB Set»«. B3 hm *»**»■«.
WM* T-rreattMa. u— am =jw—i. HMt Somesaafeuit* amFrettag: 5^9 Uhr,
Untergang: 2059 Uhr; Mwwi a irf g mn g
. 2.46 Uhr, Untergang: 1017 Uhr
IiiiIimw I ui iii^i l»i I iiHnri— Wirffln * 1
"ln Mfcac j pMifcwitor Ort
Ein ausgeprägtes Durchsetzungs-
vermögen ist das mindeste, was Ja-
paner brauchet, wenn sie einen Platz
in der U-Bahn erhalten wollen. Des-
halb staunten die Söhne und Töchter
Nippons, als sie gestern ihre Moigen-
ZBftungenaufeddugen und Bilder sa-
hen, fKg TCmn p ' riny. Afcihit n z usam -
men mit seiner Frau Mlehihn und
ihrer jüngsten Tochter Nori als Passa-
giere in dar U-Bahn von Yokohama
zeigtei. Des Rätsels Lösung: Der
künftige Kaiser, dessen Vater fitadii-
to von seinen Untertanen bis zum
Zweiten Weltkrieg noch als Gott ver-
ehrt worden war, mußte sich bei sei-
ner ersten Fahrt mit einem öffenfü-
chen Verkehrsmitte keinen Sitzplatz
erkämpfen. Ihm stand selbstver-
ständlich ein Sander-Waggon zur
Verfügung.
HEINZ HDRRMANN, Bonn
Rin A mtsrichter in Albstadt hat m-
nen Autofahrer, der sich im Straßen-
verkehr nicht angegurtet hatte, frei-
gesprochen. Die Fntechefdimg und
der Tenor der Begründung haben bei
Juristei und Sicherheitsexperten
heftigen Widerspruch ausgelost
Die „Bußgddbewehrung der Gurt-
pflicht" sä mit der verfasäingsmaßi-
gen Redüsordnung nicht in Einklang
zu bringen, sie verletze vor allem
rechtsstaatliche Grundsätze der Er-
forderlichkeit und der Verhättnismär
ßigkeit, so der Leitsatz der Urteüsbe-
geündung. Der Autofehrer müsse für
sich selbst entscheiden können, ob or
sich anschnaüt oder nicht
Die Vorgeschichte ist wenig spek-
takulär. Der Fahrer war in Lautungen
ohne Gurt in eine Kontrolle geraten.
Die Stadt Albstadt schickte einen
Bußgeldbescheid über 40 Mark (Ord-
nungswidrigkeit nach Paragraph 21 a
1 1, 49 1 Nr. 20 a StVO). Dem fristge-
rechten Einspruch folgte die Ge-
richtsverhandlung. Amtsrichter
Maier machte deutlich, daß das Ge-
richt Glicht darüber ZU *»ntaf»'H«=ndpn
habe, ob es nun ratsam sei, Sicher-
heitsgurte anzulegen, wohl aber über
die Erforderlichkeit und Verhältnis-
mäßigkert einer Bestrafung für Gurt-
muffeL Und die verneinte er.
Dann formulierte da- Jurist politi-
sche Fernsätze wie aus der Stich-
wortsammlung des Klassenkampfes.
Da heißt es wörtlich: „Während der
Vexordnungsgeber seine gan» Härte
zeigt, die frei vom Sicherheits-
gurt fähren, mithin po tentiellen Op-
fern von Verkefarsunfjfflen, unter-
nimmt er viel zu wenig gegen Gefah-
renquellen, die erst zu den Unfällen
führen, bei denen sich die Sicher-
heitsgurte bewähren sollen. Als Bd-
spiel sei auf den praktisch schranken-
losen Einsatz von Krafträdern im öf-
fentlichen Straßenverkehr hingewie-
sen. Man ist fest versucht, insoweit
von äxm pervertierten Marktwirt-
schaft zu sprechen, in der es der Pro-
fitsucht gestattet ist, selbst über Lei-
chen zu gehen.“
Dann wird Bonn kritisiert, daß
noch kpin Tempolimit eingeführt
wurde. Begründung: „Das Gericht
verkennt nicht, daß Wagen, mit de-
nen das große Geld verdient wird, im
wesentlichen nur an den Personen-
kreis abgesetzt werden können, der
his- auffallend geschont wird.“
Schon pinmnl hatte sich ein Richter
zur Einführung der Gurtpflicht in ei-
gentümliche Opposition begeben.
Der Stuttgarter J urist Hans Kinder-
mann, auch als DFB-Chefankläger
bekannt, argumentierte: In einem
Staat, in dem Gott sei Dank Selbst-
mord und Selbstverstümmelung
rächt strafbar sind, soll nun die
Selbstgefährdung zu einem Bußgeld-
tatbestand ausgestattet werden.
Damals wie beute gab es heftigen
Widerspruch. Während der ADAC ge-
lassen auf hödistrichterliche Ent-
scheidungen wartet und erklärt: „Sol-
che Urteüe und Begründungen neh-
men wir nicht ganz ernst“, sieht Pro-
fessor Max Danner, einer der aner-
kanntesten Sicherheitsforscher der
ffeH, dte G Afahr emgr Signat wririniTig-
„Als wir nach langjährigem Kinsata
die Gurtpflicht durchsetzen konnten,
kletterte die Anschnallquote auf 92
Prozent Die Zahl der Verkehrstoten
sank um 15 Prozent, obwohl deutlich
mriir Autos gH gplnsgen wurden.“
Dannerweiter: „Solche Entscheidun-
gen Stelen sich gegen äße Erkennt-
nisse und gefährden mm den Bestand
des Erreichtein.“
Freibrief für Unbelehrbare?
ZV scheiden konnte, ob er sich nun
anschnaüt oder nicht, gab es in der
Bundesrepublik Deutschland tausen-
de Verkehrstote und Schwerverletzte
mehr. Darm rang sich Bundesver-
kefarsmmister Werner DoHinger,
sonst ein überzeugter Kämpfer gegen
K tasrtlirhp "Eingriffe m rite pp rwmltehp
Entscheidungsfreiheit des einzelnen.
zum Bußgeld für Gurtmuffel durch.
Wie schon in anderen europäischen
Lander n warm die Zahlen geradezu
Sensationen. Die Anschnallquote
schoß von 60 auf 92 Prozent hoch.
Das rettete trotz ständig wachsender
Verkehrsb elastmig vielen Unfallbe-
teiligten das Leben.
Nun wird der notwendige Schutz
des Gurtes und die Baßgeldverord-
nung für Unbelehrbare ausgerechnet
von einem Richte wieder in Frage
gestellt Das kann zur Folge haben,
daß sich etliche, mir durch Strafan-
drohung „Überzeugte“ in Z ukunft
nicht mehr angurten, zumindest bis
zum Zeitpunkt eines hochstricbtefi- '
eben Urteils. Wie aber ist das zu ver-
antworten? Und wie entscheiden
Richte zukünftig, wenn überdurch-
schnittlich gute Autofehrar mit zu ho-
hem Tempo geblitzt wurden und ar-
gumentieren, man müsse selbst ent-
scheiden können, welche Geschwin-
digkeit für einen gang persönlich
noch sicher ist? HÖR
Piratenübeifaüe
auf deutsche
Handelsschiffe
dpa, Wiesbaden
Zum neunten Mal seit Herbst ver-
gangenen Jahres ist jetzt ein deut-
sches Handelsschiff vor der westafri-
kani sehen Küste von Piraten Überfel-
len worden Das Container-Schiff
Vanellus“ - von einer Hamburger
Reederei -wurde beim Auslaufen aus
dem Hafen von FYeetown (Sierra Leo-
ne) von Piraten geentert, die mehrere
Container aufbrachen, obwohl das
Schiff von Soldaten aus Siena Leone
beschützt wurde. Art und Umfeng
der Beute waren noch nicht zu ermes-
sen. Die Schiffseinrichtung wurde
teilweise beschädigt, doch niemand
verletzt Das Bundeskriminalamt in
Wiesbaden untersucht zur Zeit acht
Baubüberföüe auf deutsche Schiffe
in oder vor westafrikanischen Hafen.
Die Überfalle bewaffneter Banden im
Küstenbereich zwischen Conakry
(Guinea) und Matadi (Kongo) werden
sät fünf Jahren beobachtet. Die Tater
fehren die Schiffe mit Motor- und Ru-
derbooten an, entern sie, und
schleppen weg, was nicht niet- und
nagelfest ist Dabei bedrohen sie die
Besatzungsmitglieder, die sie auch
schon als Geiseln verschleppt haben.
GrnbeDongluck in Mähren
AP, Prag
Bei einem Bei^weiksungUick in
der Tschechoslowakei sind wahr-
scheinlich 25 Bergleute ums Leben
gekommen. Wi e die amtliche Nach-
richtenagentur CTK meldete, starben
bei einer Explosion in eilte Kohlen-
zeche im nordmahrischen Revier
Ostrau-Karwin mindestens acht
Bergleute, 17 sind noch eingeschlos-
sen. Es wird befürchtet, daß auch sie
nicht mehr lebend geborgen weiden.
Acht Arbeiter konnten gerettet wer-
den. Wegen des Grubenunglücks sol-
len in Nordmihren alte Feierlichkei-
ten zum 40. Jahrestag des Kriesendes
abgesagt worden sein. In dem Revier
gab es in den vergangenen Jahren
mehrere schwere Unglücke.
Dawn Addams gestorben
AFP, London
Dawn Addams, in den 50er Jahren
beliebteste britische Filmschauspie-
lerin, ist vorgestern im Alter von 54
Jahren in London an Krebs gestor-
ben. Die im ostenglischen Suffblk ge-
borene Schauspielerin hatte schon
mit 13 Jahren die ersten Probeauf-
nahmen in Hollywood, die zu einer
brillanten Filmkarrie re bei MGM
führten. Sie spielte unter anderem an
der Seite von Gene Kelly in „Singing
in the Rain“. 1954 machte Dawn Ad-
dams durch ihre ^Märcbenhochaeit"
mit dem italienischen Prinzen Vitto-
rfoMassmo Schlagzeilen, von dem sie
17 Jahre späte nach einem spektaku-
lären Prozeß geschieden wurde.
Gehirnbfaitiiiig gestoppt
dpa/UPI, LoutevUle
Bei dem 53jährigen Kunstherzpa-
tienten William Schroeder, der am
Montag pinen Schlaganfall erlitten
batte, ist die Göürnblutung nach An-
gaben des Humana Hospitals in
Louisville (Kentucky) zum Stillstand
gelnacht worden. Der Zustand des
Patienten wurde als kritisch bezeich-
net, wenn auch Herzchirurg William
DeVries zurückhaltend auf Fragen
reagierte, ob das Leben des Patienten
bedroht sei Schroeder ist der zweite
Mensch, dem ein Kunstharz auf
Dauer übertragen worden ist
Fahi^clmliiiettioden?
dpa, Flensburg
Gift ein Fünfte aller Erstbewerber
und fest ein Drittel aller Wiedterholer
fielen 1984 durch die Führerschein-
prüfung. Nach Angaben des Kraft-
fehrt- Bundesamtes in Flensburg be-
standen rund 1,2 Millionen Prüflinge.
Damit ergingen 5,2 Prozent wenige*
Ersterteflimgen der „Allgemeinen
Fahrerlaubnis“ (Klassen eins bis fünf)
an Deutsche aus der Bundesrepublik
als 1983. Die sinkende Zahl der Führ
rerscheinanwärter wird auf die ge-
burtenschwachen Jahrgänge zurück-
geführt Auch die Fahrschulen sind
davon betroffen, was nach Meinung
des Berofsverbandes der Fahrlehrer
bei einigen schwarzen Schafen der
Branche zu unlauteren Methoden da*
Schülerwerbung führe. Sie würden
mit Freibier und niedrigen Preisen
;für die Fhhrausbildung um die Gunst
der Schüler buhlen.
ZU GUTER LETZT
JDie Gewässer ringsum sind so
fischreich, daß jedem Bungalow auch
ein Boot mit Außenbordmotor zur j
Ve rfügu ng stehL "Instand in der Jteh i;,
se-WEUT.
Dos große WELFPrämien-Angebot
Wenn Sie der WELT einen neuen
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Strafte/Nr.: .
PLZ/ Ort;
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Vorw./Tel. ; ,
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